Hexensabbat – DAX vor wichtiger Entscheidung?

Gestern musste man sich, bei der Betrachtung des Dax-Verlaufes, teilweise verwundert die Augen reiben. Bereits den zweiten Tag in Folge gelang es dem deutschen Börsenbarometer nun wieder deutlich stärker zu performen als die amerikanischen Indizes. Grund für den gestern erneut fast senkrechten Anstieg waren aber nicht etwa fundamental neue Erkenntnisse über den Zustand der Wirtschaft oder gar nachhaltige Neuerungen in Sachen Euro-Krise, sondern schlicht und ergreifend die Tatsache, dass die Notenbanken sich zu einer konzentrierten Aktion entschlossen haben die Banken mit frischen Dollars in unbegrenzter Höhe versorgen zu können.

Gestern war ebenfalls der Tag an dem sich die Lehman Pleite zum dritten Mal jährte, und auch damals wurde ähnliches beschlossen um das Schlimmste zu verhindern. Der Grund warum also die Börsen gerade jetzt in den Party Modus übergehen bleibt mir etwas im Verborgenen. Letztlich heißt diese Maßnahme wohl nichts anderes als das man Institute, die es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, erneut bei der Beschaffung frischen Kapitals unterstützen muss. Die getroffenen Maßnahmen zeigen in welch grottenschlechtem Zustand die europäischen Banken sich offensichtlich befinden und welcher Vertrauensverlust ihnen weltweit erneut entgegen schlägt.

Genau genommen stehen wir im Gegensatz zu 2008 sogar deutlich schlechter da. Denn jetzt hat die EZB ein 140 Mrd. Dollar Problem an der Backe, die Schuldenlast zieht manche Staaten noch deutlicher als vorher nach unten, und auch die USA haben Ihr Pulver weitestgehend verschossen. Heute reist Timmothy Geithner an und will mit den führenden Häuptern über weitere Möglichkeiten reden die aktuelle Euro Krise zu bewältigen, von der eigenen Krise in den USA soll aber wohl keine Rede sein. Wir drehen uns also weiterhin fröhlich im Kreis, und schieben uns gegenseitig die Schuld für die Misere in die Schuhe.

Es ist schon beeindruckend was die Politiker in den letzten drei Jahren fundamental so alles NICHT bewegt haben! Das marode Bankensystem wurde nicht ansatzweise so reformiert wie wir es für die Zukunft unserer Kinder gebraut hätten, gleiches gilt für die EU Verträge. Letztlich steht zu befürchten das die Verantwortlichen in Berlin und Brüssel, in Ihrer ganzen Verzweiflung, es wohl doch noch hin bekommen könnten und dem völlig falschen ESM bzw. ESFS zustimmen. Was das Problem nicht lösen, sondern verzögern, und im Gegenteil noch deutlich verschlimmern wird. Dann wäre jeder europäische Staat wohl unwiderruflich, und bis zum bitteren Ende an die anderen Staaten der Währungsunion gekettet.

Natürlich würde eine solche Maßnahme erst einmal eine neue Kursrallye auslösen, die uns Anlegern eine wieder heile Welt vorgaukelt. Wir werden uns dann alle kurzzeitig wieder in Sicherheit wiegen, und auf momentan völlig absurde Richtwerte wie Fundamentaldaten, Gewinnprognosen, Charttechnik und ähnliches bei unseren Investments achten. Dementsprechend gebe ich auch zu bedenken, dass der wundersame Kursaufschwung an den Börsen nur von kurzer Dauer sein könnte. Nicht etwa weil Aktien nicht teilweise schon viel zu günstig sind, sondern nach wie vor wegen der offensichtlichen politischen Uneinigkeit von Nationen die eine Einheit bilden sollten, davon aber weiter entfernt sind als je zuvor.

Fundamental betrachtet ist der DAX so günstig wie lange nicht mehr oder noch niemals zuvor. So genau weiß das im Moment niemand! Dennoch ist immer noch zu viel Optimismus im Markt um eine Korrektur wirklich final abzuschließen. Hinzu kommt noch, dass auch aus charttechnischer Sicht keineswegs Entwarnung gegeben werden kann. Heute ist Hexensabbat, sprich großer Verfallstag, und damit ab Mittags mit deutlichen Kursbewegungen zu rechnen. Insbesondere nach einem Anstieg von 600 Punkten in der Spitze sollte der DAX von Turbulenzen nicht verschont bleiben. Fällt der Index wieder nachhaltig unter 5.550 Punkte droht der nächste Kursrutsch. Spannend dürfte es dann lediglich sein zu beobachten an welchem Punkt er sich dieses Mal fangen kann, und welche Schlüsse man daraus ziehen sollte…

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