Die Commerzbank und das Schneeballsystem der Staatsfinanzen

Ihre Frage: Was hat die Commerzbank eigentlich falsch gemacht, dass sie nun möglicherweise wieder Staatsgeld braucht ? Das waren doch bestimmt wieder so wilde Zockereien wie bei Lehman ?
Meine Antwort: Seit 2009 Nichts. Nichts seit Martin Blessing 2009 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde.

Ihre Frage: Wenn Blessing nichts Wichtiges falsch gemacht hat, wie kann es denn dann sein, dass die Bank nun scheinbar wieder Staatsgeld braucht ?
Meine Antwort: Weil der Markt der Meinung ist, dass die Euro-Staaten das Geld nicht zurückzahlen können, das die Commerzbank ihnen geliehen hat.

Ihre Frage: Wie Bitte ? Die Commerzbank muss sich also von Ihren Schuldnern Geld holen, weil die Schuldner das Geld nicht zurückzahlen können ? Wie absurd ist das denn ?
Meine Antwort: Im Kern richtig. Das nennt man Staatsfinanzierung. Ich nenne das Schneeballsystem. Andere einen „faustischen Pakt“.

Ihre Frage: Das ist ja Wahnsinn. Und woher bekommen die Staaten dann das Geld, mit dem sie die Banken wie die Commerzbank nun rekapitalisieren wollen ?
Meine Antwort: Genau darauf gibt es nun keine stabile Antwort mehr. Von den Amerikanern und Asiaten auf jeden Fall nicht mehr, die ziehen Ihr Kapital gerade aus der Eurozone.

Was Ihnen dieses Frage und Antwort Spiel auf prägnante Art und Weise zeigen soll, ist das das System der Staatsfinanzierung in der Eurozone gerade gegen die Wand gefahren ist.

Denn die Commerzbank hat unter Blessing seit 2009 in meinen Augen tatsächlich nichts getan, was diese erneute Krise nun verursacht hätte. Im Gegenteil, Blessing hat einen guten Job gemacht und die Commerzbank erfolgreich und stabil mit ehrenwertem Geschäft aufgestellt und zwar ohne gewaltiges Investmentbanking ala Deutsche Bank. Mit Geschäft, wie es sich für eine klassische Bank gehört. Und dann hat er auch noch die Staatseinlage zurück gezahlt. Eigentlich ein vorbildlicher Job.

Die Commerzbank leidet schlicht unter dem Erwerb der Eurohypo aus 2005, den Blessings Vorgänger Müller noch eingefädelt hatte. Und das Problem der Eurohypo ist, dass sie als klassischer Hypotheken-Finanzierer mit grossem Staatsgeschäft jede Menge Staatsanleihen aus der Eurozone hält. Was ja eigentlich nichts Schlimmes ist und eher das Zeichen einer konservativen und seriösen Finanzierung war. Eben – WAR – bis Heute. Bis die Staatsschulden in der Euro Randzone eskalierten und die Politik das Problem zu lange verschleppt hat.

Die Commerzbank wird also gerade in den Boden gerammt, weil einige Schuldner der Commerzbank aus Sicht der Märkte defacto Pleite sind. Wäre ich als Privatmann der Schuldner, würde die Commerzbank mein Haus pfänden. Ist der Staat der Schuldner, pfändet er die Bank. Das ist die Realität des Jahres 2011.

Was man daran sieht ist, wie verfahren die Situation nun ist. Denn die Frage ist sehr berechtigt, wer soll denn nun die Staatsanleihen der Zukunft zeichnen und damit all die Schulden refinanzieren, die wir alle haben ? Auch Deutschland hat das Problem übrigens massiv. Damit wurde zu Brandts Zeiten angefangen und in Schmidts Amtsperiode erst zu richtiger Form aufgelaufen. Von Helmut Schmidt stammt sinngemäss der Satz „Lieber ein paar Prozent mehr Staatsschulden, als ein paar Prozent Arbeitslose“. Und das war seine Politik. In seiner Amtszeit wurde die Schuldenlast des Bundes ungefähr verdreifacht. Genau dieser Schmidt, der nun glaubt mit 92 jeden Tag Ratschläge geben zu müssen, die er sich mit 70 noch klugerweise verkniffen hat. Und alle Regierungen danach, egal welcher Coleur, haben auf dem Weg fröhlich weitergemacht. Bis heute, bis uns die Wand anstarrt und es nicht mehr weitergeht. Denn auch Deutschland ist eigentlich überschuldet, man merkt es im Moment nur nicht, weil wir noch die Einäugigen unter den Blinden sind.

