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Der Schuldenschnitt in Zypern wird die Welt verändern…

Ich hatte bereits am Freitag damit begonnen einen Artikel mit dem schönen Titel: „Die Ruhe vor dem Sturm“ zu verfassen, doch leider war es mir nicht möglich diesen noch fertig zu stellen, da zu viele unerledigte Dinge auf meinem Schreibtisch auf Bearbeitung gewartet haben. Hinzu kamen noch massive technische Probleme mit meinem Handelscomputer, den ich nun kurzerhand aus meinem Büro verbannt habe. Ein Neuer musste her und die Einrichtung hat mich fast das ganze Wochenende beschäftigt. Heute möchte ich mich aber dennoch kurz zu den denkwürdigen Ereignissen des Wochenendes melden. Denn, die europäische Finanzkrise ist zurück, und das in einer ganz neuen Qualität!

Die gute Nachricht zuerst – Zypern wurde gerettet. Die Eurogruppe hat in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen die Sparer Zyperns durch eine Zwangsabgabe von 9,9 Prozent auf Guthaben von über 100.000,- Euro zu beteiligen. Sparer die weniger als 100.000,- Euro besitzen kommen mit einer Abgabe von 6,75 Prozent davon. Insgesamt sollen mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen, die das Land vor dem Zusammenbruch bewahren sollen. Die Alternative dazu wäre ein Kollaps des Bankensystems gewesen der die Sparvermögen eventuell bis zum Totalverlust reduziert hätte und die Eurozone, insbesondere Griechenland , erneut ins Wanken gebracht hätte. Soviel sei zur Entschuldigung gesagt…grundsätzlich kann man diesen Schritt also durchaus nachvollziehen, weil die Alternative dazu noch viel schlimmer gewesen wäre.

Die Art und Weise wie hier vorgegangen wird darf dem aufmerksamen Beobachter aber dennoch Kopfzerbrechen bereiten. Auch wenn dieser Vorgang aus meiner Sicht schlichter Geldraub ist, versuchen die Verantwortlichen dem Ganzen nun verschämt einen etwas freundlich klingendernen Stempel aufzudrücken. Von einer „Solidaritätsgebühr“ ist die Rede…ähnlich wie bei uns im Ãœbrigen die „übergangsmäßige“ Abgabe nach der Wiedervereinigung, die wir bis heute nicht mehr losgeworden sind (In diesem Punkt würde ich Rainer Brüderle also aktuell Recht geben!). Manche würden es auch als Schuldenschnitt oder Währungsreform bezeichnen, doch diese beiden Worte sind böse und dürfen aus verschiedenen politischen Gründen nicht benutzt werden.

Trotzdem dürfte dieser Vorgang immer mehr Bürgern die Augen dafür öffnen, auf welchem Weg sich die EU und die Eurozone inzwischen befinden. Wir haben eine neue Stufe der Krise erreicht, in der sogar die Ärmsten an den zuvor gemachten Fehlern, die wiederum Dritte verursacht haben, beteiligt werden. Soziale Gerechtigkeit sieht wohl anders aus! Letztlich hilft es aber nicht darüber zu lamentieren, weil man es eh nicht ändern kann. Was man allerdings machen kann ist nun den Blick wieder etwas zu schärfen für das was noch vor uns liegen könnte…

Die Enteignung zyprischer Sparer, die am Wochenende mittels einer Zwangsabgabe an der Rettung des maroden Bankensystems beteiligt worden sind, dürfte nicht ohne Folgen für alle anderen europäischen Sparer bleiben. Das ist aus meiner Sicht nicht nur ein Vertrauensbruch sondern dürfte eines ganz deutlich machen… Die systemische Absicherung für Bankgläubiger in ganz Europa ist künftig wohl eher begrenzt oder gar nicht mehr existent. Auch der sogenannte Einlagensicherungsfonds ist vielleicht das Papier nicht Wert auf dem er niedergeschrieben wurde, wenn es mal richtig eng wird. Die direkte Folge: Sachwerte sind seit heute attraktiver denn je!

