In meinem Artikel hier zu den Konsequenzen der heutigen Notenbank – Aktion hatte ich es schon erwähnt. Den Zusammenhang zwischen Liquidität und den Rohstoffpreisen.
Ich halte das Thema für so bedeutend, dass ich ihm noch einen extra Artikel widmen möchte. Denn wer jetzt Geld verdienen will, kommt an dem Thema nicht vorbei. Denn die Notenbanken haben unmissverständlich klar gemacht, dass sie einen Liquiditätsmangel in keinem Fall zulassen werden. In der momentanen Situation fliesst diese Liquidität aber nicht in die normalen Verbauchermärkte, dafür ist die Konkurrenz und die Krise der Konsumenten dort zu gross. Bei den klassischen Inflationsindikatoren, die auf die normalen Preiskörbe gehen, ist daher auch Ruhe und wird es auch weiter sein. Die Inflation wird in meiner Erwartung auch dort ihr grausiges Haupt erheben und dann mit aller Macht, das dauert aber bis die Konjunktur die Kurve bekommt.
Aber irgendwo muss die Liquidität halt hin die verzweifelt Anlagemöglichkeiten sucht, und das ist immer der Ort mit der grössten erwarteten Knappheit. Und strukturelle Knappheit herrscht halt an den Rohstoffmärkten, der weltweite Kampf um Resourcen ist ja im vollen Gange und wird uns auf Jahrzehnte begleiten. Die Liquidität wird also mit Macht in diese Märkte drängen. Wer das nicht glaubt oder den Zusammenhang nicht sieht, dem möchte ich heute nach Handelsschluss mal die Kursbewegungen einiger ausgewählter Rohstoff-Aktien vors Auge führen, über die wir in der nahen Vergangenheit hier auf Investors Inside schon berichtet haben. Die folgenden Bewegungen sind die Kurssteigerungen alleine des heutigen Tages in USD, in Euro sieht es nicht viel anders aus.
Yamana Gold (CA98462Y1007) (Gold) +7,9%
Hecla Mining (US4227041062) (Silber) +10,8%
Arch Coal (US0393801008) (Kohle) +12,2%
Patriot Coal (US70336T1043) (Kohle) +19,9%
Freeport McMoran (US35671D8570) (Kupfer und Gold) +8,6%
Rio Tinto (GB0007188757) (Alles von Erz bis Kohle) +9,2%
Cameco (CA13321L1085) (Uran) +8,3%
Ich könnte endlos so weitermachen. Gegenüber diesen Anstiegen verblassen selbst die sensationellen +5% des DAX heute, nur besondere Fälle wie Rheinmetall mit +11% können da mithalten.
Das ist also die Sicht, die offensichtlich das „Fast Money“ auf die Aktion der Zentralbanken hat. Die Kursbewegungen sprechen eine eindeutige Sprache. Nicht die Banken sind die grössten Gewinner des Tages, sondern die Rohstofftitel. Dabei waren die Banken das eigentliche Ziel der Aktion der Notenbanken, höhere Rohstoffpreise haben die Notenbanken sicher nicht auf der Agenda. Ich nehme das sehr ernst und viele der Werte oben sind trotz dieser gewaltigen Bewegungen noch kaum von ihren Tiefstständen entfernt. Ein typischer Verlauf wäre in meinen Augen nach diesem Anstieg eine Konsolidierung, die bis maximal 50% des heutigen Anstieges wieder abgibt, bevor dann der nächste Schwung nach oben kommt.
Wie alle Wetten kann auch diese ganz anders kommen und volatile Bewegungen gehen nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Anlegen ist letztlich ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten ohne absolute Sicherheit. Aber mit der klaren Ansage der Notenbanken die Welt mit Liquidität zu fluten, ist die Wahrscheinlichkeit steigender Rohstoffpreise nun nach meiner Analyse deutlich höher als das Gegenteil ! Was die Absicherung angeht, haben viele der Aktien zusammen mit dem Tief von Anfang Oktober nun einen schönen Doppelboden ausgebildet, den man hervorragend zur Absicherung per Stop nehmen könnte.
