Es geht in die richtige Richtung, und das hat mich persönlich etwas erstaunt, denn die letzten Monate der europäischen Politik waren nicht gerade geprägt von Entschlossenheit und klaren Entscheidungen. Ich bin also heute positiv überrascht von den Reaktionen unserer Kanzlerin und dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy, die gestern Abend die einzig richtige Antwort auf die offene Provokation aus Griechenland gefunden haben. Zunächst einmal wird der Geldhahn zugedreht bis das ganze Thema um den plötzlichen Demokratieanfall des griechischen Staatschefs geklärt ist.
Was aber noch viel wichtiger ist, ist die neue Definition der Ergebnisse eines mögliche Referendums in Griechenland. Und da kann es eben nicht nur darum gehen, das sich die Griechen jetzt die Rosinen rauspicken, im Euroraum verbleiben, aber gleichzeitig auf das Sparpaket verzichten, weil sie nicht bereit sind ihren Teil zu bringen. Merkel und Sarkozy haben klar gemacht, dass es nun sehr wohl um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone geht – nicht mehr und nicht weniger! Meinen Glückwunsch an dieser Stelle für den Mut dies zu tun und auch endlich auszusprechen.
Auch terminlich wurde das Ganze nun deutlich fester gezurrt als ich dies gestern Abend noch den Nachrichten entnehmen konnte. Da war die Rede noch davon das man irgendwann im Dezember oder Januar die Abstimmung durchführen werde, und ich in dem Moment leicht schockiert – ich gebe es offen zu! Denn ein unnötiges Verzögern dieses Prozesses wäre mehr als schädlich für den gesamten Euroraum, und natürlich auch für die Kapitalmärkte. Dass den Griechen nun Zeit gegeben wurde sich bis Anfang Dezember zu entscheiden, ist in meinen Augen, angesichts der Situation, mehr als wohlwollend.
Vielleicht wird es aber gar nicht dazu kommen wenn am Freitag die Vertrauensfrage gegen die amtierenden Präsidenten beantwortet wird. Inzwischen spürt Papandreou mächtigen Gegenwind aus den eigenen Reihen, und wurde öffentlich als „gefährlich für das eigene Land“ bezeichnet und aufgefordert zu gehen. Immer wieder schön finde ich dann auch die plötzliche Erleuchtung bei einigen CSU Politikern die nun eine Abstimmung in unserem Lande fordern, ob wir dem Rettungspaket zustimmen wollen. Grundsätzlich natürlich ein toller, demokratischer Gedanke, in diesem Falle aber wohl eher populistisches Trittbrettfahren. Wir haben keine Zeit mehr für solche Spielchen meine Damen und Herren!
Leider haben diese Entscheidungen aber natürlich kurzfristig mal wieder einen äußerst negativen Einfluss auf die europäischen Aktienmärkte, die heute vorbörslich wieder deutlich nachgeben. Dennoch versuche ich es positiv zu sehen. Der Markt mag keine Unsicherheiten, und genau diese werden wohl bis zum Ende des Jahres beseitigt sein – so oder so! Die spannende Frage ist also wann der Markt anfangen wird diese positiven Aspekte umzusetzen. Sollte Papandreou am Freitag scheitern besteht eine gute Möglichkeit auf deutlich steigende Märkte ab Montag. Möglicherweise wird aber auch die Entschlossenheit der Europäer bereits vorher honoriert…
sehr gute Beiträge!!! Super ! Danke euch allen !!!
Es gibt eine Liveticker auf dem Handelblatt. Sieht so aus, als würde es eine Übergangsregierung geben. Quasi eine Notstandserklärung. Ich schließe nicht mehr aus, dass Papandreo sein Amt heute noch niederlegt.
@Hari:
Ich hab mal eine kleine Frage zu deinem MC Test weiter oben. Ist es nicht so, dass alle Länder grundsätzlich gleich viel Stimmrecht im EZB-Rat haben, nämlich die Präsidenten der nationalen Zentralbanken? Hinzu kommt dann natürlich noch das EZB-Direktorium, aber hier ist Deutschland ja noch in Person von Jürgen Stark bzw. Jörg Asmussen vertreten. D.h. entweder kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass alle Länder gleichviel Stimmrecht haben (dann wären oben die Antworten b, d und e korrekt – und nicht nur Antwort e, wie ich es bei dir oben rauslese) oder aber, was natürlich genauer ist, man bezieht das EZB-Direktorium mit ein, woraus unterschiedliche Stimmrechte resultieren könnten (wenngleich die Direktoren auch – zumindest theoretisch – noch unabhängiger von nationalen Politiken entscheiden sollten, als die Zentralbankpräsidenten, insofern könnte man argumentieren, dass es richtig ist, diese aussen vor zu lassen ), aber dann hat Deutschland mehr Stimmrechte als Malta.
