Der Schuldenschnitt in Zypern wird die Welt verändern…

Ich hatte bereits am Freitag damit begonnen einen Artikel mit dem schönen Titel: „Die Ruhe vor dem Sturm“ zu verfassen, doch leider war es mir nicht möglich diesen noch fertig zu stellen, da zu viele unerledigte Dinge auf meinem Schreibtisch auf Bearbeitung gewartet haben. Hinzu kamen noch massive technische Probleme mit meinem Handelscomputer, den ich nun kurzerhand aus meinem Büro verbannt habe. Ein Neuer musste her und die Einrichtung hat mich fast das ganze Wochenende beschäftigt. Heute möchte ich mich aber dennoch kurz zu den denkwürdigen Ereignissen des Wochenendes melden. Denn, die europäische Finanzkrise ist zurück, und das in einer ganz neuen Qualität!

Die gute Nachricht zuerst – Zypern wurde gerettet. Die Eurogruppe hat in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen die Sparer Zyperns durch eine Zwangsabgabe von 9,9 Prozent auf Guthaben von über 100.000,- Euro zu beteiligen. Sparer die weniger als 100.000,- Euro besitzen kommen mit einer Abgabe von 6,75 Prozent davon. Insgesamt sollen mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen, die das Land vor dem Zusammenbruch bewahren sollen. Die Alternative dazu wäre ein Kollaps des Bankensystems gewesen der die Sparvermögen eventuell bis zum Totalverlust reduziert hätte und die Eurozone, insbesondere Griechenland , erneut ins Wanken gebracht hätte. Soviel sei zur Entschuldigung gesagt…grundsätzlich kann man diesen Schritt also durchaus nachvollziehen, weil die Alternative dazu noch viel schlimmer gewesen wäre.

Die Art und Weise wie hier vorgegangen wird darf dem aufmerksamen Beobachter aber dennoch Kopfzerbrechen bereiten. Auch wenn dieser Vorgang aus meiner Sicht schlichter Geldraub ist, versuchen die Verantwortlichen dem Ganzen nun verschämt einen etwas freundlich klingendernen Stempel aufzudrücken. Von einer „Solidaritätsgebühr“ ist die Rede…ähnlich wie bei uns im Ãœbrigen die „übergangsmäßige“ Abgabe nach der Wiedervereinigung, die wir bis heute nicht mehr losgeworden sind (In diesem Punkt würde ich Rainer Brüderle also aktuell Recht geben!). Manche würden es auch als Schuldenschnitt oder Währungsreform bezeichnen, doch diese beiden Worte sind böse und dürfen aus verschiedenen politischen Gründen nicht benutzt werden.

Trotzdem dürfte dieser Vorgang immer mehr Bürgern die Augen dafür öffnen, auf welchem Weg sich die EU und die Eurozone inzwischen befinden. Wir haben eine neue Stufe der Krise erreicht, in der sogar die Ärmsten an den zuvor gemachten Fehlern, die wiederum Dritte verursacht haben, beteiligt werden. Soziale Gerechtigkeit sieht wohl anders aus! Letztlich hilft es aber nicht darüber zu lamentieren, weil man es eh nicht ändern kann. Was man allerdings machen kann ist nun den Blick wieder etwas zu schärfen für das was noch vor uns liegen könnte…

Die Enteignung zyprischer Sparer, die am Wochenende mittels einer Zwangsabgabe an der Rettung des maroden Bankensystems beteiligt worden sind, dürfte nicht ohne Folgen für alle anderen europäischen Sparer bleiben. Das ist aus meiner Sicht nicht nur ein Vertrauensbruch sondern dürfte eines ganz deutlich machen… Die systemische Absicherung für Bankgläubiger in ganz Europa ist künftig wohl eher begrenzt oder gar nicht mehr existent. Auch der sogenannte Einlagensicherungsfonds ist vielleicht das Papier nicht Wert auf dem er niedergeschrieben wurde, wenn es mal richtig eng wird. Die direkte Folge: Sachwerte sind seit heute attraktiver denn je!

Ich gehe davon aus dass sich dieses Bewusstsein nun allmählich auch in den Köpfen der Anleger durchsetzen wird, die bislang fest davon ausgegangen sind, dass sie von solchen Eskapaden verschont bleiben werden. Auch Großanleger werden sich nach den jüngsten Ereignissen sehr gut überlegen ob ihre Geld in Europa wirklich noch sicher ist. Entsprechende Mittelabflüsse, und damit wohl auch ein fallender Euro sind in den nächsten Tagen zu erwarten. Denn, dieser Rechts- und Tabubruch, hat das Potential das Vertrauen in die Institutionen und Banken in der Eurozone weiter deutlich zu schwächen und ist aus meiner Sicht sehr kontraproduktiv…Die Alternative einen kleinen Staat wie Zypern tatsächlich mal pleite gehen zu lassen hätte am Ende vielleicht sogar einen kleineren Schaden angerichtet. Wer weiß das schon? Zudem wäre mal ein Exempel statuiert worden, dass endgültig klar gemacht hätte wo Europa steht und das korrupte Staaten in dieser Gemeinschaft nichts verloren haben. Diese Chance wurde aber leider erneut vertan.

