DAX, Eurostoxx, S&P500 & Co. – Ein Tag für die Geschichtsbücher !

Ich weiß, Sie erwarten nun tiefschürfende Analysen und Ausblicke, aber an diesem denkwürdigen Abend des 27.10.11 kann und will ich damit nicht dienen.

Ich finde an so einem Abend sollte man einfach mal nur die Zahlen für sich sprechen lassen und diese damit für die Nachwelt konservieren. Ich greife einfach mal ein paar herausragende Bewegungen heraus. Die folgenden Zahlen beziehen sich jeweils auf den letzten mir verfügbaren Kurs, teilweise also von 20Uhr, teilweise also von 22Uhr, teilweise aus den Futures-Märkten:

DAX +6%
Eurostoxx 50 +6%
S&P 500 +3,5%
Silber +5%
EUR/USD + 2%

Commerzbank + 16%
Deutsche Bank + 15%
Volkswagen + 10%
Heidelberg Cement + 8%
Arch Coal +8%
Freeport McMoran +10%
Rio Tinto +10%

Diese Zahlen sprechen für sich, mehr muss man zum 27.10.11 nicht sagen. Finanzaktien, Konjunkturaktien und Rohstoffe, das waren die ganz großen Gewinner des Tages. Glücklich kann sein, wer dabei war.

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie diesen Ausbruch mitgenommen haben. Gestern, vor der Entscheidung, waren wir im DAX noch im definierten Band von 5700-6100 und haben intraday sogar noch einmal Richtung 5900 geschaut. Ich hatte letzten Sonntag ->hier-< in einem Marktausblick geschrieben, dass wir nach dem Ausbruch aus dem Band je nach politischer Nachricht und damit Richtung ganz schnell die 6300 oder 5500 sehen werden. Das war offensichtlich noch untertrieben, denn nun sind wir 7% höher als beim Tief gestern, das nenne ich denkwürdig !

Und wer jetzt unbedingt von mir noch einen Ausblick will, für den habe ich noch 4 kurze Punkte zur Erinnerung an alte Börsenregeln:

1. Wenn der Markt einmal so ein Momentum entwickelt wie aktuell, dann ist es ganz schwierig diese Stampede wieder zu drehen, wie bei einer Stampede 4-beiniger Bullen mit Hörnern auch. Sprich es ist nun in meinen Augen unwahrscheinlich, dass der Markt von sich aus einfach so auf dem Fuß und ohne Ankündigung wieder nachhaltig nach unten dreht. Denn viele haben diese Bewegung verpasst und werden nun aufspringen und so die Kurse weiter treiben. Wenn der Markt wieder dreht, dann kündigt Mr. Market das in der Regel erst einmal in Form einer länger dauernden Topbildung an. Eine Jahresendrally Richtung 7000 im DAX ist nun also wahrscheinlich geworden und die Reflexe die beim Absturz im August / September richtig waren – sprich jeden Gewinn schnell mitzunehmen – dürften in den nächsten Wochen wohl nicht mehr gültig sein.

2. Auch wenn die aktuelle Bewegung mittelfristig die Börsenampeln wieder auf Grün gestellt hat, geht so eine Bewegung kurzfristig nicht tagelang so weiter und es wird definitiv schon in Kürze Gewinnmitnahmen geben, die bei diesem Hub den Markt auch mal schnell um 2-3% Intraday drücken. Solange wir aber im DAX die 6100 nicht wiedersehen, sehe ich das ganz entspannt und nutze diese Rücksetzer als „Buy the Dip“.

3. Wie immer bewegen sich die hoch kapitalisierten Bluechips in den Indizes am schnellsten, weil zunächst dort das Geld der Marktteilnehmer hinein fliesst. Wir haben alle nur zwei Hände um Kauforders einzugeben und die grossen Titel werden als erste ins Depot geworfen. Die vergleichbaren Titel der zweiten Reihe in MDAX und SDAX hängen etwas nach, das ändert sich bei jedem Bullenmarkt dann aber in der zweiten Phase. Hier liegen Chancen für die, die bei dieser Bewegung zu spät gekommen sind.