Wer nimmt uns also in Zukunft unsere Staatsanleihen ab, die wir für all die Wohltaten der letzten 4 Jahrzehnte schon längst ausgegeben haben ? Amerikaner und Asiaten ziehen sich schon aus der Eurozone zurück. Die Banken und Versicherungen die bisher immer wild die Staatsanleihen gekauft haben, versuchen diese nun loszuwerden. Da ist also niemand. Was bleibt also ?

Zwei mögliche Antworten:

1. Wirtschaft und Privatleute. Wir also und unser Kinder und Enkel. Ãœber Steuern, Zwangsanleihen (alles schon da gewesen) und andere Erfindungen, bei denen mit Sicherheit Begriffe wie „solidarisch“ oder „nachhaltig“ im Namen enthalten sind. Oder noch radikaler durch Enteignung via Schulden- bzw. Währungs-schnitt (auch schon da gewesen).

2. Niemand. Zunächst auf jeden Fall. Einfach in dem die Notenbank solange Geld „schöpft“ (= wie ein Alchemist aus dem Nichts erschafft) wie es noch Menschen gibt, die dieses Papier nehmen und für wert halten.

Das 2. nicht ewig geht ist wohl klar. Dann folgt wieder der Währungsschnitt. Alles auf Los. Das Schicksal allen Papiergeldes. Das ist die traurige Situation in der wir nun stecken. Gedankt sei allen die daran mitgewirkt haben, wir als Wähler der letzten Jahrzehnte ausdrücklich eingeschlossen.

Ihre (ungeduldige) Frage, weil ich nun ins Allgemeine abschweife und zuviel rede : Und die Commerzbank Aktie ?
Meine Antwort: Ich finde das aktuelle Schweigen bestätigend und beredt. Die Commerzbank muss wohl wieder zum Soffin, ich denke sonst gäbe es schon längst laute Dementis. Und dann wird wohl Blessing zurücktreten. Und ob für die Aktionäre der Commerzbank dann noch etwas übrig bleibt, ist äusserst unklar. Denn aus Sicht des Stammtisches sind die Aktionäre ja die Bösen, sollen doch diese „Geldsäcke“ mal endlich bluten. Und die Politik hat ein Interesse an diesem Bild. Fühlt sich hier jemand als „Geldsack“ angesprochen ?

Ach wenn es nur so einfach wäre ….

Ihre abschliessende Frage: Und was bedeutet diese Situation für den Markt als Ganzes ?
Meine Antwort: Wenn diese Abwärtsspirale nicht ganz schnell durchbrochen wird, geht es weiter abwärts – und zwar deutlich, spätestens 2012. Wir haben eine massive Vertrauenskrise. Und in einer Vertrauenskrise gelten die normalen Regeln normaler Märkte nicht mehr, sonst wäre ich jetzt optimistisch für den Markt, auch mittelfristig. Trotzdem halte ich es kurzfristig für möglich, dass wir einen Bounce erleben, auch wenn er heute nicht so richtig kommen wollte. Meine Shorts habe ich heute Abend glatt gestellt und bin im Tradingdepot nun neutral.(HS)

PS: Auch ich habe übrigens mit der Commerzbank viel Geld verloren, weil ich zulange das positive operative Geschäft gewürdigt und diese Eskalation der Staatsanleihen-Krise nicht in aller Härte erkannt habe. Aber das ist vorbei, die Commerzbank ist in meinem Depot Geschichte. Eigentlich schade um eine Bank, die eine gute Aufstellung hatte.

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26 Comments

  1. Matthew said:

    Also was haltet ihr von dem Szenario:

    Euro-Bonds kommen, Jahresendrally und fallender Bund-Future!?

    • Lars said:

      Ich würde mal auch tippen das sie kommen, aber leider viel zu spät um die Börse zu beruhigen und viel zu früh um den ganzen Schlamassel in Europa wirklich in die richtigen Bahnen zu lenken. Es besteht durchaus die Gefahr das sich die Börsen nun nur noch wenige beeindruckt zeigen werden WENN sie kommen. Ein Eingreifen der EZB wäre wahrscheinlich deutlich effektiver, beides natürlich mit deutlich negativen Folgen für die Zukunft…

      Für uns Börsianer kommt das alles sowieso viel zu spät.

  2. Matthew said:

    Morjen allerseits!

    Ja das stimmt, daß im Bund-Future eine massive technische Unterstützung bei um die 133 liegt, ist fakt! Im Moment bin ich da aber noch ganz nett im Plus und klar ist, daß man sich die Gemengelage nun gut ansehen muß.

