Wie wird man Profitrader, oder… Ãœber den Traum vom schnellen Geld

Sehr geehrter Herr Röhrig,

seit einiger Zeit verfolge ich Ihre Website sowie Ihren Newsletter und muß sagen, Ihre Ausführungen gefallen mir, da Sie meines Erachtens gut recherchiert wurden und von deutlicher Sachkenntnis zeugen.

Heute las ich folgendes Zitat von Ihnen: Ich selber bin seit 20 Jahren an der Börse aktiv und lebe seit nunmehr fast 10 Jahren ausschließlich von den Erträgen aus dieser Tätigkeit, die gleichzeitig immer mein Hobby war – und noch ist.
Meine Motivation ist ganz ähnlich ausgeprägt, daher hat mich dieser Satz besonders angesprochen. Ich selbst beschäftige mich allerdings erst seit ca. 1 Jahr intensiver mit der Börse – der Wunsch dies zu tun ist hingegen schon einige Jahre alt.

Da auch ich zukünftig möglichst von den Erträgen aus dieser Tätigkeit leben will, frage ich mich, ob ich wohl auch 10 Jahre benötige, um dieses Ziel zu erreichen. Vielleicht können Sie hier helfen, indem Sie mir ggfs. Tipps geben können, wie man aus Ihrer Erfahrung heraus das Thema strategisch und sinnvoll angehen sollte. Sicher können Sie sagen, welche Fehler man vermeiden sollte und wie man möglichst effektiv zum Ziel kommen kann.

Ist es z. Bsp. sinnvoll, die unendliche Fachliteratur zu studieren?, sicher sollte man sich mit der Charttechnik befassen, oder?, welche Hilfsmittel gibt es hierzu?, welche Informationsquellen sind sinnvoll und bezahlbar?, gibt es sinnvolle Schulungen zur Thematik etc.? Wieviel Zeit haben Sie bisher investiert?

Jedenfalls würde es mich freuen, wenn Sie mir hierzu einige Gedanken, Tipps ggfs. Empfehlungen weitergeben könnten, die mich weiterführen und möglicherweise die Zeit bis zum Erfolg verkürzen helfen könnten.

Mit bestem Dank im Voraus

Mit freundlichen Grüßen

Thomas K.

 

Hallo Thomas,

Ich beantworte Deinen Brief gerne in der im Internet üblichen „Du“- Form und hoffe das ist in Ordnung…. Zunächst einmal vielen Dank für Deinen Leserbrief, der sicherlich ein paar Fragen enthält, die viele anderen Leser auf Investors Inside auch interessieren. Danke auch für die Anregung hier eine neue Kategorie „Leserbriefe“ einzuführen, der ich gerne nachgekommen bin.

Letztlich ist die (Wunsch-) Vorstellung eines Lebens als Trader für einige Menschen sehr reizvoll, auch wenn ich an mancher Stelle diesen Traum wohl etwas entzaubern muss. Trading ist vor allem harte Arbeit und es ist in der Regel nicht so dass man ein paar Knöpfchen drückt und damit dann immer Geld verdient, geschweige denn schnell reicht wird…!

Nach meiner Erfahrung lässt sich der Weg zum Erfolg also grundsätzlich nicht einfach so abkürzen, denn das Trading ist in erster Linie ein permanenter Lernprozess. Heute ist es allerdings etwas einfacher sich das nötige Fachwissen anzueignen, als dies noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Das Internet hat auch für einen Aktienhändler oder Trader sicherlich vieles vereinfacht. Angefangen von der Möglichkeit nun sehr kurzfristig überhaupt handeln zu können und das zu deutlich geringeren Gebühren als damals.

Ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Ablaufes ist die Informationsbeschaffung. Auch dieser Punkt ist heute viel leichter, leider dadurch aber auch wesentlich umfangreicher. Mein persönliches Tagewerk besteht somit zu nahezu 80 Prozent aus dem Lesen und Sammeln von Informationen, deren Auswertung und ggf. Umsetzung.

