Nokia – „back to the roots“, oder einfach nur einfallslos?

Tja, was soll man davon halten. Der große Wurf für den finnischen Handyhersteller Nokia ist auf der Mobilfunkmesse MWC, Mobile World Congress in Barcelona ist ausgeblieben. Die von vielen Anlegern erhofften Produkte wie ein neues Super-Smartphone oder ein Nokia Tablet gab es nicht. Stattdessen wurde Nokias neue Strategie vorgestellt, die in eine bisher ungeahnte Richtung läuft. Firmenchef Stephen Elop bezeichnete ES auf der gestrigen Präsentation mit „Wir werden jetzt frecher“. Gemeint war der damit offensichtlich neue Strategieschwenk des Konzerns sich in Zukunft auch über einen günstigen Preis zu definieren. Statt der erhofften, neuen und fancy Produkte mit Super Kamera oder Dergleichem, präsentierte Nokia gestern das Nokia 105. Ein Handy wie wir es alle von früher noch kennen, mit einem winzigen Bildschirm und wenig Features, in erster Linie zum Telefonieren gedacht. Und das ganze zu einem Wahnsinnspreis von 15,- Euro netto – für den ganz schmalen Geldbeutel eben.

Hmmmm, wird sich so mancher Beobachter da gedacht haben…ein ehemaliger Weltmarktführer der wieder zurück in die erste Liga der Smartphone Hersteller möchte, und dann so etwas…Mir ging es ähnlich! Zwar finde ich die Argumentation, dass es Milliarden von Menschen auf dieser Welt gibt die noch keinen Zugang zu mobilen Netzen haben, weil sie es sich schlicht und ergreifend nicht leisten können, durchaus nachvollziehbar, aber ehrlich gesagt für den Handy-Hersteller nicht den großen Wurf. Denn Nokia wird – wenn überhaupt – nur sehr wenig an den Geräten verdienen, und der Aufwand diese in strukturschwachen Gebieten zu vertreiben dürfte entsprechend groß sein. Da würde diese Strategie für einen Mobilfunkanbieter, der dann vom Folgegeschäft profitiert, doch eher passen. Vielleicht sollte man die Idee an Carlos Slim weiterreichen, oder zumindest eine Kooperation mit America Movil anstreben!?

Auch weitere Spekulationen, dass Nokia demnächst vielleicht doch noch ein Tablet produzieren könnte, wurden gestern eine deutliche Absage erteilt. Wörtlich hieß es in einem interview mit Vertriebschef Chris Weber: „Ein Tablet wird nicht unbedingt ins Programm aufgenommen. Wir schauen uns das genau an, haben aber bislang noch keine Produkte angekündigt. Es bringt uns nichts, ein bereits vorhandenes Gerät zu produzieren. Wenn wir so etwas machen, müsste es schon etwas Besonderes sein.“ Ein weiteres Tablet mit ähnlichen Features wie bei der Konkurrenz ist also keine Option für Nokia.. Ob es den Finnen allerdings irgendwann gelingen wird das Rad in diesem Segment neu zu erfinden bleibt noch abzuwarten…Auch im Tablet-Markt dürfte Zeit ein wesentlicher Faktor für den künftigen Erfolg sein. Dass Nokia jetzt nicht wenigstens versucht auch in diesem Markt Fuss zu fassen, könnte erneut ein großer Fehler sein…!

Insgesamt bleibt nach der gestrigen Präsentation in Barcelona bei mir der Eindruck, dass es Nokia an Kreativität und Vorstellungskraft fehlt. Während alle anderen Hersteller wenigstens so tun als ob sie am Puls der Zeit wären und neue, innovative Produkte präsentieren, geht Nokia drei Schritte zurück und verkauft jetzt Handys die aussehen wie vor 15 Jahren. Ich bin enttäuscht, die „Rebound Story 2013“ hat für mich seit gestern einen deutlichen Kratzer bekommen. Somit bleibe ich auch bei meiner Einschätzung zur kurzfristigen Entwicklung des Aktienkurses, die ich Ihnen > hier < kürzlich dargestellt habe. heute notiert die Nokia Aktie bereits wieder an der Unterstützungslinie und man darf gespannt sein ob diese erneut halten wird…!