Phil nur ganz kurz, es passiert zu viel. Du hast natürlich recht. Ich wollte jetzt aber die EZB nicht im Detail aufdröseln, sondern nur ein Prinzip an einem Beispiel erläutern. Deswegen lautet die Frage auch nicht auf die Stimmen pro Land um diese Komplexität zu umgehen, sondern auf das Gewicht dass der jeweilige Notenbankchef mit seiner Stimme hat.
Durch das Direktorium hat D im Moment 2 Stimmen und Italien 3. Das ist richtig. Letztlich wird aber das Direktorium frei vom Gremium der 27 Länder (Europäischer Rat) gewählt und es gibt keine institutionelle Garantie auf 2 oder 3 Stimmen, nur Wohlwollen.
Im Kern bleibt es also dabei: Deutschland hat im Rat der EZB strukturell das gleiche Stimmgewicht wie Malta oder Zypern, zahlt aber für 27%. Die deutschen Politiker die das ermöglicht haben, haben sich in meinen Augen an ihrem Amtseid versündigt.
Hallo Lars!
Laufen die Griechen nicht jetzt schon herum, wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen?!
Das ist zwar Spekulation, aber ich halte die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns von Papandreos für sehr hoch!?
Und dann sind die wichtigen Fragen, wie schnell können überhaupt Neuwahlen abgehalten werden?
Würde die Volksbefragung trotzdem durchgeführt?
Wer regiert das Chaos in der Zwischenzeit?
Ich schätze, dann die Lage aber schon auch so wie Hari ein, daß daraus eine große Instabilität und Unübersichtlichkeit der Situation entsteht, die keineswegs einen positiven Einfluß auf die Märkte haben könnte!
Aber wie Du das schreibst, daß ist im Moment alles Spekulation!
Und ich bin auch erstmal wieder raus!
Abwarten und die Füße still halten und sich nicht zuviel über die Politik ärgern ist grad nicht unbedingt die schlechteste aber eine schwierige Devise!
…Der griechische Premier Giorgos Papandreou hat für heute eine Krisenstzung des Parlaments einberufen. Hintergrund dürfte die Kritik von Parteigenossen, wie dem Finanzminister Evangelos Venizelos, an dem geplanten Referendum sein.“ Man darf bereits heute sehr gespannt sein… 😉 Der Dax steigt erst einmal wieder über die 6.000 Punkte Marke!
Hallo Hari!
Wie komm ich da drauf:
Zitat Lars:
„Sollte Papandreou am Freitag scheitern besteht eine gute Möglichkeit auf deutlich steigende Märkte ab Montag. Möglicherweise wird aber auch die Entschlossenheit der Europäer bereits vorher honoriert…“?????
Hallo Matthew, damit verbunden war dann meine Hoffnung das die Pläne eines Referendums in Griechenland ebenfalls verworfen werden, was die Märkte zunächst einmal beruhigen sollte. Grundsätzlich ist aber natürlich das Argument von Hari einer dann instabilen Regierung Griechenlands nicht von der Hand zu weisen. Sollte es also überhaupt so kommen und die Griechen danach nur noch rumlaufen wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen wäre auch ein Absturz der Börsen denkbar. Sollte es dagegen eine neue Regierung geben die bemüht ist den Schaden wieder gut zu machen dürfte es anders laufen. Die Frage was passieren wird ist also nicht ganz einfach zu beantworten. Jetzt sollten wir erst einmal abwarten ob überhaupt etwas passiert.
Wie man heute sehen kann war die erste Reaktion des Marktes auch eine andere als das wohl von der breiten Masse erwartet wurde. Letztlich ist alles nur Spekulation 😉
Guten Morgen allerseits!
Erstmal wieder ein großes Lob an eure Beiträge, die immer wieder eine perfekte Zusammenfassung der gegebenen Situation darstellen.