    Ich glaube im wesentlichen wird der Verlauf sicher auch noch von dem Thema Eurobonds beeinflußt!?

    Sollten die kommen oder die Aussicht darauf steigen, würde daß deutlicher zum Ausdruck bringen, daß eben auch Deutschland in einem weitaus höheren Rahmen gesamtschuldnerisch für die Verbindlichkeiten haften wird.

    Und daß die Banken eben als Käufer aufgrund der verschärften EK-Bedingungen wegfallen ist ebenso ein großer und vor allen Dingen neuer Faktor.

    Wobei die Dinger heißen ja gar nicht mehr Eurobonds und werden jetzt Stabilitätsanleihen genannt, was ja ein bißchen ein Hohn im Worte ist!

    Und ich denke es gibt mittelfristig für Deutschland keinen anderen Weg dem zuzustimmen, um einen völligen Systemkollaps vorerst zu vermeiden.

    Denn die absurd hohen Renditen der schwachen Euroländer sind ja auf Dauer für den gesammten Euro-Raum eine Belastung, die im Grund nicht tragbar ist.

    Die Story mit der Coba ist schon sehr heavy, ich mein, wenn die Euro-Hypo auf Staatskosten dort ausgegliedert wird. Und na ja, gut es werden dann wohl Rückzahlungsverpflichtungen für die Zukunft eingegangen, ob die dann den gesamten Schaden decken, ist dann wieder eine andere Frage!?

    Und dann könnte das Szenario, sein ganzes Geld in Coba-Aktien zu packen um mit 50 in Rente gehen zu können vielleicht doch noch aufgehen! (Das hatte hier ja jemand geschrieben, der vermutlich gerade mit den Nerven völlich am Ende ist!?)

    Euch allen einen schönen Tag!

  3. Thomas said:

    @Matthew: Ich hatte meine Ãœberlegungen ebenfalls in kurz- und mittelfristig unterteilt. Wie ebenfalls schon gesagt, hatte ich selbst, bei anderer Marktlage, mit einem Bund Future gehebelt/leveraged ein wenig gezockt (ging gut aus). Ich habe keine wesentlich andere Sichtweise als die von Dir dargestellt. Mein „Wermutstropfen“: Der Bund Future rauscht jetzt nicht einfach nach unten weg (bei 133-134 ist schon eine technische Unterstützung).

    In politischen Machtkategorien zum Bund Future gesprochen: Spätestend bei 7% auf dem Coupon deutscher Staatsanleihen kauft Super-Mario die bitteschön ALLE weg, oder er druckt das Geld einfach in Frankfurt und sendet die getrockneten Banknoten nach Berlin – ohne Coupon, oder er ist gefeuert, oder Panzer umzingeln die EZB. Das kommt aber nicht so.

    „Das würde zwar den Steuerzahler eine Menge Geld kosten, die Commerzbank aber mit einem Schlag befreien.“

    @Hary: Ich bin Steuerzahler und Wähler, nicht Wutbürger.

    Aber es langt!

    Und als Robin Hood verkleideter Steuerzahler würde ich lieber Griechenland als die CoBa „auf einen Schlag befreien“.

    Und bitte keine Geburtstagsfeiern mehr für Herrn Ackermann im Kanzleramt, selbst wenn es nur die Portokasse belastet. 🙂 🙂 🙂

  4. Hari Seldon said:

    Es gibt wohl aktuell Gespräche und Überlegungen bei den Aufsichtsbehörden, die Eurohypo aus der Commerzbank auszugliedern und als Bad Bank ala HRE laufen zu lassen. Entsprechendes berichtet aktuell die FTD hier.

    Das würde zwar den Steuerzahler eine Menge Geld kosten, die Commerzbank aber mit einem Schlag befreien. Wenn das nicht mit Zwangszahlungen der Commerzbank an den Staat – als Ausgleich – verbunden wäre, würde der Kurs der Commerzbank bei so einer Nachricht durch die Decke gehen ! Und ich meine durch die Decke, Verdoppelung in aller kürzester Zeit.

    Damit ist die Commerzbank-Aktie in meinen Augen endgültig nur noch ein Lotterie-Spiel. Entweder Enteignung der Aktionäre oder Befreiung, Hop oder Flop. Und alles hängt von ein paar Leuten ab, die in Hinterzimmern darüber beratschlagen.

    Bei allen Beteiligten in Form von Aufsichtsbehörden, Wirtschaftsprüfern, Bankmanagern würde ich daher danach gerne mal die Depots kontrollieren. Wenn jemand davon weiss, wird die Versuchung Frontrunning zu betreiben gewaltig sein.

