Commerzbank – wars das jetzt?

Liebe Leidensgenossen, es ist einigermaßen schwer geworden sich in diesen Tagen vorzustellen, dass die Aktien der zweitgrößten Bank Deutschlands nicht zum Pennystock verkommen wird. Dennoch möchte ich hier den Versuch unternehmen auch einmal die etwas positiveren Seiten zu beleuchten, bzw. zur erklären warum ich dennoch der Meinung bin, dass die Aktie der Commerzbank, wie viele andere auch, auf dem derzeitigen Niveau ein interessantes Investment darstellen könnte. Denn letztlich ist es nicht die Commerzbank Aktie die hier verrückt spielt sondern das gesamte Umfeld. Fernab allen „normalen“ Ãœberlegungen an der Börse möchte ich somit ein paar einfache Gedanken mit Ihnen teilen.

Die permanenten politischen Tiefschläge bleiben in diesen Tagen bei vielen Substanzaktien nicht ohne Folgen, und so ist es wenig hilfreich sich fundamental begründete Gedanken zu den Aktien zu machen, denn letztlich bewegt nur noch die Psychologie der Massen die Märke. Ein gutes Beispiel für diese massenhafte Fehleinschätzung ist im Übrigen die K+S Aktie nach den heute gelieferten hervorragenden Zahlen. Aber das nur am Rande. Die Masse hat also gestern entschieden dass es jetzt reicht! Viele Anleger haben schlicht und ergreifend kapituliert, und vielleicht war genau das der Punkt der noch einmal erreicht werden musste.

Reihenweise wurde einfach auf den Verkaufsknopf gedrückt ohne weiter darüber nachzudenken, weil die Martteilnehmer schlichtweg erschöpft sind. Ich nehme mich da nicht aus, ich bin ebenfalls müde, teilweise frustriert, und wütend über soviel Unfähigkeit europäischer Staatsführer. Die Wochen seit Anfang August gehören somit sicherlich zu der intensivsten Börsenphase die ich bislang erlebt habe, und man muss sich die Frage stellen ob es sinnvoll ist sich jeden Tag dieser politischen Willkür auszusetzen. Dennoch habe ich den Verkaufsknopf (noch) nicht gedrückt. Warum?

Weil genau solche Bewegungen meistens einen Wendepunkt markieren, an dem die Aktien von den schwachen in die starken Hände gewandert sind. Nicht selten passiert genau nach solchen Tagen etwas an das eben die breite Masse nicht mehr geglaubt hat. Diese kognitive Intelligenz hat gestern einmal mehr in den „Panik Modus“ geschaltet, und das kann angesichts der mangelnden Entschlusskraft der Griechen und Italiener auch nicht weiter verwundern. Italienische Staatsanleihen notieren auf absoluten Krisenniveau, und schüren erneut Ängste dass Italien, nun ebenso wie Griechenland, gerettet werden muss. Natürlich hätte dies auch fatale Folgen für die europäischen Banken.

Dabei ist Italien keineswegs mit Griechenland zu vergleichen, zumindest nicht aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel, bei der politischen Führung des Landes bin ich mir da nicht so sicher! Italien ist in mehrfacher Hinsicht ein sehr reiches Land. Und (Nord)-Italien ist im Gegensatz zu Griechenland voller hervorragender Unternehmen mit Weltgeltung, die Italien zu einer relevanten Wirtschaftsmacht machen und dem Land daher eine echte Perspektive verschaffen, aus den Schulden heraus zu wachsen. Beispielhaft seien Benetton, Prysmian, Ferrari (Fiat), Pirelli oder Parmalat genannt. Das einzige was dem Land fehlt ist politische Stabilität und eine fähige Regierung die Potenziale des Landes zu nutzen. Lesen Sie dazu bitte auch den Artikel „Das tragische an Italien„, den wir gestern veröffentlicht haben.

Das größtmögliche Problem für die Commerzbank wäre also eine Schieflage des zweiten und wesentlich größeren Mittelmeerstaates. Wenn es der italienischen Führung nun aber gelingt, wie angekündigt bis zum Wochenende, einen glaubhaften Plan für die Sanierung des Landes vorzulegen, und die Griechen nun endlich Ihren neuen Übergangs-Häuptling gewählt haben, dann sieht die Börsenwelt schlagartig wieder ganz anders aus. Mit beiden Ereignissen rechne ich persönlich bis spätestens kommenden Montag. Und genau an diesem Tag wird auch meine persönliche Entscheidung über das weitere Vorgehen bis zum Jahresende fallen, nicht vorher.

