Es ist schon fast etwas langweilig, aber angesichts der heutigen Meldungen aus der Autobranche muss ich doch nochmal kurz etwas dazu schreiben. Heute konnte man wieder mal Berichte lesen in denen lang und breit erklärt wurde warum es der Automobilindustrie bald schlecht gehen wird. (Nein, die waren dieses Mal nicht von Herrn Dudenhöffer!) Hierzu wurden einmal mehr die Verkaufszahlen der französischen und italienischen Autobauer der letzten Monate bemüht, ebenso wie die von Opel. Bei allen genannten Herstellern finden wir nach meiner Auffassung aber Sondersituationen vor, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben, ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen. Das Hauptproblem der genannten bleibt aber die starke Konkurrenz aus Asien, die den Herstellern insbesondere im Kleinwagensegment das Leben schwer macht.
Hinzu kommt noch die Tatsache dass insbesondere der europäische Hauptabsatzmarkt für die Genannten weiterhin schwächelt, was aber auch angesichts der Verwerfungen in Euroland und historisch hoher Arbeitslosenzahlen nicht wirklich verwundern sollte. In Deutschland wurden in den letzten Monaten ebenfalls deutlich schlechtere Absatzwerte bei Neuwagen gemessen. Dieser musste aber heute schon wieder nach oben korrigiert werden. Der Juni schließt nach vorläufigen Zahlen mit über 296.000 Neuzulassungen oder einer Zunahme von fast 3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich besser ab als erwartet, wie der Importeurverband VDIK heute mitteilte. Damit liegen die Verkaufszahlen für das letzte Halbjahr insgesamt um ein Prozent über dem Wert des letzten Jahres.
Bei den deutschen Premium-Herstellern sieht das Bild erneut gravierend anders aus. Die Nachfrage nach den Produkten von VW, BMW, Audi, Daimler und Porsche ist ungebrochen hoch. Wie wir bereits wissen haben alle deutschen Premiumhersteller inzwischen Sonderschichten für die verkürzten Sommerferien in ihren Werken geplant um der großen Nachfrage auch weiterhin gerecht werden zu können. Sicherlich kein Zeichen dafür das der Umsatz von VW & Co. im kommenden Quartal dramatisch einbrechen wird.
Heute verkündete Volkswagen den besten Absatz in den USA seit dem Jahr 1973. Mit 38.170 Fahrzeugen verkauften die Wolfsburger satte 34,2 Prozent mehr Autos im Juni als im Vorjahreszeitraum. Damit wurde der US Absatz für das Gesamtjahr inzwischen sogar um 35,4 Prozent gesteigert! Daimler konnte gestern einen extrem starken LKW Absatz verkünden. Für das Jahr 2014 planen die Stuttgarter inzwischen mit einer stolzen Gewinnmarge von über zehn Prozent. Die neue Produktreihe dürfte mit dem kürzlich präsentierten CLS Shooting Brake den Nerv der Kunden treffen. Daimler wird nun endlich optisch jünger und dynamischer. Ich gehe davon aus dass sich die Verkaufszahlen von Daimler in den kommenden Monaten deutlich nach oben bewegen werden.
Audi legte im letzten Monat ebenfalls in den USA noch einmal deutlich zu. Der Neuwagenverkauf wurde um 26 Prozent auf 12.664 Fahrzeuge gesteigert. Auch hier konnte eine neuer Absatzrekord erzielt werden. Seit dem Markteintritt in den US-Markt vor 42 Jahren sind noch nie so viele Audis in einem Monat in den USA verkauft worden. BMW will künftig verstärkt mit Toyota in den Bereichen Brennstoffzellen, Leichtbau, Elektrifizierung und bei Architektur und Komponenten für Sportwagen zusammen arbeiten, um noch effizienter zu werden. Porsche verkauft seine Sportwagen ebenfalls wie geschnitten Brot in den USA und China. Im Juni wurde der US Absatz der Sportwagenschmiede noch einmal um 18 Prozent auf  3.002 Autos gesteigert.
Alles deutet auf eine weiterhin stabile Absatzsituation hin, die sich zumindest in den kommenden beiden Quartalszahlen deutlich positiv in den Bilanzen widerspiegeln wird. Auch mittelfristig gehe ich davon aus dass der Zyklus bei den Autobauern noch bis weit in das Jahr 2014 andauern wird. Sieht man sich die heutigen Bewertungen der Unternehmen an den Börsen an und glaubt man nicht an einen Zusammenbruch des Euro oder der Eurozone, mit entsprechenden Effekten auf die Weltwirtschaft, so muss man sich wohl inzwischen ernsthaft fragen ob die jüngst für den Sektor ausgegebenen Kursziele von Goldman Sachs wirklich so unrealistisch sind? Ich denke es gibt deutlich schlechtere Wetten mit wesentlich weniger Substanz!
Zweifelsohne: Wenn diese Krise vorbei ist, und einiges deutet darauf hin, dass wir den Boden der Krise gesehen haben, und die „echten“ deutschen Hersteller sind vollkommen unbeschadet durch diese Krise gekommen, wird es Zeit für eine komplette Neubewertung: Es stellt sich die Frage, ob das Premiumsegment überhaupt noch zu den „Zyklikern“ gehört. Kann es nicht so sein, dass durch die multipolaren Absatzmärkte (irgendwo boomt es immer…) und einen stark steigenden weltweiten Wohlstand, der nach Premiumfahrzeugen lechzt, dieses Segment eher in eine Kategorie gehört, die klassischerweise mit einem KGV von 14-18 bewertet wird? Das würde dann beudeten, auf Basis der aktuellen Gewinne eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Kurse, zuzüglich der erwarteten Gewinnsteigerungen auf Basis kontinuierlicher deutlicher Absatzausweitung bis 2018/2020. Die Goldman Sachs-Schätzungen sind da auf längere Sicht sogar geradezu konservativ…
Hallo aspi, diese Sichtweise auf die Luxushersteller teile ich uneingeschränkt. Es ist eben nicht wie bei Peugeot, Renault und Opel. Genau wie ein iPhone heute ein Statussymbol geworden ist, (obwohl man damit alles AUSSER vernünftig Telefonieren kann!) gehört auch das Fahren einen vernünftigen Autos zu den wichtigsten Möglichkeiten um zu zeigen was man hat und wer man ist. Dieses Verhalten kann man verstärkt in den asiatischen Ballungsräumen beobachten, aber eben auch in den USA. Wir Deutschen machen bei der Betrachtung solcher Zusammenhänge oftmals den Fehler dass wir von unserer Neid-geprägten Gesellschaft ausgehen. Das ist aber zum Glück nicht weltweit der Fall sondern eher die Ausnahme. In den restlichen Regionen dieser Welt dient das Fahren des richtigen Autos durchaus dazu sich gesellschaftliche Anerkennung zu erwerben…Fährt man einen BMW, Audi oder Mercedes hat man es geschafft, usw.
So gesehen muss man die Premium Hersteller auch anders betrachten als den Rest der Branche. Nicht umsonst sind die Verkaufszahlen da wo sie gerade sind und noch eine Weile bleiben werden. Das predige ich hier ja schon seit Jahren. Ein KGV von 14- 18 ist natürlich ambitioniert, aber ich würde mal sagen dass alle Genannten ein KGV von 10 bis 12 verdient haben und erreichen können. Das wäre dann zumindest eine Verdoppelung des Aktienkurses, und würde mir ja auch schon reichen 😉