Natürlich hängt dieser Punkt auch mit der persönlichen Anlagestrategie zusammen. Manche Anleger lassen sich die Informationen gerne mundgerecht durch die verschiedensten Medien aufbereiten und handeln dann danach, ohne diese Informationen groß zu hinterfragen. Das kann auch in einigen Fällen klappen, da der Herdentrieb eine nicht zu unterschätzende Kraft an der Börse ist. Dieses Verhalten birgt aber auch entsprechend hohe Risiken wenn dann bspw. alle Investierten irgendwann gleichzeitig zum Ausgang stürmen…

Grundsätzlich muss das Ziel eines jeden Profitraders aber sein, eine eigene Strategie zu entwickeln und diese auch konsequent zu verfolgen. Sprich Er oder Sie handelt nach seiner ganz eigenen Taktik, die aus unterschiedlichen Einzelkomponenten bestehen kann. Da wäre bspw. der Trendfolger zu nennen, oder aber auch der Contrairian, der eher antizyklisch agiert. Der kurzfristig orientierte Day- oder mittelfristig angelegte Swing- Trader, der Options- oder CFD Trader, usw. Es gibt viele verschiedene Ansätze und aus dem gesamten Universum musst Du die Instrumente oder Strategien herausfiltern die für Dich am besten funktionieren.

Einen wesentlichen Punkt sehe ich persönlich in den jeweiligen Gegebenheiten des Einzelnen. Nicht nur die Größe des zur Verfügung stehenden Kapitals spielen eine wesentliche Rolle bei der Anlagestrategie sondern auch die ganz individuellen psychologischen Voraussetzungen, das familiäre Umfeld, insbesondere der Partner, der Zeit-Faktor, sprich wann kann ich überhaupt meine Positionen überwachen, etc. Mit einem kleinen Depot muss man beispielsweise etwas mehr Risiko fahren um den Lebensunterhalt zu bestreiten und mit einem Partner, der kein Verständnis für einen so aussergewöhnlichen Job mitbringt, wird es schwer, etc.

Du siehst also dass Deine Fragen nicht so einfach zu beantworten sind….

Dennoch möchte ich Dir heute natürlich gerne noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben. Vorab…Das Thema ist grundsätzlich, sicherlich auch für andere Leser hier, interessant und ich habe mir vorgenommen in den nächsten Monaten immer mal wieder einen Teilbereich heraus zu picken und diesen hier etwas ausführlicher zu besprechen. Dir würde ich, nach einem Jahr Börsenerfahrung (zumal in einem Jahr in dem man nicht viel falsch machen konnte!) raten weiterhin Erfahrungen zu sammeln, bevor Du den großen Schritt irgendwann wagst.

Ich persönlich habe keine unzähligen Bücher zum Thema Börse verschlungen, sondern eher aus meinen Erfahrungen heraus gelernt, die gerade am Anfang manchmal leider auch etwas schmerzlich waren…! Zusammenfassend kann ich sagen: Eine gesunde Beobachtungsgabe ist wesentlich mehr wert als zu viel theoretisches Wissen. Charttechnik halte ich für eine sehr gute Basis, da diese heute ebenfalls eine immer größere Rolle spielt. Massenpsychologie ist essentiell, vor allem aber musst Du Deine eigenen Emotionen kontrollieren können.

Gier und Angst sind Deine beiden größten Feinde, ebenso wie Hochmut und Depression. Geduld ist eine Tugend, auch beim Trading und Disziplin sollte Dein täglicher Begleiter sein!

So in etwa würde meine kurze Zusammenfassung aussehen, wenn ich meinen Rat in zwei Sätze pressen müsste. Hört sich vielleicht etwas pauschal an, ist aber in meinen Augen eine wesentliche Erfolgsformel. Wenn Du willst, drucke Sie Dir aus und hänge Sie Dir über Deinen Arbeitsplatz. Mit jedem Mal Lesen wirst Du diese Regeln mehr verstehen und konsequenter beherzigen… versprochen! Mehr Informationen zu den Fehlern, die man auslassen sollte, findest Du HIER ebenso wie die wesentlichen Trading Regeln HIER.

Ein paar sehr hilfreiche und nützliche Links für Deine tägliche Arbeit findest Du ebenfalls bereits hier auf der Seite unter den Rubriken „Nützliches“ und „Marketwatch USA“ . Ebenfalls wichtig ist die tägliche Beobachtung des „Börsenkalender“ s um sich rechtzeitig auf gewisse Marktbewegungen einstellen zu können. Ich hoffe ich habe Dir damit fürs Erste geholfen und freue mich auf weitere Anregungen.

viele Grüße und bis bald,

Lars

P.S. Für alle anderen Leser:  Ich freue mich immer über Leserbriefe wie diesen, also traut Euch und schreibt mir!

