Ich wollte in diesen Tagen der Unruhe eigentlich erst einmal keine Statements zu Einzelaktien abgeben, aber das was ich in den letzten Handelstagen bei der Bauer AG Aktie gesehen habe ist doch bemerkenswert. Ich erinnere an dieser Stelle auch gerne nochmal daran das bis vor kurzem nahezu alle Analysten extrem positiv über den Titel des Tiefbauers berichtet haben und das durchschnittliche Kursziel für die Aktie zwischen 37 und 40 Euro angegeben wurde. Ausgehend vom jetzigen Niveau wären das immerhin 70 bis 86 Prozent gewesen. Allerdings haben einige dieser Analysten auch ihnre Kursziele deutlich zurück genommen. Heute nun hat die Bauer Aktie mit 17,05 Euro das selbe Kursniveau erreicht wie gegen Ende der Lehmann Baisse, dies entspricht ebenfalls dem Kurstief des Jahres 2006. Grund genug sich das Unternehmen heute noch einmal näher anzusehen.
Für 2011 erwartet die Unternehmensgruppe eine Gesamtkonzernleistung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro und ein Nachtsteuerergebnis von gut 45 Millionen Euro. Das Unternehmen wird heute nun mit nur noch knapp 340 Millionen Euro an der Börse bewertet. Der reine Buchwert der Aktie dürfte momentan bei grob geschätzten 26,50 Euro liegen. In den drei Kern-Geschäftsfeldern Bau, Maschinen und Resources ist das Unternehmen hervorragend aufgestellt. Hinzu kommt noch weiter Phantasie durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Mit dem jüngsten Verkauf der ersten Tiefbohranlage ist die Bauer AG nun zusätzlich zum “normalen†Geschäft in den lukrativen Bereich der Ölförderung vorgestoßen. Zusätzlich weckt die Tiefbohr-Sparte auch Phantasien für eine mögliche Schlüsselrolle des Unternehmens bei der Entwicklung von geothermischen Projekten und der Erschließung alternativer Energiequellen.
Die Bauer Aktie ist sehr markteng und genau das ist wohl auch das Hauptproblem. Der Kursrutsch wurde nur von einer überschaubaren Anzahl von Aktien begleitet. Ich tippe mal darauf das hier einfach ein paar entnervte Anleger Ihre Stücke geschmissen haben, das übrige haben dann die Stopp Loss Orders erledigt. Wer also auf einen baldigen Rebound der Börsen setzen will hat nach meiner Auffassung mit der Aktie der Bauer AG einen ganz heißen Kandidaten auf schnelle Gewinne. Nach unten ist der Wert langfristig alleine durch seinen inneren Wert gut abgesichert. Bei jedem logischen Ansatz bleibt in den heutigen Zeiten natürlich das Restrisiko des irrationalen Gesamtmarktes!
Lightblue,
kurz zu Deinen von Dir genannten Aktien, im Check mit den von mir genannten Kriterien:
Merck & Co. (die Amerikaner nicht die Deutschen) habe ich auch. Passen.
Deutsche Post bin ich neutral. Ich sehe das Potential, als Logistiker hängt die Post aber direkt an der Weltkonjunktur und hat auch noch einiges Downside vom jetzigen Niveau. Sie ist auch nicht asynchron sondern schwingt schon mit dem DAX runter wie man derzeit auch beobachten kann. Grundsätzlich aber ja, Deutsche Post als Dividendenwert zu kaufen kann ich nachvollziehen, wenn auch in meinen Augen nicht unbedingt jetzt. Interessant finde ich aktuell Bayer aus dem DAX.
Telekom wie AT&T fasse ich aus den oben genannten Gründen nicht an.
Nestle habe ich aktuell auch nicht, weil zu gut gelaufen. Ich wollte an der Aktie auch nur das Grundprinzip erläutern, dass nicht die höchste Dividende die beste Aktie definiert, sondern stabiles Wachstum bei hohem Cashflow.
