Erstmals in diesem Jahr schloss der DAX am vergangenen Montag unter der wichtigen Marke von 6.000 Punkten. Alles sah zunächst danach aus als wolle der Deutsche Leitindex nun in beschleunigtem Tempo weiter abtauchen. Wie ich ihnen in der letzten Ausgabe unseres Newsletters bereits geschrieben haben bestand somit auch eine realistische Chance dass wir die Marke um die 5.800 Punkte noch sehen werden, auch wenn wir bereits am letzten Wochenende davon ausgegangen sind dass die Wahrscheinlichkeit für einen kurzfristigen Test der 200-Tage-Linie von unten nun deutlich höher ist. Und so kam es dann auch, der DAX machte sich umgehend auf den Kursrutsch wieder auszubügeln, und erreichte mit 6.218 Punkten bereits am Mittwoch die genannte Linie. Getrieben durch die Hoffnung des Marktes auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der EZB und auch der Federeal Reserve Bank, FED in den USA legten die Aktienkurse weltweit wieder etwas zu.
Diese Erwartungen wurden zwar nicht erfüllt, dennoch schlossen die Börsen in der letzten Woche positiv. Neue Hoffnungen auf eine Lösung der Probleme in Europa sorgten immer wieder für leichte Entspannung. Insbesondere die Situation in Spanien blieb dabei das beherrschende Thema an den Kapitalmärkten. Zunächst war weiterhin unklar wie hoch der Kapitalbedarf der spanischen Banken nun tatsächlich sein würde und ob Spanien überhaupt Hilfe beantragen wird oder nicht. Am Samstag kam dann die befreiende Nachricht dass das angeschlagene Land sich nun durchgerungen hat als viertes Mitglied von „Euroland“ Hilfe aus dem Rettungsschirm zu beantragen. Damit ist das Problem der Spanier sicherlich nicht gelöst, der vermeintliche Brandherd zunächst aber gelöscht.
Die Finanzminister der Eurozone einigten sich in einer Telefonkonferenz am Samstag darauf dass Spanien auf Notkredite in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro zugreifen kann. Spanien muss im Gegenzug seinen Bankensektor reformieren und für alle angeschlagenen Banken umfangreiche Sanierungspläne vorlegen. Im Einzelfall kann somit auch die Schließung einzelner Institute beschlossen werden. Die Gefahr eines sogenannten „Bank Run“ ist damit aber wohl vom Tisch. Laut den letzten Schätzungen hatte der spanische Bankensektor einen zusätzlichen Kapitalbedarf von knapp 40 Milliarden Euro. Die veranschlagte Hilfssumme sollte somit mehr als ausreichend sein um den Sektor  zu stabilisieren und neues Vertrauen bei den Investoren zu schaffen, auch wenn ich persönlich nicht glaube dass es bei den 40 Milliarden bleiben wird. Letztlich war es aber, insbesondere mit Hinblick auf die anstehenden Wahlen in Griechenland, wichtig das Spanien nun offiziell zu der angespannten Situation der eigenene Banken steht und entsprechend handelt, da die Unsicherheiten somit wieder aus dem Markt entweichen können.
Man darf also für die kommenden Woche durchaus verhalten optimistisch sein. Hierzu möchte ich ihnen noch einmal den Chart aus dem letzten Newsletter hier einstellen der nach meiner Auffassung auch in der nun anstehenden Börsenwoche weiterhin Gültigkeit hat. Der Rücksetzer nach dem Erreichen der 200-Tage-Linie auf unter 6.100 Punkte war geradezu mustergültig. Nun sollte der zweite Anlauf folgen, wie im Chart eingezeichnet. Dieser hat nun das Potenziell einer kleinen Erleichterungsrally bis in den Bereich um die 6.350 bis 6.400 Punkte. Was im Anschluss an die Wahlen in Griechenland folgen wird kann nicht seriös beurteilt werden. Deswegen habe ich mich bereits in der letzten Woche dafür entscheiden eher das negative Szenario hier einzuzeichnen. Denn letztlich ist es wohl angesishcts der Bedeutung dieses Ereignisses besser die „vorsichtige“ Variante zu wählen. Einige Leser haben mich per Email somit gefragt ob ich zwingend davon ausgehen würde dass der Markt nach diesem Ereignis deutlich fallen würde. Diese Frage ist natürlich an der Stelle auch mehr als berechtigt!
