Das Treiben der Bergbaugiganten erinnert an die Boomjahre vor 2008, als in der Branche schon einmal das große Fressen herrschte. Damals allerdings waren die Bergbaukonzerne dank stetig steigender Preise reine Gelddruckmaschinen. Und die hohen Aktienkurse luden zu aggressiven Übernahmen ein. Die Strategie des Wachstums durch Zukauf beherrschten vor allem die Schweizer Xastra perfekt: Über 27 Milliarden Dollar gab Xstrata-Chef Mick Davis aus, um sich Kupfervorkommen in Chile, Kohleminen in Kanada, Nickelabbaurechte in Kanada oder Platinvorkommen in Südafrika zu sichern.
Erst im Oktober 2008 scheiterte die feindliche Übernahme des südafrikanischen Platinproduzenten Lonmin. Der Absturz der Weltmarktpreise für Industriemetalle machte Davis wie vielen seiner Kollegen damals einen Strich durch die hoch*fliegenden Pläne. Denn es brachen nicht nur die Einnahmen weg, gleichzeitig lag die lebenswichtige Finanzierung der Konzerne durch die Banken am Boden. Bitter vor allem für Konzerne wie Rio Tinto, die aufgrund teurer Übernahmen in der Boomzeit auf einem hohen Schuldenberg sitzen.
Die Lage hat sich gebessert in den vergangenen Monaten: Die Preise für Kupfer, Nickel und Aluminium sind angezogen, die Finanzierungsmöglichkeiten sind wieder zahlreicher geworden. Die Prioritäten haben sich beim Übernahmepoker dennoch verschoben. Es geht neben Wachstum, Diversifikation des Rohstoffportfolios und Sicherung lukrativer Vorkommen nun in erster Linie um Milliardeneinsparungen, die die Unternehmen allein nicht erreichen können. „Die Konsolidierung im Minensektor wird die beste Möglichkeit für die Firmen sein, um in der gegenwärtigen Marktsituation konkurrenzfähig zu bleiben“, erklärt Chris Halliday, Chef der Rohstoffabteilung bei der auf Übernahmen und Finanzierungsfragen spezialisierten Kanzlei Eversheds. „Bei fallenden Rohstoffpreisen und begrenzten externen Finanzierungsmöglichkeiten ist dies der Schlüssel zum Erfolg.“
So sucht Xstrata durch die angestrebte Fusion mit Anglo American vor allem „signifikante Kosteneinsparungen“, die von Analysten auf knapp 700 Millionen Euro jährlich geschätzt werden. Schließlich wäre der neue Konzern dank gebündelter Kräfte bei der Kohle-, Kupfer- und Zinkproduktion global führend. Anglo-American-Chefin Cynthia Carroll wird dagegen selbst im eigenen Haus nicht zugetraut, die Ausgaben im Alleingang in gleichem Maß zu reduzieren.
Mit hohen Synergien begründete BHP-Billiton-Chef Marius Kloppers vor wenigen Wochen auch die neue Zusammenarbeit mit dem Erzrivalen Rio Tinto. Beide Konzerne bündeln ihre Kräfte im Bereich der Eisenerzminen in Westaustralien. Dies soll Einsparungen in Höhe von zehn Milliarden Dollar bringen. Pikant: Bis Oktober lagen beide Konzerne noch im Clinch, da Kloppers Rio Tinto aufkaufen wollte und erst am Höhepunkt der Finanzkrise sein Angebot zurückzog. Nicht nur die börsennotierten Bergbaugiganten sind auf Einkaufstour. Auch China ist mit dem Scheckheft unterwegs und dabei besonders aktiv. Das Wirtschaftswachstum des Milliardenreichs benötigt Eisenerz, Kohle, Nickel, Öl und Aluminium in Mengen, die das Land nicht selbst zur Verfügung hat. „Die sichere und günstige Versorgung mit Energieträgern und Rohstoffen spielt eine Schlüsselrolle für Peking“
Ob Branchenprimus BHP Billiton, Konkurrent Rio Tinto, der brasilianische Eisenerzgigant Vale oder Chinas staatlicher Aluminiumschmelzer Chinalco – beteiligt ist am Milliardenpoker, was Rang und Namen hat. Wer Jäger und Gejagter ist, ändert sich allerdings beinahe täglich. So soll sich Experten zufolge Vale nicht nur für Anglo American, sondern auch für Xstrata interessieren, nachdem die Brasilianer 2008 dort nicht zum Zuge kamen. Zudem soll Chinalco ein Auge auf Anglo American geworfen haben….Denkt mal darüber nach 😉