  5. Matthew said:

    Dass die EZB ihre Rolle ändern bzw. ausweiten muß ist eine mittelfristige Perspektive.

    Dass bei der letzten Auktion es zu einem Käuferstreik kam und der Bund auf einem Drittel des Volumens sitzen blieb ist die Gegenwart!

    Dass die Krise auf dem Anleihe-Markt bereits Kerneuropa erreicht hat ebenfalls.

    Dass es insgesamt zu einem riesigen Vertrauensverlust der gesamten Eurozone gekommen ist, ist auch nicht zu leugnen.

    Nun ist festzustellen, daß eine sinkende Nachfrage nach deutschen Anleihen (wenn das so bleibt!) dazu führt daß die Renditen steigen müssen.

    Dieses Szenario kann man im Moment so spielen, wie sich die Situation letztendlich fortschreiben wird, werden wir dann sehen.

  6. Thomas said:

    „Ich gehe davon aus, daß die EZB in der nächsten Zeit gezwungen sein wird, analog zur Fed Anleihen in großen Voluminas aufzukaufen.“

    Wenn „Super-Mario“ auf einen Schlag 1 von den 2 Billiarden Bundesschuld vom Markt kaufen würde, um sie in der Pfeife zu rauchen, würde das den Bundeshaushalt um ca. 25 Milliarden entlasten (ca. die Dimension der von Schäuble für 2012 vorgesehenen Neuverschuldung, [27,2 Mrd]). Der Bund Future in diesem Szenario? Hängt ein wenig von dem so ausgelösten Inflationsschub ab, dürfte aber eher nach oben als nach unten zeigen.

    DE hätte einen ausgeglichenen Haushalt. An so einen Haushalt verleiht man doch gern sein Geld (das der wiederum gar nicht will)?!

    Kurzfristig ist das sicherlich kein realistisches Szenario (für DE-Anleihen), erklärt aber ein wenig mein eigenes „Bauchgefühl“ (Super Mario hat die Zinsen trotz steigender Inflation gesenkt, nicht angehoben; siehe auch Verlauf von Hypothekenzinsen).

    Ich hatte verstanden, dass Du den Bund und nicht den Eurobond Future 🙂 geshortet hast?!

  7. Matthew said:

    Ich gehe davon aus, daß der Trendbruch durch die gescheiterte Anleihenplatzierung vollzogen wurde!

    Das war schon ein grober Schnitt mit dem nicht gerechnet werden konnte.

    Und zu dem scheint mir, daß der Markt den Focus nun nicht mehr alleinig auf das stabile Deutschland gerichtet hat, sondern im Sinne einer gesamtschuldnerischen Haftung aller Euro Länder.

    Und wie auch geschrieben, sollte sich dieses Szenario bei den nächsten Emissionen bestätigen, werden wir das Hoch bei 139,19 für die kommende Zeit nicht mehr allzu schnell sehen!?

    Ich gehe davon aus, daß die EZB in der nächsten Zeit gezwungen sein wird, analog zur Fed Anleihen in großen Voluminas aufzukaufen.

  8. Thomas said:

    @Hari, Danke für die Klarstellung. Ich, meinerseits meinte die Argumente *der Bundesegierung* gegen Eurobonds sich langsam zu verflüchtigen. (Kosten den Steuerzahler, die Griechen sollen erst ein mal ihr Haus/Etat in Ordnung bringen). Ich sollte evtl. ergänzen, dass ich kein Fan von Eurobonds oder des EFSF bin. Die Zentralbank sollte umfangreich Anleihen ankaufe und in der Pfeife rauchen (=weginflationieren).

    @Mattew: Ich selbt hatte mal ne Wette im Sommer auf den Bund Future gehebelt. Bund Future short: Ne Meinung: Ja, die Nachfrage kommt langsam an ihre Grenzen. Einen Vertrauensverlust in DE sehe ich allerdings nicht. Meine Hausbank bietet mir Hypotheken mit Laufzeiten 5, 10 und 15 Jahren für 2,4%, 2,9% und 3,4% an, genaugenommen eine Baufinanzierung unter dem Inflationsniveau. Mein eigenes Szenario geht daher in Richtung „deflationäre Tendenzen“, der Future mag kurzfristig jetzt etwas zückkommen, charttechnisch ist der Bund Future aber doch eigentlich ziemlich bullish?!

  9. Matthew said:

    Tach!

    Danke Mr. Seldon für die Idee den Bund-Future zu shorten!