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11 Comments

  1. Pingback: Nokia verkaufen – Kursrutsch und kein Ende? | Investors Inside

  2. Bernard said:

    Wenn sie behaupten, die Geräte von Nokia verkaufen sich nicht gut dann wissen Sie mehr als alle anderen. Es gibt unzählige Berichte, die die hohe Nachfrage weltweit belegen. Vor 5 Monaten hat Nokia mit dem L920 eines der besten wenn nicht sogar das beste SMP auf den Markt gebracht. Warum um Himmels Willen sollten sie jetzt ein weiteres High-End-SMP bringen, wenn noch nicht mal das L 920 überall flächendeckend erhältlich ist. Das wäre aus Marketinggründen geradezu fatal. Da würde sich jeder L 920 Käufer ziemlich verarscht vorkommen. Auch das mit dem Tablet kann ich nicht mehr hören. Das 45ste Tablet zu bringen, obwohl sich die meisten schon nicht verkaufen, wäre ein Luxus den Nokia sich im Moment nicht leisten kann. Da finde ich die Strategie mit günstigeren Lumia in den Schwellenländern zu punkten genau richtig. Und vergessen sie das 15 Euro Handy, daß ist eine andere Baustelle. Nokia hat schon immer normale Handys hergestellt und macht das auch weiterhin. Das hat mit Innovation etc nichts zu tun und sorgt dafür das ärmere Menschen, vielleicht zukünftige SMP Besitzer eine gute Beziehung zur Marke Nokia entwickeln.

  3. André said:

    Ich glaube sie haben die Strategie Nokias, welche letztes Jahr verkündet wurde nicht mitbekommen. Es wurde gesagt, dass Nokia die nächste 1 Mrd. Menschen zu Mobiltelefonen bringen möchte. Dies wurde letztes Jahr verkündet, als die Asha-Modelle vorgestellt wurden. Wieso glauben alle Leute, dass heute nur noch Smartphones zählen?

    Weiter bekommt man den Eindruck, als hätten sie die Vorstellung des 520 und des 720 nicht gesehen. Auch wenn die Topmodelle Imageträchtig sind, so wird am meisten eben an Geräten verkauft, die weniger als 350€ kosten. Und da baut Nokia aktuell die besten Geräte. Siehe Bewertungen zum 620er von allen Technikseiten im Netz.

    Außerdem besteht Nokia aus etwas mehr als nur Smartphones und Handys. NSN ist zum ersten Mal seit ihrem bestehen rentabel. Die Navteq-Teile werden endlich vernünftig verwurstet. Ich finde ihren Ausblick und den mehrerer anderer „Analysten“ so was von kurzsichtig und sehen wirklich nicht das komplette Unternehmen und dessen Tätigkeit. Nicht persönlich nehmen, aber ist so.

    • Lars said:

      Hallo Andre..andere Meinungen sind hier nicht nur erlaubt sondern ausdrücklich erwünscht. Mich hat die präsentierte Strategie nicht überzeugt, ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. und natürlich sind die Nokia Geräte im mittleren Segment das Brot und Butter Geschäft des Unternehmens…und offensichtlich auch technisch ausgereift. Wie gestern der Presse zu vernehmen war, ist aber selbst der Vertriebschef nicht zufrieden mit den Verkaufszahlen. Der Druck bei Nokia ist entsprechend hoch…

      Wie schon geschrieben geht es hier in erster Linie um die Entwicklung der Aktie. Heute macht die Nokia Aktie mal wieder einen Satz nach oben und rettet sich somit über die charttechnisch wichtige Marke von 2,78 Euro aufgrund einer Analystenempfehlung. Für mich kein Grund meine Meinung kurzfristig grundlegend zu ändern, obwohl sich die Charttechnik dadurch wieder etwas aufgehellt hat…. und das sollte es für Dich auch nicht sein, wenn ich nicht in Deinem Sinne schreibe. Belassen wir es doch einfach dabei und warten wir ab was passiert, ok?

  4. Pingback: Kleine Presseschau vom 26. Februar 2013 | Die Börsenblogger

  5. bazooka said:

    Lars, genau das ist es, was mich stutzig macht, dass es kein grosser Wurf ist. Was bewegt ein Konzern wie Nokia, diesen Weg einzuschlagen, bei dem es schlussendlich um die alles drehende Frage dreht: sein oder nicht sein?

    • Lars said:

      Hallo bazooka, diese Frage kann ich Dir auch nicht beantworten. Vielleicht liefert Nokia ja in ein paar Monaten die Antwort darauf in Form von harten Fakten. Für mich ist momentan ausschlaggebend dass Nokia kein Tablet auf den Markt bringt…Denn rein aus technischer Sicht hätte ich einem solchen Gerät schon entsprechendes Potenzial eingeräumt. Nun warten wir mal ab welches Urteil der Markt darüber fällen wird, nachdem die Nachricht nun so langsam verarbeitet werden dürfte.

