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Meinung nach dem Gipfel

Kurz meine subjektive Sicht auf die Ereignisse der letzten Nacht.

Ich begrüsse die Entwicklung und denke mehr war erst einmal nicht drin. Dieses Ergebnis ist kein Scheitern, sondern im Rahmen des Möglichen eher ein Erfolg. Und es kam erstaunlich schnell zustande, auch ein Positivum. Wir haben nun die Chance den verkappten amerikanischen Flugzeugträger aus der Union zu bekommen – die Briten standen einem Fortschritt Europas hin zu den Vereinigten Staaten von Europa sowieso nur im Weg und waren in Fortführung ihrer „Balance of Power“ Strategie in meinen Augen nur Mitglied um genau diesen Fortschritt zu hintertreiben.

Wenn der Markt es jetzt schafft sich hier zu stabilisieren, wird die Panikmache gegen den Euro – die aus offensichtlichem Eigeninteresse auch stark von der Finanzindustrie in London unterstützt wurde – ad absurdum geführt. Die Welt geht eben nicht unter, nur weil die EZB nicht mit dem Geld um sich wirft.

Eine engere Fiskalunion ist halt bittere Medizin und wird nicht gerne genommen. Das aber alle 17 Euro Staaten und 6 weitere freiwillig dem Weg zustimmen – und nur eine Nation, natürlich die Briten, definitiv absagt ist in meinen Augen sehr positiv, mit so viel Konsens habe ich in Anbetracht des Deutsch-Französischen Diktats eigentlich nicht gerechnet.

Wenn Cameron glaubt, dass er mit einer Blockade der EU nun irgend etwas Positives für sein Land bewirkt, ist er komplett auf dem Holzweg. Das wäre das Verhalten eines verzogenen Kindes und würde wohl die öffentliche Meinung des ganzen Kontinents gegen die Insel aufbringen. Das Ergebnis eines solchen Weges wäre die völlige Marginalisierung der Insel. Man kann den Briten nur raten nicht so dumm zu sein. Denn Englands Wirtschaft – insbesondere die Finanzindustrie – kann ohne Europa nicht leben, Europa ohne England aber sehr wohl.

Deshalb erwarte ich, dass dem Finanzkomplex in London in den nächsten Wochen dämmern wird, dass er mit einer Total-Opposition gegen Europa ganz schnell seiner Existenzgrundlagen beraubt wird. Wer hindert denn die 17+6 harte Regulierungen zu beschliessen, die ganz gezielt die Londoner Geldmaschine abwürgen ? Warum sollten die das jetzt nicht tun ?

Ich wage daher mal die Prognose, dass die gleichen die nun über Monate Europa aus Eigeninteresse zum massiven Gelddrucken zwingen wollten, in wenigen Wochen Druck auf Cameron machen, nun doch eine konstruktivere Haltung einzunehmen, weil sie merken wie ihnen die Geschäftsgrundlage entschwindet. Machtpolitisch ist dieser Ausgang für die Briten in meinen Augen eine krachende Niederlage.

Summa Summarum wird uns die Unsicherheit um den Euro also wohl bis ins Frühjahr erhalten bleiben. Aber daran sind wir ja gewohnt. Wenn die Märkte sich aber im Lichte dieser Nachrichten stabilisieren können, ist dem permanenten Druck auf die Euro-Zone zum Gelddrucken wohl erst einmal der Boden entzogen und es könnte sein, dass sich das heisse Geld nun ein anderes Ziel aussucht. Warum mal nicht das britische Pfund zur Abwechslung ?

Was der Markt jetzt daraus macht, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann nur abwarten, bis Mr. Market seine Karten aufdeckt. Aber ich sehe immer noch die Chance zu einer positiven Ãœberraschung.

Es bleibt definitiv spannend. (HS)

Es geht um die Wurst !

Nun geht es ums Ganze.

Einen wie ich finde spannenden Hintergrund-Artikel zum EU-Gipfel habe ich hier im Spiegel gefunden. Der in meinen Augen bemerkenswerte und offensichtlich direkt aus Regierungskreisen gefütterte Artikel wirft ein Licht auf einige Dinge, die ich mit Ihnen diskutieren möchte.