    Zu dem Thema gibt es wie ich finde auch einen sehr guten Beitrag von Jochen Steffens „Deutsche Anleihen ohne Abnehmer“.

    Die kurze Zusammenfassung ist:

    – daß ein Zinssatz von 1,98% bei einer Inflation die größer als 2% ist und wahrscheinlich weiter steigen wird objektiv zu niedrig ist

    – daß die Hauptabnehmer Banken als Käufer ausfallen, wegen der neuen Regelungen zur Erhöhung der EK-Quoten

    – daß eine sinkende Nachfrage nach deutschen Anleihen zu steigenden Renditen führt und demzufolge zu einem dann fallenden Bund Future

    – Voraussetzung ist, daß der Trend sich bestätigt und weitere Auktionen schlecht laufen

    Hab das gestern so auch umgesetzt und vielleicht ist diese Karte eine bessere, als auf eine Jahresendrally zu hoffen, die dann vielleicht doch nicht mehr kommt!

    Euch allen gutes Handeln!

  10. Hari Seldon said:

    Ich hatte mich überhaupt nicht auf Dich bezogen Thomas – keinerlei Zusammenhang. Den Begriff verwende ich halt manchmal.

    Übrigens, dieses Geschehen zeigt gerade, dass Eurobonds jetzt schon nicht mehr sicher funktionieren würden, selbst wenn man sie wollte. Wie ich oben schrieb. Die Euro-Zone als Ganzes hat nun ein Vertrauensproblem. Hat man übrigens auch vor kurzem daran gesehen, dass der EFSF seinen Anleihen kaum unterbrachte. Letztlich ist der EFSF von den Staatsgarantien dahinter ja wie ein Eurobond konstruiert.

    Möglicherweise hat Du Dich aber auch nur verschrieben und meintest zum Thema „verflüchtigen“ nicht die Argumente „gegen“ Eurobonds sondern „für“.

  11. Thomas said:

    Hari, danke für den Link. So scheinen die Argumente gegen Eurobonds sich langsam zu verflüchtigen. (Einfacher als neue Bonds: wenn Deutsche Staatsanleihen bei 7% liegen, einfach Draghi anrufen: Bräuchte mal 50 Milliarden Euro. Druck mal. Spart die Coupons, erhöht aber nicht das Vertrauen in die Währung.)

    Eventuell zur Aufklärung eines Mißverständnisses: Ich halte nicht uns für eine schwäbische Hausfrau. Meintest Du das? Nein, nur das Wirtschaftstheoriemodell, welches auf z.B. Griechenland angewandt wird, ist nicht Keynesianismus sondern angewandte Logik einer schwäbischen Hausfrau, USA ist eher (noch) Keynesianismus. Nur für den Fall, dass sich Deine Anmerkung oben (u.a.) auf mich (?) bezogen haben sollte.

  12. Pingback: Kleine Presseschau vom 23. November 2011 | Die Börsenblogger

  13. Matthew said:

    Ja, Mr. Seldon das Problem ist, daß mir auch jegliche Phantasie fehlt, einen gehbaren, realistischen, halbwegs vernünftigen oder gar guten Weg aus dieser Krise zu sehen!

    Der Satz:

    „Denn es hat in diesem Leben,
    schon ganz andere Katastrophen gegeben!“

    paßt irgendwie auch nicht!

    Mein vages Szenario:
    Bis zum Monatsende short oder ab auf die Seitenlinie!
    Und das Hoffen auf einen positiven Dezember und ich vermeide jetzt hier einfach mal das bisherige Unwort des Jahres!

    Euch allen einen schönen Tach!

    • Hari Seldon said:

      Das hier sollte man unbedingt sehr ernst nehmen : Anleihenplatzierung Deutschlands geplatzt

      Es zeigt, dass die Vertrauenskrise nun auch bei uns angekommen ist. Und das die Zinsen die Deutschland bezahlen muss, nun objektiv zu niedrig sind. Die schwäbische Hausfrau als die wir uns gerne sehen, ist Deutschland nämlich wirklich nicht.

      Als Trader könnte man davon profitieren, in dem man nun gegen den Bund Future wettet, denn das sieht wirklich nach einem Wendepunkt aus. Zum Beispiel eins-zu-eins mit diesem ETF: ISIN LU0530119774 Comstage ETF Daily Short Bund I
      Sollte das zu einer langsamen Annäherung der Anleihenrenditen in der Eurozone führen, wäre es kurzfristig für die Märkte gar nicht mal negativ und würde wahrscheinlich französische Anleihen etwas stützen.

