Die Tesla Aktie konnte im gestrigen US Handel zur Abwechslung mal wieder etwas zulegen. Der Tagesgewinn von 5,34 Prozent führte die Aktie bis auf 126,94 Dollar, nachbörslich war es sogar noch etwas mehr. Der Grund für diesen Anstieg war einmal mehr ein äusserst optimistisches Analystenrating dass ein Kursziel von 200,- Dollar je Tesla Aktie vorsieht. Erneut kommt dieses Urteil vom deutschen Branchenprimus, der Deutschen Bank. Die DB Analysten hatten sich bereits gegen Ende des kräftigen Anstieges der Aktie bis Oktober mit am weitesten aus dem Fenster gelehnt und am 19.September ein Kursziel von 200,- Dollar ausgegeben. Allerdings geschah dies auch erst ab dem 26 Juli (damals KZ 160,- Dollar), nachdem die Tesla Aktie zuvor lediglich mit „Hold“ und einem Kursziel von 50,- Euro bewertet wurde. Die Aktie stand da wohlgemerkt schon im Bereich der 135,- Dollar Marke! Jeder Anleger sollte sich hier wohl grundsätzlich ein paar Gedanken zu der Qualität und Aktualität dieser Analysen machen…
Aber das nur ganz am Rande… Denn die eigentlich spannende Frage ist nun ja eher, ob es sich bei der Kursbewegung um eine erneute Trendwende nach oben handeln könnte? So genau scheint das im Moment keiner zu wissen, da die Kursziele für die Aktie unterschiedlicher nicht sein könnten. Unterstützend wirkte gestern sicherlich auch noch das Rating von S&P auf die Aktie, die gestern ein „Hold“ mit Kursziel 130,- Dollar erhielt. Barclays vergab kürzlich ein „Equal Weight“ mit Kursziel 120,- Dollar und die Bank of America, Merill Lynch Analysten bezeichneten die Aktie, auch nach dem Kursrutsch noch, als extrem überbewertet, mit Kursziel 45,- Dollar. Insgesamt also eine weite Spanne, die die Ratlosigkeit der sogenannten Fachleute über den tatsächlichen Wert des Unternehmens mehr als deutlich darstellt. Festzuhalten bleibt somit einmal mehr – Analysten wissen auch nicht mehr als Sie oder ich!
Interessant war allerdings die Begründung des Merill Lynch Analysten John Lovallo, die zumindest etwas Greifbares aufweist. „Um die aktuelle Marktkapitalisierung zu rechtfertigen müsste Tesla im Jahr 2020 348.000 Autos verkaufen..“, hieß es dort. Rein rechnerisch macht das bei angenommenen gleich hohen Margen in der Zukunft und einer unveränderten Kostenstruktur des Unternehmens durchaus Sinn. Ich gehe allerdings schon davon aus, dass sich die Effizienz in beiden Bereichen noch bis zu einem gewissen Grad verbessern lässt, sobald  sich die verkauften Stückzahlen signifikant erhöhen. Als Basis für ein paar Rechenbeispiele ist dieser Ansatz aber durchaus tauglich. Kurz zur Erinnerung: Im letzten Quartal konnte Tesla 5.500 Fahrzeuge an den Mann bringen, im Nächsten sollen es über 6.000 Stück sein. Insgesamt gehe ich auch davon aus dass es Tesla gelingen wird die Auslieferungszahlen in den kommenden Jahren deutlich zu steigern, aber eben nicht exorbitant. Das dafür notwendige Wachstum wird aber auch viel Geld verschlingen!
Der Sportwagenbauer Porsche, als direkter Vergleich, verkauft bald 200.000 Sportwagen pro Jahr, die zugegebener Maßen im Schnitt noch etwas teurer sind als Tesla Fahrzeuge und entsprechend mehr Marge abwerfen. Porsche ist nach wie vor der effizienteste Autobauer dieser Welt. Und Porsche wird derzeit ca. 22,6 Milliarden Euro an der Börse bewertet und schreibt entsprechend hohe Gewinne! Wobei dieser Vergleich selbstverständlich inzwischen etwas hinkt, da Porsche eben nicht mehr Porsche ist! Ich möchte hier lediglich auf die unterschiedlichen Dimensionen hinweisen… Tesla hingegen wird bei einem aktuellen Absatz von, sagen wir mal optimistisch 25.000 bis 30.000 Fahrzeugen für das kommende Jahr, mit derzeit 15,5 Milliarden Dollar bewertet und war auch im letzten Quartal noch defizitär. Die Gewinnzone dürfte zwar demnächst angelaufen werden, große Sprünge sind hier aber wohl dennoch nicht zu erwarten.