Im Moment kann man wirklich nur verzweifeln, weil die Politik immer wieder einen Strich durch die entworfenen Szenarien macht und wenn man zudem nicht rund um die Uhr Swingtrading betreiben kann, sind die Verluste natürlich nicht kleiner.
Was Hari hier über die Ansicht der Amerikaner geschrieben hat, ist sehr interessant und es ist ja auch ein unglaublicher Wahnsinn, daß alle EU-Länder mit dem gleichen Stimmrecht ausgestattet sind und daß zu dem jedes Land auch noch ein Veto-Recht bei umfassenden Entscheidungen besitzt.
Verrrücktes Euro-Land!
Man hätte eben die EU und im besonderen den Euro erstmal mit einer kleineren Anzahl an Ländern etablieren müssen und mit etablieren meine ich, so eine Zeit von mindestens 10 Jahren und dann hätte man mit einer angepaßten Verfassung so nach und nach schwächere Länder integrieren können.
Langsam, kontroliert und nicht übereilt!
Hätte, wäre, tja, shit, aber da sind wir wohl an der größenwahnsinnigen Politik gescheitert, die blind immer weiter Staaten in die EU aufgenommen hat, um ein großes Europäisches-Reich entstehen zu lassen.
Zum Schluß noch Fragen:
Wieso meint ihr, daß wenn Papandreossadomasonopolopulos am Freitag scheitert und es dann folgerichtig zu Neuwahlen kommt, dies einen positiven Einfluß auf die Märkte haben wird?
Die Situation wäre dann doch noch unklarer!
Würde dann trotzdem das Plebiszit durchgeführt?
Wann wären diese Neuwahlen durchführbar?
Was passiert in der Zwischenzeit?
Euch allen gutes Handeln und starke Nerven!
Matthew, nein, wie kommst Du darauf, ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass Neuwahlen vom Markt positiv gesehen werden. Im Gegenteil. Das einzige was der Markt gut findet, ist eine stabile griechische Regierung, die ihre Verpflichtungen erfüllt. Ein Scheitern von Papandreou und Neuwahlen wäre wahrscheinlich noch schlimmer. Dann versinkt alles im Chaos und wir finden uns im DAX vielleicht viel tiefer wieder. Das ist meine Erwartung.
Ich habe ja gestern früh sofort begriffen, was die Stunde geschlagen hat, So langsam sickert das ja nun auch in den Medien durch und die Stimmen die Papandreou zum demokratischen Helden stilisieren wollten werden leiser. Die Erkenntnis sickert nun, was da angerichtet wurde. Der Mann hat mit seinem Alleingang ganz Europa in Geiselhaft genommen und nun haben wir nur noch die Wahl zwischen Syphillis und Tripper.
Die einzige echte Lösung wäre, wenn man jetzt Griechenland sofort aus Euro und EU rauswerfen würde und die Tür zuknallen und mit Schlössern verbarrikadieren würde. Das geht aber rechtlich nicht. Es würde theoretisch mit reiner brutaler Machtausübung gehen, das wäre aber einer Kriegerklärung gleichzusetzen und wird nicht passieren. So sehr ich mir so einen Befreiungsschlag emotional wünschen würde, so sehr weiss ich aber auch, dass das irrational wäre. Denn das würde Gräben in Europa aufreissen, für die das Wort „Kriegserklärung“ dann wirklich treffend wäre. Abgesehen davon wird eine Merkel aus ihrer Psychologie heraus diesen Weg sowieso nicht gehen.
Es bleibt also dabei Griechenland bleibt in der EU und kann mit seinem Veto jegliche grundlegende Änderung blockieren. Und Griechenland wird formal im Euro bleiben, auch wenn sie Pleite sind. Denn das ist immer noch besser als die Drachme wieder einführen. Wir haben die am Bein und können es nicht ändern. Dankesschreiben sind primär an Kohl und Weigel zu richten, aber auch Schröder und Eichel sind richtige Adressaten.
Aber letztendlich spielt das doch nur eine untergeordnete Rolle. Wenn Frau Merkel repräsentativ für Deutschland als Geldgeber den Hahn zudreht, kann der Rest Europas doch abstimmen, was er will. Wenn du dir die heutige Situation anschaust, kannst du auch feststellen, dass Frau Merkel nicht die Meinung der restlichen EU in Bezug auf das Referendum abwartet. Die Entscheidung gefällt ihr nicht, also gibt es kein Geld mehr. Bums. Fertig.
