EADS (WKN 938 914, ISIN NL0000235190, Marktkapitalisierung: ca. 11,4 Mrd. Euro, ca. 15,00 Mrd. US$)
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SEHR SEHR LANGWIERIGE ZYKLEN
Wenn Sie in die nach Amerika oder Asien fliegen, werden Sie vermutlich in einer Boeing 747 (Jumbo) oder einem Airbus 340 sitzen. Das sind die beiden Flieger, mit denen seit Jahrzehnten die weltweiten Langstreckenflüge bestritten werden. Der Airbus stammt aus dem Hause EADS, ein europäisches Unternehmen mit Produktionsstandorten in Frankreich, Spanien, Holland und Deutschland. Die 118.000 Mitarbeiter von EADS sind nur die Spitze des Eisbergs, der Flugzeugbau beschäftigt eine große Schar an Zulieferern, die von der Auftragslage des Konzerns direkt abhängig sind.
Boeing und Airbus sind immer wieder volles Risiko bei Entwicklungen von neuen Flugzeuggenerationen eingegangen. Jedes mal war der Wettbewerb so groß, dass bei einem Scheitern der Neuentwicklung die Existenz des Konzerns in Frage stand (und bei Airbus auch schon mal zu politischen Schritten führte). Dem Gewinner hingegen winken lukrative, langfristige Aufträge und damit gut kalkulierbare Gewinne.
Nach turbulenten Jahren, die für Airbus in der politischen Lösung eines Europa-Konzerns endeten, wurde erst einmal die bestehende Flugzeugflotte modernisiert und der Gewinn abgeschöpft. Revolutionäre Neuentwicklungen gab es lange nicht. Bis irgendwann einmal der Wunsch nach einem Riesenflieger aufkam (Ziel: 1.000 Passagiere, derzeit ist bei 400 Schluss). Und so begann erneut ein Entwicklungswettlauf zwischen Boeing und Airbus, den diesmal Airbus gewann – Boeing stellte die Entwicklung vor einigen Jahren ein. Der A380 fliegt mit einiger Verspätung seit drei Jahren durch die Welt.
Hier ein kleiner Überblick über die wichtigsten Flieger von Airbus:
A380 FLIEGT OHNE KONKURRENZ
Der A380 sorgte immer wieder für Probleme bei Airbus: die Verkabelung war so komplex, dass die Ingenieure immer wieder überfordert waren und neue Anläufe unternehmen mussten. Nur soviel dazu: Der A380 hat eine Turbine im Heck, die ausschließlich für den Strom an Bord der Maschine verantwortlich ist. Mit dieser Turbine können andere Passagierflugzeuge locker fliegen.
Wer den A380 einmal gesehen hat, der schüttelt verwundert den Kopf: Wie kann ein umgelegte Hochhaus fliegen? Auf einem Airbus-Familyday hatte ich letztes Jahr die Gelegenheit, einen Schauflug anzusehen und ich muss sagen, ich bin noch immer beeindruckt.
Aufgrund der Verzögerungen muss Airbus heftige Vertragsstrafen zahlen, da die zugesagten, terminlich fixierten Lieferungen nicht eingehalten werden konnten. Bislang ist der A380 ein Verlustgeschäft für Airbus und somit für EADS.
Die Kritik an diesem Flieger geht dahin, dass für so große Menschenmengen kaum ein Bedarf besteht. Bislang wurden nur Versionen für maximal 555 Passagiere ausgeliefert, so dass der Preisvorteil gegenüber anderen Fliegern, gerechnet je Passagier, bislang noch nicht erzielt wird. Kein Wunder also, dass Aktionäre hinsichtlich des A380 noch eher den Kopf schütteln als begeistert zu nicken.
A400M MILITÄRTRANSPORTER FÜR EUROPA
Na, dieser Flieger, der einmal die Transall ablösen soll, beschäftigt die Politik in Europa bereits seit langem. Airbus hatte ein Pauschalangebot abgegeben, mit dem allen Anforderungen genüge getan werden sollte. Nachträglich bestanden die Franzosen jedoch auf Propellerantrieb, um auch in ihren ehemaligen Kolonien in der Wüste landen und starten zu können, während die Deutschen auf eine ausreichende Transportkapazität für die neuen Panser pochten. Vermeintlich kleine Änderungen in den Anforderungen führten zu Mehrkosten in Milliardenhöhe, die Airbus nicht tragen wollte und mit der Einstellung des Auftrags drohte.
Nun, die Politik hat einen Weg gefunden: Die Mehrkosten werden durch den Steuerzahler getragen. Nachdem der A400M in diesem Jahr seinen Jungfernflug erfolgreich absolvierte wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die ersten Maschinen ausgeliefert werden.
