Wildeste Spekulationen über die Commerzbank und die Deutsche Bank

An einem insgesamt eher schwachen Börsentag fiel gestern auf, dass insbesondere die beiden deutschen Bankaktien, Commerzbank und Deutsche Bank, durch relative Stärke glänzten. Mit einem leichten Plus von 2,2 respektive 1, 4 Prozent schlugen sich die Aktien der beiden Bankhäuser besser als der Rest des deutschen Leitindex. Der aufmerksame Beobachter fragt sich nun warum das so war, und vor allem wie es heute mit den Bankaktien weiter gehen könnte. Denn eigentlich gab es keine wesentlichen Faktoren die für einen solchen Kursverlauf gesprochen hätten…ausser Einem!

Der Hauptgrund für die relative Stärke der beiden Bankaktien dürften die Zukunft der Postbank sein, über die der Markt kräftig spekuliert. Wie bekannt ist will sich die Deutsche Bank aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Tochterunternehmen trennen, wenn nicht gar ganz aus dem Filialgeschäft aussteigen. Der DB ist es seit dem Einstieg im Jahre 2010, bzw. der vollständigen Ãœbernahme der Bank im Jahr 2012 nie gelungen die Profitabilität der Postbank im Wesentlichen zu steigern. Bereits damals wurde der Kauf der Postbank öffentlich rege diskutiert, insbesondere der Ãœbernahmepreis, der den meisten Analysten zu hoch erschien. Die Deutsche Bank sah jedoch großes Potenzial in der Ãœbernahme. Heute dürfte die Sicht auf die Dinge bei den Entscheidern der Deutschen Bank eventuell etwas anders sein…!

Der Markt spekuliert nun offenbar darauf dass die Commerzbank die Deutsche Postbank übernehmen könnte. Man fragt sich zwar beim Lesen solcher Meldungen unmittelbar „wovon“?, dennoch scheint dieser Gedanke nicht grundsätzlich völlig abwegig zu sein. Die Frage nach dem möglichen Kaufpreis stellt sich aber erst dann wenn die Deutsche Bank auf ihrer morgigen, ausserordentlichen Sitzung beschlossen hat die Banktochter zum Verkauf zu stellen und dabei auch einen entsprechend attraktiven Preis nennt. Mit „attraktiv“ ist dann aber sicherlich auch ein entsprechend hoher Buchverlust bei der Deutschen Bank verbunden. Die Neuausrichtung wird also sehr wahrscheinlich eher erst einmal Geld kosten, bevor sie dann irgendwann Mehreinnahmen verspricht!

Bislang ist die Neuausrichtung der Deutschen Bank, die morgen bekannt gegeben werden soll,  also noch eine Blackbox. Jegliche Spekulation darauf was dann tatsächlich und im Einzelnen für durchgreifende Änderungen beim größten Bankhaus dieses Landes beschlossen werden, sind aus meiner Sicht überflüssig, da die Folgen sehr unterschiedlich sein können. Für die Commerzbank dürfte eine solche Übernahme grundsätzlich eher keinen Sinn ergeben, auch nicht wenn der Kaufpreis stimmt. Denn die eigenen Probleme sind sicherlich groß genug als dass man sich neue ins Haus holen sollte. Ob unter der Leitung der Commerzbank dann eine Postbank besser auf Profitabilität getrimmt werden kann als unter der Ägide der Deutschen Bank ist ebenso fraglich.

Die Commerzbank hält ihre Hauptversammlung dann am 30. April ab, was einen möglichen Termin darstellen könnte, an dem über den Postbank-Kauf beraten wird. Ich persönlich glaube nicht daran dass es dazu kommt. Die einzige Variante die ich mir hier vorstellen könnte, ist eine Übernahme mit staatlicher Hilfe um die Arbeitsplätze zu erhalten. Diese dürfte die Commerzbank-Führung aber wohl eher nicht anstreben, nachdem man sich gerade erst aus dem staatlichen Klammergriff befreit hat.

Fazit: Genau genommen kann sich wohl, in der momentanen Situation, keine europäische Bank eine Ãœbernahme der Postbank wirklich leisten, weswegen es durchaus möglich ist, dass letztlich alles doch noch ganz anders kommt. In jedem Fall darf man auf die morgige Aufsichtsrats-Sitzung der Deutschen Bank gespannt sein, denn die Lösung des „Problems Postbank“ dürfte schwieriger werden als angenommen..!

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3 Comments

  1. tacheles said:

    Die Commerzbank wird den Beitrag nicht kommentieren.

    Martin Blessing wird in naher Zukunft eine weitere Kapitalerhöhung ausloten.
    Es wird eine Doppelstrategie gefahren. Mit dem eingenommenen Kapital sich vom Bund komplett zu lösen und die Anteile selbst zurückzukaufen und / oder im Spiel mit der Postbank der attraktive Partner sein.
    Im Übrigen ist das der Deal. Die Bundesregierung bevorzugt ein deutsches Unternehmen, um die Postbank Mitarbeiter keinem ausländischen Institut zu überlassen.

    Was bedeutet das für die Aktie? Es wird mit einem Rückschlag auf 5-6 € kalkuliert. Martin Blessing ist nicht daran interessiert den vielen Kleinaktionären einen positiven Kursverlauf zu bescheren. Vordergründig gängelt Ihn der Bund und sein Interesse ist es sein Image in der familiären Bankenszene und Bankerszene aufzupolieren und über 2016 hinaus zu agieren.

    Tacheles (kein Insider, sondern ein Vertrauter)

    • Lars said:

      Hallo tacheles,

      Natürlich wird die Commerzbank den Beitrag nicht kommentieren, ebenso wenig wie Deinen Kommentar 😉 Was macht Dich da so sicher dass all das so kommen wird? Eine Kapitalerhöhung halte ich natürlich grundsätzlich nicht für ausgeschlossen. Man gewöhnt sich ja irgendwie auch schon daran 😉

      Dass der Bund daran interessiert ist die Arbeitsplätze zu erhalten und das natürlich möglichst auch noch unter deutscher Führung, hatte ich ja bereits geschrieben. Ob allerdings der Aktienkurs so dramatisch absacken wird wenn es eine erneute Kapitalerhöhung geben sollte…? Ob diese überhaupt kommt und welche innere Einstellung Martin Blessing zu seiner Karriere und den Commerzbank-Aktionären pflegt, wage ich nicht zu beurteilen. Als Vertrauter müsstest du da doch noch weiterführende Informationen für uns haben, oder 😉

      Gruß, Lars

  2. Pingback: Kleine Presseschau vom 23. April 2015 | Die Börsenblogger

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