DAX weiter am Rande des (griechischen) Abgrundes…

Die abgelaufene Börsenwoche war grausam, da gibt es aus Sicht eines Anlegers nicht viel zu beschönigen. Sämtliche wichtigen Indizes bewegten sich fünf Tage in Folge am Rande des Abgrundes, konnten aber letztlich (vorerst) alle relevanten Marken verteidigen. Weiterhin belasten insbesondere die Ereignisse rund um die Wahlen in Griechenland die Börsen, aber auch andere „Aufreger der Woche“ trugen nicht unbedingt dazu bei dass Investoren wieder neuen Mut fassten und erneut auf eine Gegenbewegung an den Aktienmärkten gesetzt haben. Unter anderem der Milliardenverlust von JP Morgan, der Ausblick von Cisco Systems, aber auch die deutlichen Gehaltserhöhungen der Commerzbank Führungsriege, haben in dieser Woche auf Investors Inside für Diskussionen gesorgt.

Der Deutsche Leitindex hat am Freitag mit einem versöhnlichem Wochenschluss über der wichtigen Unterstützungsmarke von 6.500 Punkten bei 6580 Punkten geschlossen. Das erneute Scheitern der Griechen bei der Bildung einer funktionsfähigen Regierung dürfte aber bereits am Montag schon wieder auf die allgemeine Stimmung drücken. Somit mache ich es heute kurz. Es gibt nun zwei mögliche Szenarien, deren Kursziele und wichtige Chartmarken Sie kennen sollten…Ich denke es kann sehr wichtig sein sich für beide Fälle jetzt schon eine praktikable Strategie zurecht zu legen!

Das Gesamtbild bleibt wohl auch in der kommenden Woche eher gemischt, da im Moment alles auf Neuwahlen in Griechenland hindeutet, die dann wohl die Linke für sich entscheiden könnte und somit ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion immer wahrscheinlicher wird. Ohne diese Ereignis würde ich ganz klar auf eine baldige Trendwende am Aktienmarkt setzen, denn vieles spricht eigentlich dafür dass wir nun wieder höhere Aktienkurse sehen sollten. Ich habe ja bereits in der letzten Woche darüber berichtet…! Inzwischen befinden wir uns kurzfristig im deutlich überverkauften Bereich beim DAX, S&P und Co. was zumindest für eine technisch bedingte Gegenreaktion in der nächsten Woche spricht. Beide Indizes sind zudem in der letzten Woche von einem steilen Abwärtstrend in einen Seitwärtstrend über gegangen. Eine Bodenbildung an den entscheidenden Marken ist somit nun möglich.

Ich habe Ihnen in dem obigen Chart ein paar – hoffentlich selbsterklärende – Punkte eingezeichnet die aus meiner Sicht nun sehr wichtig sind und entsprechend intensiv beobachtet werden sollten. Kann der DAX am Montag oder Dienstag, nach (wahrscheinlich) anfänglicher Schwäche, den nun eingeschlagenen kurzfristigen Trend wieder aufnehmen würde dies die Bestätigung einer inversen SKS Formation zur Folge haben, deren geschätztes Kursziel dann bei ca 6.800 Punkten liegt. Ein wichtiges Etappenziel dabei ist das Überschreiten der 6.600er Marke auf Schlusskursbasis. In diesem Falle sollte sich auch das allgemeine Sentiment dann wieder deutlich aufhellen. Ein weiterer Anstieg in Richtung 7.100 Punkte scheint somit nach wie vor möglich zu sein.

Grundsätzlich bleibt die Hürde bei 7.120 Punkten die wohl entscheidende Marke des gesamten Börsenjahres 2012. Wie Sie sehen verläuft hier der entscheidende Kreuzwiderstand des langfristigen Abwärtstrends, des Aufwärtstrends aus dem ersten Quartal diesen Jahres und des sehr kurzfristigen Aufwärtstrends, sollte sich dieser in der kommenden Woche bestätigen. Erst wenn dieses Niveau überwunden werden kann sehen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz andere Aktienkurse als heute. Das ist natürlich Zukunftsmusik und klingt in Anbetracht der aktuellen Lage schon fast etwas abstrakt jetzt auf diese Marken hinzuweisen. Aber Sie sollten dieses Niveau kennen, denn es kann in diesem Umfeld auch jederzeit eine Nachricht über die Ticker laufen die genau dieses Szenario dann auslösen wird. Und dann muss man schnell handeln…

Bei aller Begeisterung über die Wahrscheinlichkeit eines kräftigen Anstieges möchte ich aber natürlich nicht die möglichen Gefahren ausblenden. Denn auch auf der anderen Seite besteht inzwischen eine sehr realistische Chance auf eine starke Kursbewegung. Warum die aktuellen Niveaus im S&P 500 so entscheidend sind erkennen Sie in dem Chart oben. Der S&P befindet sich in der seit Anfang 2011 Gültigen Unterstützungszone, und zwar am unteren Ende. Sollte dieser Bereich nun nach unten verlassen werden, ist das nächste Kursziel erst wieder bei 1.288 Punkten zu finden, was sicherlich für die Entwicklung des Dax auch nicht ohne gravierende Folgen bleiben wird.