Morgen Hari,
glaubst du wirklich, dass das „Big Money“ auch so denkt? Ich glaube nicht, dass sich die kursbewegenden Marktteilnehmer von der oberflächlichen öffentlichen Meinungsmache beeinflussen lassen. Könnte der Kursverfall nicht vielleicht eher auf die Ungewissheit zurückzuführen sein, was eigentlich passiert, wenn Griechenland ausgeklammert wird?
Ja Ramsi, das glaube ich nicht nur, dass weiss ich aus Gesprächen mit amerikanischen Geschäftspartnern. Natürlich kann man nicht alles über einen Kamm scheeren und natürlich spielen auch die „was wäre wenn“ Ãœberlegungen heute eine Rolle. Die Tendenz des Marktes wird ja nicht nur aus einem Gedankengang gebildet, sondern da überlagern sich viele Themen.
Trotzdem sind übersteigerte Erwartungen heute ein grosser Faktor, denn selbst bei gebildeten und klugen Leuten gibt es massive Missverständnisse, was die Konstruktion Europas angeht. Und daraus resultieren halt falsche Erwartungen.
Um Dir das zu verdeutlichen, schlage ich Dir mal einen Test vor. Suche Dir 10 Bekannte aus Deinem privaten Umfeld, denen Du auch Bildung und Wissen um Zusammenhänge zubilligst. Also keineswegs der Pöbel der leicht von Meinungsmache beeinflusst wird, sondern Leute die man gemeinhein die Intelligenz des Landes nennt. Und dann stelle denen beispielhaft die folgenden Multiple-Choice Frage:
Wie viele Stimmen hat Deutschlands Notenbankchef in der EZB bei Abstimmungen der 17 Euro Staaten:
(a) So viele wie Deutschland Anteile an der EZB hat, also 27%
(b) So viele wie Frankreich
(c) Ein Schlüssel nach der Einwohnerzahl in der EU, also ca. 20%
(d) So viele wie Österreich
(e) So viele wie Malta und Zypern
Du wirst feststellen, dass selbst hier – in Europa und bei gebildeten Menschen – kaum einer die richtige Antwort kennt. Die lautet nämlich (e) – so viele wie Malta und Zypern
Keiner meiner amerikanischen Bekannten glaubt das, wenn ich ihm das sage. Die glauben so lange ich würde sie verarschen wollen, bis ich ihnen dann mehrere Beweise bringe.
Und selbst dann bleibt der Mund offen stehen. Denn das jemand der 27% bezahlt und 20% der Bevölkerung der EU hat, sich in für seine Nation lebenswichtigen Fragen freiwillig auf die Ebene von Malta setzen lässt, würde in Amerika dazu führen, dass man den Verantwortlichen in die Klapsmühle einliefert und für unmündig erklärt. Ehrlich gesagt sollten auch wir uns fragen, ob das von Weigel und Co. nicht ein Verstoss gegen den Amtseid war, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden.
Diese Frage ist nur ein Beispiel. Sie soll Dir aber zeigen, dass bei der Mehrzahl der Investoren falsche Vorstellungen über die Konstruktion, Eingriffsmöglichkeiten und Machtverhältnisse in der Euro-Zone existieren. Und diese falschen Vorstellungen führen zu übersteigerten und falschen Erwartungen. Keiner kann sich vorstellen, dass Deutschland und Frankreich nicht mehr tun können als sie nun tun, und dass sie keine Wahl haben als sich so von Griechenland auf der Nase herum tanzen zu lassen.
Mr. Market hat halt keineswegs immer recht. Mr. Market ist nur das Abbild der Meinung der Mehrheit der Marktteilnehmer. Und das Bild das die von Europa haben ist voller Missverständnisse und Fehlinterpretationen.
Das ist aber eine andere Frage Ramsi. Wir haben hier darüber diskutiert, warum der Markt heute enttäuscht reagiert. Und ich bin sicher, der von mir beschriebene Faktor spielt eine wichtige Rolle dabei, auch wenn er sicher nicht der einzige Faktor ist.
