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Warten auf den Bank-Run in Zypern…Wann kommt die Rettung 2.0?

Mit der Zypern Rettung kehrt auch die Schuldenkrise  wieder in die Köpfe der Anleger zurück. Nicht dass mich das etwa verwundern würde, denn mal wieder wurde von politischer Seite alles daran gesetzt die Rettung dieses kleinen Staates mit medialer Unterstützung zum absoluten Supergau werden zu lassen. Es ist ja nicht so als hätte man sich nicht schon seit vielen Monaten auf den fast unvermeintlichen Showdown in Nikosia vorbereiten können… Auch sind die eigentlichen Probleme des Landes nicht neu, und schon seit längerem ist klar dass Zypern einen Neustart benötigt. Das dieser aber nun auf dem Rücken der Anleger ausgetragen wird ist schon neu und durchaus bedenkenswert – und bedenklich! Der Umstand dass nun im zweiten Wurf die Barvermögen unter 100.000,- Euro geschützt sein sollen, ist da aus meiner Sicht eher nur eine Randnotiz.

Die direkten Folgen dieses politischen Wirrwarrs konnte man dann leider in den letzten beiden Tagen auch wieder schön am EUR/USD Wechselkurs erkennen, der deutlich nachgab. Kurzum, das Vertrauen in unsere Währung wurde erneut verspielt, ausländisches Geld wird aus Europa abgezogen – die direkte Folge ist das der Euro fällt! Ebenso wie natürlich diverse Aktien, die verkauft wurden um das Kapital aus Europa rauszuziehen. Wer von diesen Umwälzungen profitieren will beschäftigt sich in den kommenden Tagen etwas intensiver mit dem Handel von Devisenpaaren.

Dabei sah noch am Montag zunächst alles so freundlich aus. Der DAX eröffnete nahe der 8.000er Marke und konnte zunächst deutlich bis auf 8.030 Punkte klettern. Doch dann kam es mal wieder anders als gedacht.Ausgerechnet der Eurogruppen Chef Dijsselbloem brachte die Märkte mit einer (vielleicht) unbedachten Äusserung zu Fall. Der niederländische Finanzminister hatte in einem Interview den Eindruck vermittelt, dass die im Falle Zyperns angewendete Beteiligung von Guthaben über 100.000,- Euro ein Beispiel für künftige Rettungsprogramme sein könnte. Am späten Abend legte er sogar noch einen drauf,  indem er in einer TV Sendung verkündete das künftig auch Anteilseigner, Anleihenbesitzer und Kontoinhaber ihren Teil zur Rettung Europas leisten könnten. Ganz im Gegensatz zu den Aussagen unseres Finanzministers Wolfgang Schäuble scheint Jeroen Dijsselbloem die Enteignung von Privatpersonen also etwas entspannter zu sehen und auch künftig nicht auszuschließen, wenn es die Situation erfordert…!

Heute wurde versucht dieses Aussagen zu relativieren indem man Zypern als „Sonderfall“ darstellt, aber mal wieder kamen diese Aussagen für den Markt zu spät und sind auch nicht mehr glaubwürdig. Ob Dijsselbloem schlicht ungeschickt agiert hat bleibt die eigentliche Frage, denn grundsätzlich darf man von einem Mann in der Position doch ein wenig mehr Fingerspitzengefühl erwarten. Vielleicht wurde aber auch nur ausgesprochen was schon seit längerem in so manchem Politikerkopf rumschwebt, oder gar schon besprochen wurde….?!

Die Ereignisse in Zypern könnten also eine Art Testballon sein, den man hier gestartet hat um zu sehen wie die Märkte einen solchen Schritt verkraften. Angesichts der wirtschaftlichen Größe und Bedeutung Zyperns ist es naheliegend ein solches Modell an der kleinsten Einheit der Währungsgemeinschaft auszuprobieren. Beim zweiten und dritten Mal wird sich die breite Öffentlichkeit dann wohl gar nicht mehr so aufregen…ein Gewöhnungseffekt setzt ein, wie immer! Möglicherweise kalkuliert die politische Führung hier ganz bewusst das normal übliche menschliche Verhalten mit ein, auf schlechte Nachrichten irgendwann nicht mehr zu reagieren?

