Noch immer hat sich der Markt nicht entscheiden in welche Richtung er in den kommenden Wochen tendieren möchte, auch wenn sich das Bild in den letzten beiden Handelstagen wieder deutlich eingetrübt hat! Bei den beiden Energieversorgern E.on und RWE scheint hingegen die Richtung der Aktien bereits jetzt klar zu sein…Oder? Die jüngste Solarhype ist wieder -wie schon die letzte- geplatzt wie eine Seifenblase. Je mehr öffentliche Diskussionen zur deutschen Energiewende geführt werden desto skeptischer scheinen die Anleger in Aktien der regenerativen Energien wieder zu werden. Und das wohl auch nicht ohne Grund, zumindest was die Photovoltaik anbelangt…Die Euphorie ist also verflogen und so langsam kehrt wieder etwas mehr Vernunft ein, das ist grundsätzlich ja auch zu begrüßen.
Die direkten Gegenspieler der „grünen Branchen“ heißen RWE und E.on. Bei de Aktien sind zuletzt, bedingt durch die geplante Doppelbesteuerung mittels einer zusätzlichen Brennelementsteuer, sowie natürlich den bereits angeschalteten AKWs weiterhin deutlich unter Druck. Die beiden Betreiber von Atomkraftwerken lassen nun rechtliche Schritte gegen die Bundesregierung prüfen. Finanzminister Wolfgang Schäuble will bis 2016 jährlich 1,3 Milliarden Euro von Eon, RWE, EnBW und Vattenfall kassieren, laut europarechtliche Bestimmungen, ist die eine doppelte Besteuerung sowohl des Brennstoffs als auch des erzeugten Stroms aber verboten. So gesehen ist also die Schadensersatzforderung der Betreiber nicht allzu unrealistisch…was sich natürlich im Erfolgsfall auch deutlich positiv auf die Aktienkurse auswirken würde!
Einer neue Studie der LBBW zufolge wird der Atomaustieg für die Energieriesen RWE und E.on Kosten durch die Energiewende in Höhe von bis zu 22 Milliarden Euro bedeuten, die bis zum Jahr 2022 entstehen könnten. Insbesondere bei E.ON sollen sich die geplanten Maßnahmen künftig deutlich negativ auswirken, wohin gegen bei RWE die negativen Folgen noch leichter abgefedert werden können, da man über viele Braunkohlekraftwerke verfügt, die einen größeren Teil der Ertragsverluste ausgleichen können. Die RWE Aktie hat gestern dennoch die charttechnisch wichtige Marke von 40,- Euro nach unten durchbrochen. Grund genug sich die Aktie einmal näher anzusehen:
Vorausschicken möchte ich, dass RWE unser Favorit wäre wenn wir in die Branche einsteigen würden, und das nicht nur aus oben genannten Gründen. Die Aktie befindet sich inzwischen auf einem Sieben-Jahres-Tief, dennoch hat sich die charttechnische Situation seit gestern noch einmal deutlich verschärft. Nach dem Unterschreiten der 40,- Euro Marke ist nun 38,80 Euro das nächste Ziel, die nächste nennenswerte Unterstützung wartet bei 37,50 Euro. Je nach Marktlage, sprich allgemeinen Börsenumfeld, kann ein erster Kauf an der Unterstützungsmarke für langfristige Investoren dann sinnvoll sein. Bei E.on stellt sich die Situation nach unserer Meinung ebenfalls wie folgt dar:
Die E.on Aktie notiert inzwischen auf einem bedeutenden Tiefstand. Heute kann man die Aktie des Energieversorgers zu Kursen kaufen die man letztmalig Anfang 2009, nach dem Kursrutsch bezahlen musste. Im März 2009 wurde der tiefste Kurs der letzten acht Jahre mit ca 17,75,- Euro verzeichnet. Inzwischen notiert die E.ON Aktie im Bereich um die 19,- Euro (hier liegt eine Unterstützung!) mit weiter fallender Tendenz. E.ON ist mit Ruhrgas im Gasmarkt hervorragend aufgestellt und dürfte einer der Haputprofiteure der Energiewende hin zu Gas sein. Wird der Kurs von 17,75,- Euro nun auch noch unterschritten wäre die nächste „echte“ Unterstützung erst wieder bei den Tiefständen aus dem Jahr 2003 zu finden, die knapp unter der 14,- Euro Marke zu finden sind! Auch hier könnte es sich aber bereits zu Kursen um die 18,- Euro lohnen auf einen Rebound der Aktie zu spekulieren. Zur Verdeutlichung dieser Theorien habe ich heute mal die 10-Jahres Charts beigefügt.