1. Es geht nun um die Wurst. Wir sind staunende Zaungäste eines gewaltigen Powerplays um die Zukunft Europas. Am Wochenende wird wohl Geschichte geschrieben, über die unsere Kinder in Schul-Büchern lesen werden. Der Schmerz der Briten zeigt was nun im Gange ist und zeugt von einer gewissen Hilflosigkeit. Durch geschickte Schachzüge werden sie als irrelevant bei Seite geschoben.

2. Es ist bemerkenswert, wie selbst der in Kampagnen gestählte Spiegel nun auf einen Pro-Merkel Kurs einschwenkt. Ich habe mich auch mal durch das Forum zum Artikel gewühlt und dabei so Beiträge wie diesen hier von einem T.O.Malley gefunden, die auf erstaunlichen Konsens in einem Forum stossen, in dem ansonsten alles wo Merkel draufsteht in Grund und Boden geschrieben wird. Unabhängig wie man selber dazu steht muss man wohl konstantieren, dass Merkel scheinbar auf dem Weg ist ihr politisches Meisterstück abzuliefern und die Vertreter der Opposition, die immer noch den Euro-Bonds das Wort reden, wohl zu spät merken werden, dass sie aus Sicht ihrer Wähler die falsche Abzweigung genommen haben. Wenn Merkel jetzt hart bleibt und diese Linie durchzieht, zur Not auch bis zum bitteren Ende, ist ihre Wiederwahl in meinen Augen völlig sicher. Denn in Krisen schaart man sich um die Regierung wenn diese Führung zeigt, das war immer so.

3. Der Gipfel wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht am Freitag enden. Denn natürlich wird es keine Einigung im Kreis der 27 und damit im Beisein der Briten geben. Also werden die 17 Euro Staaten ab Freitag Nachmittag alleine tagen und das wird dauern, denn dann kommt die Zeit des Schwurs. Wir können uns also auf ein spannendes Wochenende einstellen und werden keine Chance haben an der Börse direkt zu reagieren. Der Montag 12.12.2011 wird daher wohl auch geschichtsträchtig werden und um 8 Uhr im DAX mit einem riesigen GAP eröffnen. Ob nach oben oder nach unten, das ist die grosse Frage !

4. Nach allem was man hört und aus Draghis Statements heraus lesen kann, gibt es scheinbar eine stillschweigende Übereinkunft mit Merkozy, dass die EZB massiv im Markt intervenieren wird, wenn sich die Euro-Staaten auf verbindliche Regelungen zur Kontrolle ihrer Schulden einigen. Wenn diese Signale stimmen, wird es für die Gegner ganz schwer den Merkozy Zug zu stoppen. Denn bei all der Peitsche ist das das Zuckerbrot, auf das auch die Märkte sabbernd warten. Wenn die Märkte den Zusammenhang sehen, werden sie auch Pro Merkozy einschwenken, wie es die S&P schon begonnen hat. Denn die Märkte interessiert im Moment nur eins: die EZB soll intervenieren. Warum und was das langfristig für Europa bedeutet, interessiert die um die Jahresboni bangenden Marktteilnehmer herzlich wenig. Das macht wohl die Briten auch so panisch die das genau verstehen, denn damit geraten sie auf die Zuschauerränge an der Peripherie Europas. Sollten Merkozy einen derartigen Deal mit Draghi in der Tasche haben, ist das möglicherweise das entscheidende Ass im Powerplay.

Ich bin erstaunt, dass ich das mal hier sagen würde, aber ich drücke Angela Merkel die Daumen. Denn wenn sie sich durchsetzt, haben wir zwar keineswegs alle Probleme gelöst, aber wir bekommen in meinen Augen ein besseres, stärker integriertes Europa, in dem Störer und Bremser an die Seitenlinie gedrängt werden und wenigstens ein kleiner Hauch von fiskalischer Disziplin einkehrt. Und wir bekommen am Montag eine gewaltige Rally die sich gewaschen hat, wenn die EZB dann massiv in den Markt gehen sollte. Mehr wünsche ich mir gar nicht, das wäre ein schöner Jahresabschluss. Fällt der Gipfel aber auseinander, ohne dass sich Merkozy im Kreis der 17 durchsetzen können und sind der EZB dann die Hände gebunden – dann gute Nacht Marie !

