Ich habe mich die letzten Tage bewusst mit meinen Prognosen etwas zurückgehalten, wahrscheinlich hätten mich einige dann wieder für ansatzweise verrückt erklärt oder mir zumindest vorgeworfen ein unverbesserlicher Perma-Bulle zu sein. Die allgemeine Stimmung war schlecht und die Lage in Europa erneut sehr bedrohlich für die Aktienmärkte, Die Chinesen drohen mit Zinserhöhungen und würgen die Konjunktur ab, der Euro fällt ins bodenlose, es tobt ein Währungskrieg, und was ich nicht alles gelesen habe… Es ist wie immer die Meinungsmache der Medien beeinflusst Anleger und damit die Kurse. Gerade in diesen Phasen wünsche ich mir ein wenig mehr Eigenverantwortung bei den Anlegern, und nicht selten auch eine etwas objektivere Betrachtungsweise der Dinge.
Ich gehöre nicht unbedingt zu den Menschen die sich von der allgemeinen Meinung anstecken lassen, deswegen möchte ich nun doch einmal kurz meine Sichtweise der Dinge skizzieren. Die angespannte Lage in Irland wirft Ihre Schatten erneut auf die Euro-Region, und komischer Weise passiert dies zur selben Zeit da auf dem G 20 Gipfel beschlossen wird, dass man sich nicht auf einen weltweiten Währungskrieg einlassen will. Alle Beteiligten waren sich zum ersten mal seit langer Zeit einig , die neue große Harmonie! Tatsächlich ist die Irland-Krise in der jetzigen Zeit gar nicht mal so schlecht für Europa und dies insbesondere für den Export-Vize-Weltmeister Deutschland. Unsere Waren werden damit wieder deutlich attraktiver für Käufer aus dem Ausland, und genau das ist es um das neu erfundene Wirtschaftswunder in Deutschland weiterhin unter Feuer zu halten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Unter der Voraussetzung das die Politiker in Europa intelligent genug sind hier keinen erneuten Flächenbrand a la PIGS-Panik zu erzeugen, sind die Entwicklungen eigentlich ganz positiv, oder zumindest nicht so negativ wie uns das die Presse glauben machen will. Auch die drohende Zinsanhebung in China ist mittelfristig eher ein Segen als ein Fluch. China kämpft gerade gegen die massiv drohende Inflation ,und mit einer ähnlichen Immobilienblase, wie wir sie in Amerika kurz vor dem Zusammenbruch gesehen haben. Ein schwacher Yuan verursacht auch unter anderem über steigende Rohstoffpreise eine zusätzlich importierte Inflation. Ein probates Mittel um übermäßiges Wirtschaftswachstum zu bremsen ist also die Aufwertung der Währung, somit würden letztlich auch die Rohstoffe wieder günstiger werden, die heiße Luft kann aus dem Immobilienmarkt entweichen, und die Inflationsgefahr wäre zunächst eingedämmt.
Alles in allem bleibe ich trotz diese Störfeuer der Ansicht, dass wir noch eine schöne Jahresendrallye sehen könnten. Charttechnisch ist die Lage inzwischen sicherlich etwas angespannter als noch vor ein paar Tagen, dennoch ist noch nichts nachhaltiges passiert. Lediglich die Unterseite des Aufwärtstrends wurde im S%P 500 bei 1.173 Punkten getestet, der Dow Jones wollte die 11.000 nochmal sehen, und der DAX scheint sich momentan von den direkten Zusammenhängen mit den US Indizes komplett gelöst zu haben, und führt ein Eigenleben. Auch das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Deutschland zu den großen Gewinnern in Europa gehört und die USA immer mehr an Einfluss verlieren. Der DAX hat sich in diesem Jahr deutlich stärker entwickelt als alle anderen europäischen Indizes, und zieht den Neid der Nachbarn auf sich…
Es bleibt dabei…“Es werden keine Gefangenen gemacht„, die 7.000 Punkte im Dax halte ich in diesem Jahr noch für möglich, bis Ende Januar sogar 7.200 Punkte. Wir steuern auf ein weiteres spannendes Börsenjahr zu…ich habe bereits angefangen an der Jahresprognose für 2011 zu schreiben, die ich natürlich auch hier im Newsletter rechtzeitig veröffentlichen werde. Für dieses Jahr hatte ich im Dezember letzten Jahres einen Dax-Höchststand von 6.832 Punkten prognostiziert, diesen werden wir wohl demnächst erreichen. Für das kommende Jahr sei vorab soviel verraten, es wird ein außergewöhnliches Börsenjahr, und es wird das Jahr der Autobauer…
Noch ein abschließendes Wort zu den Solaraktien die immer weiter unter die Räder kommen. Wie in anderen Bereichen auch ist hier gezieltes Stock-Picking sehr wichtig. Nicht jedes Unternehmen auf dem „Solar“ steht wird auch dauerhaft erfolgreich sein, und seinen Aktionären schöne Gewinne bescheren. Lassen Sie sich nicht zu irgendwelchen unbedachten Handlungen hinreißen, und überlegen Sie sorgfältig bei welchem Unternehmen es, auf Sicht der kommenden 12 Monate, eine berechtigtes Gewinnpotenzial besteht. Wir haben uns im Investors Inside Blog in den letzten Tagen intensiv damit auseinandergesetzt und unsere Einstellung zu den einzelnen Aktien dort veröffentlicht.
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