Im Januar haben nahezu alle Fachleute zum Kauf der E.on und RWE Aktie, und zum Verkauf von zyklischen Aktien, geraten während ich den Lesern von Investors Inside nahegelegt habe genau das nicht zu tun. Jetzt ist es umgekehrt, zumindest was die Energieversorger betrifft, für Zykliker bin ich weiterhin optimistisch. Die Zeit für Versorger-Aktien scheint bald gekommen zu sein. Bleiben Sie wachsam und nehmen Sie die beiden Werte auf Ihre Intensiv-Beobachtungsliste. Einige Leser unseres Börsen Newsletters werden mich jetzt wahrscheinlich wieder mal für durchgeknallt halten 🙂 ich freue mich auf die Diskussionen!
„Eine der erfolgreichsten Anlagestrategien ist es nicht dem Mainstream zu folgen, sondern viel mehr beeinflusst durch die eigenen Ãœberlegungen, und oftmals antizyklisch zu agieren!“
Lars Röhrig (kleiner Scherz!)
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Ich habe in meinem noch relativ jungen Börsenleben schon einige interessante Bücher gelesen. Meiner Meinung nach gehört dazu auch „Gene Marcial’s 7 Commandments of Stock Investing. Hierin vertritt er u.a. die Meinung, dass gefallene Wertpapiere besonders dann interessant sind, wenn die dahinterstehenden Unternehmen in „außergewöhnliche Schwierigkeiten geraten sind“, eigentlich aber wirtschaftlich sind. RWE und E.on haben in der Vergangenheit profitabel gearbeitet. Ich denke, wir sind uns einig, dass sie das langfristig auch ohne Atomkraft bewerkstelligen können. Sicherlich gehören die beiden Papiere auf lange Sicht derzeit zu den solidesten Anlagen unter den BlueChips
Ich habe eben meine oben erwähnten Gedanken zu E.ON und dem Gasgeschäft in einen eigenen, ausführlichen Beitrag gepackt: Ist E.ON wirklich so ein schlechtes Investment? Ich sehe darin ebenfalls den Boden fast erreicht, zumal das restliche Geschäft von E.ON eine gute Absicherung nach unten bietet.
Was den Gesamtmarkt angeht: Griechenland kriegt erstmal Geld satt und QE3 wird auch bald kommen. So zögern wir das crashen wieder weiter hinaus…
das ist ja genau der Punkt 😉
Wenn die Anleger ihr Heil in defensiven Versogerwerten suchen, ist der Crash nicht mehr weit. Alte Börsenweisheit.
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Schöner Beitrag. Allerdings kommt m.E. bei der Bewertung zu Kurz, dass E.ON mit Ruhrgas von der Energiewende hin zu Gas einer der Hauptprofiteure ist. Gas wird auf absehbare Zeit mehrheitlich aus Russland kommen und da ist E.ON bestens aufgestellt. Auch wenn sich mittel- und langfristig eine kleinteiligere Energieversorgung in D durchsetzen wird, geht dies nur durch dezentrale Blockheizkraftwerke und die werden mit Gas befeuert…
Hallo Herr Schmidt, vielen Dank für den Hinweis, das sollte ich wohl noch erwähnen…Ich denke auch das der Wegfall der Einnahmen aus den AKWs teilweise kompensiert werden kann. Sowohl bei E.on als auch bei RWE.