Mein Gefühl für Wahrscheinlichkeiten sagt mir im Moment Vorteil Merkozy. Die Chancen und Risiken sind aber über das Wochenende nun so gewaltig, das sich jeder sehr gut überlegen sollte, ob er so ein Risiko gehen will. Das wird wohl wahrlich ein historisches Wochenende. Ich kann eigentlich nur raten, bei so einer unklaren Do-or-Die Situation lieber auf Sicherheit zu spielen.

Sollte sich bis Freitag an meiner aktuellen Einschätzung „Vorteil Merkozy“ nichts ändern, werde ich aber ins Risiko gehen und auf LONG wetten, allerdings nur mit einem sehr begrenzten Teil des Portfolios, dessen theoretischen Verlust ich dann am Montag verschmerzen könnte. Sollte der Montag aber mit einer Rally starten, ist man wohl gut beraten dann schnell zuzupacken und diese bis zum Jahresende mitzunehmen. Langes Zögern wird einen dann nicht weiterbringen. Denn das Marktmomentum spricht im Moment eher für Long, der Markt will scheinbar hoch. Er braucht nur noch das Streichholz, dass die EZB nun an den Treibstoff legen muss um die Rakete zu starten …. (HS)

Das Tragische an Italien

Das Tragische an Italien ist in meinen Augen, dass dieses grosse und reiche Land, dass nun den Euro an den Rand des Exitus bringt und in dessen Staatshaushalt nun auf dem Wege der EZB Anleihenkäufe indirekt auch unsere Steuergelder fliessen, eigentlich gar keine Hilfe benötigt. Denn der durchschnittliche Italiener ist mit ca. 60.000€ Bruttovermögen (je Einwohner Stand 2010) ebenso vermögend wie der durchschnittliche Deutsche.

Die Summe der Vermögen der Italiener ist sogar höher als die gesamte Staatsschuld, die nun die Börsen zum Absturz bringt. Ein privates Überschuldungsproblem oder eine Immobilienkrise wie in den USA gibt es also in Italien keineswegs. Italien ist in mehrfacher Hinsicht ein sehr reiches Land. Und (Nord)-Italien ist im Gegensatz zu Griechenland voller hervorragender Unternehmen mit Weltgeltung, die Italien zu einer relevanten Wirtschaftsmacht machen und dem Land daher eine echte Perspektive verschaffen, aus den Schulden heraus zu wachsen. Beispielhaft seien Benetton, Prysmian, Ferrari (Fiat), Pirelli oder Parmalat genannt.

Aber leider nur Norditalien, denn das Kern-Problem von Italien besteht in meinen Augen aus zwei Teilen . Erstens hat Italien den Mezzogiorno am Bein, der mit seiner Korruption, dem organisierten Verbrechen und dem völlige Fehlen echter Wirtschaftskraft eher an ein Drittweltland erinnert. Und leider ist Rom nicht nur räumlich näher an Palermo als an Mailand. Und zweitens ist Italien seit Jahrzehnten – mit kurzen lichten Momenten – politisch so schlecht geführt, dass unsere Truppe um Merkel & Co. im Vergleich dazu wie ein Ausbund höchster Staatskunst erscheint.

Neben vielen strukturellen Faktoren spielt dabei auch die kulturelle Mentalität der Italiener eine Rolle. Denn eine Regierung muss ja erst einmal von den Bürgern gewählt werden. Und wo sich der durchschnittliche deutsche Wähler emotional nach dem wohligen Gefühl einer gleichmachenden „Gemeinschaft“ sehnt, in der er als Individuum aufgehen kann, schätzt der durchschnittliche italienische Wähler den Habitus des Machos und Machers, der seine wirtschaftliche und persönliche Potenz mit Stolz zur Schau trägt. Deshalb haben in Deutschland Politiker grösste Chancen, die dem Wähler Gleichheit und „Gerechtigkeit“ versprechen, was immer sich dann hinter dem Gummibegriff verbirgt. Und in Italien ist es eben möglich, dass ein Berlusconi mehrfach gewählt wird. Nicht trotz „Bunga Bunga“, sondern gerade wegen des Habitus des Lebemanns und des Images des erfolgreichen Geschäftsmanns.