Um Missverständnissen vorzubeugen haben ich den Chart nun doch noch um ein paar Linien erweitert. Denn sollte sich die Situation in Spanien nun deutlich entspannen, und sollten die Wahlen in Griechenland doch anders ausgehen als dies heute angenommen wird, wären durchaus deutlich positive Ãœberraschungen an den Aktienmärkten zu erwarten. Sogar ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone hat letztlich das Potenzial eine echte Erholungsrally an den Märkten auszulösen. Natürlich würden die Märkte dann mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst sehr nervös, und wahrscheinlich leicht verschnupft, reagieren, nach den jüngsten Ereignissen in Spanien sollte dieser Schnupfen aber nicht mehr allzu stark ausfallen. Denn, man darf nicht vergessen dass viele Marktteilnehmer genau auf solche Ereignisse wetten. Tritt dieses dann tatsächlich ein, ist der Spuk meistens schon wieder vorbei. Auch dann wären weitere große Unsicherheiten „beseitigt“ und letztlich ist es meistens nur genau das was den Markt wirklich interessiert. Kurzfristige Kurse von ca. 6.800 Punkten im DAX wären dann  wieder möglich.
Am Freitag ist zudem wieder einmal Hexensabbat, sprich großer Verfallstag für Futures und Optionen. Unter den gegebenen Umständen ist es nun für die Akteure am Kapitalmarkt nicht ganz ungefährlich mit hohen Short-Positionen in den ultimativen Showdown in Griechenland zu gehen, da ein kräftiger Short-Squeeze jederzeit möglich ist. Aller Voraussicht nach erwartet uns also eine wieder mal sehr volatile Handelswoche. Morgen sollten die Kurse, getrieben durch die Nachrichten aus Spanien, und Meldungen über eine geplante Fiskalunion in Europa, wieder anziehen, im Wochenverlauf werden uns – aller Voraussicht nach-  immer wieder Nachrichten über die jüngsten Hochrechnungen und Spekulationen zum Wahlausgang in Griechenland beschäftigen. Zum Ende der Woche hin hat die Nervosität der Anleger ihren Höhepunkt dann erreicht. Ich gehe aber dennoch davon aus dass wir am Freitag höhere Kurse bei den meisten Aktien sehen werden als in der letzten Woche. Wie immer ist es aber weiterhin oberste Pflicht sich dennoch gegen ein unerwartetes Ereignis abzusichern!
Im Blog haben ich mich in dieser Woche mal wieder etwas näher mit Einzelaktien beschäftigt, die aus fundamentalen Gesichtspunkten weiterhin sehr interessant sind. Anleger die händeringend nach Aktien suchen mit denen Sie auch bei einer Eskalation der Euro-Krise gut durch die Turbulenzen kommen sollten nun verstärkt darauf achten sich Titel mit einem soliden Geschäftsmodell und einer möglichst globalen Aufstellung zu suchen. Neben den Klassikern wie Johnson & Jonson, Unilever, Roche, Nestle, mit denen man das Euro-Risiko minimieren kann, gibt es aber nach wie vor auch im hiesigen Markt interessante Aktien, die bereits jetzt wieder sehr attraktiv bewertet sind. Die Salzgitter Aktie (siehe Chart oben) ist ein solches Beispiel über das wir auf Investors Inside berichtet haben, ebenso wie die Aktie des Spezialchemie-Unternehmens Wacker Chemie. Auch die Autobauer und  – Zulieferer wie Continental, VW, Porsche und Daimler bleiben nach wie vor unsere Favoriten für eine Erholungsbewegung an den Märkten. Jüngste Meldungen über Chinas Autoabsatz lassen in der kommenden Woche wieder steigende Kurse erwarten. Die Commerzbank Aktie bleibt weiterhin Spielball der Nachrichtenlage in Europa, insbesondere den Bankensektor sollten Sie aber jetzt intensiv beobachten…!
In der kommenden Woche werde ich ihnen noch weitere Kandidaten vorstellen, die aus meiner Sicht nun etwas mehr Aufmerksamkeit verdient haben, ebenso wie ein paar Aktien von denen man auch in naher Zukunft besser die Finger lassen sollte! Goldminenaktien haben sich in der letzten Woche nicht so entwickelt wie erwartet, dies lag aber ausschließlich daran dass die FED noch nicht bereit war weitere Lockerungsmaßnahmen einzuleiten. Es wird also vorerst kein QE 3 Programm geben. Sollten auch auf der Fed Sitzung am 20.06.12 keine weiteren geldpolitischen Maßnahmen beschlossen werden bleibt noch abzuwarten wie der Goldpreis darauf reagieren wird. Grundsätzlich bleibe ich aber bei meiner Einschätzung dass es nicht schaden kann ein paar ausgewählte Gold- oder Silberaktien, die in US Dollar notieren, alleine schon aus Gründen der Diversifizierung, im Depot zu haben. Minenaktien sind historisch günstig bewertet, und nicht zuletzt die zyklische Faktoren sprechen dafür das der Gold- und Silberpreis spätestens ab Ende August wieder anziehen sollte…
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche und stets die richtigen Entscheidungen.
viele Grüße, Ihr
Lars Röhrig
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