Was Du sagst, ist etwas ganz anderes. Denn auch wenn man nach den bestehenden Regeln bestimmte Dinge nicht machen kann, kann man sie durch schiere Machtausübung doch durchsetzen. Auch in der EZB interessiert keinen das Stimmrecht mehr, wenn Deutschland digital sagen würde, wenn das oder das nicht passiert, scheiden wir aus dem Euro aus. Dann wäre der Euro am Ende und man würde alles tun um die Wünsche der Deutschen zu erfüllen.
Nur so eine Machtausübung und letztlich Erpressung kann man nur einmal machen. Die anderen vergessen das zu Recht nicht. Das kann nur die Ultima Ratio sein. Insofern ja, theoretisch könnte Merkel die Griechen alleine rausschmeissen, sie müsste sich nur hinstellen und sagen, es gibt von D keinen Cent mehr. Ende der Durchsage.
Aber erstens sind die Folgewirkungen massiv und es würde ungewollte Solidarisierungen anderer kleiner Länder mit Griechenland geben, von den Nazi-Leitartikeln überall in Europa ganz zu schweigen. Und zweitens ist unsere Kanzlerin gar nicht der Typ für so ein Powerplay, das wird nicht passieren.
Fazit: Was Du sagst ist theoretisch richtig, praktisch aber (noch) nicht real. Und die Schwäche des Marktes hat mit Enttäuschung zu tun, weil der Markt mehr von Merkel/Sarkozy erwartet hatte, als sie defacto im rechtlichen Rahmen Europas leisten können.
Lars, ich teile Deine Sicht und bin auch der Meinung dass Merkel und Sarkozy im Rahmen des Möglichen die richtigen Reaktionen an den Tag gelegt haben. Mehr geht halt nicht, auch wenn ich mir mehr wünschen würde. Insofern sehe ich die Reaktion in Cannes wie Du positiv.
Das der Markt heute trotzdem negativ reagiert, liegt in meinen Augen daran, dass der Markt eben im wesentlichen aus Investoren besteht, die nicht aus Europa kommen. Schaut man in Amerika durch die Foren und Blogs zum Thema, sieht man auch bei ansonsten intelligenten Kommentatoren immer wieder ein wenig ausgeprägtes Verständnis für die Komplexität der Entscheidungsfindung in der Euro-Zone. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man in einem Land lebt, dass seit Gründung einen starken Präsidenten hat, der einfach eine Entscheidung über Krieg und Frieden treffen kann und bildlich gesprochen ein rotes Telefon besitzt, mit dem er die ganze Welt in die Steinzeit bomben könnte.
Ich denke der Markt hat also gehofft, dass Papandreou nach dem Treffen alles zurück nimmt, weil er vor seinen „Chefs“ stramm stehen musste. Dieses naive Bild, als ob insbesondere Deutschland die EU führen würde, ist nicht auszurotten. Wie oft habe ich in den Staaten schon Kommentare gelesen, dass Deutschland ja nun als „Viertes Reich“ alle anderen in der Euro-Zone dominiert. Wir hier wissen wie völlig irreal und daneben diese Vorstellungen sind. Aber auszurotten sind sie selbst bei intelligenten Menschen nicht und zwar weltweit.
Zu fest ist offensichtlich die Vorstellung gerade in Amerika eingebrannt, dass wer zahlt auch die Macht hat. Etwas anderes kann man sich da gar nicht vorstellen. Ich fände ja auch schön, wenn die EU so funktionieren würde, statt dessen haben wir in der EZB das gleiche Stimmengewicht wie Malta oder Zypern. Das glaubt mir keiner meiner amerikanischen Bekannten, wenn ich das erkläre !
Ich denke aus dieser Fehleinschätzung resultiert eine übersteigerte Erwartungshaltung an das, was Merkel und Sarkozy leisten können. Diese Hoffnung wird nun abverkauft. Das das eine völlig unrealistische Erwartung ist, wissen wir die wir in Europa leben, aber nicht notwendigerweise der Rest der Welt.
In Summe bleibt uns im Moment nichts zu tun als abzuwarten. Wir sind wieder da, wo wir vor dem EU Gipfel waren, der Markt ist nicht tradebar. Und Griechenland hat uns in den Depots massive Verluste bescheert und uns nun für die nächsten Wochen als Geisel genommen.
Verrückte Welt.