Tag der Entscheidung für Wiedeking und Porsche?

Heute soll der große Tag sein, der Tag der Entscheidung im Fall Porsche/Volkswagen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking werde seinen Rücktritt erklären oder auf das Angebot von VW eingehen. So verlautet aus dem Norden. Heute? Rücktritt? Bei Porsche gibt man sich ahnungslos. So geht das jeden Tag. Bruchstücke an Informationen werden dem Publikum vor die Füße geworfen. Zusammenpassen wollen sie irgendwie nicht. Oft widersprechen sie sich. „Einer lügt“, lautet nicht nur die Schlussfolgerung von Journalisten, sondern auch die Aussage manches Protagonisten über seinen Gegenspieler in diesem Ringen.

Und nun? Die Vorstellung über die nächste Folge des Fortsetzungsromans VW/Porsche fällt unterschiedlich aus; je nachdem, wo man sich umhört. In Niedersachsen, also im Umfeld des VW-Konzerns und der Landesregierung, wird folgende Sicht verbreitet: Die Araber werden nicht bei der Porsche Holding einsteigen. Der Staatsfonds wolle nicht als Minderheitsaktionär in die Dauerfehde zwischen den Familienclans hineingezogen werden. Qatar wolle sich allenfalls an einem integrierten VW/Porsche-Konzern beteiligen, wobei das Kriegsbeil zwischen Wolfsburg und Stuttgart begraben werden und alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssten. „Am Einstieg bei der Porsche SE ist Qatar überhaupt nicht interessiert“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Das hätten die Scheichs ganz klar gesagt.

In Stuttgart wird die Lage ganz anders beschrieben: „Das Emirat Katar ist an einem Großteil der von der Porsche Automobil Holding SE gehaltenen Optionen auf Volkswagen-Aktien interessiert.“ Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte am Mittwoch der Agentur Dow Jones Newswires, im Gegenzug könnte sich das Scheichtum mit einem geringerem als bisher geplanten Anteil an dem Sportwagenhersteller zufrieden geben. Bei erfolgreichem Abschluss der Verhandlungen könne sich Katar mit einer Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro an Porsche beteiligen und zusätzliche Finanzhilfen über einen Kredit oder eine Bürgschaft bereitstellen.

Ein Sprecher von Porsche wollte sich unter Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht zu den Informationen äußern. Von Katar war kurzfristig keine Stellungnahme zu erhalten. Am Montag hatte Porsche bestätigt, ein Angebot von der staatlichen Qatar Investment Authority über eine Kapitalspritze erhalten zu haben. Kurz zuvor hatte Porsche ein Angebot der Wolfsburger Volkswagen AG über einen Verkauf von 49,9 Prozent der eigenen Anteile an VW zurückgewiesen. Die Stuttgarter begründeten die Absage mit einer dann nötigen Neuverhandlung über einen Porsche-Kredit in Höhe von 10,75 Milliarden Euro.

Der Poker um die gescheiterte, oder dann doch noch gelungene Übernahme wird die Anleger wohl noch eine Weile begleiten. Gespannt sein darf man wohl wer am Schluss die Nase vorne haben wird und ob Wendelin Wiedeking dann noch am Ruder sitzt. Vor allem aber wird sich dann wohl endlich herausstellen welche Seite Märchen erzählt hat und welcher Geschäftsführung man in Zukunft mehr vertrauen sollte.

2 Comments

  1. Andreas said:

    hat Dr. Wendelin Wiedeking nicht mal bei der Siemens Nixdorf Computer AG Paderborn gearbeitet?

  2. Olaf said:

    Es ist wirklich erstaunlich, dass wir heute – am 22.07 – immernoch keine konkreten Antworten bekommen haben und täglich mit Nachrichten konfrontiert werden, die sich alle widersprechen. Auf http://www.finanznachrichten.de habe ich gelesen, dass die Ãœbernahme von Porsche durch VW sehr wahrscheinlich ist. Das würde natürlich ebenfalls das Aus für Wiedeking bedeuten…

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