Die Commerzbank trennt sich weiterhin von ihren Altlasten, was der Aktie gestern wieder einmal etwas auf die Sprünge geholfen hat. Nicht ganz überraschen erreichte den Markt gestern die Meldung dass die CoBa sich nun von den Resten der ehemaligen Hypothekentochter Eurohypo in Großbritannien trennt.  Bereits im April diesen Jahres war darüber spekuliert worden, dass die  US-Großbank Wells Fargo und den Finanzinvestor Lone Star sich für diesen Teil des Unternehmens interessieren würden. Für die Commerzbank dürfte dieser Abschluss dann ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein, für die Aktionäre kommen dadurch aber zunächst weitere Belastungen in Höhe von 179 Millionen Euro auf das Unternehmen zu, die man in der nächsten Bilanz des Konzerns finden wird. Ansich kein nennenswerter Betrag wenn man bedenkt welcher Probleme man sich hier entledigt hat…
Eine weitere Meldung fand am gestrigen Morgen die Aufmerksamkeit der Anleger. Zeitungsberichte zufolge ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble derzeit bemüht, mögliche Interessenten für den staatlichen Anteil an Deutschlands zweitgrößter Bank zu finden. Als heißer Kandidat für einen Einstige bei der CoBa wurde dabei die schweizerische UBS gehandelt, die offenbar schon ernsthaftes Interesse signalisiert haben soll. Die UBS war für eine Stellungnahme zu diesen Spekulationen allerdings noch nicht zu haben…! Dem Kurs der Commerzbank Aktie taten diese beiden Meldungen aber gut, die CoBa gehörte nach langer Zeit mal wieder zu den Dax-Spitzenreitern.
Dass unsere Bundesregierung daran interessiert sein soll den 17-prozentigen Anteil an der Commerzbank nun zu diesen Preisen zu veräussern, muss dann aber schon zu denken geben, wenn man sich das noch einmal durch den Kopf rauschen lässt. Ein solcher Verkauf wäre wohl auch mit einem Milliarden-Verlust für die Steuerzahler verbunden und sicherlich schwer zu rechtfertigen. Zumal wir uns unmittelbar vor den Bundestagswahlen befinden wäre ein solches Milliardengrab wohl eher nicht gewünscht… Sollte dem aber tatsächlich so sein, muss man sich grundsätzlich auch die Frage stellen ob hier nicht irgend etwas im Busch ist. Eine entsprechende Bestätigung der gestrigen Gerüchte würde ich persönlich also eher sehr kritisch werten.
Seit Monaten erreichen immer wieder mal solche Nachrichten den Markt, und das nicht selten zu einem Zeitpunkt an dem der Aktienkurs der Commerzbank weiter abzusaufen droht. Bereits heute interessiert sich im Ãœbrigen laut einem Bericht in „Die Welt“ die spanische Santander für die Commerzbank-Anteile…! Auch hierzu gab es aber keine Stellungnahme der CoBa oder Santander Bank. Kritische Menschen könnten also auch durchaus unterstellen, dass hier eventuell aktive Kurspflege betrieben werden soll, was ich natürlich hiermit ausdrücklich nicht behaupten möchte…! Aber man darf durchaus der Meinung sein dass diese Form der Berichterstattung ein „Geschmäcke“ hat. Ich bin also gespannt welche Vollzugsmeldungen uns hier in nächster Zeit tatsächlich erreichen werden. Bis dahin bleibe ich unverändert bei meiner zuletzt hier getroffenen Einschätzung zu der Aktie.
Lars, das mit dem Risikoabbau sehe ich ähnlich. Denn die Bilanzen der Banken weisen 5 Jahre nach der Bankenkrise ja überwiegend realistische(re) Werte aus, das Risiko ist über Abschreibungen und EBWs ja bereits eingepreist. Sofern sich also die Bankenkrise nicht wieder erheblich verschärft, schlummern in den Portfolios inzwischen vermutlich eher Chancen als zusätzliche Risiken. Lonestar kauft ja auch nicht die schlechten Forderungen, weil sie damit Geld verlieren möchten. Sondern weil sie davon ausgehen, damit noch einen Ertrag zu erwirtschaften.