Aktuell gilt es somit beim S&P 500 die Marke von 1.365 Punkten genauestens zu beobachten, denn auch hier liegt auf der kurzfristigen Ebene momentan die Nackenlinie einer inversen SKS Formation, die den Index wieder zurück in den Bereich um die 1.385 Punkte führen sollte. Gelingt dies nicht und fällt der DAX somit in der Folge erneut unter die 6.400 Punkte Marke, dürfte sich der Abwärtstrend somit weiter fortsetzen. Ein realistisches Kursziel läge in diesem Falle  bei 6.172 Punkten. Hier liegt eine weitere starke Unterstützung, bevor dann eventuell die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten angegriffen werden könnte. Bei 6.350 Punkten liegt eine kleine Unterstützung in Form des 61,80% Fibonacci Levels.

Ich hoffe es ist mir gelungen Ihnen die Brisanz der aktuellen Situation aufzuzeigen, die hohe Risiken, aber auch enorme Chancen beinhaltet. Das Spiel der Griechen mit dem Feuer hat somit leider erneut das Potenzial die gesamte Finanzwelt für einige Monate auf den Kopf zu stellen. Sollte es doch noch kurzfristig zu einer Einigung der griechischen Parteien kommen, wird der Markt dies wohl mit einer Rally belohnen. Die Analyse von Einzelaktien macht somit für den Moment wenig Sinn. Erst wenn wieder klarer wird in welche Richtung die Reise in den kommenden Wochen gehen könnte, werde ich mich wieder verstärkt darauf konzentrieren die Chancen einzelner Branchen und Unternehmen hier zu besprechen. In der letzten Woche habe ich mich im Blog dem Kursrutsch der Klöckner & Co. Aktie und den Quartalszahlen der Commerzbank  etwas näher angenommen. Wenn Sie Lust haben schauen Sie doch mal im Blog vorbei.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr Lars Röhrig

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3 Comments

  1. Thomas said:

    Ich darf mal zu dem ganzen Thema (Dax ist heute, am 1. Juni, bei 6100, siehe Chart oben) eine Frage stellen:

    Heibel Ticker schreibt heute:

    „Wenn man wie Ihr Autor seine Informationen überwiegend der internationalen Presse entnimmt, bekommt man den Eindruck, die Deutschen spielen ein böses Spiel im Euroland, um ihren Reichtum auf Kosten der Club-Med Länder zu mehren.“

    Finanzmarkt (der größte ist in New York) und Realwirtschaft (die größte ist die EU, BIP Wachstum letztes Quartal 0.0%, DE 0.5%, GR immerhin +0.2%):

    Die Indikatoren, die etwas in die Zukunft weisen, verheißen der Realwirtschaft ja wirklich nicht gutes.

    Frau Merkel (oder Mercozy) verkünden ‚Austerity‘ (oder waren es nicht ‚Strukturreformen‘?), Länder wie Irland, Portugal und Griechenland werden dementsprechend ‚gegängelt‘ (wieviel sparen denn die Haushalte dieser Länder eigentlich de facto?), UK macht’s freiwillig, woraufhin der Chinesische Einkaufsmangerindex oder der Baltic dry index in sich zusammenbrechen.

    Meine Frage ist: Dieses sich abzeichnende (weltweite?) double dip, Realwirtschaft: Hat das tatsächlich etwas mit spanischen, griechischen, italienischen, britischen etc. Sparhaushalten zu tun oder ist das die psychologische Wirkung von vermeintlichen Sparhaushalten und evtl. drohenden Bankencrashs? Vorauseilende Illiquidität? Lehman lässt grüßen?

    Ganz was anderes: Energiewende. Vor ca. 1 Jahr war ich der Auffassung, wir diskutierten Schneider Electrics vs. Siemens vs. Hanwa Solarone etc., dass die dann in ca. 1 Jahr einsetzenden Investitionen den Binnenmarkt stärken könnten. Gut, ich bin nicht der einzigste, der rummeckert, dass es mit der Energiewende viel zu langsam geht. Bei einem Art Allzeittief der Umlaufrendite von 1%, deutlich unter der Inflation, wird DE geradzu mit billigem Geld geflutet. Sollte man das nicht jetzt sinnvoll investieren? Warum nicht in Leitungen vom Europäischen Süden nach Süddeutschland an Stelle von/zusätzlich zu Leitunge von Nord- nach Süddeutschland?

    Und Kitas, und ausgebildete Kindergärtner, und gute Ausbilder …

    • Lars said:

      Hallo Thomas, ich habe meine Gedanken zum Thema der Goldbewegung am Freitag in den heutigen Newsletter „gepackt“. Zum Thema Heibel Ticker bzw. der Aussage kann ich eigentlich nur kurz hinzufügen dass seit der Euro Einführung genau das Gegenteil davon passiert ist. Mit der Gemeinschaftswährung wurde ein großer Teil unserer Kaufkraft und unseres Reichtums in die schwächeren Südländer transferiert. Bevor nun auch noch der Rest in Form von Eurobonds über die Wupper geht hoffe ich persönlich inständig dass Frau Merkel ihrem Kurs treu bleibt und bitte nicht bei der nächsten Wahl die „roten“ an die Macht kommen, die diesen unglaublichen Fehler schon am liebsten heute begehen würden. Ich weiß da sind wir wahrscheinlich nicht einer Meinung, und ich hoffe wir müssen auch nicht herausfinden wer hier am Ende Recht hat.

  2. Pingback: Bounce oder Crash? | Investors Inside

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