      Mittel und Langfristig zeigt es aber, dass auch Eurobonds, selbst wenn man sie wollte, nun wahrscheinlich kein Heilmittel mehr wären. Denn die Politik hat die Vertrauenskrise nun so weit durchfressen lassen, dass dem Euroraum als Ganzes nicht mehr vertraut wird.

  14. Matthew said:

    Ja natürlich, ich gebe Dir schon recht. Seine Analysen und Zusammenfassungen sind in der letzten Zeit angesichts seines Alters nicht gerade besser geworden!

    Von daher teile ich Deine Einschätzung absolut!

    Aber noch mal die wichtige Frage nach einem möglichen realistischen Ausweg aus dem derzeitigen Dilemma!?

    • Hari Seldon said:

      Matthew, ich denke ich habe meine Sicht im Artikel beschrieben. Ich sehe 1) oder 2). Etwas anderes fällt mir nicht ein. Das heisst nicht, dass es nicht eine andere Lösung zwischen „Rausinflationieren durch Geldrucken“ und einem „Reset“ gibt. Aber mir fehlt die Phantasie dafür.

      Ich erwarte allerdings auch, dass das grundsätzliche Problem das nun sehr im Vordergrund ist auch mal wieder etwas vom Fokus verschwindet, weil es von anderen Dingen überlagert wird oder einfach mal eine Beruhigung eintritt, einfach weil mal keine neuen Nachrichten dazu kommen. Dann werden viele denken: „ach, war ja doch nicht so schlimm“. Das ist aber ein Irrglaube, dieses Problem wächst weiter bis zum grossen Finale – auch wenn man nicht jeden Tag darüber in der Presse liest. Und im Moment fühlt es sich zwar so an, als stehe das Finale unmittelbar bevor. Ich glaube das aber nicht, das Finale kommt noch, aber später. Wir sind eigentlich reif für eine Beruhigung, einfach weil auch der Fokus der Märkte sich verschiebt. Denn trotz aller Algos wird der Markt immer noch von Menschen gemacht und Menschen werden müde und gewöhnen sich an alles, auch an wackelige Staaten.

  15. Matthew said:

    Guten Morgen!

    Wieder mal ein großes Lob für eine wirklich große Zusammenfassung des Dilemas in dem wir gerade stecken.

    Und als erstes möchte ich die Frage in den Raum werfen, was ihr denkt, wie man diese Abwärtsspirale durchbrechen könnte?

    Gibt es überhaupt einen Weg aus diesem Dilema?

    Und wenn ja welchen?

    Ich sehe im Moment im besonderen auf der kurzfristigen Ebene eigentlich nur eine aufschiebende Lösung, nämlich daß die EZB die gleichen Kompetenzen bekommt wie die FED und unbegrenzt Anleihen kaufen muß!?

    Und na ja, daß die Banken und Versicherungen nun eben nicht mehr als Käufer für beispielsweise italienische oder spanische Anleihen auftreten können, führt ja dann eben auch dazu, daß die Renditen dieser Papiere weiter steigen werden, auch weil die Chinesen eben nicht Papiere von maroden EU-Staaten komischerweise kaufen wollen. Vielleicht ist das aber auch alles andere als komisch!

    Ein weiteres großes Problem wird sein, daß es in 2012 zu einer Kreditklemme kommen könnte. Und so hört es sich ja erstmal gut an wenn die Politiker beschliessen, daß die Kreditinstitute eine höhere EK-Quote bilden müssen.
    Es gibt dann eben natürlich den Weg dies über steigende Einlagen oder Kapitalerhöhungen zu erreichen, daß dies alleine nicht ausreichen wird, ist aber jetzt schon absehbar und so wird der andere Weg darin zu sehen sein, daß einfach über eine gedrosselte Kreditvergabe eine höhere EK-Quote erreicht wird.

    Oder bewertet ihr dieses Risiko nicht so dramatisch?

    Und dann gibt es noch einen Auszug aus einem Gespräch analog zu Haris Beitrag von gestern:

    Mein Kopf: Eigentlich kann die Stimmung nicht mehr depressiver werden, als sie jetzt ist!
    Mein Bauch: Doch! Mach Dir bitte nichts vor!

    Ich wünsche allen einen halbwegs entspannten Tag!

    PS: Zu Herrn Schmidt möchte ich sagen, daß ich diesen Mann schon sehr schätze, nichts desto trotz stimmt das natürlich, daß er, so wie Brandt in besonderem Maße bewiesen haben, daß eine Konjunkturpolitik a la Keynes in der Realität am Ende scheitert und zu hoher Staatsverschuldung, hoher Inflation, mit nur strohfeuerartigen Wachstumsimpulsen führt.