Bei einem von der Deutschen Bank ausgegebenem Aktienkurs von 200,- Dollar würde das Unternehmen 24,37 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung auf die Waage bringen und sollte dann dauerhaft wenigstens 2,5 Milliarden Dollar verdienen um dies auch zu rechtfertigen. Bei einer optimistisch angenommenen durchschnittlichen Marge von 12,5 Prozent und einem weltweiten Durchschnittspreis eines Tesla von 90.000,- Dollar müssten also knapp 223.000 Fahrzeuge verkauft werden um dieses Ziel zu erreichen. Rechnet man dann noch die Händlerrabatte und Vertriebskosten von geschätzten 30 Prozent hinzu, kommt man auf etwa 290.000 verkaufte Fahrzeuge pro Jahr. Ist das realistisch?
Ich kann Ihnen also auch nicht sagen was Tesla tatsächlich wert ist, aber der Verdacht liegt nahe, dass es weniger ist als der aktuell gezahlte Börsenwert und viel weniger als die Deutsche Bank gerne hätte! Nun, weiß ich aber auch dass die Börse nicht unbedingt immer Recht hat. Sie neigt zu Über- bzw. Untertreibungen und diese können manchmal länger andauern als man denkt! Dennoch: Tesla wird momentan eher wie eine junge aufstrebende Technologie Firma bewertet und nicht wie ein Automobilhersteller. Ob die geplanten Wachstumsraten tatsächlich zu halten sein werden, bleibt aber noch abzuwarten. Und ganz sicher wird die finanzstarke Konkurrenz aus Deutschland nicht jahrelang tatenlos zusehen wie Ihnen hier in einem Zukunftsmarkt die Butter vom Brot genommen wird!
Elon Musk ist ein Visionär, der es ähnlich wie Steve Jobs sehr gut versteht die Medien für seine Ideen zu begeistern. Wie das aber nicht selten bei Visionären so ist, zählt die Idee meist mehr als das tatsächlich Ergebnis in Zahlen. Dessen sollten sich Aktionäre immer bewusst sein! Jeff Bezos von Amazon ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein solches Unternehmen auch nach vielen Jahren immer noch keine Gewinne in Form von ausschüttbaren Dividenden o.ä. für die Aktionäre produziert. Selbstverständlich hat das für die Aktionäre dennoch über deutliche Kurssteigerungen zum Erfolg geführt. Die eigentliche Frage ist also eher nicht was Tesla wert ist sondern was der Markt bereit ist für diese Vision zu bezahlen!
Tesla ist und bleibt für mich persönlich ein extrem interessantes Unternehmen – ohne Frage! Die Vision die dahinter steht ist faszinierend, ebenso wie die anderen Projekte von Elan Musk. Dennoch muss man als Kapitalanleger eher drauf schauen was man für sein Geld zum jeweiligen Zeitpunkt bekommt. Grundsätzlich ist man auch manchmal bereit für einen Blick in die Zukunft etwas mehr auszugeben. Aber wie sehr ich auch meinen Rechenschieber bemühe, die aktuelle Bewertung ist und bleibt astronomisch. Kurse unter 80,- Dollar würde ich persönlich als einigermaßen realistisch einschätzen, wenn nicht irgendwelche größeren Störfeuer im Markt der Elektroautos zu erwarten sind, und die geplanten Wachstumsraten gehalten werden.
Fazit: Kursanstiege, wie wir sie gestern gesehen haben, werden die Aktie auch weiterhin begleiten und bieten hervorragende Chancen für Trader. Als langfristig orientierte Anleger hingegen würde ich mich mit der Tesla Aktie momentan nicht wohl fühlen zumal irgendwann auch in diesem Wahnsinns-Markt mal eine Korrektur kommen muss! Ein perfekter Kaufzeitpunkt wäre für mich aber die Schließung des zweiten offenen Gaps, dass ich Ihnen hier mit einem roten Kreis markiert habe!
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Ein wirklich sehr interessanter Artikel – ich kann dem Fazit nur Zustimmen.
Ein sehr interessantes Unternehmen, aber mir persönlich zur Zeit etwas zu hoch bewertet.
LG
Andreas
Pingback: Kleine Presseschau vom 29. November 2013 | Die Börsenblogger
Lesenswerter Artikel, well done, danke!
p.s. im vorletzten Absatz ist ein typo „Testla“.
Hallo Serena und vielen Dank für das Lob und den Hinweis. Ich habe das natürlich umgehend geändert. Wünsche Dir ein schönes Wochenende