Das Griechenland Rettungspaket beschäftigt noch immer die Gemüter und inzwischen auch das Bundesverfassungsgericht. Eine handvoll entrüstete ältere Männer unter der Leitung von Peter Gauweiler hat es bereits vor über einem Jahr gewagt die Rettungspakete und damit die über gebührliche Belastung des Steuerzahlers juristisch in Frage zu stellen, und eine entsprechende Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Die Errichtung einer europäischen Transferunion verstoße gegen das Grundgesetz, so die Beschwerde, zugleich verstoßen die permanenten Hilfszahlungen gegen geltendes EU Recht, denn kein Land der europäischen Währungsunion soll für die Schulden eines anderen Mitgliedstaaten aufkommen müssen – so weit zum ursprünglich frommen Gründung-Gedanken der Eurozone…In dieser Woche hat sich das Bundesverfassungsgericht der Sache nun endlich angenommen, und man fragt sich als geneigter Leser dieser Zeilen nun sicherlich warum das so lange gedauert hat?
Hätte das Gericht bereits vor Monaten entscheiden das wir Deutschen und andere stärkere Eurostaaten nicht dafür aufkommen müssen wenn andere Mitglieder der Gemeinschaft, die jahrelang nicht nur über ihre Verhältnisse gelebt haben sondern auch noch wohl wissend die Unwahrheit über die tatsächliche Situation in Ihrem Land verbreitet haben, dann wäre Griechenland wohl jetzt nicht mehr in der Währungsunion. Und so kann man leider davon ausgehen, dass die Entscheidung des hohen Gerichtes bereits feststeht auch wenn der genaue Wortlaut wohl erst noch gefunden werden muss. Das Rad der Zeit lässt sich eben nicht mehr zurückdrehen! Die Situation dürfte sich bis zur Entscheidung der Verfassungsrichter bereits so weit entwickelt haben, dass selbst möglicherweise angeordneten Nachbesserungen dann bereits Makulatur sein werden. Ich gehe also davon aus das zunächst alles seinen gewohnten Lauf nehmen wird und letztlich nichts dramatisches passiert. Das betrifft dann natürlich auch die Beteiligung der privaten Gläubiger an dem Rettungspaket, die es in der gewünschten Form wohl nicht geben wird.
Ob sich dieser Zustand allerdings dauerhaft aufrecht erhalten lässt wage ich zu bezweifeln. Es ist wie in jeden Unternehmen auch. Wenn man Unternehmensteile hat die das Betriebsergebnis insgesamt dauerhaft belasten dann muss man sich von diesen Teilen trennen um den Fortbestand des Unternehmens nicht zu gefährden. Je länger man wartet desto teurer und gefährlicher wird die Situation. Die US Ratingagenturen nutzen momentan jede Gelegenheit um Euroland und damit den Euro zu schwächen. Nun wurde Portugal gleich um vier Stufen nach dem selben Muster wie im Falle Griechenland abgestuft, und als nächstes hat man offensichtlich Italien aufs Korn genommen. Sollte es den Verantwortlichen der Eurozone nicht gelingen diesem Treiben durch entsprechend entschlossenes Handeln Einhalt zu gebieten besteht zumindest eine realistische Chance dass die Ratingagenturen damit Erfolg haben könnten. Man sollte ernsthaft überlegen, die Bürgschaften und Finanzmittel statt Griechenland, den Banken der Geberländer als Sicherheiten zugute kommen zu lassen, damit sie Länderaustritte ohne eigenes Insolvenzrisiko verkraften können…
Zunächst bleibt also auch an der Börse alles beim Alten.. soll heißen, man kann sich weiterhin auf die Fundamentaldaten sowie die nun wieder anstehenden Unternehmensmeldungen konzentrieren bis politisch eventuell dann doch mal ein Ruck in die richtige Richtung vollzogen wird, aber das kann dauern! Der US Arbeitsmarkt hat den Börsen am Freitag mal wieder einen kräftigen Dämpfer verpasst. Nachdem die Vorlaufindikatoren am Donnerstag noch ein sehr freundliches Bild gezeichnet haben. Noch immer ist nicht klar ob die US Wirtschaft somit wieder auf dem Wege ist in die Rezession ab zu gleiten oder aber ob es sich lediglich um saisonale Sondereffekte handelt. Die Börse scheint weiterhin vom positiven Szenario auszugehen. Die US Indizes erholten sich am Freitag im späten Handel wieder und schlossen allesamt über den wichtigen Support-Marken. Die Gewinnmitnahmen an den europäischen Börsen am Freitag sehe ich eher als gesunde Konsolidierung nach einer ansonsten erneut starken Börsenwoche.
Damit hat sich beispielsweise der Dow Jones in den vergangenen acht Handelstagen so stark entwickelt wie zuletzt im Juli 2010. Damals wurde durch einen ähnlich starken Anstieg eine Sommerrally ausgelöst die dann anschließend die global relevanten Indizes in der zweiten Jahreshälfte um ca. zwanzig Prozent ansteigen ließ. Wie bereits mehrfach in den letzten Wochen in unserem Newsletter geschrieben würden wir diesem Szenario auch dieses Mal, aus verschiedensten Gründen, eine relativ hohe Eintrittswahrscheinlichkeit attestieren. Noch immer spricht die Charttechnik, trotz des leichten Rücksetzers vom Freitag, eine deutliche Sprache. Sowohl der MACD als auch der Slow Stochastic Indikator stehen auf Kaufen! Und die nun beginnende US Berichtssaison, bei der überwiegend gute Ergebnisse zu erwarten sind, sorgt für zusätzliche Phantasie. Die griechische Problematik gerät vorübergehend in den Hintergrund und auch die zwingend notwendige Erhöhung der US Schuldenobergrenze sollte in den kommenden Tagen beschlossen werden, was ebenfalls für eine Erleichterungs-Rally an den US Märkten sorgen könnte. Dennoch würden wir unbedingt deutsche Standardwerte weiterhin bevorzugen!
Wir haben in der letzten Woche einige Trading Updates zu unseren Depotwerten Metro AG, Aixtron, Klöckner & Co., VW, Porsche, Praktiker, Bauer AG, Vestas Wind Systems und Dialog Semiconductor veröffentlicht, die Sie auch unbedingt lesen sollten!
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Hallo Lars,
der Dax ist mittlerweile unter die 7300 gefallen. Kann das eventuell kritisch werden oder sollte sich das Ganze nochmal fangen?
Viele Grüße
Das ist kritisch! Haben es die Ratingagenturen doch geschafft? Jetzt muss man sehr vorsichtig werden und ggf. die Reißleine ziehen…