Dax – Erholung oder Crash…?

Heute wird mal wieder Erholung an den europäischen Börsen gespielt, was ich nach wie vor für gefährlich halte. Die US Indizes haben im gestrigen Handel deutlich nachgegeben. Nicht dieses Tatsache ansich ist bemerkenswert, sondern viel mehr der Umstand, dass die starken Verkäufe über nahezu alle Branchen und Sektoren stattfanden. Die chinesischen Indizes sind einmal mehr kräftig abgetaucht, konnten dann aber durch eine wundersame Kehrtwende erneut versöhnlich aus dem Handel gehen. Hier war es einmal mehr eine Intervention der chinesischen Regierung die Schlimmeres verhinderte, womit klar ist dass wir es in China auch weiterhin nicht mit einem gesunden Markt zu tun haben der sich selber reguliert. Historisch betrachtet haben solche massiven staatlichen Eingriffe noch nie wirklich funktioniert… zumindest nicht dauerhaft!

Somit bleibe ich bei meiner eher pessimistischen Haltung, was das grundsätzliche Erholungspotenzial des DAX anbelangt. Das hier mehrfach skizzierte Szenario ist und bleibt bis auf Weiteres negativ, auch wenn ich weitere Zwischenerholungen nicht kategorisch ausschließen würde. Dennoch ist dies wohl eher nicht die Zeit für Heldentaten an der Börse. Viel mehr ist nun ein aussergewöhnlich hohes Maß an Geduld erforderlich um auf die richtige Gelegenheit zu warten. Ein Blick auf die Charts der einzelnen Unternehmen kann da deutlich aussagekräftiger sein als sich der Flut an Nachrichten hinzugeben, die den Markt zum Thema China im Sekundentakt erreichen. Äusserungen wie die heute von der IWF Chefin Christine Lagarde getroffene „Ansteckungsgefahr“ sind für Ihr Portfolio ebenso wenig hilfreich wie andere…!

Letztlich regulieren sich Märkte irgendwann immer selber. Das war schon zur Zeit des Neuen Marktes (Dot-Com-Blase) schon so und wird auch in China so sein. Die gehäufte Spekulation auf Kredit verstärkt diese Bewegung nur. Der aufgeblasene Markt in China muss also etwas von der heißen Luft abgeben, die sich hier zuletzt angestaut hatte. Erst dann haben wir eine echte Chance auf Stabilisierung und wieder anziehende Aktienkurse weltweit. Wo dieser Punkt nun erreicht sein könnte, kann auch ich nicht wirklich beurteilen. Aber die Vermutung liegt nahe, dass noch immer Abwertungsbedarf besteht, sieht man sich die aktuelle Bewertung einiger chinesischer Unternehmen, nach klassischen Maßstäben, an.

Der DAX steht unmittelbar vor der Entscheidung

DAX – Drei mögliche Szenarien

Wie sehr all dies in den kommenden Wochen dann auf deutsche oder amerikanische Unternehmen, bzw. deren Aktienkurse, durchschlagen könnte, bleibt aus meiner Sicht erst noch abzuwarten. Ich möchte Sie dennoch – wie gewohnt frühzeitig – auf die wesentlichen Punkte aufmerksam machen. Der Abwärtstrend im Dax ist intakt. Die Unterseite des momentan noch vorherrschenden Trends wird aktuell erneut getestet. Bricht diese Unterstützung, würde der DAX aus charttechnischer Sicht nicht nur in einen neuen, beschleunigten Trendkanal eintauchen, wie hier angedeutet, sondern es bestünde dann auch die hohe Wahrscheinlichkeit dass wir die letzten Tiefstände demnächst wieder erreichen. Im weiteren Verlauf könnte sich dann sogar das hier dargestellte Muster der letzten Abwärtsbewegung wiederholen, was Kursziele von 8.000 bis 8.500 Punkte zur Folge hat. Aber noch ist es sicherlich zu früh sich darüber ernsthafte Sorgen zu machen…!?

Im positiven Fall kann die runde Marke von 10.000 Punkte durch alle zu erwartenden Turbulenzen weiterhin verteidigt werden. Spätestens aber drehen die Aktienkurse wieder im Bereich des letzten Tiefs bei 9.313 Punkten nach oben. Dann bestünde die ebenso realistische Möglichkeit, dass es sich hierbei um eine klassische Korrektur handelt die ihre Ende in einer W-Formation findet. Sicherlich wäre dies das bevorzugte Szenario vieler Marktteilnehmer, eine Garantie dafür gibt es freilich nicht.