Related posts

13 Comments

  1. Micha said:

    Abend,

    generell würde ich Dir recht geben, aber es ging ja nicht zwingend um langfristiges Investment und daher wären Minenaktien bzw. diverse ETFs (Junior Gold Miners) sicherlich interessanter.

    Ich würde die Chance nutzen und im Hinblick auf die nächsten Tage nochmal auf einige Aktien verweisen bei denen sich eine intensivere Beobachtung mE lohnen kann:

    THRM, ILMN, DEPO, TRLA 😉

    Schönen Abend noch…

    • Lars said:

      Moin Micha,

      ich hab mir Deine „Schnäppchen“ jetzt alle mal angesehen. Ist schon nicht ganz ungefährlich sich bei diesen Bewertungen und den Charts in solche Aktien hinein zu wagen. Für mich ist das wohl eher nichts auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann dass der ganze Wahnsinn noch viel weiter geht. Trotzdem vielen Dank für diese Erweiterung meines Horizonts 😉 Ich drück Dir die Daumen

      viele Grüße, Lars

  2. Thomas said:

    „…und dann mit wirklich engen Stopp (max. 10-15 %) einsteigen, wobei sich mir die Frage stellt, ob vlt. ein Index die sinnvollere Alternative ist (eben wenn sich die Spreu vom Weizen trennt).“

    @Micha: Wenn sich die Spreu vom Weizen trennt, hast Du in einem ETF Spreu & Weizen. Eine Idee eines Besuchers hier war mal, deswegen in Einzelaktien zu investieren, um nur Weizen zu haben. Er empfahl Barrick Gold, Du nahmst GG. Ich selbst denke, dass Gold selbst beide Minen-Aktien und den Index-ETF langfristig outperformed. Warum? Weil eine Gold/Silbermine primär einen großen Haufen Geröll darstellt – eine Option auf aus Geröll/Stroh Gold herstellen/ spinnen zu können. Da es eine Option ist, wirkt der Haufen Geröll wie ein Hebel: In guten Zeiten nimmt der Wert rasch zu, in schlechten will keiner Dein Geröll kaufen. Unterm Strich: Gold outperformed sowohl die vom Spreu getrennte Goldmine als auch den ETF. Warum? Weil das Gold ist und nicht noch „Spinnen“ oder Waschen (=Arbeitskraft) benötigt. Gold ist also Geröll+bereits investierte Arbeitskraft. Spart die Gebühr für den Goldminenmanager 😉

  3. Thomas said:

    N’Abend Lars,

    ich hoffe, ich habe einen geeigneten Artikel gefunden, um dessen „Leave a Reply“ zum Antworten auf Deinen letzten Kommentar zu nutzen:

    So, jetzt hab ich nen Sack Zucker im Keller stehen (und sonst nichts = keine SLW, AGNC, PSEC etc.).

    Im Gegensatz zu Thomas K. (und Micha?) habe ich ja nicht den Wunsch, Profitrader zu werden. Ich denke, das hatte ich Dir gegenüber schon vor 2, 3 oder sogar 4 Jahren geklärt (evtl. mal „Hobby Trader im Alter“ „Senior Trader“? 😉

    Ich habe ja schon einen Beruf, mit dem ich das Geld für den Lebensunterhalt verdiene.

    Profi-Wasserbüffeltrader: Naja, da brauch man eine LKW-Flotte, einen großen Garten, viel Bambus/Reisstroh und man muss halt 1x im Monat die Büffel auf die LKWs in Ubon aufladen und sie ca. 700 km nach Chiang Mai/Lampang zum Schlachten transportiern. Schnelles Geld? Neee, viel Arbeit und viel Wasserbüffelscheiße (ขี้ควาย/Khi Khwai 🙂 ).

    Reisfelder kauft man, wenn alle Geld brauchen und Reis gerade nix bringt 😉 Antizyklisch. Reisfelder sollte man verkaufen, wenn Reis staatlich subventioniert ist und daher alle Reisfelder und nicht Geld suchen.