    • Hari Seldon said:

      Matthew, ich habe auch nichts gegen Schmidt, im Gegenteil. Er war aus einem einzigen Grund einer der Besseren: weil er noch Mumm, Gestaltungswillen und einen eigenen Kompass hatte. Etwas was man heute in der Politik zu selten findet. Aber in letzter Zeit übertreibt er es und hat auch in meinen Augen den klaren Blick verloren, der ihn früher auszeichnete. Beigetragen hat dazu eine Presse und Öffentichkeit, die ihn so hofiert als ob er der Verfasser der allumfassenden Wahrheit sei. Respekt vor dem Alter ist ja was Gutes, aber man kann es übertreiben. Oder in anderen Worten: Mit 70 war er auch schon alt und weise und gerade deswegen weise genug, sich auch mal bei Dingen zurück zu halten, zu denen er keinen Zugang mehr hat. Von dieser eigenen Weisheit sollte er sich mit 92 mal eine Scheibe abschneiden.

  16. Thomas said:

    „Von Helmut Schmidt stammt sinngemäss der Satz “Lieber ein paar Prozent mehr Staatsschulden, als ein paar Prozent Arbeitslose”.“

    Da scheint ja Obama in die Lehre von Helmut Schmidt gegangen zu sein :-).

    Grundätzlich nichts gegen die CoBa. Nur, grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass „normale Kreditvergabe“ (an Staaten und an Private) = weiterleiten des frisch gedruckten Geldes der Zentralbank – nicht in die Hände von Privatbanken gehört (Modell: Ich kaufe von Schäuble [oder Berlusconi] für den Betrag X Anleihen mit dem Coupon 3% und nehme mir das Geld im Betrag X von der Zentralbank für 0,5% — todsichereres Geschäft, den Coupon zahlt der Steuerzahler). Diese Funktion sollten Filialen der Zentralbank übernehmen.

    Die Darstellung, „Amerikaner und Asiaten“ ziehen ihr Geld aus der Eurozone ab, ist nicht vollsändig richtig (ich habe gegen den Satz nichts, nur zu kurz und daher unvollständig): Der Bund Future ist auf all-time high und duetsche Banken unterbieten sich gerade mit Hypothekenzinsen… Das ganze führt zu dem spread zwischen den Anleihen von unterschiedlichen Mitgliedsstaaten der Eurozone. Staatsanleihen, z.B. Deutsche, sind doch sehr gefragt (bei Coupons niedriger als die Inflation, das sollte doch eigentlich weh tun).

    (((Es herrscht eher so etwas wie Anlagenotstand. Du sagtest, der Anleihenmarkt sei vom Volumen etwas doppelt so groß wie der Aktienmarkt. Wo soll das Geld hin, wenn ein G7 Staat wie Italien als Anlagemöglichkeit ausfällt?)))

    Ich gehe daher davon aus, dass wir bis 2013 Eurobonds haben werden. Weginflationieren ist am sozilaverträglichsten. Lieber wäre mir dennoch das oben dargestellte System der staatlichen EZB-Filialbanken, ein System (mittelfristig) also ganz ohne Staatsanleihen. Lebensversicherungen (und private Investmentbanken) müssten dann in risikoreichere Investments gehen.

  17. Ramsi said:

    Hari, in meiner Familie macht sich die Frage breit, was mit dem Barvermögen passieren soll, das nicht in Aktien und Anleihen investiert wird? Immobilien sind vorhanden, aber es steht die Frage im Raum, ob laufende Lebensversicherungen nicht vorzeitig gekündigt werden und Barreserven in Sachvermögen investiert werden. Wenn du jetzt auf einer größeren Menge Bargeld sitzen würdest und du auf was anderes als Immobilien zurückgreifen wolltest, was wäre das jetzt?

    • Hari Seldon said:

      Ramsi, das Schlimme daran ist, es gibt darauf keine sichere und vor allem keine einfache Antwort nach dem Motto „ich hab da mal einen Tip“. Es ist in jedem Fall falsch alleine auf nur ein vermeintlich „sicheres“ Pferd zu setzen, wie all die Leute die nun in Immobilien rennen. Auch die werden noch ein böses Erwachen erleben, denn auf nichts kann der Staat besser zugreifen als auf Immobilienvermögen. Und auch die Immobilienpreise sind keineswegs sicher, sondern einfach eine Ableitung der Wirtschaftskraft. Deshalb kostet in München der qm Eigentumswohnung halt 8000€ und irgendwo in der Diaspora von MeckPom 800€. Kracht die Wirtschaft in einer Systemkrise zusammen ist auch München bald nur noch 800€ wert. Und das muss sich keineswegs schnell ändern, das ändert sich nur dann wieder positiv, wenn auch die gesellschaftliche Ordnung schnell wieder auf die Beine kommt.