A350 SPARSAME LANGSTRECKENFLÃœGE
Als absehbar wurde, dass die Entwicklung des A380 für 1.000 Passagiere nicht das Hauptproblem wird lösen können, nämlich die hohen Flugkosten je Passagier bei gleichzeitig flexiblem Einsatz des Fliegers, schwenkte Boeing um auf ein Flugzeug, das extrem wenig verbrauchen soll. Das Projekt Dreamliner startete. Airbus stand dem nicht lange nach und entwickelt seither den A350.
Durch den Einsatz von Leichtmaterialien wie Carbonfasern und durch eine Überarbeitung der Aerodynamik wird der Spritverbrauch gesenkt. Statt den Flieger nun kleiner zu bauen soll die Reichweite vergrößert werden. Während Langstreckenflugzeuge heute nur bis zu 15.000 Km Reichweite haben soll mit der neuen Generation der Spritsparer ein Nonstop-Flug von Frankfurt nach Sydney möglich werden (22.000 Km).
Ein Jungfernflug für den A350 steht noch aus, der Dreamliner ist ende letzten Jahres erstmals abgehoben. Auch hier wird es noch einige Jahre dauern, bis wir diese Flieger auf den Flughäfen bestaunen können.
A330 TANKFLUGZEUG FÃœR DIE US AIRFORCE
Korruption und Schmiergeldaffairen, politische Einflussnahme und unerlaubte Subventionen sind ständige Themen bei Airbus und Boeing. So hatte Airbus 2008 einen Auftrag der US-Airforce gewonnen. 179 Tankflugzeuge auf Basis des A330 hätte Airbus gemeinsam mit Northrop Grumman bauen dürfen, doch aufgrund von „Fehlern im Vergabeverfahren“ wurde der Auftrag nicht erteilt und die Ausschreibung wiederholt. Die Konditionen der erneuten Ausschreibung sind Kritikern zufolge wesentlich günstiger für Boeing, doch Airbus hat in diesen Tagen dennoch zugesagt, ein neues Angebot abzugeben und rechnet sich gute Chancen aus zumindest einen Teil des Auftrags aus.
ANFANG EINES LANGEN WACHSTUMSZYKLUS
Neben den hier aufgezählten Großprojekten baut EADS noch eine ganze Reihe anderer Flugzeuge, Raketen, Helikopter und Kampfjets. Doch anhand der Großprojekte können Sie sich vielleicht ein eigenes Bild über den Status der Flugzeugbauer machen: Es gibt viel zu bauen. Jahrzehntealte Militärtransporter warten auf ihre Ablösung. Jahrzehntealte Langstreckenflieger warten auf ihre Ablösung. Jahrzehntealte Tankflugzeuge warten auf ihre Ablösung. Es steht meiner Einschätzung nach eine flut von Ersatzinvestitionen an.
Gleichzeitig steigt der Wohlstand in China, Brasilien und Indien. Dort gibt es eigene Flugzeugbauer, doch mit den Hightech-Maschinen von Boeing und EADS können diese noch lange nicht mithalten. Deren Flieger wickeln derzeit überwiegend den nationalen und interkontinentalen Flugverkehr ab, während insbesondere Langstreckenflugzeuge aus China und Brasilien noch keine nennenswerten Marktanteile haben.
BEWERTUNGSNIVEAU VON EADS IN ORDNUNG
EADS hat hart verhandelt und kann nun endlich einmal wieder auf Gewinne im Jahr 2010 hoffen. Und die fallen sogar recht üppig aus, wenn man den Analystenmeinungen glaubt. Das EBIT 2010e soll 1,2 Mrd. EUR betragen, bei einem Umsatz von 42 Mrd. EUR ist das eine geringe Marge aber immerhin ein stolzer Betrag. Denn vor dem Hintergrund des niedrigen Bewertungsniveaus von nur 11 Mrd. EUR reicht das für ein KGV von 19.
Die Probleme bei der Entwicklung neuer Modelle enden noch lange nicht mit der Markteinführung. Wie wir am A380 sehen können werden auch dann noch viele Investitionen notwendig, um den Flieger zur zuverlässigen Serienreife zu bringen, wenn die ersten Flugzeuge an die Kunden ausgeliefert werden. So wird es sich vermutlich auch mit dem A400M verhalten, und sicherlich auch mit dem A350. Dort werden jeweils völlig neue Modelle entwickelt, deren Probleme im Alltagsbetrieb auch bei bester Planung nicht vollständig überblickt werden können.
