Bounce oder Crash?

Eine erneut sehr negative Woche liegt nun hinter uns, und so langsam muss man sich sicherlich damit anfreunden dass wir nun bald noch weitere Abschläge in den Indizes sehen könnten, sollte es der Politik nicht gelingen kurzfristig wieder für Entspannung zu sorgen. Insbesondere natürlich die weiteren Unsicherheiten in und um Griechenland tragen nicht unbedingt dazu bei neues Vertrauen zu schaffen, und auch der gerade zu Ende gegangene G8 Gipfel hat hier keine entscheidenden neuen Erkenntnisse gebracht. Zwar wurde erneut der allgemeine Wunsch der führenden Wirtschaftsnationen nach einem Verbleib der Griechen in der Eurozone bekräftigt, dieser Wunsch aber nicht konkret durch entsprechende Beschlüsse untermauert. Politiker weltweit sprechen sich weiterhin öffentlich dafür aus Griechenland doch aus der Währungsunion zu entlassen. Gerüchte um sogenannte „Notfallpläne“ des IWF und auch der EZB machen die Runde. Alles in allem also leider nach wie vor eine Gemengelage in der nicht unbedingt mit starken positiven Reaktionen der Börse zu rechnen ist.

Auch auch charttechnischer Sicht hat sich in der abgelaufenen Woche das große Bild weiter verdüstert. Die Schulter-Kopf-Schulter Formation im DAX, Dows Jones S&P, sowie allen anderen nennenswerten Indizes hat sich bestätigt. Hieraus ergibt sich für den DAX nun das von uns in der letzten Woche dargestellte Kursziel von 6.170 Punkten dass mit hoher Wahrscheinlichkeit in der kommenden Woche erreicht werden sollte. Im S&P 500 wurde das eigentliche Kursziel bei 1.295 bis 1.300 Punkten somit bereits am Freitag erreicht. Allerdings kann aufgrund der angespannten Situation in Europa, und der damit einher gehenden Panik an den Finanzmärkten, nicht zwingend davon ausgegangen werden dass der Index hier nun wieder nach oben drehen wird.

Aus Sicht der Oszillationen sind wir in nahezu allen Märkten aber so stark nach unten überdehnt dass eine technische Gegenreaktion des Marktes absolut überfällig ist. Ob diese kommt und wie weit sie dann tragen kann bleibt aber weiterhin schwer zu sagen. Ich habe Ihnen in dem heutigen Chart einmal die aus meiner Sicht wahrscheinlichste Variante eingezeichnet. Momentan verläuft bei 6.185 Punkten die  entscheidende 200 Tage Linie die in diesem Szenario kurzzeitig unterschritten, aber nicht gebrochen würde. Demnach sollte spätestens nach dem Erreichen der Marke von 6.170 Punkten dann allmählich eine technisch bedingte Gegenraktion einsetzen, die uns bis in den Bereich um die 6.600 Punkte zurück führen kann. Wichtig hierbei ist insbesondre dass es dem DAX gelingt die untere Begrenzung des seit März bestehenden Abwärtstrends bei 6.375 wieder zurück zu erobern.

Auf der anderen Seite besteht natürlich auch die Möglichkeit dass der DAX bereits vor dem Erreichen der genannten Tiefpunkten schon wieder auf den Weg macht in diesen Kanal zurück zu finden. Dann sind zunächst Kursgewinne bis zur Marke bei 6470 Punkten zu erwarten. Nach einem kurzen Rücksetzer sollte der DAX danach auch an den Widerstand bei 6.580 Punkten herablaufen können. Die eigentliche Entscheidung fällt dann auf diesem Niveau. Aus heutige Sicht würde ich eher an einen crashartigen Verlauf im Anschluss setzen (auch wenn ich natürlich eher für die andere, hier gestrichelt dargestellte, Variante wäre!), was dann ungefähr zu selben Zeit wie die griechischen Neuwahlen stattfinden könnte. Aber das alles ist natürlich äusserst spekulativ. Wie wir wissen kann jederzeit eine Meldung über die Ticker laufen die alle bisher angestellten Ãœberlegungen sofort negiert…!