Wer diese Wette zwar eingehen, aber nicht den DAX verlassen will, ist durch den Mangel an reinen Rohstofftiteln in Deutschland etwas beschränkt. Mit den Stahlwerten wie Thyssen-Krupp oder Salzgitter oder einer Heidelberg Cement, schlägt man aber in meinen Augen zumindest näherungsweise in die selbe Kerbe. Alle diese Titel werden unter steigenden Grundstoffen auch leiden, insofern ist der Effekt für diese Titel nicht nur positiv, das wird aber in meiner Erwartung von höheren Verkaufspreisen überkompensiert.
Ein positives Chance-Risiko Verhältnis verbunden mit der Möglichkeit einer markttechnisch bedeutenden Sicherungslinie wie es ein Doppelboden darstellt, das zeichnet einen guten Trade aus. Ich bin daher bei allen oben in der Liste genannten Aktien long, bei einigen schon länger, bei anderen seit Montag bzw. Dienstag, als ich wie hier in Artikeln beschrieben sofort auf die Rally gesprungen bin. Und meine Stops liegen etwas unter dem Doppelboden, bzw wo das Muster nicht so ausgeprägt ist unter dem Tief von letzter Woche. Wenn man seine Positionen so konsequent absichert, sind die Risiken nach unten auf 10-20% beschränkt. Nach oben ist aber viel mehr denkbar, wie der heutige Tag deutlich gezeigt hat.
Sollte der Markt nun weiter hochschieben, werde ich vor der EU Sitzung am 09.12.11 einige Gewinne mitnehmen, bzw die Stops dann näher an die Kurse heran schieben. Denn der 09.12.11 ist nun die nächste für mich derzeit erkennbare Hürde des Marktes, die auch für die Rohstoffwerte eine bedeutsame Wegscheide sein wird. (HS)
@Hari:
Für deine vielen Worte musst du dich nicht entschuldigen. Ich denke ich spreche für alle Leser wenn ich sage, dass wir die immer gerne lesen!
PS: Was meinen Hintergrund anbelangt, bin ich übrigens Volkswirt (*in-Deckung-geh*) und mein Studienschwerpunkt lag nicht auf Accounting, daher bin ich in diesem Bereich auch nicht immer ganz sattelfest… 😉
@ Phil, *fröhlich lach* – Du must nicht in Deckung gehen als Volkswirt. Ich habe nichts gegen Volkswirte. Volkswirtschaft ist ein Fachgebiet wie andere auch, mit vielen Wahrheiten und ebenso vielen Lücken. Niicht besser oder schlechter als andere Fachgebiete auch.
Ich habe aber ein Problem mit „Wissenschaftlern“, die unter dem Mantel der Wissenschaft Ideologien und Dogmen verbreiten. Denn eigentlich sollte für alle Wissenschaften die heilige wissenschaftliche Methode gelten. Das bedeutet, es ist egal woran man glaubt, es zählt alleine was beweisbar oder falsifiziert ist.
Leider gibt es gerade bei Volkswirten aber einige namhafte Vertreter, die elementar gegen diesen ehernen wissenschaftlichen Grundsatz sündigen. Vieles was von denen verkündigt wird und sogar Nobelpreise bekommt, hält keiner Falsifizierung Stand und trotzdem werden komplexe mathematische Modelle darauf basiert und Studenten mit diesem Unfug gequält.
Derartige Dogmen gibt es auch bei anderen Wissenschaften, in der Volkswirtschaft sind sie aber besonders auffällig. Diese meine Auffassung teilen übrigens auch viele namhafte Volkswirte, selbst bis zu dem von mir geschätzten Paul Krugman, insofern stehe ich mit dieser Sicht nicht alleine. Dieser Artikel ist zum Thema eine ganz gute Zusammenfassung:
->Paul Krugman über verfehlte volkswirtschaftliche Lehren<-
Zitat Krugman daraus: „Es gibt das Sprichwort, dass sich wissenschaftlicher Fortschritt vor allem durch Beerdigungen vollzieht – also erst wenn die alte Generation abtritt, ist der Weg für neue Erkenntnisse frei. Das gilt auch in unserem Fach.“ Harter Tobak aber in meinen Augen genau der Punkt.