    Trader: Kurzum: Ist mir einfach zu anstrengend. Investor – und im Zweifelsfall auch „inside“ – bin ich aber schon.

    Mich interessiert eigentlich am stärksten die erforderliche Kapitalmenge, um zu sagen:

    So, jetzt ist aber genug abhängig gearbeitet –> Kündigung –> Ab an den PC und Profitraden. 100.000 und 30% p.a. reicht nicht, um eine Familie zu ernähren. 300.000 voll investiert eventuell schon. Für einen Bärenmarkt braucht man dann aber noch weitere Rücklagen.

    Bei uns sieht das so aus: Wenn ich die Reisfelder, das Gold im Safe, die Appartments, das Häuslein in DE, die Hypothek etc. etc. so miteinander gegenrechne … Rendite 10 % p.a.?

    –> Wir haben ein kaum 30 qm großes (süßes/modernes) Miniappartment in Bangkok – dient eigentlich nur als Mischung zwischen Investition und Ersatz für das Hotelzimmer bzw. als Koffer-Parkplatz. Das letzt Mal dort, kurz vor dem Rückflug, sagte ich zu meiner Frau: Warum denn nicht einfach hier bleiben? Tschüß DE? Das Appartment ist zwar klein, aber unten hier im Viertel kann ich sogar schon das Menu lesen und mein Thai reicht aus um ne Bestellung unten aufzugeben. Sind ja alle so nett hier. Meine Frau antwortete darauf: „Du spinnst! Ab nach DE! Ab an der Schreibtisch! ARBEITEN! Euro scheffeln!“

    Nach längerer Abstinenz von Investor Inside, Du kennst die Gründe, kam ich ganz ohne Probleme hierher zurück. Wir selbst hatten während der Absinenz in DE ein Haus mit gutem Gewinn verkauft und ein größeres gekauft. Nachdem das größere Haus eingerichtet war und wir uns ein neues Auto (in DE), kein Wasserbüffel-LKW sondern einen aus der „deutschen blue chips C-Klassen Reihe“, gekauft hatten, war immer noch Cash da. Danach (!!!) wurde mir angeboten, einen Konsumentenkredit aufzunehmen. Ich kann auch die konkrete Summen nennen: 50.000 auf 7 Jahre für 700 Euronen/Monat = 600 Tilgung + 100 Zins (im Mittel ca. 4%). Ich brauchte den Kredit nicht wirklich, nahm ihn aber (von weiteren nicht so kreditwürdigen Geschäftsleuten befürwortet/gewollt) auf. Wir teilen uns nun die Lasten: Ich 25.000 für 350/Monat (= 300 Tilgung, 50 Zinsen). Die anderen 25.000 arbeiten im „high yield bond-Geschäft“ bisher sehr erfolgreich.

    Wie investiert man 25.000 halbwegs sicher mit einem Ertrag von > 4%? Eigentlich sehr einfach: Für 25.000 Ethna Aktiv kaufen und schlafen gehen. Ich hab’s komplizierter gemacht: Fing mit 3.000 mit SLW an, im fallenden Chart, wohl so ähnlich/zum selben Zeitpunkt als Micha in GG einstieg. Habe dann weiter nachgekauft, als das Teil weiter fiel (an Micha: Das reduziert den Verlust :-))… usw. und nach einem Jahr hatte ich Ethna um gut 1% outperformed. Hätte aber auch gleich vor einem Jahr schlafen gehen können – für 1% p.a. von 25.000 gesund und erholsam schlafen? Unbezahlbar! 🙂

    Jetzt habe ich also 1 Sack Zucker, und nur diesen, im Keller stehen. Müsste aber von 25 Sack Zucker über jetzt dann noch 6 Jahre eine Rendite von > 4% erzielen. Neben Ethna, habe ich über folgende Alternativen zum Zuckersack nachgedacht:

    764930 = Ethna E A
    A0M8HD = Frankfurter Würstchen-, sorry, Aktienfond für Stiftungen
    812926 = TEMPLETON GLOBAL TOTAL RETURN FUND A (MDIS)
    DBX0BT = Portfolio Total Return UCITS ETF 1C
    (A1C1G8) = Portfolio Income UCITS ETF 1D
    ((A1C0ZX)) = STIFTUNGS-UCITS ETF STABILITÄT
    DWS0R4 = ARERO = „Portofoliotheorie“

    Da sitz ich nun: Alles in den Frankfurter Würstchenfond? Oder doch, nach Portofoliotheorie, aufgeteilt in Päckchen a 7-8.000 in A0M8HD, 812926, DBX0BT ?