  6. André said:

    Vielleicht sollten sie mal überlegen, dass der Großteil der 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten nicht mal 100 € im Monat zur Verfügung hat, aber dennoch in der heutigen Zeit auf Kommunikationsfähigkeit angewiesen sind und dort Akkulebenszeit das Allerwichtigste ist. Und vielleicht sollten sie sich erst mal in Erinnerung rufen, dass Nokia mit dem Lumia 920 vor nicht mal 5 Monaten die Latte für Innovationen zum ersten Mal seit langem für alle wieder angehoben hat, oder warum sonst kommt HTC nun plötzlich mit einer Ultrapixel genannten Kameratechnik um die Ecke gekrochen? Bis zum Lumia 920 haben doch alle nur noch Hardwarespecs als Argument genommen. Cores, Displaygröße und Arbeitsspeicher waren seit 2007 die einzigen Innovaten, insbesondere von der lieben Copycat namens Samsung. Nokia hat nun sein Portfolio erst mal auf alle Bereiche ausgedehnt und schafft aktuell immer noch nicht die Nachfrage nach dem 920er zu befriedigen, warum sollten sie also nun schon wieder ein neues Flaggschiff raushauen? Pro Jahr ein Toppmodell, und aktuell gibt’s immer noch kein Gerät, welches innovationstechnisch an das Lumia 920 rankommt.

    • Lars said:

      Hallo Andre, natürlich ist es eine großartige Sache für die Menschen die sich bislang kein Handy leisten konnten dass nun die Möglichkeit besteht für einen Bruchteil des Monatsgehaltes eines zu erwerben. Das steht für mich ausser Frage und ist in jedem Fall zu begrüßen. Ob nun Nokia diese Möglichkeit schafft oder ein anderer Anbieter dürfte den Verbrauchern dabei gar nicht so wichtig sein, und wie gesagt andere hatten die Idee auch schon und werden in Kürze wahrscheinlich preislich nachziehen.

      Letztlich geht es doch hier um die Aktie und den möglichen Turnarround eines ehemaligen Weltmarktführers der zuletzt keinen guten Lauf hatte. Ob es also gelingt mit Billighandys zum einen wieder an die Weltspitze zurück zu kehren oder man versucht Innovationsführer zu werden – wie Sie schon richtig geschrieben haben ist das neue Lumia ein solches Produkt – macht aus meiner Sicht einen wesentlichen Unterschied.

      Nokia hat neben den Produkten, die sich im übrigen nicht so gut verkaufen wie der Konzern erwartet hatte, ein finanzielles Problem und hat sehr lange Verluste geschrieben. Es ist also unerlässlich dass sich hier neben den Sparmaßnahmen auf der Einnahmenseite etwas bewegt um künftig bestehen zu können. Und wie wir alle wissen sind die Margen bei den Top-Modellen entsprechend hoch und bei den billigeren entsprechend gering… Zudem erwartet der Markt von Nokia dass man auch versuchen in anderen Bereichen Fuss zu fassen, wie beispielsweise dem Tablet-Markt. Das ist nicht geschehen.

      Es geht hier also eher um die Betrachtung des Potenzials einer Aktie bzw. eines Unternehmens und den Erwartungen des Marktes, die letztlich ausschlaggebend für den Aktienkurs sind!

  7. bazooka said:

    Einfallslos? Muss nicht sein. Im März 1983 lancierte Swatch die Billiguhr, ohne irgendwelche Spitzentechnologie. Rückblickend wissen wir: es war die Wiedergeburt der Schweizer Uhrenindustrie. Könnte sich da nicht die Geschichte wiederholen? Wir werden es sehen, so oder so.

    • Lars said:

      Hallo bazooka, natürlich kann die Strategie auch aufgehen, aber es bleiben für mich ein paar Fragen…Beispielsweise die Gewinnmargen bei solchen Billig Handys oder die damit verbundenen Vertriebskosten in einem Markt in dem andere Hersteller bereist bestens positioniert sind. Ich denke nicht dass es ein großer Wurf war. Bei Swatch ist das aus meiner Sicht etwas anders weil dort ein Alleinstellungsmerkmal vorhanden ist. Die Firma ist mit bunten Billiguhren groß geworden…Nokia hingegen hat sich im Smartphone Bereich zuletzt eigentlich eher im oberen Segment aufgestellt..mir fehlt da somit etwas die klare Strategie…Wir werden sehen ob sich diese Kehrtwende auszahlt…!

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