Ich gehe davon aus dass sich dieses Bewusstsein nun allmählich auch in den Köpfen der Anleger durchsetzen wird, die bislang fest davon ausgegangen sind, dass sie von solchen Eskapaden verschont bleiben werden. Auch Großanleger werden sich nach den jüngsten Ereignissen sehr gut überlegen ob ihre Geld in Europa wirklich noch sicher ist. Entsprechende Mittelabflüsse, und damit wohl auch ein fallender Euro sind in den nächsten Tagen zu erwarten. Denn, dieser Rechts- und Tabubruch, hat das Potential das Vertrauen in die Institutionen und Banken in der Eurozone weiter deutlich zu schwächen und ist aus meiner Sicht sehr kontraproduktiv…Die Alternative einen kleinen Staat wie Zypern tatsächlich mal pleite gehen zu lassen hätte am Ende vielleicht sogar einen kleineren Schaden angerichtet. Wer weiß das schon? Zudem wäre mal ein Exempel statuiert worden, dass endgültig klar gemacht hätte wo Europa steht und das korrupte Staaten in dieser Gemeinschaft nichts verloren haben. Diese Chance wurde aber leider erneut vertan.

Die Ereignisse vom Wochenende werden die Welt erneut verändern, vielleicht zunächst nur langsam und schleichend, aber der Schuldenschnitt in Zypern wird seine Spuren hinterlassen. Ab heute sind Anleger wieder vermehrt auf der Suche nach vermeintlicher Sicherheit, die es aber wohl nicht mehr geben wird. Dennoch, gibt es auch Profiteuere dieser Entwicklung… Gold könnte bald wieder glänzen und Aktien bleiben weiterhin alternativlos. Wohingegen Anleihen und Sparguthaben weiterhin die schlechteste aller Alternativen sind. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass das frei verfügbare Geld in irgend einer Form angelegt werden muss, damit man es ihnen nicht wegnehmen kann! Denken Sie mal (rechtzeitig) darüber nach…

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Das war ein Crash!

Ich wüsste nicht was es an dem heutigen Handelstag zu beschönigen gäbe und somit ist die Headline wohl durchaus berechtigt. Das was wir heute gesehen haben war nicht nur ein weiterer Rücksetzer sondern eine Kursbewegung die durchaus chrashartige Züge aufweist. Die Last der schlechten Nachrichten war erdrückend. Nach dem Wahlergebnis in Frankreich fürchten viele Investoren den baldigen Zerfall der Eurozone, oder zumindest tiefe Uneinigkeit über den weiteren Kurs von Euroland, und damit Stillstand in den Bemühungen die Währungsunion doch noch zu retten.

Hinzu kamen noch negative Daten aus Euroland und China, sowie der Rücktritt der holländischen Regierung. Spanien rutscht nun offiziell in die Rezession, was ansich nicht verwunderlich ist, das Gesamtbild aber wohl abrundet. Griechische Banken kämpfen nun offiziell ums Ãœberleben und wollen weitere Hilfsmittel aus dem IWF in Anspruch nehmen, und zu guter Letzt demonstrieren deutsche Parteien ganz offiziell Uneinigkeit bereits in den wohl momentan unwichtigsten Fragen der Zukunft unseres Landes. Kurzum kein Boden auf dem Vertrauen gedeihen kann, oder salopp gesagt – die Hütte brennt an allen Ecken!

Sollte es der Politik nicht gelingen, auf welche Weise auch immer und sehr schnell, wieder Ruhe in die Märkte zu bringen, müssen wir uns wohl alle auf erneut sehr harte Zeiten einstellen. Dann wären die vielen Milliarden die wir in Griechenland „investiert“ haben bereits nach wenigen Wochen wohl verloren. Vielleicht wäre es auch eine gute Idee für Herrn Hollande sein Wahlkampfgeschrei nun wieder etwas zu mäßigen, und ein entsprechendes Signal nach Berlin zu schicken. Denn sonst dürfte der Mann vor einem Scherbenhaufen stehen den bald wohl niemand mehr regieren will. Eine entsprechende Ankündigung würde wohl auch davon zeugen dass die Franzosen gerade im Begriff sind wirklich den richtigen Mann zu wählen…

Ich kann es nicht anders sagen, der heutige Tag war frustrierend! Nicht etwa aufgrund der Tatsache dass sich die Aktienkurse heute so entwickelt haben wie sie es taten, sondern vielmehr die Erkenntnis der Hilflosigkeit gegen die Willkür der Märkte, vor allem aber die Angst und Sorge über die Zukunft unseres Landes und unserer Kinder lässt mich erschaudern.  Ganze Länder Europas leben inzwischen in der Angst ums nackte Überleben, ohne eine echte Perspektive. In Griechenland, Spanien und Italien ziehen die Menschen bereits jetzt ein sehr trauriges Fazit ihrer möglichen Zukunft, und dieser Zustand wird auch die Wirtschaft des jeweiligen Landes weiter lähmen, wenn nicht bald die nötigen Schritte dagegen eingeleitet werden.

