Vor zehn Jahren rettete Peking die Institute des Landes vor einer Flut notleidender Darlehen. Gelöst ist das Problem allerdings noch lange nicht: Die Regierung muss wieder eingreifen – angesichts der erneuten Kreditschwemme in diesem Jahr ein böses Omen. China verschiebt eine endgültige Lösung seiner letzten Bankenkrise: Die Regierung verlängerte die Laufzeit von Anleihen, die im Zuge einer Rettungsaktion für die Branche vor einem Jahrzehnt ausgegeben worden waren, und die nun in den Büchern der China Construction Bank stehen. Zehnjährige Bonds über 247 Mrd. Yuan (25 Mrd. Euro), die ursprünglich am Montag fällig geworden wären, würden nun auf Anordnung des Finanzministeriums weitere zehn Jahre laufen teilte das mittlerweile nach Börsenkapitalisierung zweitgrößte Institut der Welt am Dienstag mit.
Damit wird deutlich, auf welch wackeligen Füßen der Erfolg von Chinas Banken steht – und welche Gefahren in der Liquiditätsflut der ersten Hälfte dieses Jahres stecken. Auf Geheiß der gegen die Krise ankämpfende Staatsführung in Peking weiteten die Geldhäuser des Landes ihre Kreditvergabe in den ersten sechs Monaten des Jahres drastisch aus: auf 7370 Mrd. Yuan, drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die Geldschwemme hat Sorgen um neue Spekulationsblasen ausgelöst – und um einen enormen Anstieg fauler Kredite.
Die Staatsführung hat die Kreditvergabe daher zwar mittlerweile deutlich eingedämmt. Die Parallelen zur letzten Bankenkrise sind aber gegeben: Es wird angenommen, dass die Ursachen auch damals in einer politisch gewollten Kreditvergabe an unprofitable Staatsunternehmen in der Mitte der 90er-Jahre liegen. Ende des Jahrzehnts griff die Staatsführung dann ein – Schätzungen zufolge wurden damals mindestens ein Drittel der Darlehen nicht zurückgezahlt.
Vier staatliche Bad Banks wurden gegründet. In den Jahren 1999 und 2000 lagerten die Institute des Landes Kredite von insgesamt 1400 Mrd. Yuan zum Nominalwert aus und bekamen im Gegenzug zehnjährige Anleihen, auf die Zinsen von 2,25 Prozent pro Jahr fällig werden. Dazu zählen auch die Papiere, die Chinas Construction Bank nun hält, und deren Laufzeit nun verlängert wurde. Mit dem Schritt vermeidet die Regierung faktisch eine weitere Rettung des Instituts. Ironischerweise hatten verschiedene Staatsvertreter in den vergangenen Monaten die Pläne der USA zur Bankenrettung kritisiert – und dabei die klassische Bad Bank als beste Variante gepriesen.
Dass die grundlegenden Probleme in China nicht gelöst sind, zeigt auch das offene Eingeständnis der vier Bad Banks, dass sie zwar in den meisten Fällen die Zinszahlungen auf die Bonds leisten können – aber nie in der Lage sein werden, den Nominalwert zurückzuzahlen. Die Ratingagentur Fitch stuft die Papiere als staatliche Verbindlichkeiten ein – und argumentiert, dass die Staatsverschuldung daher nicht bei den offiziell genannten 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegt, sondern bei fast 22 Prozent.