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DAX 8.000 oder 7.400 Punkte im Visier?

Die Unsicherheit dürfte auch in der kommenden Woche weiter anhalten… Nachdem der amerikanische Aktienmarkt das Inkrafttreten der automatischen Ausgabenkürzungen (Sequester) erstaunlich gelassen zur Kenntnis genommen hat, konnten sich die Aktienkurse im späten Handel wieder etwas erholen. Dennoch schweben nach wie vor die politischen Unsicherheiten aus Italien über den Märkten. Eine Regierungsbildung in der drittgrößten Wirtschaftsnation der Eurozone gestaltet sich weiterhin schwierig. Der heimliche Wahlsieger und ehemalige Komiker Beppe Grillo flirtet bereits öffentlich mit einem Austritt seines Landes aus der Eurozone und der Wiedereinführung der Lira. Kurz nachdem er einen Schuldenschnitt für sein Land verlangt hatte soll nun eine Volksabstimmung über den Verbleib Italiens in der Währungsunion entscheiden. Zudem prophezeit der Grillo bereits jetzt den Zusammenbruch des gesamten Systems. Seine Protestbewegung „Fünf Sterne“ hatte bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 25,5 Prozent der Stimmen errungen.

Nicht das wir nicht an markige Sprüche aus Italien gewöhnt wären, aber in dieser Form sind solche Aussagen doch zumindest geeignet dafür weitere Verwirrung und Verunsicherung unter den Anlegern zu sorgen. Es ist somit aus heutige Sicht schwer abschätzbar wie der Markt darauf am Montag oder den kommenden Tagen reagieren wird. Der italienische Leitindex MIB 40 steht zudem aus charttechnischer Sicht an einem sehr interessanten Punkt, an dem eine größere Kurbewegung in die ein- oder andere Richtung zu erwarten ist. Fällt der Index nun aus dem mittelfristigen Aufwärtstrend nach unten durch dürfte das nicht ohne Folgen für die anderen europäischen Indizes sein.

Zudem hat Barack Obama mit seiner Unterschrift unter den Sequester nun wohl einigen Anlegern, die bis zuletzt gehofft hatten dass es in letzter Sekunde doch noch eine Lösung geben könnte, den letzten Wind aus den Segeln genommen. Kurzum, die kommende Woche wird nicht weniger spannend als die letzte, und die Volatilität wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin zunehmen. Das heißt aber nicht zwingend, dass man nun mit einem Absturz rechnen muss. Letztlich erfordert diese Situation aber unbedingt unsere erhöhte Aufmerksamkeit. Denn, das eigentlich faszinierende ist an dieser Stellen dass es unglaublich viele Aktien gibt die noch nahe ihren Tiefständen notieren, während die Indizes überwiegend bereits neue Hochs ausgebildet haben.

Man stellt sich also zwangsläufig die Frage ob diese schwachen Aktien nun bald bouncen werden oder aber die bislang starken Aktien bald auch deutlich nachgeben. Gefühlt befinden wir uns bei der Betrachtung einzelner Aktien bereits seit einigen Tagen in einer ausgedehnten Korrektur, sieht man sich beispielsweise den gesamten Rohstoff-Sektor an. Dennoch gibt es auch Anzeichen dafür das der ungebremste Strom an Liquidität einfach alles platt walzt was sich ihm in den Weg stellt. Die FED hat in dieser Woche noch einmal versichert „alles zu tun“ um die gesteckten Ziele auch zu erreichen und weiterhin kräftig Geld in den Markt zu pumpen, falls notwendig. „Never fight the FED“ heißt eine Börsenweisheit, die uns ermahnt diesen Faktor keinesfalls zu ignorieren.

Was macht man jetzt aus einer solchen Situation? Ich habe mein Depot bereits Anfang letzter Woche auf ein gesundes Maß zusammengestutzt und warte nun auf ein neues und vor allem klares Signal. In Phasen wie diesen ist es einfach nicht klug zu hoffen oder zu raten was passieren könnte, denn es ist schlicht nicht absehbar. Grundsätzlich gehe ich davon aus dass sich das italienische Schreckgespenst wieder verziehen wird, oder zumindest der übliche Gewöhnungseffekt irgendwann einsetzt. Politische Ereignisse haben erfahrungsgemäß eben nur eine bedingte Halbwertszeit. Andererseits ist eine Korrektur in absehbarer Zeit grundsätzlich zu erwarten und wäre auch gesund. Aber, wie wir alles wissen kann der Markt zuvor in eine Übertreibungsphase übergehen, bevor er seinen wahren Charakter zeigt. Die Kursverluste in einzelnen Sektoren sind in jedem Fall ein erstes Warnzeichen und sollten ernst genommen werden!