Bewertungen von Unternehmen und deren erzielte Gewinne spielen offensichtlich nur noch eine untergeordnete Rolle. Es gibt keine Anlageklasse mehr in der man sich vor den möglichen Folgen dieser Entwicklung „verstecken“ kann. Der Goldpreis, einst ein sicherer Anker in Krisenzeiten, macht keinerlei Anstalten das aktuelle Szenario einzupreisen, wohingegen viele Aktien offensichtlich zu viel davon eingepreist haben. Einige Aktien notieren inzwischen schon unter dem Niveau des Herbst 2011, der DAX hingegen notiert 1.500 Punkte darüber. Die Frage die man sich also zwangsläufig langsam stellen muss, ist die der Angemessenheit mancher Kursbewegungen.

An diesem schwarzen Montag möchte ich aber gerne abschließen auch noch etwas positives loswerden auch wenn sich inzwischen allerorts Weltuntergangsstimmung breit macht. Portugal hat heute eine deutlich verbesserte Leistungsbilanz ausgewiesen. Das Defizit in der portugiesischen Handelsbilanz sank im Februar von 918,7 Millionen Euro auf 544,1 Millionen Euro. Auch die Kapitalbilanz des Landes sah nach einem Mittelabfluss im Januar von 400 Millionen Euro mit plus 2,3 Millionen Euro im Februar wieder etwas freundlicher aus.

Natürlich bietet der heutige Abverkauf auch wieder Chancen, insbesondere für die Anleger die die letzte Rally im Januar verpasst haben. „Kaufen wenn die Kanonen“ donnern könnte sich auch dieses mal wieder als das richtige Rezept erweisen. Aus charttechnischer Sicht befinden wir uns nun über der kräftigen Unterstützungszone zwischen 6.500 und 6.400 Punkten, die halten sollte. Wie immer bei solch extremen Kursbewegungen stehen die Chancen auf eine Erholung im Anschluss also nicht schlecht. Gelingt dies allerdings nicht sieht es düster aus. Dann haben wir einen erneuten Crash an den Börsen den die Eurozone dieses mal vielleicht nicht überlebt!

Die Commerzbank und das Schneeballsystem der Staatsfinanzen

Ihre Frage: Was hat die Commerzbank eigentlich falsch gemacht, dass sie nun möglicherweise wieder Staatsgeld braucht ? Das waren doch bestimmt wieder so wilde Zockereien wie bei Lehman ?
Meine Antwort: Seit 2009 Nichts. Nichts seit Martin Blessing 2009 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde.

Ihre Frage: Wenn Blessing nichts Wichtiges falsch gemacht hat, wie kann es denn dann sein, dass die Bank nun scheinbar wieder Staatsgeld braucht ?
Meine Antwort: Weil der Markt der Meinung ist, dass die Euro-Staaten das Geld nicht zurückzahlen können, das die Commerzbank ihnen geliehen hat.

Ihre Frage: Wie Bitte ? Die Commerzbank muss sich also von Ihren Schuldnern Geld holen, weil die Schuldner das Geld nicht zurückzahlen können ? Wie absurd ist das denn ?
Meine Antwort: Im Kern richtig. Das nennt man Staatsfinanzierung. Ich nenne das Schneeballsystem. Andere einen „faustischen Pakt“.

Ihre Frage: Das ist ja Wahnsinn. Und woher bekommen die Staaten dann das Geld, mit dem sie die Banken wie die Commerzbank nun rekapitalisieren wollen ?
Meine Antwort: Genau darauf gibt es nun keine stabile Antwort mehr. Von den Amerikanern und Asiaten auf jeden Fall nicht mehr, die ziehen Ihr Kapital gerade aus der Eurozone.

Was Ihnen dieses Frage und Antwort Spiel auf prägnante Art und Weise zeigen soll, ist das das System der Staatsfinanzierung in der Eurozone gerade gegen die Wand gefahren ist.