Ich kenne kein anderes Fachgebiet, in dem sich namhafte Vertreter – zu Recht – so despektierlich über einige ihrer Kollegen äussern. Das ist aber nicht das Problem der Volkswirtschaft per se, sondern bestimmter dogmatischer Irrlehren und ihrer Adepten. Wie dieser unsägliche Eugen Fama, der immer noch mit der hundertfach wiederlegten „Efficient Market Hypothesis“ durch die Gegend läuft und indirekt gewaltigen Schaden im Billionen Bereich angerichtet hat, weil die Finanzindustrie ihr Handeln auf die daraus abgeleiteten – vermeintlich wissenschaftlichen – Risiko-Modelle basiert hat. Das Ergebnis konnten wir alle bewundern. Und dann bekommen dieses Jahr wieder Leute den „Nobelpreis“ (ich weiss es ist eigentlich gar keiner), deren Modelle erneut auf dieser wiederlegten Hypothese aufbauen. Das ist ungefähr so, als würde ich ein kompliziertes mathematisches Modell auf der Annahme basieren, dass die Welt flach ist. In der Physik bekommt man dafür keinen Nobelpreis, in der Volkswirtschaft scheinbar schon. Der Titel „Wissenschaft“ ist nach meiner Auffassung bei so etwas verwirkt.
Aber wie gesagt, dass ist kein Problem des Fachgebiets, sondern der handelnden Personen. Und insofern auch kein Grund für Dich sich zu ducken. Mach es einfach besser. Auch in der Biologie soll es ja Leute geben, die dem Kreationismus das Wort reden und sich aber nicht entblöden sich Wissenschaftler zu nennen.
Die wirkliche Wissenschaft kennt keine Dogmen, sie kennt nur Hypothese, Beweis oder Falsifizierung. Das ist ja eigentlich das Schöne.
Nachtrag:
Wahrscheinlich meintest du die Berechnung des regulatorischen Eigenkapitals über die risikogewichteten Aktiva, oder? Dies ist natürlich ein Zusammenhang.
@Hari:
„Und die Eurohypo hält jede Menge europäische Staatsanleihen, ist also nach den Maßstäben der aktuellen Bilanzlogik eigentlich solide finanziert. Eigentlich“
Also ich bin jetzt kein Experte für Rechnungslegung, aber ich glaube hier verwechselst du was. Ist es nicht so, dass diese Anleihen im Anlage- oder Handelsbuch und damit auf der Aktivseite der Bilanz gehalten werden. Dies sagt aber nichts über die Finanzierung des Instituts aus.
Phil, ich finde es ja total nett dass Ihr nun meine einzelnen Worte genau prüft 🙂 Natürlich ist Finanzierung formal nicht identisch mit Eigenkapital, aber ich darf doch einen Begriff auch mal umgangssprachlich verwenden, wenn er in der Essenz für die Bank auf Gleiche hinaus läuft, oder ? Sonst müsste jeder Kommentar von mir immer eine Vorlesung in Bilanzrecht sein und gleich 5 Disclaimer beinhalten, damit er wirklich präzise ist und handelsrechtlich untadelig ist.
Und doch, Du liegst nicht richtig, die Anleihen auf der Aktivseite, sagen mittelbar eine Menge über die „Solidität“ der „Finanzierung“ aus. Lass mich erklären, denn ich habe nichts verwechselt.
Ich weiss wo die Anleihen in der Bilanz liegen, zumindest wo sie liegen sollten, bei Bankbilanzen weiss man ja nichts so genau. Denn bei den Banken bin ich nicht einmal sicher, ob die Anleihen im UV oder AV liegen. Das Problem der Anleihen ist ja nicht wo sie auf der Aktivseite der Bilanz liegen, sondern die Abschreibungen die gemäß „Mark to Market“ bei PIGS Anleihen darauf erfolgen müssten. Und die zehren über den Umweg des Bilanz-Verlustes in der Konsequenz letztlich das EK auf der Passivseite auf. Als Folge hätte die Bank ein zu geringes Eigenkapital und damit einen zu hohen Finanzierungshebel für das Rad das sie dreht und bräuchte mglw eine Kapitalerhöhung, die ihr aber keiner mehr geben wird. Das ist der Zusammenhang, den ich mir erlaubt habe etwas verkürzt zu formulieren.