      Es gibt also nur eine Antwort auf Deine Frage: DIVERSIFIZIERUNG ! Wenn ich mich in den normalen, gebildeten Bürger hineinversetze der diese Entwicklung verfolgt, dann hat er in der Regel schon Immobilien, Gold und vielleicht etwas Kunst etc. Daneben ein paar Qualitätsaktien. Er hat also Sachwerte. Was er aber in der Regel völlig unterschätzt, ist das Klumpenrisiko in Europa und im Euro. Denn all dieses Vermögen haben diese Menschen in der Regel in Deutschland bzw Europa.

      Deshalb ist mein Rat – neben den genannten Sachwerten Immobilien, Gold, Aktien – unbedingt hinein in andere Währungsräume und zwar in den USD aber vor allem in die aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien ! Also durchaus Staatsanleihen, aber eben aus Asien. Es gibt seit neuestem auch die Möglichkeit Renminbi-Anleihen zu kaufen ! Dazu Fremdwährungskonten in Rohstoffwährungen. usw. usw. Und das alles auch von Konten ausserhalb der Eurozone. Nachdem die schweizer Banken ihr legales Problem gelöst haben und das Schwarzgeldgeschäft verschwindet, kann man auch als steuerehrlicher Bürger in meinen Augen wieder guten Gewissens Geld auf schweizer Banken deponieren. Und diese als Sprungbrett nutzen um mit seinem Kapital in die wachsenden Wirtschaftsräume in Asien und Südamerika zu kommen.

      Zur Diversifizierung gehören auch durchaus Lebensversicherungen – zumindest wenn es ältere von vor 2005 sind. Ich würde da in Anbetracht der Situation kein neues Geld hingeben, aber diese definitiv auch nicht auflösen. Im Zweifel einfach Beitragsfrei stellen.

      Denn nochmal, niemand kann den Ausgang dieser Krise vorhersagen. Es ist viel mehr möglich, als wir uns jetzt vorstellen können. Und es bringt deswegen absolut nichts nun perse aus Staatsanleihen rauszurennen, auch nicht aus Versicherungen die vor allem Staatsanleihen halten.

      Konsequente Diversifizierung über Assetklassen, Währungen und Wirtschaftsräume hinweg ist das einzige was man machen kann um diesen Sturm zu überleben. Und dann muss man abwarten und flexibel bleiben. Für alle dieser Anlageklassen gilt daher eine weitere wichtige Regel: sie müssen liquide sein ! Schon das ist ein Grund nicht alles auf Immobilien zu setzen.

      PS: Nicht unterschätzen sollte man übrigens Spezialwissen aus einem Hobby. Nehmen wir also mal an, Deine Eltern kennen sich mit alten Autos sehr gut aus. Dann wäre es auch keine schlechte Idee mit Bargeld den richtigen Oldtimer zu erwerben und in die Garage zu stellen. Da ich Deine Familie nicht kenne, weiss ich auch nicht wo da ein Ansatzpunkt sein könnte um Spezialwissen in Anlagemöglichkeiten zu transferieren.

  18. Hans said:

    Zwar ein schwacher Trost, aber etwas besänftigt es mich (!), zu lesen, dass auch Investoren, die wesentlich mehr vom Geschäft verstehen, mit Coba Verluste erlitten haben. Gott sei Dank habe ich gestern bei 1.38 die Reissleine gezogen, der Rutsch unter 1.50 war mir dann doch nicht geheuer gewesen, absolut Null Gegenwehr gesehen.

    Ich finde, im Moment ist es noch erstaunlich ruhig in Anbetracht der Lage. Märkte sind zwar z.Z. unberechenbar, aber so RICHTIG gekracht hat es noch nicht. Es wird wohl bis zum bitteren Ende auf Antwort 2 gesetzt werden, nur so kann man das Trugbild der Politik (alles unter Kontrolle), welches ehrlich gesagt auch mich die Jahre über schön eingelullt hat, noch für einige Zeit aufrecht erhalten. Die Inflation wird’s schon richten.

    Bei Antwort 1 würden zuviele Leute/Lobbyisten zu schnell das Schreien kriegen, das will die Politik nicht, denn dann wird es ungemütlich. Antwort 2 bietet da erstmal einen etwas „weicheren Ãœbergang“.

    Gruss
    Hans

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