4. Die obigen 3 Sätze stehen nach wie vor unter dem Vorbehalt der Politik. Wir dürfen nie vergessen, dass wir es eben nicht mit einem „normalen“ Markt zu tun haben, der frei nach seinen eigenen Stimmungen schwingt. Wir haben immer noch einen hoch politischen Markt, der durch entsprechende Äusserungen und Taten ganz schnell und unvorhersehbar die Richtung ändern kann. Bei aller Euphorie und Hoffnung auf eine schöne Rally zum Jahresende dürfen wir das nie vergessen !

Und jetzt mache ich ein Flasche Wein auf, für mich war es – was meine Depots angeht – der beste Tag des Jahres 2011. Ein Prost auf den 27.10.2011 ! (HS)

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4 Comments

  1. Pingback: DAX Rally bis auf 6.500 Punkte…und dann? | Investors Inside

  2. Hari Seldon said:

    Ramsi, es spricht viel dafür, dass der USD gegenüber dem EUR in den nächsten Wochen weiter abwertet. Sollte das so kommen, werden alle in USD gehandelten Werte (und dazu gehört eben auch Gold und Silber) in USD sehr gut laufen und in EUR dagegen eher unterperformen.

    Ich rate daher jedem der in USD notierende Werte handelt, dass grundsätzlich von einem USD Konto aus zu machen, was bei den meisten Direktbanken kein Problem ist. Dann kann man selber entscheiden, wann man USD in EUR und umgekehrt wandeln will. Abgesehen davon zehren die Währungsspreads bei jeder Transaktion sowieso deutlich an der Performance, wenn man kein USD Konto hat. Bei jedem Kauf bzw Verkauf hast Du so je nach Bank ca. zusätzliche 0,3-0,5% Gebühren über die Währungsspreads die Du leicht vermeiden kannst und unbedingt auch solltest !

    Denn wenn Du im Jahr zb 10x Barrick von einem EUR Konto aus in den US kaufst, handelst Du Dir 3-5% additive Gebühren ein , die Barrick erst einmal liefern muss. Wenn Du dagegen Barrick in Deutschland kaufst, sind die Spreads an den deutschen Märkten auch in dem Bereich wie oben.

    Fazit: US Aktien unbedingt von einem USD Konto in den US kaufen. Und das bei einem Broker, der Dir die für US normalen Konditionen gewährt und nicht noch mal eben 15€ aufschlägt, wie das viele Direktbanken aus reiner Geldmacherei praktizieren, obwohl eigentlich eine Transaktion in den US viel billiger ist. In den US werde die Gebühren nämlich in der Regel von der Anzahl der gekauften Aktien abhängig gemacht und nicht vom Volumen der Transaktion. Ich zahle zb für eine Order an der NewYork Stock Exchange 0,02USD pro Aktie und das über einen Broker der in der EU sitzt. Bei tausend Aktien also 20 USD. Diese Grössenordnung ist normal. Bei spezialisierten Brokern sind sogar 0,01 USD pro Aktie möglich, auch von Deutschland aus !

  3. Ramsi said:

    Ich würde die Flasche Wein gerne zusammen mit dir köpfen. Leider vermittelt mir Barrick Gold heute ein anderes Bild. Mit 25% meines Depots habe ich die Entwicklung heute mitgenommen. Der Rest war entweder in Barrick oder konjunkturunabhängig investiert. Es ist bitter zu sehen, dass der Gewinn einer eigentlich einträgliche Spekulation durch Währungsverluste völlig aufgezerrt wird. Naja, man lernt für’s Leben.

  4. Pingback: 27.10.11 – ein denkwürdiger Börsentag - Mr. Market

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