Oder um den Zusammenhang anders zu formulieren: eine Bank mit solider Finanzierung hat in der Regel ein hohes Eigenkapital, das der Finanzierung zu Grunde liegt – sprich einen geringen EK-Hebel. Und auch bei einem hohen FK Anteil war es bisher eher „solide“, wenn das FK dann in Staatsanleihen wanderte, als das es für hochaggressive Wetten an den Märkten eingesetzt wird. Die Formulierung „ist solide finanziert“ ist also ebenso umgangssprach wie handelsrechtlich in Ordnung, wenn man eine Bank beschreibt die ihre Mittel – egal ob von der Herkunft her EK oder FK – in der Mehrzahl über Staatsanleihen an Euro Staaten ausgeliehen hat.
Bei Privatpersonen ist es letztlich identisch. Hast Du einen Bankkredit mit 110% ohne Eigenkapital in Deiner privaten „Bilanz“, bist Du riskant finanziert. Hast Du aber 50% Eigenkapital und nur 50% fremdfinanziert, bist Du „solide finanziert“. Und um ein anderes Bild zu benutzen, wenn Du zu einer Bank gehen würdest um einen Kredit (FK) zu erhalten, wird Dich die Bank fragen was Du mit dem Geld machen willst. Würdest Du glaubhaft sagen ich finanziere damit den Ankauf von Staatsanleihen, hätte Dir die Bank das Geld bisher wahrscheinlich geben, denn das galt als solide. Heute würde sie fragen: „welche Staatsanleihen denn genau ?“ – den Unterschied nennt man Eurokrise und genau das ist die Falle in die nun die Eurohypo und damit die Commerzbank gelaufen ist 😉
Natürlich ist mein Satz nicht im vollen Umfang präzise gewesen, aber ich bitte darum mir auch in Zukunft mal derartige Verkürzungen zu erlauben, sonst müsste ich immer so einen Sermon zur Erklärung schreiben und das will ich nicht, zumindest nicht in Kommentaren.
Ich hoffe das war jetzt in jeder Hinsicht erschöpfend 🙂
PS: habe Deinen Nachtrag erst jetzt gesehen. Stimmt. Ich habe nur mal wieder mehr Worte dafür gebraucht, weil ich Deinen Hintergrund nicht kenne und mit normalen Worten erklären wollte. Zuviel Worte ist einer meiner Fehler, also unterstütze mich bitte, wenn ich mal verkürze 😉
Danke für Deine Antwort!
Im Grunde ist die relasitische Wahrscheinlichkeit gar nicht so hoch, daß Italien oder gar Spanien, welches ja im Vergleich eine noch recht moderate Verschuldungsrate von so um die 60% zum BIP hat, in die Insolvenz gehen, zumal ja auch die hohen Verschuldungsquoten keine neues Phänomen sind.
Die Probleme sind ein extrem hoher Vertrauensverlust, nicht funktionierende Märkte, auch zu hohe Verschuldungsquoten klar, unfähige Politiker und Ratingagenturen, die teils willkürlich, teils noch schlimmer manipulativ irgendwelche nicht objektive Ratings heraushauen, von denen das ganze System abhängt.
Und daraus folgend eine nicht mehr realistische Risikobewertung der Märkte für europäische Anleihen!
Ich meinte diese Kausalkette:
Weiter hohe Renditen am europäischen Anleihemarkt führt trotz zusätzlicher Liquidität zu fallenden Börsen.
Das die Schuldenkrise alleine mit Liquidität nicht gelöst werden kann ist ja jedem klar.
Das einzige Szenario meiner Meinung was den europäischen Ländern zumindest einen größeren Zeitraum geben würde ihre Haushalte zu sanieren, wäre die klare Aussage der EZB unlimitiert Anleihen zu festgelegten Sätzen zu kaufen!
Der EFSF scheint keine Lösung zu sein und ein Rumgedödel unserer europäischen Politik am 9.12. scheint vorprogrammiert!
Wie lange kann man also noch den Long-Modus spielen!?
Vorher ein bißchen Geld vom Tisch zu nehmen, ist denke ich, in dieser Hinsicht ein guter Ratschlag!
Am Ende bleibt die Erkenntnis, daß der Blick in die berühmte Glaskuge mir mal wieder nix verät und es sich auf ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten reduziert!
Mich würde trotzdem Deine Einschätzung zum europäischen Anleihemarkt interessieren!?