Als enormes Risiko, das wohl auch noch nicht vollständig wertberichtigt ist, schlummert die Schiffsfinanzierung im Keller der Commerzbank. Ich glaube auch nicht, dass irgendeine Bank bereit ist, mit diesem Klotz am Bein die CoBa zu übernehmen bzw. groß dort einzusteigen. Sollte aber der Bereich Schiffsfinanzierungen als Thema erledigt sein (wie auch immer), dann dürfte de CoBa zu einem ganz heißen Ãœbernahmekandidaten werden. Denn der Kurs ist sehr niedrig und mit dem Bund steht ein Großaktionär bereit, der seine Anteile abzugeben bereit ist. Man kriegt also schnell einen Fuß in die Tür. Und die CoBa könnte sich kaum gegen weitere Rationalisierungen wehren, jeder geht doch heute schon davon aus, dass die ohnehin kommen müssen und werden. Daher kann ein neuer Eigentümer auf diesem „bestellten“ Feld die Ernte einfahren und einen großen Schnitt machen. Die Zukunft des Geschäftsmodells wird daher wohl auch erst wirklich ernsthaft in den Fokus rücken, wenn die Schiffsfinanzierungen von Bord sind. Die sind einfach zu gewaltig als Risikoposition, da muss die Bank immer zuvorderst ein Auge drauf haben bei allem, was sie tut. Und wenn man gleich ein paar No-Gos vor Augen hat, wenn es an die Ausarbeitung einer neuen Strategie geht, wird das immer halbherzig bleiben und kaum funktionieren.
Für die CoBa braucht man also reichlich Zeit und Sitzfleisch. Für mich käme ein Einstieg frühestens nach dem Verkauf der Schiffsfinanzierungssparte in Betracht.
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Die Commerzbank wird noch eine ganze Weile brnötigen, bis sie sich „gesund“ geschrumpft hat und wieder in eine sichere Zukunft blicken kann.
Zur Bewertung des Verkaufs des Gewerbeimmoparks an Wells Fargo/Lone Star drängen sich mir allerdings Fragen auf. Denn es wurde ein weiterer Abschlag auf den Buchwert realisert in Höhe von 179 Mio. EUR. Das klingt bei einem Gesamtpaket von 5,2 Mrd. EUR nicht viel, macht knapp 3,5% aus. Allerdings erfolgt der Abschlag auf den BUCHwert, nicht auf den NOMINALwert! Also auf den Wert, der bereits deutlich risikobereinigt wurde durch Abschreibungen und/oder Einzelwertberichtigungen. Ein transparente und für die Anleger wirklich informative Meldung seitens der Commerzbank hätte die Angabe zum ursprünglichen Kreditinvestment, also den Nominalwerten, ebenfalls enthalten. Denn nur anhand dieser Werte wäre ein „Erfolg“ wirklich messbar gewesen. Und nachdem Lonestar ja die „Schüttelkredite“ übernommen hat und Wells Fargo die „guten“ Kreditverträge, ist damit klar, dass das ursprüngliche Kreditvolumen der CoBa nicht bei 5,2 Mrd. EUR sonder weit darüber gelegen hatte.
Unter dem Strich dürfte Wells Fargo der größte Profiteur dieser Aktion sein. Und die Coomerzbank sollte ihre Aktionäre endlich mal ernst nehmen und ALLE relevanten Informationen kommunizieren. Ansonsten können die sich ihre neue Werbung echt stecken. Denn wir brauchen wirklich keine Bank, die einfach so weitermacht…
Sehr richtig Michael…Es bleibt alles sehr undurchsichtig. Allerdings kann man die Informationspolitik bei dem Kursverlauf ja schon fast wieder nachvollziehen. Denn wer rammt sich denn gerne selber das Messer in den Rücken. Eine der großen Fragen für mich bleibt aber die nach dem eigentlichen Geschäftsmodell für die Zukunft, nachdem diverses „Tafelsilber“ veräussert worden ist oder noch veräussert wird. Zwar sind hier nun dann kurzfristig einige Belastungsfaktoren weggefallen, aber natürlich damit auch mögliche Ertragsbringer in besseren Zeiten.
Zu den Übernahme-Medungen muss man wohl auch noch dazu sagen, dass ich mir nicht vorstellen kann dass es in Europa gerade eine Bank gibt die sich ein Engagement bei der CoBa ernsthaft leisten kann. Weder was die damit verbundenen Verbindlichkeiten anbelangt, noch was eine dadurch sehr wahrscheinlich mögliche Abstufung durch die Ratingagenturen mitsich bringen würde, dürften ein solches Engagement in dieses Zeiten rechtfertigen. Auch wenn das Filialgeschäft vielleicht sogar eine sinnvolle Ergänzung darstellen würde.