Zusammenfassen bleibt aus meiner persönlichen Warte aber zu sagen, dass es derzeit wenig Anlass für übertriebenen Optimismus gibt. Selbst wenn der DAX nun wieder nach oben drehen würde, bliebe es dann wohl bei einem Test der oberen Begrenzung des aktuellen Trendkanals. Aus saisonaler Sicht befinden wir uns zudem in der schwierigsten Börsenphase des Jahres, die noch bis Ende Oktober andauern kann. Es besteht also wohl auch weiterhin kein Grund sich hier nun übermäßig zu engagieren. Mein Rat an dieser Stelle ist weiterhin der gleiche: Versuchen Sie den medialen Rummel auszublenden und konzentrieren Sie sich ausschließlich darauf was Sie anhand der Charts sehen können. Nach oben riskieren Sie dann möglicherweise 500 bis 600 Punkte zu verpassen, nach unten bleiben Ihnen dadurch eventuell 2000 Verlustpunkte erspart!

One Comment;

  1. Thomas said:

    N’Abend (oder guten Morgen) Lars,

    ich tippe eher mal nicht auf einen bevorstehenden crash des DAX.

    Die Frage, ob China „uns“ auch aus der nächsten Finanzkrise heraushilft, weil „Chinesen“ in Deutschland wieder bestellen (in DE bestellt man „beim Chinesen“ und zahlt dann immer noch üblicherweise in cash) bzw. Dank Privatbanken, die dies wieder finanzieren können, ist ja spannend. Genauso wie die Frage, ob China weiterhin Absatzmarkt für Deutschland bzw. DAX Unternehmen bleibt. Auch die Frage, ob (und wenn ja wie) gerade die Chinesische Zentralbank am Markt interveniert – oder alles nur ein Gerücht ist 🙂

    Die Migrationsfrage (also nicht die Frage, ob die Chinesische Zentralbank dieses oder jenes macht oder doch nicht – sondern 1 Mrd Chinesen „migrieren“ einfach als Antwort darauf) dürfte aber, wenn man es sich bewusst macht, fasst noch spannender für den DAX werden – ich meine das ausdrücklich ökonomisch und nicht politisch!

    Deutschland macht sich auf, sein demographisches Problem ganz anders als China oder Japan zu lösen? Mehr like „born in the U.S.A.“?
    Kommunaler Wohnungsbau, mehr Pampersherstellung direkt in Deutschland, kommunale Waserversorger etc. etc. etc.?

    Sollten „wir“ uns nicht mal ernsthaft überlegen, ob „wir“ darauf verzichten – kritisiert werden „wir“ ja dafür vielfältig – den Titel des Ausenhandelsbilanzüberschusssweltmeisters anzustreben? Wenn ja, heißt das Abbau von durch Deutschland finanzierte Flüchtlingslager im Libanon und Aufbau von Gleichwertigem in Hamburg, Rostock, Köln, Düsseldorf und München. Transport ( a free ride). Punkt. Basta.

    Wenn „wir“ uns einig sind, dass „wir“ keine olympischen Spiele benötigen, um den Titel des „Exportweltmeisters“ auszuspielen, habe ich eher eine gute, mittelfristige Prognose für den DAX. Günstigere Prognose noch für kleinere, von mir aus auch mittelständische, Unternehmen, die in DE steuern zahlen und z.B. so was wie Wohnungen innerhalb der EU bauen.

    Die Kommunen wurden praktisch vom Bund angewiesen, verfassungsrechliche Bedenken gegenwärtig den Bedenkenträgern in den Ländern zu überlassen (und bitte zu arbeiten). Im Ausland wird das Ganze bzw. das Gegenteil davon auch gern „austerity“ genannt. Näheres wird später mal ein Bundesgesetz regeln. Das ist „kredifinanzierte“ Subventionierung des Binnenmarkts! Und die Kommunen müssen das halt jetzt mal kurzfristig, oder temporär, einfach mal nur glauben. Kredit oder io/ego credo-it eben halt. Diese story glaube ich ja der Bundesregierung ja auch …

    Ich würde die nächsten Tage gern mehrere Blicke auf die Binnenmärte im Plural (und nicht DAX im Singular, der i.ü auch nicht von bundesrepublikanischer Finanzkraft, wie Kredit bei Mario oder cash in der Hose oder auf der Kralle, getrieben ist) werfen.

    Wieviele Pampers importieren „wir“ gerade aus China? Gibt es dazu verlässliche Zahlen?

    Wie schon mehrfach in den letzten Woche und Monaten gesagt: Silber, Gold, Pampers, Öl, Wasser, Strom, Erneuerbare, Telekommunikation sind dort (am Binnenmarkt = grob ‚Aldi in der nächsten Nähe‘) gerade ja eher „billg“ 🙂

    Die Euronen scheinen mir persönlich heute noch etwas … Nein! Heute keine Marktmeinung zu EUR/USD. Ausdrücklich keine Meinung dazu! Einfach schon zu viel anderes damit erlebt… Und das Wetter wird ja gerade schlechter 🙂

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