Denn die Commerzbank hat unter Blessing seit 2009 in meinen Augen tatsächlich nichts getan, was diese erneute Krise nun verursacht hätte. Im Gegenteil, Blessing hat einen guten Job gemacht und die Commerzbank erfolgreich und stabil mit ehrenwertem Geschäft aufgestellt und zwar ohne gewaltiges Investmentbanking ala Deutsche Bank. Mit Geschäft, wie es sich für eine klassische Bank gehört. Und dann hat er auch noch die Staatseinlage zurück gezahlt. Eigentlich ein vorbildlicher Job.

Die Commerzbank leidet schlicht unter dem Erwerb der Eurohypo aus 2005, den Blessings Vorgänger Müller noch eingefädelt hatte. Und das Problem der Eurohypo ist, dass sie als klassischer Hypotheken-Finanzierer mit grossem Staatsgeschäft jede Menge Staatsanleihen aus der Eurozone hält. Was ja eigentlich nichts Schlimmes ist und eher das Zeichen einer konservativen und seriösen Finanzierung war. Eben – WAR – bis Heute. Bis die Staatsschulden in der Euro Randzone eskalierten und die Politik das Problem zu lange verschleppt hat.

Die Commerzbank wird also gerade in den Boden gerammt, weil einige Schuldner der Commerzbank aus Sicht der Märkte defacto Pleite sind. Wäre ich als Privatmann der Schuldner, würde die Commerzbank mein Haus pfänden. Ist der Staat der Schuldner, pfändet er die Bank. Das ist die Realität des Jahres 2011.

Was man daran sieht ist, wie verfahren die Situation nun ist. Denn die Frage ist sehr berechtigt, wer soll denn nun die Staatsanleihen der Zukunft zeichnen und damit all die Schulden refinanzieren, die wir alle haben ? Auch Deutschland hat das Problem übrigens massiv. Damit wurde zu Brandts Zeiten angefangen und in Schmidts Amtsperiode erst zu richtiger Form aufgelaufen. Von Helmut Schmidt stammt sinngemäss der Satz „Lieber ein paar Prozent mehr Staatsschulden, als ein paar Prozent Arbeitslose“. Und das war seine Politik. In seiner Amtszeit wurde die Schuldenlast des Bundes ungefähr verdreifacht. Genau dieser Schmidt, der nun glaubt mit 92 jeden Tag Ratschläge geben zu müssen, die er sich mit 70 noch klugerweise verkniffen hat. Und alle Regierungen danach, egal welcher Coleur, haben auf dem Weg fröhlich weitergemacht. Bis heute, bis uns die Wand anstarrt und es nicht mehr weitergeht. Denn auch Deutschland ist eigentlich überschuldet, man merkt es im Moment nur nicht, weil wir noch die Einäugigen unter den Blinden sind.

Wer nimmt uns also in Zukunft unsere Staatsanleihen ab, die wir für all die Wohltaten der letzten 4 Jahrzehnte schon längst ausgegeben haben ? Amerikaner und Asiaten ziehen sich schon aus der Eurozone zurück. Die Banken und Versicherungen die bisher immer wild die Staatsanleihen gekauft haben, versuchen diese nun loszuwerden. Da ist also niemand. Was bleibt also ?

Zwei mögliche Antworten:

1. Wirtschaft und Privatleute. Wir also und unser Kinder und Enkel. Ãœber Steuern, Zwangsanleihen (alles schon da gewesen) und andere Erfindungen, bei denen mit Sicherheit Begriffe wie „solidarisch“ oder „nachhaltig“ im Namen enthalten sind. Oder noch radikaler durch Enteignung via Schulden- bzw. Währungs-schnitt (auch schon da gewesen).

2. Niemand. Zunächst auf jeden Fall. Einfach in dem die Notenbank solange Geld „schöpft“ (= wie ein Alchemist aus dem Nichts erschafft) wie es noch Menschen gibt, die dieses Papier nehmen und für wert halten.

Das 2. nicht ewig geht ist wohl klar. Dann folgt wieder der Währungsschnitt. Alles auf Los. Das Schicksal allen Papiergeldes. Das ist die traurige Situation in der wir nun stecken. Gedankt sei allen die daran mitgewirkt haben, wir als Wähler der letzten Jahrzehnte ausdrücklich eingeschlossen.