Oder wird dieses Thema eben wegen der Geldschwemme erstmal aus dem Fokus bis zum 9.12. bleiben?
Matthew, natürlich sind die Probleme auf dem Anleihenmarkt nicht gelöst. Das ist doch offensichtlich. Und der 09.12. kann den Markt auch wieder in die Knie zwingen, wenn die Politik sich nicht einigen kann. Dann gehen die Anleihenrenditen durch die Decke.
Es ist aber wichtig zu verstehen, dass die Märkte doch gar nicht panisch sind, weil Griechenland oder Portugal vielleicht Pleite gehen. Für sich genommen – wenn es auf die Länder beschränkt bleiben würde – interessiert das doch so viel wie der berühmte Sack Reis in China. Selbst wenn Italien Pleite ginge, wäre das kein Weltuntergang, wenn man den Effekt auf Italien beschränken könnte.
Das Problem das die Märkte haben ist doch der Domino-Effekt. Sprich wenn Italien Pleite geht, dann brechen auch alle europäischen Großbanken und Versicherungen zusammen und das zieht wiederum die ganze Welt in den Untergang. Wenn es also durch Maßnahmen gelingen würde, das Banken und Versicherungssystem abzuschotten, dann würden die Märkte selbst gegenüber Italien die Schultern zucken. Das wäre sicher unschön aber kein Weltuntergang. Das von den Ratingagenturen abhängige derzeitige System der Rechnungslegung und Berechnung des Kernkapitals, löst diesen Dominoeffekt aber aus. Und das ist das, was die Märkte in Angst und Schrecken versetzt. Und deshalb ist die Medizin der Notenbanken kurzfristig so wirksam, obwohl natürlich die Schuldenprobleme unverändert erhalten bleiben.
Du kannst die ganze Problematik doch beispielhaft an der Comba beobachten. Die Comba ist nur deshalb so unter Druck, weil die Eurohypo zu ihr gehört. Und die Eurohypo hält jede Menge europäische Staatsanleihen, ist also nach den Maßstäben der aktuellen Bilanzlogik eigentlich solide finanziert. Eigentlich 😉 Geht Italien Pleite, kippt das Eigenkapital der EuroHypo ins Negative und damit ist auch die Commerzbank bilanziell am Ende. Obwohl der Untergang Italiens für das operative Geschäft der Comba eher nebensächlich sein dürfte.
Fazit: Mittelfristig ist das Problem der westlichen Welt die Ãœberschuldung. Und die ist die Ursache für all die Folgeprobleme. Die panischen Börsen der letzten Wochen beruhen aber gar nicht auf der Ãœberschuldung – auch die US und Deutschland sind überschuldet und es interessiert noch keinen – die Panik ist die Angst vor der Kettenreaktion die die Banken und Versicherungen in einer Schockwelle zerstört und damit die westliche Welt als Ganzes. Und gegen diese Angst ist die Aussage der Notenbanken beliebig Liquidität zur Verfügung zu stellen sehr wohl eine Beruhigungspille, keine Lösung aber ein Sedativum sehr wohl.
Also ist diese Spekulation auf steigende Rohstoffpreise eher kurzfristiger Natur? Ich glaube du hast maemlich auch in einem anderem Post geschrieben, dass du davon ausgehst, dass die Inflation langfristig nicht unter Kontrolle gehalten werden kann und es zu einer Art Rest des Finanzsystems kommt. Deshalb war das ganze fuer mich auf den ersten Blick etwas kontraer.
Ich denke naemlich auch, dass wir mittel- bis langfristig in eine Rezession rutschen werden. Es gibt einfach zu viele Markorisiken im Moment: Schuldenkrise in Amerika und Europa, aber was im Moment auch etwas aus dem Blickfeld geraet ist, dass China, das uns mehr oder weniger aus der letzten Finanzkrise gezogen hat nun auch etwas in stocken kommt und die Wirtschaft nicht mehr Vollgas vorauslaeuft wie in den letzten Jahren.
