Porsche nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschliddert?

Die Spekulationen um eine mögliche Schieflage oder sogar drohende Insolvenz des Autobauers Porsche spitzen sich zu. Angaben, wonach Porsche zwischen dem 22. und 24. März sogar vor der Insolvenz stand, wies Sprecher Bamler zurück. „Der Vorwurf einer drohenden Insolvenz trifft nicht zu“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Laut „Spiegel“ und dem Nachrichtenmagazin „Focus“ hatte der Pleitegang nur verhindert werden können, weil der Volkswagen-Konzern einen Ãœberbrückungskredit über 700 Millionen Euro gewährt habe. Der noch zu finanzierende Betrag liege bei rund 1,75 Milliarden Euro, sagte Unternehmenssprecher Albrecht Bamler am Sonntag. Es werde zurzeit mit mehreren Banken über Kredite verhandelt, darunter auch mit der staatlichen Förderbank KfW.

Was Porsche darüber hinaus an Kauf- oder Verkaufsoptionen ge- oder verkauft hatte und hat, ist bis heute nur wenigen Eingeweihten bekannt. Ebenso wie die aktuelle Position an Kaufoptionen mit Barausgleich, da Porsche zwischenzeitlich sein Aktienpaket auf 50,8 Prozent aufgestockt hat und unabhängig davon Baroptionen ver- und wieder zukaufte. Vermutet wird ein Paket, das 18 bis 23 Prozent der Stammaktien abdeckt. Am 19. Juni, einem Freitag, werden 670.000 Verkaufsoptionen auf VW-Aktien fällig, und man darf wirklich gespannt sein was nun letztendlich für Porsche dabei raus springt.

Eine These, die in der nach wie vor ungewöhnlich ahnungslosen Investorengemeinde zunehmend Anhänger findet, verbindet die absurd hohen Volumina offener Verkaufsoptionen mit dem Absicherungsbedarf der Banken. Demnach hat Porsche ebenjenen Banken, von denen es die Kaufoptionen kaufte, selbst Verkaufsoptionen (Puts) in etwa gleichem Volumen verkauft. Die Banken halten die Aktien und könnten Porsche dann VW-Aktien zu einem vorher festgelegten Preis verkaufen. Gäbe es eine solche Call/Put-Kombination, wäre der VW-Kurs nebensächlich, Porsche würde die Aktien auf jeden Fall bei Kursen von geschätzt 110 bis 130 Euro angedient bekommen. Bei einem Paket in Höhe von 20 Prozent würde das 7,1 Mrd. Euro kosten.

Eine andere Möglichkeit ist, dass Porsche die Puts in den breiten Markt verkauft hat, um die Prämie einzustreichen. Die Stuttgarter konnten annehmen, dass der VW-Kurs hoch bleiben würde – schließlich hatten sie mit dem Wegfall des VW-Gesetzes und fortgesetzter Ãœbernahmefantasie gerechnet. In jedem Fall wird am 19. Juni viel Geld fließen. Die Ausübungspreise für die Verkaufsoptionen reichen von unter 100 Euro bis zu 800 Euro. Wenn Porsche tatsächlich der Verkäufer der Verkaufsoptionen ist und sich nicht abgesichert hat, würde es für die Stuttgarter bitter – umso mehr, je niedriger der VW-Kurs ist.

Wie auch immer, man wird als geneigter Leser den Verdacht nicht so richtig los das hier mittels Pressearbeit die VW Ãœbernahme durch Porsche schon eine ganze Weile beeinflusst werden soll und somit ein Reverse Takover vorbereitet werden könnte. So ganz abwegig ist der Gedanke zumindest nicht. Vielleicht würde dies ja dann auch ein für alle Mal die gelegentlichen Unstimmigkeiten der beiden Familien Porsche und Piech bereinigen. Offen bleibt dagegen ob diese Strategie dem Image der Marke Porsche und den Familien letztendlich nicht mehr Schaden als Nutzen bringt. Beunruhigend sind die Nachrichten für Porsche Aktionäre allemal…

One Comment;

  1. Holger said:

    Ich will ja nicht so tun, als würde ich da noch durchblicken, aber ich komme wieder mal aus dem Staunen nicht heraus, wie schnell Helden an den Derivatemärkten zu Deppen werden. Das scheint ja wieder mal ein schickes Beispiel dafür zu sein…

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