Bisher bleibt die Zypern Rettung in der genannten Form also noch ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Die Banken in Zypern, die gestern eigentlich wieder geöffnet sein sollten,  bleiben nun noch bis Donnerstag geschlossen. Um einen sogenannten Bank-Run zu verhindern, wurden entsprechende Kapitalmarktregeln beschlossen. Die kommenden Tage werden also ganz sicher spannend bleiben. Denn, dieser letzte Tabubruch der Enteignung von Vermögen lastet schwer auf dem Vertrauen ausländischer Investoren in den Finanzplatz Europa. Und natürlich auch auf den Bankaktien, die heute erneut deutlich Federn lassen mussten – wen wunderts? Ob die Banken in Zypern tatsächlich morgen wieder geöffnet sein werden bleibt aber noch abzuwarten! Es bleibt mir nur zu hoffen dass wenigstens das morgen tatsächlich der Fall sein wird, denn so lange dieses Experiment nicht abgeschlossen wurde werden die Unsicherheiten an den Märkten wohl weiter anhalten.

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat das nahezu dilettantische Vorgehen bei der Zypern Rettung wie folgt kommentiert. „Die Signalwirkung für den Rest des Euroraums ist fatal. Das ist quasi ein Aufruf an die Anleger, ihr Geld abzuziehen, sobald sich auch nur die geringsten Probleme bei ihrer Bank zeigen“ Und mal ehrlich – bei welcher Bank gibt es derzeit keine Probleme? Bofinger geht davon aus dass die Verunsicherung der Anleger wieder deutlich zunehmen wird, und bezeichnete die Äußerungen Dijsselbloems als „grob fahrlässig“.

Ab Morgen werden also aller Voraussicht nach wissen wie tief das Vertrauen der Anleger tatsächlich erschüttert wurde. Ein sogenannter Bank-Run in Zypern, vor dem der Markt heute offensichtlich Angst hat, ist aber eher unwahrscheinlich, weil die möglichen Abhebungen bereits im Vorfeld limitiert wurden. Dennoch kann man wohl davon ausgehen dass in den kommenden Wochen immer mehr Geld aus dem maroden Bankensystem Zyperns abgezogen wird.

Ich stelle mir also gerade die Frage wie lange es wohl dauern wird bis wir Zypern erneut retten müssen…!

Der Schuldenschnitt in Zypern wird die Welt verändern…

Ich hatte bereits am Freitag damit begonnen einen Artikel mit dem schönen Titel: „Die Ruhe vor dem Sturm“ zu verfassen, doch leider war es mir nicht möglich diesen noch fertig zu stellen, da zu viele unerledigte Dinge auf meinem Schreibtisch auf Bearbeitung gewartet haben. Hinzu kamen noch massive technische Probleme mit meinem Handelscomputer, den ich nun kurzerhand aus meinem Büro verbannt habe. Ein Neuer musste her und die Einrichtung hat mich fast das ganze Wochenende beschäftigt. Heute möchte ich mich aber dennoch kurz zu den denkwürdigen Ereignissen des Wochenendes melden. Denn, die europäische Finanzkrise ist zurück, und das in einer ganz neuen Qualität!

Die gute Nachricht zuerst – Zypern wurde gerettet. Die Eurogruppe hat in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen die Sparer Zyperns durch eine Zwangsabgabe von 9,9 Prozent auf Guthaben von über 100.000,- Euro zu beteiligen. Sparer die weniger als 100.000,- Euro besitzen kommen mit einer Abgabe von 6,75 Prozent davon. Insgesamt sollen mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen, die das Land vor dem Zusammenbruch bewahren sollen. Die Alternative dazu wäre ein Kollaps des Bankensystems gewesen der die Sparvermögen eventuell bis zum Totalverlust reduziert hätte und die Eurozone, insbesondere Griechenland , erneut ins Wanken gebracht hätte. Soviel sei zur Entschuldigung gesagt…grundsätzlich kann man diesen Schritt also durchaus nachvollziehen, weil die Alternative dazu noch viel schlimmer gewesen wäre.