Die richtige Strategie kann also aus meiner Sicht nur lauten dass man sich momentan nur sehr kurzfristig engagiert und/oder die Risikokontrolle im Depot entsprechend sorgfältig plant und umsetzt. In jedem Falle muss man nun etwas vorsichtiger werden bis Mr Market sich entschieden hat wohin er tatsächlich laufen will. Sollten die Indizes nun weiter  nach oben laufen, muss man entsprechend schnell reagieren. Denn dann könnte noch einiges drin sein, bevor wir die erste wirkliche Korrektur des Jahres zu sehen bekommen. Im umgekehrten Fall ist es ratsam schnell und konsequent wieder auszusteigen und auf ein besseres Setup zu warten. Ich kann Ihnen also in dieser Woche keinen wirklichen Rat geben, sondern Ihnen lediglich mitteilen wie ich mich verhalten werde. Zu einzelnen Aktien werde ich wie gewohnt ein paar interessante Artikel und neue Einschätzungen in den kommenden Tagen hier auf www.investorsinside.de veröffentlichen, die Sie interessieren dürften…Spätestens mit der nächsten Ausgabe unseres kostenlosen Börsenbriefes sollte die Sicht auf die kommenden Monate dann wieder etwas klarer werden.

Bis dahin wünsche ich Ihnen gute Entscheidungen und erfolgreiche Trades!

viele Grüße, Ihr

Lars Röhrig

Die einzig richtige Antwort auf diese Provokation…

Es geht in die richtige Richtung, und das hat mich persönlich etwas erstaunt, denn die letzten Monate der europäischen Politik waren nicht gerade geprägt von Entschlossenheit und klaren Entscheidungen. Ich bin also heute positiv überrascht von den Reaktionen unserer Kanzlerin und dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy, die gestern Abend die einzig richtige Antwort auf die offene Provokation aus Griechenland gefunden haben. Zunächst einmal wird der Geldhahn zugedreht bis das ganze Thema um den plötzlichen Demokratieanfall des griechischen Staatschefs geklärt ist.

Was aber noch viel wichtiger ist, ist die neue Definition der Ergebnisse eines mögliche Referendums in Griechenland. Und da kann es eben nicht nur darum gehen, das sich die Griechen jetzt die Rosinen rauspicken, im Euroraum verbleiben, aber gleichzeitig auf das Sparpaket verzichten, weil sie nicht bereit sind ihren Teil zu bringen. Merkel und Sarkozy haben klar gemacht, dass es nun sehr wohl um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone geht – nicht mehr und nicht weniger! Meinen Glückwunsch an dieser Stelle für den Mut dies zu tun und auch endlich auszusprechen.

Auch terminlich wurde das Ganze nun deutlich fester gezurrt als ich dies gestern Abend noch den Nachrichten entnehmen konnte. Da war die Rede noch davon das man irgendwann im Dezember oder Januar die Abstimmung durchführen werde, und ich in dem Moment leicht schockiert – ich gebe es offen zu! Denn ein unnötiges Verzögern dieses Prozesses wäre mehr als schädlich für den gesamten Euroraum, und natürlich auch für die Kapitalmärkte. Dass den Griechen nun Zeit gegeben wurde sich bis Anfang Dezember zu entscheiden, ist in meinen Augen, angesichts der Situation, mehr als wohlwollend.

Vielleicht wird es aber gar nicht dazu kommen wenn am Freitag die Vertrauensfrage gegen die amtierenden Präsidenten beantwortet wird. Inzwischen spürt Papandreou mächtigen Gegenwind aus den eigenen Reihen, und wurde öffentlich als „gefährlich für das eigene Land“ bezeichnet und aufgefordert zu gehen. Immer wieder schön finde ich dann auch die plötzliche Erleuchtung bei einigen CSU Politikern die nun eine Abstimmung in unserem Lande fordern, ob wir dem Rettungspaket zustimmen wollen. Grundsätzlich natürlich ein toller, demokratischer Gedanke, in diesem Falle aber wohl eher populistisches Trittbrettfahren. Wir haben keine Zeit mehr für solche Spielchen meine Damen und Herren!

Leider haben diese Entscheidungen aber natürlich kurzfristig mal wieder einen äußerst negativen Einfluss auf die europäischen Aktienmärkte, die heute vorbörslich wieder deutlich nachgeben. Dennoch versuche ich es positiv zu sehen. Der Markt mag keine Unsicherheiten, und genau diese werden wohl bis zum Ende des Jahres beseitigt sein – so oder so! Die spannende Frage ist also wann der Markt anfangen wird diese positiven Aspekte umzusetzen. Sollte Papandreou am Freitag scheitern besteht eine gute Möglichkeit auf deutlich steigende Märkte ab Montag. Möglicherweise wird aber auch die Entschlossenheit der Europäer bereits vorher honoriert…

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