Duke Energy habe ich keine kompetente Meinung zu. Es gibt aber im Öl und Gas Geschäft Nordamerikas eine Reihe hoch interessanter Titel von denen ich einige halte. Eli Lilly neutral, kann man machen, muss man aber imho nicht. Es gibt in meinen Augen bessere Titel im Pharmaumfeld. Wieder wg des Stichworts Wachstum. Ich finde aktuell die Sanofi Aventis attraktiv, weil die durch den Kauf von Genzyme ihr Pipeline Problem in Teilen gelöst haben und damit auch zukünfitg Wachstum möglich ist. Eli Lilly steht da schlechter da.
Altria ist nach obigen Kriterien hochinteressant, geraucht wird immer, auch in der schlimmsten Krise. Ob jemand moralische Erwägungen bei seiner Aktienauswahl einfliessen lässt, muss jeder selber wissen. Ich selber habe auch Dinge die ich nicht mache, das ist aber sehr wenig und Tabakaktien gehören nicht dazu. Obwohl ich nie in meinem Leben geraucht habe, betrachte ich es nicht als meine Aufgabe, anderen vorzuschreiben wie sie ihr Leben gestalten wollen. Ausserdem, wenn man die vermeintlich so politisch korrekte „Bio-Aktie“ kauft, kann man genauso hinterher feststellen, dass bei der Produktion Cadmium verwendet wird oder anderes Gift in den Boden fliesst. Aber wie gesagt, dass mus jeder selbst entscheiden, rein vom Investmentgedanken her, haben die Tabak Aktien wie Altria mit die sichersten Dividenden dieses Planeten und gehören definitiv in ein langfristiges Dividendendepot.
Hallo Hari,
danke für die sehr ausführliche Antwort.
Zur deutschen Post muss man hinzu fügen dass die wie Siemens fast asynchron zum Dax läuft und was dort die letzten Wochen los war,wissen wir ja alle.Desweiteren bin Ich von Natur aus eher der Antizykler und tue mir irgendwie schwer Werte wie Nestle zu kaufen die so einen chart haben.Zu oft ist es mir passiert „oben“ eingekauft zu haben.Und sowas ärgert mich mehr wie wenn Ich in einen downtrend reinkaufe und sich dieser noch weiter fortsetzt.
Allerdings kann auch dies gehörig in die Hose gehen,was man charts wie Praktiker,Klöckner,Metro oder auch Hp zweifelsfrei sehen kann.
Aber eine Merck oder dt. Post auf solchen Niveaus ist irgendwo schon interessant als Basis Investment wenn man nicht sofort all in in den Wert geht.Auch eine At&t würde ich bei 10% Kursrückgang mehmen und graduell nachkaufen.Denn 6% sind immer noch besser als das Geld auf dem Tagesgeldkonto zu haben oder Staatsanleihen zu kaufen 🙂
Mann darf halt nicht all in ,sondern muss gestaffelt rein und in Kursanstiegen dann auch mal was abgeben.
Johnsen&Johnsen hab Ich auch auf der watchlist,die Amis zahlen Ihre Dividenden ja quartalsweise,was Ich ebenfalls nicht schlecht finde.
Neben der Merck,und den anderen genannten hab Ich noch die Duke Energy und Lili Eli in der engeren Wahl.Auch eine Altria oder American Reyonolds sind mir aufgefallen allerdings tue Ich mir mit Tabakonzernen ebenso schwer wie mit Waffenhersteller oder Wetten auf Nahrungsmittel.
Ich werde nächste Woche nochmal was dazu schreiben,bin gerade eben erst heimgekommen und wollte mich mit ein paar Worten zu deinem Posting bedanken.
Viele Grüsse
Lightblue
@ Lightblue,
nur kurz, am WE mache ich auch mal was anderes als Börse.
1. Die Dividende von Post oder Telekom ist nicht steuerfrei. Das ist Augenwischerei. Sie ist zwar als „Divindende“ bei Ausschüttung steuerfrei. Dafür erhöht sie bei bei Verkauf aber den Wertansatz für die Abgeltungssteuer. Am Ende zahlst Du exakt das gleiche, der Unterschied ist nur ob bei Dividendenzahlung oder erst bei Verkauf der Aktie. Du hast also nur einen minimalen Zinsgewinn. Der Begriff „Steuerfrei“ ist zwar formal richtig, aber letztlich nur Marketing.
