Die Deutsche Bank dürfte einer Studie zufolge zufolge am stärksten von den weltweiten regulativen Eingriffen in das Investment Banking getroffen werden. Die Bankanalysten von J.P Morgan (JPM) rechnen damit, dass die Rendite auf das Eigenkapital (RoE) der Deutschen Bank bis 2011 um 23% einbrechen wird. Damit läge die Deutsche Bank deutlich über dem Durchschnittsminus, das die Analysten Kian Abouhossein, Delphine Lee und Cormac Leech auf 18% beziffern.
Derzeit beläuft sich der RoE der Deutschen Bank den Angaben zufolge auf 10%. Vor allem regulatorische Eingriffe dürften sie jedoch bis 2011 um 3,3 Prozentpunkte auf 6,7% drücken. „Das ist zwar weniger als die 4,4 Prozentpunkte, welche die Konkurrenten im Schnitt verlieren, aber angesichts des niedrigen Ausgangswerts (von 10%) ist der Rückgang beträchtlich“, kommentieren die Analysten in der mehr als 100-seitigen Studie.
Die Einnahmen der Deutschen Bank im Investment Banking dürften demnach im genannten Zeitraum um 15% zurückgehen. Noch stärker aber leide die Rendite unter einer Neubewertung der Risiken der Vermögensanlagen (Risk-Weighted Assets, RWA): Die als risikoreich bewerteten Anlagen der Bank dürften um 25% auf 67 Mrd EUR steigen. Damit einher gehe ein Rückgang der Eigenkapitalquote auf Konzernebene auf 7,2% von derzeit 8,7%.
„Striktere Anforderungen an die Bewertung von Marktrisiken dürften sich am stärksten auf die Einnahmen der Investmentbanken auswirken“, prognostiziert J.P. Morgan in einer weiteren Studie, welche eher auf die Folgen der regulativen Eingriffe in das Bankengeschäft abstellt. Die Geldhäuser dürften demnach künftig stärker als früher gehalten sein, Anlagen nach möglichen Risiken zu bewerten.
Das allein dürfte den Berechnungen von J.P. Morgan zufolge in den kommenden zwei Jahren die Eigenkapitalrendite der Banken im Schnitt um 2,7 Prozentpunkte schmälern. Hinzu kommen neue rechtliche Anforderungen an die Transparenz im Geschäft mit nicht börsengehandelten Derivaten. Diese dürften weitere 0,8 Prozentpunkte der Eigenkapitalrendite „abrasieren“.
Der Zwang, Versicherungen gegen Kreditausfälle (Credit Default Swaps, CDS) künftig über Börsen zu handeln, koste die Rendite weitere 0,8 Prozentpunkte. „Der Wechsel vom Over-the-Counter-Handel (OTC) hin zu Börsen und alternativen Plattformen könnte sogar noch stärker belasten, weil wir Zins- und Währungseinflüsse zum jetztigen Zeitpunkt noch gar nicht berücksichtigt haben“, schreibt J.P. Morgan.
Die Deutsche Bank sei von den Anforderungen an die Transparenz und vom Wechsel vom weitgehend unregulierten OTC-Handel mit CDS-Produkten an regulierte Börsenplätze besonders betroffen. J.P. Morgan schätzt, dass allein diese beiden Aspekte den Gewinn der Deutschen Bank um 8% schmälern. Ohnehin hänge das Frankfurter Bankhaus am stärksten am Investment-Banking: Auf Konzerneben trage dieses 55% zum Gewinn bei.
Und schließlich minderten Einschränkungen im spekulativen Handel mit Rohstoffen die Rendite um weitere 0,5 Prozentpunkte, schätzt J.P. Morgan. Die Deutsche Bank hat erst vor einer Woche im Fahrwasser rigiderer Anforderungen in den USA an spekulative Positionen im Geschäft mit Ölderivaten ein Ölzertifikat aufgelöst, eine sogenannte Exchange Traded Note.
Hier stellt sich den Analysten zufolge die Frage, wie die Banken auf diese Belastungen reagieren. „Eine Steigerung der Margen ist unwahrscheinlich in diesem stark umkämpften Geschäft.“ Wahrscheinlicher sei der Versuch, die Kosten weiter zu drücken. Um nach den vielfältigen regulatorischen Eingriffen im Jahr 2011 eine Eigenkapitalrendite von 15% zu erreichen, müsste die Investment-Banken die Kosten pro Beschäftigten um 15% auf dann 543.000 USD senken.
Die Deutsche Bank müsste laut J.P. Morgan die Kosten pro Mitarbeiter von 2009 bis 2011 sogar um 21% auf 434.000 USD verringern. Das Szenario sieht jedoch anders aus: Derzeit rechnet J.P. Morgan damit, dass die Kosten pro Mitarbeiter bei der Deutschen Bank um 3% auf 568.000 USD steigen werden.