    Ich bin noch am Nachdenken. Ich gehe aber davon aus, dass es bis zum 20. September zu dem Ergebnis kommt: Noch’n Sack Zucker = Antizyklisch in Rohstoffe – das wolltest Du schon immer. Renditeerwartung? Im 1. Jahr -10%, ab dann ca. 30-50% p.a.

    Wenn Du daran Interesse hast – Struktur Deines Blogs – Schreib halt mal einen Artikel zu „antizyklisch in Wasserbüffel, sorry, Reisfelder, sorry, Rohstoffe investieren“. Wenn Du willst, helfe ich Dir auch beim Schreiben 😉 Und werde dann maximal einmal im Monat zu den Preisen von Wassebüffeln oder Zucker kommentieren wollen.

    Ist Dir als Profitrader im Bärenmarkt schon mal ein Wasserbüffelbulle auf den Fuß getreten und Du warst nicht in der Genossenschaft 🙂 🙂 😉

    Im Ernst: Micha einen Artikel über Trends und Trendaktien (App-Entwickler für mobile Glücksspiele, Ebola-Aktien etc.) und ich einen Artikel zu antizyklisch in Rohstoffe, den mündelsicheren Mischfond als ETF oder auch händisch mischen etc.?

    Gern!

    Schönen Abend noch

    Thomas

  4. Micha said:

    Hallo Lars,

    das ist doch aber genau die Sache, die Aussichten was Wachtstum angeht sind quasi glänzend und es gibt durchaus (was mich gestern etwas überrascht hatte) einige UN, die schon jetzt gut Geld damit verdienen. Daher sind die Kurse auch entsprechend teuer, aber zu warten bis es noch extremer wird… hm… weil dann haben wir doch wieder das typische Phänomen, dass der Kleine Anleger kurz vor dem Anfang vom Ende auf den Zug aufspringt und somit wohl den Großteil des Geldes eher verbrennen wird. Ich würde hier wohl auf ein gutes Signal (z.B. Quartalsbericht, Kooperation, …) warten und dann mit wirklich engen Stopp (max. 10-15 %) einsteigen, wobei sich mir die Frage stellt, ob vlt. ein Index die sinnvollere Alternative ist (eben wenn sich die Spreu vom Weizen trennt).

    Was mich gestern etwas überrascht hat…
    3D Systems / Umsatz 2012 353,5 Mio. USD / Gewinn 38,9 Mio. USD (> 10%)
    Arcam AB / 139,1 Mio. USD / 15 Mio. USD (> 10%)
    Proto Labs / 126 Mio. USD / 24 Mio. USD (knapp 20 % !!!)
    Stratasys Ltd. / 215,2 Mio. USD / 8,8 Mio. USD
    Voxeljet AG (Firma aus Augsburg) Umsatz 1. Hj. 2013 5,8 Mio. USD davon 60 % im DL Bereich mit Bruttomarge von 45% !!! (u.a. wurden für den Film Skyfall drei Aston Martin Modell DB5 „ausgedruckt“ um das seltene Fahrzeug nicht für die Zerstörungsszenen verwenden zu müssen :D)

    Ich dachte bis gestern immer, dass hier nahezu alle UN „unwirtschaftlich“ arbeiten.