Ich bin nun seit 2 Monaten in Shanghai und wenn man mit Managern redet hoert man mittlerweile raus, dass sich das Wachstum doch etwas verlangsamt, etwas das man die letzten Jahre nicht kannte. Und sollte sich das Wachstum in China wirklich staerker verlangsammen waere das fuer uns in Europa, fuer die Amerikaner und fuer andere Emerging Markets Countries fatal. Das wuerde dann auch den Rohstoffen den Rest geben;) Das ist so grob meine Sichtweise der aktuellen Makrolage. Jedoch ist die langfristig ausgerichtet, kurzfristig tue ich mir schwer irgendwelche Prognosen abzugegen, weshalb ich im Moment bis auf ein bis zwei defensive Titel und etwas Gold 70% Cash halte und auf guenstige Einstiegskurse warte bei Aktien ware (DAX suedlich der 5000 :)).
Zur China Thematik ist auch folgendes Interview recht interessant: http://www.zerohedge.com/news/guest-post-reasons-chinas-imminent-bust
Bin hier seit eineigen Wochen stiller Leser, jetzt wollte ich auch mal meinen Senf dazugeben;) Lesen ist eben doch viel bequemer als selbst schreiben.
VG Philipp
@ Phillippoo, der Zeithorizont ist immer entscheidend. Ohne Zeithorizont sind alle Aussagen nur Gerede. Sei mir nicht böse, aber ich kann und will mein komplexes Bild auf die kurz- mittel- und langfristige Entwicklung in einem Kommentar nicht erneut auseinander dröseln. Es steht aber alles in meinen diversen Artikeln. Die Kurzform lautet: Kurzfristig Long wg Geldschwemme, Mittelfristig Short weil die Strukturprobleme nicht gelöst sind und definitiv weiter eitern, langfristig der Reset des Weltfinanzsystems, der dann wieder die Grundlage für sauberes Wachstum legt.
Guten Morgen!
Was wir nun sehen ist, das nach der gestrigen Euphorie zu Recht ein bißchen Wasser in den Wein gekippt wird.
Trotz dieser abgestimmten Aktion der Zentralbanken, ist ja immer noch nicht klar wie das Problem am europäischen Anleihemarkt gelöst wird!?
Denn dass die Banken nun besser mit Liquidität versorgt werden, heißt ja nicht, daß diese Mittel in italienische Anleihen fließen!?
Oder habe ich da etwas übersehen?
Ich denke, in dieser Hinsicht stellt sich auch die Frage, ob und wann man Rücksetzer kaufen sollte!?
Ich bin im Moment (um 9:20 Uhr) eher erstaunt wie gering der Abgabedruck ist. 1-2% wären nach so einer Rally vom Vortag völlig normal. Die aktuell 0,3% sind gar nichts und bestätigen, dass nun viel Geld in den Markt fliesst. Nach meiner Erfahrung muss so eine gewaltige Bewegung erst einmal auslaufen und das dauert ein paar Tage. Heute erleben wir die „Zweitrundeneffekte“ all derer, die das Gestern verpasst haben. Insofern rechne ich von der Markttechnik her nächste Woche wieder mit etwas bröckelnden Kursen, wenn sich die Unsicherheit vor dem 09.12. wieder durchfrisst. Politische Nachrichten können diese Sicht natürlich jederzeit überlagern.
Phillippo, willkommen bei uns. Das sind zwei gegensächliche Sachverhalte. Wenn die weltweite Konjunktur kippt, zb weil der Euro zerbricht, leiden die Rohstofftitel natürlich am stärksten. Was die Notenbanken aber der Welt gerade sagen ist, dass sie das nicht zulassen werden und solche Anwandlungen der Weltkonjunktur im Zweifel unter Bergen von Papier ersticken. Wir müssen uns immer noch entscheiden in welche Richtung wir uns aufstellen. Gleichzeitig nach links und nach rechts laufen geht nicht. Ich halte es da in Anbetracht der Makrolage eher mit „dont fight the FED“. Billiges Geld heisst nominal steigende Preise, real aber Entwertung der Währungen. Wirklich realen Vermögensgewinn kann man in so einem Szenario mit normaler Anlage gar nicht erzielen, es geht nur darum wer am wenigsten entwertet wird. Und da stehen die Rohstofftitel noch vergleichsweise gut da.
Fuer mich stellt sich aber die Frage ob Rohstofftitel nicht staerker negativ von einer schwachen Konjunktur im Falle eines Crashsznenarios beeinflusst werden, als der positive Effekt der Inflation bringt.
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