Ihre (ungeduldige) Frage, weil ich nun ins Allgemeine abschweife und zuviel rede : Und die Commerzbank Aktie ?
Meine Antwort: Ich finde das aktuelle Schweigen bestätigend und beredt. Die Commerzbank muss wohl wieder zum Soffin, ich denke sonst gäbe es schon längst laute Dementis. Und dann wird wohl Blessing zurücktreten. Und ob für die Aktionäre der Commerzbank dann noch etwas übrig bleibt, ist äusserst unklar. Denn aus Sicht des Stammtisches sind die Aktionäre ja die Bösen, sollen doch diese „Geldsäcke“ mal endlich bluten. Und die Politik hat ein Interesse an diesem Bild. Fühlt sich hier jemand als „Geldsack“ angesprochen ?

Ach wenn es nur so einfach wäre ….

Ihre abschliessende Frage: Und was bedeutet diese Situation für den Markt als Ganzes ?
Meine Antwort: Wenn diese Abwärtsspirale nicht ganz schnell durchbrochen wird, geht es weiter abwärts – und zwar deutlich, spätestens 2012. Wir haben eine massive Vertrauenskrise. Und in einer Vertrauenskrise gelten die normalen Regeln normaler Märkte nicht mehr, sonst wäre ich jetzt optimistisch für den Markt, auch mittelfristig. Trotzdem halte ich es kurzfristig für möglich, dass wir einen Bounce erleben, auch wenn er heute nicht so richtig kommen wollte. Meine Shorts habe ich heute Abend glatt gestellt und bin im Tradingdepot nun neutral.(HS)

PS: Auch ich habe übrigens mit der Commerzbank viel Geld verloren, weil ich zulange das positive operative Geschäft gewürdigt und diese Eskalation der Staatsanleihen-Krise nicht in aller Härte erkannt habe. Aber das ist vorbei, die Commerzbank ist in meinem Depot Geschichte. Eigentlich schade um eine Bank, die eine gute Aufstellung hatte.

Griechenland – es reicht !

Als Nachtrag zu meinem Marktkommentar von gestern Abend heute Morgen noch ein persönliches Statement zum Thema Griechenland. Ich habe dafür nur zwei Worte übrig : ES REICHT !

Ich habe schon vor Wochen geschrieben, dass Griechenland in meinen Augen schnellstmöglich aus dem Euro muss. Dieses Land hat sich durch gefälschte Bilanzen in die Eurozone herein geschlichen und ist in meinen Augen von Korruption und Günstlingswirtschaft zerfressen und ohne funktionierende Staatsorgane. Man muss sich das vorstellen, das Land kennt nicht einmal ein Grundbuch ! Das Land gehört in meinen Augen nicht in den Euro.

Und nun dieses Ding mit der Volksabstimmung. Als ob das Papandreou und Co. nicht schon längst als Option auf dem Radar gehabt hätten. Aber nein, erst einmal die anderen Europäer sich abmühen lassen, das Geld freigegeben lassen und dann den Partnern auf diese Art und Weise in den Rücken fallen.

Ich habe ja kein Problem mit der Überlegung, das Thema mit einer Volksabstimmung abzusichern, das ist nachvollziehbar und wahrscheinlich nötig. Was mich aufregt ist der Umgang mit den europäischen Partnern, die gerade durch grösste Mühen gehen um Griechenland zu retten. Und die Folge davon ist natürlich Verunsicherung und das ist die grösste Gefahr für die Wirtschaft der Euro-Zone. Dem Versuch die Eurozone zu stabilisieren ist so der Boden entzogen worden. Möglicherweise ist damit die kalte Berechnung verbunden, dass Europa ja noch bessere Konditionen gewähren wird, um dem griechischen Volk die Zustimmung zu ermöglichen.

Unglaublich was die sich erlauben. Ich würde mir das nicht bieten lassen, zumal wenn ich der Zahlmeister bin.

Für die Börsen ist das natürlich ein Dolchstoss in den Rücken. Damit ist auch meine Gelassenheit von gestern Abend völlig hinfällig. Nun ist alles anders und die Börsen müssen sich auf weitere lähmende Monate der Unsicherheit in Europa einstellen. Die vom EU Gipfel ausgehende Sicherheit ist definitiv weg. Wir dürfen uns dafür mal wieder bei unseren griechischen “Freunden” bedanken. Ich frage mich, wie lange Europa sich noch so veräppeln lassen will. Während sich zum Beispiel die Portugiesen ehrlich abmühen und unsere Hilfe und Solidarität verdient haben, werden wir von der griechischen Regierung in meinen Augen an der Nase herum geführt.