    2. Sache: SGL Carbon und Thema Charttechnik
    Die Aktie war im 1. HJ 2013 von 33 auf 21,50 EUR gefallen und damit auch aufgrund der Aktionärsstruktur (BMW und VW) sehr interessant. Hier hätte man sich „günstig“ eindecken können. Witziger Weise wurde diese Aktie gestern auch von einem Aktienclub aufgegriffen mit dem Hinweis, dass im August der Abwärtstrend bei 25 EUR nach oben durchbrochen wurde und somit ein guter Einstiegszeitpunkt besteht. Hier wieder mein Dilemma… ich halte grundsätzlich nicht allzu viel von Charttechnik. Wenn ich also von einer Aktie überzeugt bin und den Kursabsturz für ungerechtfertigt halte, dann ist doch grundsätzlich die Devise umso tiefer desto besser auch aus Sicht des Chance-Risiko-Verhältnis. Hier bei 22 EUR eingestiegen und man hätte bei 25 EUR schon ein angenehmes Puffer von rund 15 % gehabt, daher würde ich dort NIE auf so ein „Chartsignal“ warten. Ich weiß du siehst das etwas anders Lars, aber ich bin ja noch in der Lernphase und musste gestern einfach schmunzeln, weil das bei SGL eben so gut passt zum Thema Charttechnik.

    • Lars said:

      Hallo Micha,

      und noch einmal vielen Dank für diesen interessanten Beitrag! Charttechnik ist und bleibt ein Hilfsmittel und ist sicherlich nicht der heilige Gral der Geldanlage. Sprich auch für mich ist sie nur eine Stütze bei Betrachtung einer Aktie, für die ich mich grundsätzlich aus den verschiedensten anderen Gründen interessiere. Es ist also mehr das Tool für die Suche nach dem richtigen Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkt bei einer Aktie, und das nicht zuletzt deswegen weil sich alle Kaufprogramme der großen institutionellen Anleger an ihr orientieren.

      Charttechnik ersetzt also keinesfalls den gesunden Menschenverstand und hat schon gar nichts mit visionärem Denken zu tun. Soweit meine (hoffentlich) realistische Einschätzung zu diesem Bereich des Tradings. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wie wir beispielsweise bei SGL Carbon gesehen haben. Es gab aber gerade im letzten Jahr noch viele andere Beispiele wo eher der berühmte Spruch Isaac Newtons Anwendung findet: „Ich kann die Bewegung von Himmelskörpern auf die Sekunde genau berechnen, aber nicht wohin eine verrückte Anlegergruppe die Aktienkurse treiben kann.“

      Und das ist auch das Dilemma in dem sich ein Trader manchmal befindet, bzw. eine der großen Herausforderungen. Ein guter Trader muss in der Lage sein auch gegen seine eigentliche Überzeugung handeln zu können in dem er solchen Trends folgt. Und er muss in der Lage sein seine Meinung von einer Minute auf die andere komplett umzukrempeln, wenn gewisse Faktoren dafür sprechen dass man zuvor falsch gelegen hat. Denn letztlich zählt nicht die Meinung eines Einzelnen sondern die der ganzen Herde, die in eine Richtung marschiert.

      Somit muss ich Dir Recht geben man kann auch heute natürlich versuchen noch auf diesen Trend aufzuspringen. Aber dann bitte mit sehr kontrolliertem Risiko. Denn der Gesamtmarkt ist nach wie vor reif für eine Korrektur. Ob diese kommt oder nicht weiß niemand, doch wenn sie kommt werden auch – oder gerade – die Aktien die zuletzt stark gestiegen sind deutlich an Wert verlieren. Es gibt viele Beispiele wie so etwas im Extremfall aussehen kann. Eines ist sicherlich Nu Skin, NUS. hat nichts mit innovativen Techniken zu tun, ist aber ein eindrucksvoller Chart um erahnen zu können was mit einer Aktie passieren kann die zuvor gehyped wurde.

      Sollten also im Bereich 3D Drucker irgendwann erste „Probleme“ auftauchen oder der Gesamtmarkt korrigieren würde es mich nicht wundern wenn wir noch einmal deutlich günstiger Kurse sehen werden. Dann ist u.U. der richtige Zeitpunkt gekommen um in diesen Sektor hinein zu grätschen….