Der Markt will endlich Klarheit, und in Europa weiß man das man nun liefern muss, denn sonst ist alles verloren für das in den letzten Monaten gekämpft wurde. Ich gehe davon aus, dass man dies nicht zulassen wird. Zumindest solange nicht bis es einen durchdachten Plan B gibt der uns langfristig aus dieser Misere befreien kann. Bankaktien werden dann mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer deutlichen Erleichterungs-Rally ansetzen, ebenso wie natürlich auch die anderen Sektoren. Wie ich Ihnen bereits in unserem letzten Newsletter geschrieben habe, ist das Beste was Sie momentan tun können sich nicht zu irgendwelchen spontanen Handlungen hinreißen zu lassen.

Erst wenn das letzte Fünkchen Hoffnung auf einen positiven Ausgang erloschen ist, ist die Zeit gekommen sich zu verabschieden. Bis dahin birgt der Markt enorme Chancen, und das gilt auch auf mittlere Sicht für die Commerzbank Aktie. Heute morgen dürfte somit ein guter Einstiegszeitpunkt für Mutige gewesen sein! Für diejenigen die sich diesem ganzen Wahnsinn nicht mehr aussetzten wollen habe ich das allergrößte Verständnis!

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11 Comments

  1. Tomte said:

    @Hamberger:
    Respekt. Mitten in der Kernschmelze des europäischen Finanzsystems mit vermutlich nicht ganz nach den Regeln einer halbwegs erkennbaren Wertsicherungsstrategie in großem Stil sowohl in Calls wie auch in den Basiswert zu investieren, dazu gehört schon was. Ein Gang ins Casino ist ungefähr genauso so vielversprechend. Wenn 4x schwarz kam, kommt bestimmt beim nächsten mal rot. Oder doch wieder schwarz und die Commerzbank steht in einem Jahr bei 75Cent.

  2. Pingback: Murphys Law – Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen… | Investors Inside

  3. hamberger said:

    Hallo
    Ich habe mich mit einem Optionsschein DB6UUZ 30000 Stück und 20000 Stück der Aktie eingedeckt.
    Meine Meinung ist wird die Commerzbankaktie wertlos, dann ist auch Europa und der Euro am Ende.Steigt aber die Commerzbankaktie auf 6 bis 8 Euro die nächsten 2 Jahre,was für mich realistischer ist, dann gehe ich mit 50 in Rente.
    Schöne Grüsse an alle Mutigen.

  4. Micha said:

    Ich wünsche allen wirklich viel Glück bei der Commerzbank, aber überwiegt zurzeit nicht noch das Risiko einer große Kapitalerhöhung um die Quote von 9% zu erreichen? Bei diesem Kurs wäre die Verwässerung immens. Natürlich sieht der Kurs billig aus, aber das habe ich auch bei 3 Eur gedacht. Vielleicht liege ich ja auch falsch und das war heute der Tiefststand…

    • Hari Seldon said:

      Sagen wir es mal so Micha, der Markt ist bei der Commerzbank bestimmt nicht dümmer als wir. Warum ? Weil der Markt ewig Zeit hatte sich die Chancen und Risiken bei der Comba zu überlegen. Der aktuelle Kurs unter 2€ ist also mit Sicherheit keine kurzfristige emotionale Untertreibung, sondern das Ergebnis langer Ãœberlegung jeder Menge smarter Marktteilnehmer. Und von denen sitzen viele in den Grossbanken und wissen mehr als wir. Insofern gehe ich davon aus, dass der aktuelle Markt-Kurs die Chancen und Risiken der Comba in der momentanen Gemengelage richtig bewertet. Natürlich kann die Comba bald viel höher stehen, sie kann aber auch wie Du richtig sagst durch eine weitere Kapitalerhöhung unter 1€ rutschen. Wer die Comba heute kauft, wettet im Kern also darauf, dass die Eurozone ihre Probleme in den Griff bekommt und insbesondere Italien nicht kippt. Denn aktuell hat die Comba immer noch 13 Milliarden Staatsanleihen der PIGS auf den Büchern – das ist fast das Doppelte der Börsenkapitalisierung. Die Wette heute Comba zu kaufen kann also gut gehen, muss aber nicht. Einen Urlaub vorab würde ich also nicht buchen – Ihr wisst ja das mit dem Fell des Bären 😉 Der absolute Preis ist sowieso irrelevant. Eine Aktie mit 100 Millionen Aktien am Markt a 3€ ist genau so viel Wert wie eine Aktie mit 1 Million Aktien a 300€ – nämlich 300 Millionen Euro. Erstere sieht nur optisch billig aus, aber das ist reine Illusion.