ES REICHT ! (HS)

„Unsere“ Rettung wird immer teurer!

„Unsere“ Rettung wird immer teurer..Neuesten Berechnungen zufolge würden deutsche Steuerzahler mit bis zu 465 Milliarden Euro für Rettungsmaßnahmen der Eurozone haften. Sowohl die Deutsche Bank als auch der ifo Chef Hans Werner Sinn haben noch einmal Ihren Taschenrechner bemüht, und kommen zu diesem katastrophalen Ergebnis. Bis vor kurzem war noch von 400 Millarden Euro die Rede und man kann wohl davon ausgehen das die Summe bald weiter über die 5-hunderter Marke korrigiert wird. Wie immer bei solchen Planspielen zeigt die Erfahrung das die tatsächliche Summe dann noch einmal deutlich höher ist. Ich muss ganz ehrlich gestehen dass ich allmählich müde werde immer wieder über die ausufernden Prognosen der europäischen Misere zu berichten.

Im Klartext heißt dies, die Summe ist mir letztlich wurscht, weil ich immer noch daran glauben möchte das es dazu gar nicht kommen wird. Weil alles andere mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem katastrophalen Ende führen wird, und weil schon heute die meisten Wirtschaftsgelehrten wissen, dass ein geordneter Rückzug, ohne Dominoffekt, Flächenbrand oder ähnliches, für nicht mal 20 Prozent dieser Summe erreicht werden kann. Ende September werden die Weichen für die Zukunft unseres Landes neu gestellt.. Heute möchte ich Ihnen einen Textauszug aus Halvers Kapitalmarkt-Moitor schicken, der die Sache einmal mehr treffend beleuchtet..

„Der Politik muss klar sein, dass das sogenannte „alternativlose“ Festhalten an der Euro-Mitgliedschaft Griechenlands überhaupt keine Gewähr dafür ist, dass der Dominoeffekt auf andere Länder verhindert wird. Denn mittlerweile ist die politische Skepsis gegenüber weiteren Hilfszusagen in den Staaten der Europäischen Union so groß, dass die Gefahr einer Ablehnung durch die Parlamente der Geberländer durchaus gegeben ist. Dann wäre ein politisches Ende der Eurozone kaum mehr aufzuhalten. Die Folgen an den Staatsanleihemärkten wären im Vergleich zum Austritt von lediglich zwei Ländern sicherlich weit schlimmer.

Wenn man an der fundamental klaren Erkenntnis nicht vorbei kommt, dass eine Staatsinsolvenz Griechenlands nicht zu vermeiden ist, dann sollte sich die Politik schnellstmöglich um einen sinnvollen Plan B kümmern, der verhindert, dass es in der Folge zu unkontrollierbaren Verwerfungen kommt. Anstatt kostspielige Garantieerklärungen für Staatsschulden nach dem Gießkannenprinzip, die ohnehin nicht fruchten, abzugeben, ist der Königsweg die gezielte Rekapitalisierung von denjenigen Banken, die bei einem Austritt von Euro-Ländern in Schieflage geraten.

Der Ausfall auch nur einer systemrelevanten Bank kann heute gravierendere Konsequenzen an den Finanzmärkten auslösen, als dies nach der Lehman-Pleite der Fall war. Ein Übergreifen auf die Realwirtschaft lässt schließlich ganze Volkswirtschaften in Schieflage geraten. Der negative Dominoeffekt auf weitere Euro-Länder wäre in Gang gesetzt. Genau diese Abfolge konnte z.B. in Deutschland beobachtet werden. Noch im Sommer 2008 strotzte die deutsche Volkswirtschaft vor lauter Kraft. Und ein Jahr später befand sich Deutschland in der schlimmsten Nachkriegsrezession..

..Die Euro-Politik steht jetzt vor der alles entscheidenden Frage, ob sie die Kraft für die Bankenrekapitalisierung aufbringt oder die bisherigen, wenig fruchtenden Rettungsaktionen fortsetzt. Allerdings sollte man sich schnell zügig um deren Umsetzung kümmern. Die Finanzmärkte werden das Zeitfenster nicht mehr allzu lange aufhalten.“

Oh Herr, lass es Hirn regnen!

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