    • Lars said:

      Hallo Micha,

      ich hoffe Du konntest Dich beherrschen und hast auf den Rücksetzer bei 3D gewartet… Charttechnik macht eben doch Sinn 😉 Wenn ja könnte jetzt langsam ein guter Zeitpunkt sein…

      viele Grüße, Lars

    • Lars said:

      Hallo Micha,

      „das ist doch aber genau die Sache, die Aussichten was Wachtstum angeht sind quasi glänzend und es gibt durchaus (was mich gestern etwas überrascht hatte) einige UN, die schon jetzt gut Geld damit verdienen. Daher sind die Kurse auch entsprechend teuer, aber zu warten bis es noch extremer wird… hm… weil dann haben wir doch wieder das typische Phänomen, dass der Kleine Anleger kurz vor dem Anfang vom Ende auf den Zug aufspringt und somit wohl den Großteil des Geldes eher verbrennen wird. Ich würde hier wohl auf ein gutes Signal (z.B. Quartalsbericht, Kooperation, …) warten und dann mit wirklich engen Stopp (max. 10-15 %) einsteigen…“

      Das könnte nun der Tag gewesen sein auf den Du gewartet hast 😉 Vorsichtig Long zu 55,55 Dollar..

  5. Micha said:

    Hallo allerseits,

    also zuerst einmal danke Thomas, die Fragen/Gedanken hätten nahezu 1 zu 1 von mir sein können und nätürlich thx für die Beantwortung. Vlt. mal ein paar aktuelle Gedanken/Fragen meinerseits.

    @ Thomas: Vlt. sind für dich die folgenden Videos auf youtube ganz interessant, habe mir diese die letzten Tage zu Gemüte geführt:
    http://www.youtube.com/watch?v=K819ULzt_sU
    (Trader Sommercamp 2013 15 Teile mit Simon Betschinger, den ich für sehr kompetent halte)
    http://www.youtube.com/watch?v=2qc1uHy4FH0
    (interessanter Bericht über Daytrader mit drei Tradern u.a. Birger Schäfermeier)

    Um nochmal auf die Tradingregeln/Empfehlungen einzugehen… was mir sicher schwer fällt ist zu entscheiden wann ich genau verkaufe (im positven wie negativen Sinne). Z.B. habe ich Ende Mai für 26,09 USD Aktien von Goldcorp. Inc. erworben und war erst rund 20 % im Minus und kurz darauf 20 % im Plus (wo ich schon kurz überlegt habe ob verkaufen Sinn macht – hatte aber „Angst“ das die Aktie weiter steigt und ich dann pissed bin, zumal +20% nicht wirklich das Ziel waren im Vorfeld). Bis kürzlich war ich dann wieder bei -20% und aktuell sind es rund -10%. Natürlich weiß man im Vorfeld, dass insbesondere Goldminenaktien extrem volatil sind und ich hatte mir gedanklich bei -30% einen Stopp gesetzt, wobei ich DEFINITIV nachgekauft hätte (wenn Geld vorhanden wäre) als wir neulich bei rund 22 USD waren. Daher frage ich mich oft, ob denn überhaupt zwingend ein Stopp gesetzt werden sollte, insofern man von der Aktie überzeugt ist und die fundamentalen Daten auch i.O. sind. Bin da gewissermaßen im Zwiespalt. Ich hatte z.B. für meine Freundin einen Gold ETF erworben und ihr auch bei den Tiefständen neulich zum Nachkauf geraten. Ehrlich gesagt bin ich auch recht ruhig geblieben bei -20%, da ich es als „Spielgeld“ betrachte und nicht davon abhängig bin und man eben weiß, dass es sehr volatil werden kann. Hätte ich aber z.B. bei +20 % verkauft und wäre damit wieder bei rund 22 USD hätte ich aktuell von dem Geld rund 44 % mehr Aktien von Goldcorp. als jetzt, aber im Nachhinein sind solche Gedanken wohl eh müßig.

    Nochmal zwei Sachen zwecks gestern (Börsentag Dresden) die mich etwas beschäftigt haben:
    1. Zitat Herr Maydorn: Wachtsumsaktien sind immer dann noch relativ günstig, wenn das aktuelle Wachstum größer als das aktuelle KGV ist. Würdest Du das bestätigen Lars?
    2. 3D-Druck (habe gestern zum 1. Mal live am Stand der UBS einen 3D-Drucker gesehen und war recht fasziniert davon. Die prognostizierten Aussichten dieser Branche hinsichtlich des Jahresumsatzes sind ja für die nächsten Jahre nahezu gigantisch (2015 Umsatzprognose rund 12 Mrd. USD von aktuell glaube 2 Mrd.). Wäre es dann ggf. sinnvoll diesen Bereich näher zu betrachten, vor allem angesichts des Punktes 1. und hast Du hier schon genauer recherchiert Lars? 😀
    3. Aussage mehrerer Dozenten gestern… „immer auf den Marktführer setzen“.