      Fazit: Ich halte es auch für fast ausgeschlossen, dass die Comba Pleite geht – Dank Soffin – insofern, ja – irgendwann wird sie wieder bei 6€ stehen. Und ich kann daher auch nachvollziehen, da bei 1,5€ mal eine Wette einzugehen. Aber wie Lars schon sagt, kann das noch lange, lange dauern bis wir 6€ wieder sehen. Die Geduld muss man erst einmal haben.

      Wenn jemand nach kurzfristigen Ãœber- bzw Untertreibungen des Marktes sucht, finde ich die von Lars erwähnte K+S heute interessanter. Ein Minus von 8% am Morgen, nach hervorragenden Zahlen, nur weil der Vorstand aufgrund der aktuellen politischen Unsicherheit für 2012 leicht vorsichtig ist (Ãœberraschung ;-)) – das riecht mir persönlich mehr nach einer kurzfristigen Fehlbewertung des Marktes, als der aktuelle Kurs der Comba.

      • Hari Seldon said:

        Commerzbank bei 1,24. Der Markt preist gerade ein, dass die Comba möglicherweise wieder zu Soffin muss, die Altaktionäre ala HypoRealEstate leer ausgehen oder zumindest brutal verwässert werden und Blessing abtritt. So sieht es für mich aus, wenn die Comba heute 8% verliert.

        Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal an meinen Kommentar hier erinnern, wo ich bezweifelte ob der Markt bei der Comba wirklich dümmer ist als wir. Er ist es nicht ! Im Gegenteil, wir sind dümmer.
        Denn lange vor uns wissen hunderte Bankmitarbeiter, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Politiker etc wie es um den Kapitalbedarf der Comba aussieht. Und dieses Wissen diffundiert in den Markt zum Smart Money lange bevor wir es wissen, das lässt sich bei einer derart regulierten Bank gar nicht verhindern.

        Ich sage das wirklich ohne jede Häme. Denn die Wette auf die Comba konnte man bei 1,5€ machen und es hätte (und kann immer noch) auch anders ausgehen können. Vielleicht steht die Comba in einer Woche bei 2,5€, weil ein weisser (nicht-staatlicher) Ritter direkt investiert. Alles ist möglich, meine Aussage gilt aber auch dann und ist unabhängig von der Richtung !

        Wer aus diesem Vorgang etwas lernen will um nicht den gleichen Fehler erneut zu machen, sollte unbedingt begreifen, dass es völlig wurscht ist ob eine Aktie billig oder teuer „aussieht“. Es kommt nur darauf an, ob man fundierten Grund zu der Annahme hat, dass der Markt einen Titel tatsächlich fehlbewertet und man selber tiefer blickt als der Markt. Hat man diesen Grund nicht, hat man auch keinen Vorteil gegenüber dem Markt und es ist reiner Zufall, ob der Kurs dann hinterher höher oder tiefer ist. Aktien zu kaufen nur weil sie billig aussehen und schon viel gefallen sind, ist der beste Weg auf Dauer sein Kapital zu verlieren. Das ist genau der berühmte Griff ins fallende Messer.

  5. Christof ibold said:

    Ich bin heute auch mit gutem Gewissen eingestiegen und sehe mittelfristig eine verdreifachung des heutigen Einstiegpreises über ca. 1 Jahr. Viel Spaß auf den Seychellen schonmal im Vorab:)

  6. Pingback: Kleine Presseschau vom 10. November 2011 | Die Börsenblogger

  7. Ronald Hohm said:

    Ich bin eingestiegen 🙂
    Persönlich sehe ich die Aktie bei 5 bis 6 Euro Ende nächsten Jahres.
    Und dann fahre ich mit dem Gewinn auf die Sechchellen und lache über alle , die bei 1,50 Euro nicht eingestiegen sind.
    Hey, die Commerzbank ist immerhin ein Bluechip und kein Pennystock!

    • Lars said:

      Hallo Ronald, das hört sich nach einem vernünftigen Plan an :-)) die 5 bis 6 Euro sehe ich auch, die Frage wird sein wann? Letztlich werden wir diese Krise erst einmal abschließen müssen, bevor es soweit ist. Aber die Seychellen gibt es ja noch etwas länger…

      • Hari Seldon said:

        Die Zahl 6 wird die Commerzbank bestimmt irgendwann auf dem Kurszettel haben, fragt sich nur wieviel das dann noch in der einzigen dauerhaften Währung Gold wert ist. Ich hatte als Kind mal eine Briefmarkensammlung, da kostete ein Brief 1923 2 Milliarden Reichsmark 😉 (Keinen Schreck bekommen, das ist ein Scherz mit kleinem wahren Kern :-))

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