Letztlich bleibt also nichts weiter übrig als die momentanen Gegebenheiten zu respektieren und sich dementsprechend defensiv aufzustellen bis der Markt ein neues und klares Signal gesendet hat. Es kann also nicht schaden sich einen gewissen Schlachtplan zurecht zu legen um nicht leichtsinnig in ernsthafte Bedrängnis zu geraten. Ein Bounce wie oben beschrieben dürfte also eine gute Möglichkeit für Anleger darstellen weiter Positionen in die Stärke hinein abzubauen, und das Gesamtdepot auf eine gesunde Größe zu schrumpfen. Und für den Fall einer  baldigen Trendwende haben wir uns in der letzten Woche etwas näher mit Aktien auseinander gesetzt die seit Beginn der Abwärtsbewegung relative Stärke gezeigt haben.

Gold scheint nun ebenfalls wieder für viele Anleger interessant geworden zu sein und zeigt sein drei Tagen deutliche Stärke. Hier deutet vieles auf eine Trendwende hin, die angesichts der Verwerfungen an den Kapitalmärkten auch durchaus Sinn macht. Ich habe in den letzten Wochen ebenfalls damit begonnen in gut kapitalisierte US Goldminen zu investieren um das Euro-Risiko etwas abzubauen und, im Falle eines Zusammenbruchs der Eurozone, für den Ernstfall besser gerüstet zu sein. Hinzu kommt noch die offensichtliche Tatsache das insbesondere Minenwerte inzwischen geradezu lächerlich niedrig bewertet sind. Ich gehe davon aus dass sich diese Divergenz früher oder später auflösen wird, und ich rechne nicht mit einem dramatischen Absturz des Goldpreises.

In diesem Sinne, es kann nicht schaden sich wieder einmal mehr Gedanken über die langfristige Vermögenssicherung zu machen. Auch wenn man nicht daran glauben mag dass es wirklich zum Supergau oder Flächenbrand in Europa kommen wird kann man sich leider nicht mehr darauf verlassen dass die Politiker diese Situation wirklich in den Griff bekommen werden. Im Zweifel ist es also nach meiner Auffassung die bessere Variante Maßnahmen zu ergreifen die dass Schlimmste verhindern können, auch auf die Gefahr hin dann bei wieder steigenden Kursen die ersten Prozentpunkte zu verpassen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Handelswoche und stets die richtigen Entscheidungen!

Ihr Lars Röhrig

3 Comments

  1. Micha said:

    Ja das mit der Klage hört sich in der Tat nicht sehr gut an. Ich werde das ganze ersteinmal von der Seitenlinie beobachten und eventuell eine kleine Zockposition eingehen. Danke für Deine Einschätzung.

  2. Micha said:

    Hallo Lars,

    ich beobachte zurzeit die Deufol AG WKN 510150, eigentlich nur weil eine Niederlassung direkt vor meiner Tür liegt (von meinem Arbeitsplatz gesehen 😉 )
    Es gab am 21.5.12 wieder Insiderkäufe im 6 stelligen Bereich. Ich kann seit längerer Zeit beobachten, wie die Maschienen, welche dort übersee verpackt werden, stetig zunehmen. Charttechnisch sieht die Aktie ebenfalls sehr interessant aus. Buchwert liegt bei ca. 2 EUR. Ich würde gerne mal Deine Meinung dazu hören, wie Du das siehst. (evetuell ist das ja auch interessant für Dich)
    Grüße Micha

    • Lars said:

      Hallo Micha, danke für die Neuvorstellung, die ich ja grundsätzlich immer sehr gut finde weil man eben nicht den ganzen Kosmos deutscher Aktien immer im Blick haben kann. Deufol ist für mich eine völlig Unbekannte und ich höre zum ersten Mal davon. Auf den ersten Blick muss ich aber auch sagen dass die Aktie in kleinster Weise in mein Beuteschema passt. Der Aktienkurs unter einem Euro, die getätigten Umsätze, die für mich auf einen klassischen Zockerwert hinweisen und generell viel zu niedrig sind, ebenso wie die Nachrichtenlage über angeklagte Top Manager der Firma wegen Bestechung und Veruntreuung sind jeder für sich ein K.O. Kriterium. Mein Rat wäre lass lieber die Finger davon, das liest sich alles nicht so gut und kommt mir irgendwie hundertfach bekannt vor 😉 Aber ich sitze ja auch nicht gegenüber und kann beobachten was da tatsächlich passiert…

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