2. Ich halte immer einen Grundstock an internationalen Werten – also auch jetzt – die folgenden Kriterien genügen:
– Sind nicht oder nur wenig konjunkturabhängig
– Haben ein stabiles Geschäftsmodell, dass schon viele Krisen überdauert hat
– Haben kaum Schulden oder idealerweise grosse Cashmengen auf dem Konto
– Generieren einen hohen regelmässigen Cashflow
– Haben Preisgestaltungsmacht, stehen also in keinem Wettbewerb bei denen ihne von aussen die Preise diktiert werden
Der Cashflow ist dabei das entscheidende Kriterium. Denn nur ein Konzern mit einem stabilen, über Jahre und Jahrzehnte positiven Cashflow kann dauerhaft Dividenden zahlen. Ob er es dann tut oder nicht, ist eigentlich nicht das Kriterium. Denn es gibt viele hohe Dividendenzahler, wie Telekom-Konzerne, die nur deshalb so viel ausschütten, weil sie schlicht keine Ahnung haben, was sie sonst mit dem Geld machen sollen. Das ist ja wohl nicht gerade das Zeichen eines besonders tollen Unternehmens oder ? Extrem hohe Dividenden sind daher oft das Zeichen von Ratlosigkeit des Managements und signalisieren eher „Finger weg“ als „kauf mich“.
Denn besser für den Firmenwert wäre es, wenn der freie Cashflow dann in ertragreiche Investitionen fliesst, die langfristig den Firmenwert steigern.
Die besten und sichersten Aktien sind also nicht die mit der höchsten Dividende, sondern die mit dem besten Cashflow die gleichzeitig immer noch wachsen und ihr Geld primär für Wachstum einsetzen. Nehmen wir das idealtypische Unternehmen mit tollen Cashflows und Innovationskraft. Die schweizerische Nestle WKN A0Q4DC. Die schütten nur durchschnittlich ca. 4% als Dividende aus. Denn ihre Cashflows wandern in Investitionen im Unternehmen. Das Ergebnis sind dann für den Aktionär Dividenden UND dauerhaft steigende Kurse. Schau Dir die mal seit 2009 an, da denkt mann man hätte es mit einem Techwert zu tun wenn man den Chart sieht. Am Ende fährt man mit solchen Konzernen weit besser, als mit einer hilflosen Telekom die auf dem Papier aber eine höhere Dividende hat.
Das nur zur grundsätzlichen Erklärung. Du wirst hier von mir nie irgendwelche Aktienlisten sehen, die man dann einfach abschreiben und abbilden kann. Ich versuche den Lesern durch Hintergrundwissen zu helfen sich selbst zu helfen. Es wäre genau kontraproduktiv, wenn ich einfach die Ergebnisse verteile.
Soviel kann ich aber zu meinem Depot sagen:
Ich halte dauerhaft eine Reihe von Konzernen die den obigen Kriterien genügen. Dabei achte ich vor allem darauf dass diese Konzerne weltweit aufgestellt sind und ihre Haupterträge gerade NICHT im Euroraum haben. Denn ich habe mit meinem normalen Leben ja schon ein Klumpenrisiko im Euro, dann muss es mein Depot nicht auch noch haben.
Ein Beispiele dafür: Johnson & Johnson WKN: 853260 halte ich dauerhaft. Weltweiter Konzern mit Drogerie und Konsumgütern. Unzählige Marken, einige kennst Du sicher auch, die meisten aber aus dem Dollarraum. Dividendenrendite „nur“ 3,5%, aber schau Dir mal die Stabilität des Kursverlaufes an und vergleiche das mal mit der Deutschen Post, gerade seit Juli 😉
Das Beispiel sollte genügen. Du kannst mit eine wenig Analyse noch viele andere Perlen von diesem Kaliber finden. Wenn Du Lust hast, dann schreibe hier zu Deinen Ideen und ich werde mich dann sicher an der Diskussion beteiligen.