Insofern besteht Hoffnung, denn eine kompetente, zupackende Regierung könnte das Land und die öffentlichen Finanzen ganz schnell wieder sanieren. Denn die Substanz ist definitiv da. Im Gegensatz zu Griechenland, dass strukturell mangels Industrie immer am Tropf hängen wird, kann Italien also ganz schnell wieder aufstehen. Dafür braucht es aber mehr als eine technokratische Regierung, denn die wird im Hinblick auf die kulturellen Vorlieben der Wähler auch schnell wieder weg vom Fenster sein. Für eine dauerhafte Wende bräuchte es eine Person an der Spitze, die den Hang des italienischen Wählers zur Grandezza befriedigt und trotzdem mit Seriosität und wirtschaftlicher Kompetenz gesegnet ist.

Eine Person wie beispielsweise den ehemaligen Ferrari-Chef, Fiat-Präsidenten und Präsidenten der italienischen Industrie: Luca Cordero di Montezemolo (HS)

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  • sandro valecchi

Die einzig richtige Antwort auf diese Provokation…

Es geht in die richtige Richtung, und das hat mich persönlich etwas erstaunt, denn die letzten Monate der europäischen Politik waren nicht gerade geprägt von Entschlossenheit und klaren Entscheidungen. Ich bin also heute positiv überrascht von den Reaktionen unserer Kanzlerin und dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy, die gestern Abend die einzig richtige Antwort auf die offene Provokation aus Griechenland gefunden haben. Zunächst einmal wird der Geldhahn zugedreht bis das ganze Thema um den plötzlichen Demokratieanfall des griechischen Staatschefs geklärt ist.

Was aber noch viel wichtiger ist, ist die neue Definition der Ergebnisse eines mögliche Referendums in Griechenland. Und da kann es eben nicht nur darum gehen, das sich die Griechen jetzt die Rosinen rauspicken, im Euroraum verbleiben, aber gleichzeitig auf das Sparpaket verzichten, weil sie nicht bereit sind ihren Teil zu bringen. Merkel und Sarkozy haben klar gemacht, dass es nun sehr wohl um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone geht – nicht mehr und nicht weniger! Meinen Glückwunsch an dieser Stelle für den Mut dies zu tun und auch endlich auszusprechen.

Auch terminlich wurde das Ganze nun deutlich fester gezurrt als ich dies gestern Abend noch den Nachrichten entnehmen konnte. Da war die Rede noch davon das man irgendwann im Dezember oder Januar die Abstimmung durchführen werde, und ich in dem Moment leicht schockiert – ich gebe es offen zu! Denn ein unnötiges Verzögern dieses Prozesses wäre mehr als schädlich für den gesamten Euroraum, und natürlich auch für die Kapitalmärkte. Dass den Griechen nun Zeit gegeben wurde sich bis Anfang Dezember zu entscheiden, ist in meinen Augen, angesichts der Situation, mehr als wohlwollend.

Vielleicht wird es aber gar nicht dazu kommen wenn am Freitag die Vertrauensfrage gegen die amtierenden Präsidenten beantwortet wird. Inzwischen spürt Papandreou mächtigen Gegenwind aus den eigenen Reihen, und wurde öffentlich als „gefährlich für das eigene Land“ bezeichnet und aufgefordert zu gehen. Immer wieder schön finde ich dann auch die plötzliche Erleuchtung bei einigen CSU Politikern die nun eine Abstimmung in unserem Lande fordern, ob wir dem Rettungspaket zustimmen wollen. Grundsätzlich natürlich ein toller, demokratischer Gedanke, in diesem Falle aber wohl eher populistisches Trittbrettfahren. Wir haben keine Zeit mehr für solche Spielchen meine Damen und Herren!

Leider haben diese Entscheidungen aber natürlich kurzfristig mal wieder einen äußerst negativen Einfluss auf die europäischen Aktienmärkte, die heute vorbörslich wieder deutlich nachgeben. Dennoch versuche ich es positiv zu sehen. Der Markt mag keine Unsicherheiten, und genau diese werden wohl bis zum Ende des Jahres beseitigt sein – so oder so! Die spannende Frage ist also wann der Markt anfangen wird diese positiven Aspekte umzusetzen. Sollte Papandreou am Freitag scheitern besteht eine gute Möglichkeit auf deutlich steigende Märkte ab Montag. Möglicherweise wird aber auch die Entschlossenheit der Europäer bereits vorher honoriert…

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