    Sorry für diese lange Ausführung, hat eben einfach im Finger gejuckt. ^^

    LG Micha

    • Lars said:

      Hallo Micha,

      danke für die Links, die sicherlich für manchen Leser hier interessant sind. Kurz zu Deinen Fragen bevor ich dann doch mal ein wenig frische Luft schnappen gehe 🙂 Das Zitat von Herrn Maydorn ist sicherlich nicht falsch, aber pauschal auch nicht richtig. Gerade im Bereich 3D Drucker wird sich irgendwann die Spreu vom Weizen trennen, sprich man muss erst einmal sehen welche Unternehmen sich dauerhaft als Gewinnbringer entpuppen. 3 D Systems bspw. wird aktuell mit 9,27 Milliarden Dollar bewertet und hat 43,8 Millionen Dollar verdient. Das prognostizierte KGV liegt bei etwas über 71… hmmm! Also mir persönlich wäre das zu teuer, einen Rücksetzer würde ich aber wohl kaufen.

      Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass gerade solche Themen an der Wall Street immer extrem gespielt werden und das kann erfahrungsgemäß länger gehen als man glaubt. Die Aussichten der Branche sind sicherlich nicht schlecht und vielleicht haben wir hier sogar „The Next Big Thing“. Es könnte sich also lohnen dabei zu sein… Den großen Reibach macht man aber wohl auf diesen Niveaus (zumindest bei den Top Performern der letzten Monate..) erst einmal nicht mehr.

      „Immer auf den Marktführer setzen“ halte ich persönlich in einigen Bereichen für absolut richtig. Bei einer so jungen Branche ist allerdings noch gar nicht klar wer hier der Marktführer von morgen ist. Gerade im 3D Druck können Nischenanbieter, die noch nicht alle auf dem Radar haben durchaus sehr interessant sein. Es ist somit aus meiner Sicht sicherlich sinnvoll den Bereich intensiv zu beobachten und natürlich auch dementsprechend Zeit in die Recherche zu investieren.

      viele Grüße und einen schönen Sonntag, Lars

  6. Andrea said:

    Hallo Lars und Thomas!

    Danke für Leserbrief und Antwort!

    @ Thomas: deine Fragen waren sehr interessant – vielen Dank!

    @ Lars: herausragende Arbeit , die du leistest! Vielen herzlichen Dank!

  7. Simon said:

    Hallo Lars,

    ich wollte auch nochmal sagen dass ich deinen Blog sehr gerne lese! Insbesondere die Goldminen-aktien (Newmont, Barrick) über die du berichtest finde ich zur Zeit sehr interessant.
    Zu meiner weiteren Erwägung des Kaufs einer Aktie schaue ich gerne auf finanzen.net (schöne Ãœbersicht, Vergleiche, GuV, P/E etc… leider etwas veraltet), Auszüge aus den Quartalsberichten, und die aktuelle Lage via Google News.
    Kürzlich habe ich in meinem Universitätsnetzwerk Zugang zu „Thomson One Banker“ gefunden. Die Daten sind viel detailierter und aktueller (z.B. Shareholderstruktur sortiert nach Anlagestrategie). Gibt es ein ähnliches frei nutzbares Portal / Software die du mir ans Herz legen kannst wenn ich das Universitätsnetzwerk nicht mehr nutzen kann?
    Wie wäre es wenn du anfängst einen Videoblog zu machen? Habe kein vergleichbaren Channel gefunden und ich denke, dass deine Leser ihn dankend annehmen würden, da die informationen so noch etwas leichter verdaulich sind.

    Viele liebe Grüße,
    Simon

    • Lars said:

      Hallo Simon, es gibt für den amerikanischen Markt schon diverse Tools, die ich sehr sinnvoll finde. Leider kenne ich persönlich “Thomson One Banker” nicht, somit habe ich keinen Vergleich. Vielleicht hast Du hier mal einen Screenshot o.ä. für mich damit ich Dir sagen kann ob es etwas brauchbares als Ersatz gibt…

      viele Grüße, Lars

Ich stimme den Datenschutzbestimmungen zu.

*

*

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Top