Die Art und Weise wie hier vorgegangen wird darf dem aufmerksamen Beobachter aber dennoch Kopfzerbrechen bereiten. Auch wenn dieser Vorgang aus meiner Sicht schlichter Geldraub ist, versuchen die Verantwortlichen dem Ganzen nun verschämt einen etwas freundlich klingendernen Stempel aufzudrücken. Von einer „Solidaritätsgebühr“ ist die Rede…ähnlich wie bei uns im Ãœbrigen die „übergangsmäßige“ Abgabe nach der Wiedervereinigung, die wir bis heute nicht mehr losgeworden sind (In diesem Punkt würde ich Rainer Brüderle also aktuell Recht geben!). Manche würden es auch als Schuldenschnitt oder Währungsreform bezeichnen, doch diese beiden Worte sind böse und dürfen aus verschiedenen politischen Gründen nicht benutzt werden.

Trotzdem dürfte dieser Vorgang immer mehr Bürgern die Augen dafür öffnen, auf welchem Weg sich die EU und die Eurozone inzwischen befinden. Wir haben eine neue Stufe der Krise erreicht, in der sogar die Ärmsten an den zuvor gemachten Fehlern, die wiederum Dritte verursacht haben, beteiligt werden. Soziale Gerechtigkeit sieht wohl anders aus! Letztlich hilft es aber nicht darüber zu lamentieren, weil man es eh nicht ändern kann. Was man allerdings machen kann ist nun den Blick wieder etwas zu schärfen für das was noch vor uns liegen könnte…

Die Enteignung zyprischer Sparer, die am Wochenende mittels einer Zwangsabgabe an der Rettung des maroden Bankensystems beteiligt worden sind, dürfte nicht ohne Folgen für alle anderen europäischen Sparer bleiben. Das ist aus meiner Sicht nicht nur ein Vertrauensbruch sondern dürfte eines ganz deutlich machen… Die systemische Absicherung für Bankgläubiger in ganz Europa ist künftig wohl eher begrenzt oder gar nicht mehr existent. Auch der sogenannte Einlagensicherungsfonds ist vielleicht das Papier nicht Wert auf dem er niedergeschrieben wurde, wenn es mal richtig eng wird. Die direkte Folge: Sachwerte sind seit heute attraktiver denn je!

Ich gehe davon aus dass sich dieses Bewusstsein nun allmählich auch in den Köpfen der Anleger durchsetzen wird, die bislang fest davon ausgegangen sind, dass sie von solchen Eskapaden verschont bleiben werden. Auch Großanleger werden sich nach den jüngsten Ereignissen sehr gut überlegen ob ihre Geld in Europa wirklich noch sicher ist. Entsprechende Mittelabflüsse, und damit wohl auch ein fallender Euro sind in den nächsten Tagen zu erwarten. Denn, dieser Rechts- und Tabubruch, hat das Potential das Vertrauen in die Institutionen und Banken in der Eurozone weiter deutlich zu schwächen und ist aus meiner Sicht sehr kontraproduktiv…Die Alternative einen kleinen Staat wie Zypern tatsächlich mal pleite gehen zu lassen hätte am Ende vielleicht sogar einen kleineren Schaden angerichtet. Wer weiß das schon? Zudem wäre mal ein Exempel statuiert worden, dass endgültig klar gemacht hätte wo Europa steht und das korrupte Staaten in dieser Gemeinschaft nichts verloren haben. Diese Chance wurde aber leider erneut vertan.

Die Ereignisse vom Wochenende werden die Welt erneut verändern, vielleicht zunächst nur langsam und schleichend, aber der Schuldenschnitt in Zypern wird seine Spuren hinterlassen. Ab heute sind Anleger wieder vermehrt auf der Suche nach vermeintlicher Sicherheit, die es aber wohl nicht mehr geben wird. Dennoch, gibt es auch Profiteuere dieser Entwicklung… Gold könnte bald wieder glänzen und Aktien bleiben weiterhin alternativlos. Wohingegen Anleihen und Sparguthaben weiterhin die schlechteste aller Alternativen sind. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass das frei verfügbare Geld in irgend einer Form angelegt werden muss, damit man es ihnen nicht wegnehmen kann! Denken Sie mal (rechtzeitig) darüber nach…

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