@hari
apropos Dividende…
Ich will mir noch mehr davon ins Depot buchen… Für mich waren bei der Auswahl Werte interessant die,die letzten 5-10 Jahre auf kontinuirlichem Niveau ausgeschüttet haben. Aufgefallen sind mir die Deutsche Post (auch weil Dividende steuerfrei ist),axel springer,basf,microsoft,intel oder auch die amerikanische Merk. Ok, das sind jetzt keine heissen Eisen wie Dialog, oder Aixtron. Allerdings haben auch diese interessante Niveaus.
Hast Du dazu eine Meinung? Oder was kaufst Du in der gegenwertigen Situation. Oder kaufst Du überhaupt was ?
Vielleicht sind wir aber nur zu „verzogen“ von 2.5 Jahre Hausse und betrachten tiefere Tiefs automatisch als atraktive Einstiegsniveaus ?
Aber 2011 war bisher der absolute Horror,Ich kann mir vorstellen dass es am Ende vom Jahr doch noch etwas besser wird.
Wie ist Deine Einschätzung ?
Gruss und bis bald
Hallo,
Für mich ist auch die Dividende immer interessant.
Und da hat Bauer die letzten 4-5 Jahre ordentlich bezahlt.Auch im Horror Jahr 2008.
Ich denke für 2011 müsste doch ebenfalls wieder eine bezahlt werden.
Ist definitv ein interessanter Kandidat,
aber im Moment kann im Prinzip fast alles kaufen,da alles fällt.
Ein grosses Problem ist in meinen Augen der Computerhandel geworden der in solchen Marktphasen alles runterreisst.
Wenn sich das erstmal beruhigt und der Markt wieder zur Besinnung kommt,dann wird sich der Kurs schon wieder da hin bewegen wo er hingehört.
Also deftiniv weg vom 2009 low…
Ich bin heute zu 41,30 bei Porsche rein und am Ende des Tages zu 41,50 wieder raus. Es ist mir einfach noch zu unruhig. Vorallem will ich in diesem Umfeld am Samstag Abend nicht essen gehen, wenn ich weiß, dass da noch was in meinem Depot brütet 🙂
Stimmt Ramsi, solche Wetten sollten deswegen auch immer nur Ergänzung und nie Schwerpunkt eines Depots sein.
Aber wenn man bei der Unsicherheit dieser Tag von den konjunktursensiblen Werten überhaupt etwas kaufen kann, dann in meinen Augen die, bei denen die Rezession schon eingepreist ist. Als grobe Pi-mal-Daumen Referenz kann man dafür das Lehman-Tief nehmen.
Konjunktur-Titel die von diesem Tief noch sehr weit entfernt sind, würde ich solange mit Vorsicht geniessen, bis wir Klarheit haben wo es mit der Konjunktur wirklich hin geht. Und das gilt für die allermeisten Konjunktur-Aktien im DAX, von denen viele noch Platz nach unten zum Abstürzen haben.
Aber Titel die vier Kriterien genügen:
1. notieren schon auf Lehman Niveau oder darunter
2. notieren unter Buchwert
3. haben ein stabiles Geschäftsmodell das schon andere Krisen gut überstanden hat
4. haben nur eine mässige Verschuldung und damit keine Finanzrisiken
Solte Titel können gerade im Absturz schon mal eine kleine „Sünde“ wert sein 😉
Glaube ich euch sofort. Aber marktenge Titel sind immer so eine Sache…
Ich teile diese Sicht. Im Kurs von Bauer ist eine Rezession schon verarbeitet. Mehr als noch einmal 10% sollte es kaum herunter gehen, ausser es gäbe eine interne „Bombe“, die uns bisher noch nicht gesagt wurde.
Dieses Restrisiko hat man aber immer und ich halte das im Fall Bauer für eher unwahrscheinlich, da der Absturz von Bauer kein singuläres Ereignis war, sondern sich schlicht in die Schwäche des Marktes einfügte. Wenn Bauer jetzt in einem ansonsten stabilen Markt so abgestürzt wäre, würde ich das viel kritischer sehen, solange wir den Grund für den Absturz nicht kennen.
Wenn man also Bauer mit einem Zeithorizont von einigen Monaten kauft, glaube ich auch dass hier die Chancen die Risiken deutlich überwiegen.