Die Ereignisse vom Wochenende werden die Welt erneut verändern, vielleicht zunächst nur langsam und schleichend, aber der Schuldenschnitt in Zypern wird seine Spuren hinterlassen. Ab heute sind Anleger wieder vermehrt auf der Suche nach vermeintlicher Sicherheit, die es aber wohl nicht mehr geben wird. Dennoch, gibt es auch Profiteuere dieser Entwicklung… Gold könnte bald wieder glänzen und Aktien bleiben weiterhin alternativlos. Wohingegen Anleihen und Sparguthaben weiterhin die schlechteste aller Alternativen sind. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass das frei verfügbare Geld in irgend einer Form angelegt werden muss, damit man es ihnen nicht wegnehmen kann! Denken Sie mal (rechtzeitig) darüber nach…

Meistgesucht

  • schuldenschnitt zypern

Related posts

9 Comments

  1. Pingback: Europa Krise reloaded – US Indizes bleiben aber zunächst auf Kurs | Investors Inside

  2. Tom said:

    Hi Lars, Sorry über was haben wir den vor 2 Jahren gesprochen ;)))???

    • Lars said:

      Moin Tom, ja unser Liebling ist angesprungen, auch wenn der späte Handel schon wieder wenig überzeugt. Warum, wieso, weshalb? wage ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Mal schaun wie es heute weiter geht. Sollte der Kursanstieg irgendwelche fundamentalen Gründe haben wird die passende Nachricht sicherlich bald nachgereicht…

  3. Roger said:

    Einerseits glaube ich auch, dass einige Aktien darunter leiden könnten.

    Andererseits tue ich mich verdammt schwer damit, mich über diese Aktion aufzuregen.
    Der Sündenfall war m.E. der vorbehaltslose Auskauf viel zu vieler bankrotter Banken. Warum sollen diese NICHT pleitegehen können?

    Island hat es richtig gemacht und letztlich eine Ãœbernahme der Schulden seiner Banken in Volksabstimmungen abgelehnt. Diejenigen Leute, die zuvor wegen unrealistisch hoher Zinsversprechen ihr Geld auf isländischen Banken anlegten – mussten dafür bitteres Lehrgeld zahlen, sie bekamen m.W. nicht alles Geld wieder.

    In Zypern wird ein Mittelweg eingeschlagen: Einen Tei der Bankenrettung läuft via Europa (auch Deutschland), ein Teil läuft über die Bankkunden, die die zypriotischen Konditionen trotz aller Risiken bewusst wahrgenommen haben.

    Auch Banken müssen pleitegehen können, und schlecht gesicherte Bankeinlagen unterliegen dann eben einem Risiko. Sollte das das Ende des Euros oder der Beginn von Marktwirtschaft sein?

    • Lars said:

      Hallo Roger, natürlich sollte man sich nicht allzu sehr über die ganze Aktion aufregen…wie man heute sieht hat es aber geholfen dass die gesamte Welt sich darüber empört hat 😉 Das Problem ist dass immer noch wilder Aktionismus in der europäischen Politik offensichtlich Vorrang vor guten und tragfähigen Konzepten hat. Wie ich gestern schon geschrieben habe wäre eine Pleite vielleicht nicht unbedingt die schlechteste aller Alternativen gewesen. Für die Sparer ist die aktuelle Lösung allerdings nicht ganz so schmerzvoll! Grundsätzlich bin ich aber absolut Deiner Meinung. Man darf Bankenpleiten künftig nicht kategorisch ausschließen!

  4. Pingback: Kleine Presseschau vom 18. März 2013 | Die Börsenblogger

  5. Value Mario said:

    Ich bin auch der Meinung, dass diese Entwicklung negativ für Bankeinlagen und als eine der wenigen Alternativen positiv für Aktien sind. Trotzdem reagieren die Börsen negativ und vielleicht auch nicht zu Unrecht, denn die wirtschaftliche Entwicklung könnte durchaus auch negativ betroffen werden. Damit hat man als Investor mal wieder die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ich stimme den Datenschutzbestimmungen zu.

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Top