Es gibt also ausreichend Gründe um die Aktien zu meiden. Die Analysten sind gespalten über EADS: Nur 6 Kauf-Empfehlungen stehen 11 Verkauf-Empfehlungen gegenüber, 10 Analysten verhalten sich neutral. Seit 1999 hat der Aktienkurs eine Seitwärtsbewegung vollzogen und die Dividende war zu niedrig, um Aktionäre zu erfreuen. Wer eine Situationsbetrachtung der Flugzeugbranche macht wird sicherlich nicht in EADS investieren wollen.
Doch wenn Sie sich die Entwicklungen vor Augen halten, die in den vergangenen Jahren für die negativen Schlagzeilen sorgten, dann können Sie meiner Einschätzung nach davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren die Früchte für diese Entwicklungen geerntet werden. Mit jedem Skandal, der nicht mehr kommt, wird die Gewinnmarge bei Airbus und somit auch die Aktie steigen.
Die Probleme, die in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder ganze Projekte in Frage stellten, sind sukzessive gelöst worden. Die Entwicklung ist nun zu weit fortgeschritten, um existenzgefährdende Probleme zuzulassen. Es wird auch für die künftig noch aufkommenden, auf den ersten Blick unlösbaren Probleme Lösungen geben.
Im Jahr 2006 stand die Aktie von EADS bereits bei 35 Euro. Anfang 2009 rutschte der Kurs unter 10 Euro. Nach den Problemen der vergangenen Monate ging die Börsenrally an EADS teilweise vorbei, der Kurs steht heute noch bei nur 14 Euro. Ich erwarte, dass die Gewinnmarge in den kommenden Jahren kräftig ansteigen wird, was wiederum der Aktie zu einem wesentlich höheren Kursniveau verhelfen wird.
Zeitlich gesehen halte ich mich jedoch mit einer Aussage zurück, denn Skandale und technische Probleme sind unvorhersehbar und können den Aktienkurs jederzeit aus der Bahn werfen.
Schauen wir nun noch kurz, was die Charttechnik zu diesem Wert zu sagen hat:
CHARTTECHNIK
Die Chartanalyse wird in Zusammenarbeit mit Christian Kämmerer, Technischer Analyst (www.TA4YOU.com), erstellt:
EADS – muss sich genau jetzt fangen, ansonsten…
Einleitung:
Beginnen möchte ich auch heute wieder mit einer so genannten „Big Picture Analyse“. Im Fall der heutigen EADS nutze ich dafür den 10-Jahres-Chart auf Candlestick-Monatsbasis (eine Kerze stellt hierbei einen kompletten Handelsmonat dar) in Euro um mögliche Unterstützungs- und Widerstandszonen definieren zu können. Diesem 10-Jahres-Chart folgend, ergänze ich die Analyse um einem 1-Jahres-Chart auf Candlestick-Tagesbasis um Ableitungen zur zukünftigen Entwicklung anhand möglicher Szenarien zu skizzieren. Hintergrund der Szenarien ist die Tatsache, dass die Technische Analyse nicht statisch ist und es sich zudem um eine Momentaufnahme der Aktie handelt. Im Grunde müsste jedes Verhalten der Aktie fortlaufend kommentiert und analysiert werden. Um dies zu vermeiden gebe ich dem Chart selbst die Chance sich zu entwickeln und folglich entsprechende Szenarien abzuarbeiten.
EADS, Chart, 10 Jahre
(Quelle: Der dargestellte Chart wurde mit TradeSignal -Webedition- erstellt.)
Zum 10-Jahres-Chart:
Mit Blick auf den dargestellten 10-Jahres-Chart wird deutlich, dass der Chartverlauf der EADS Aktie relativ zu den bereits hier analysierten Internet- wie auch Rohstofftiteln gesehen doch unter nicht ganz so hektischen Schwankungen verlief. Im Frühjahr 2003 markierte die EADS Aktie mit Kursen unterhalb von 6,50 Euro ihr derzeitiges Allzeittiefniveau um anschließend, exakt drei Jahre später – nämlich im März 2006, ihr bisweilen gültiges Allzeithoch bei exakt 35,44 Euro zu markieren. Aktuell befindet sich die Aktie interessanterweise im Bereich des 50%-Fibonacci-Retracement der dargestellten Höchst- bzw. Tiefstkursspanne. Wenngleich die Monatskerzen von März und April keinen bullischen Eindruck erwecken, ergibt sich aufgrund der einjährigen Aufwärtstrendlinie dennoch eine mögliche Investmentchance – mehr dazu im nachfolgenden Fazit.
EADS, Chart, 1 Jahr
(Quelle: Der dargestellte Chart wurde mit TradeSignal -Webedition- erstellt.)
Zum 1-Jahres-Chart:
Chance-Risiko-Verhältnis: 75/25 – Aufgrund der aktuell erreichten Kreuzunterstützung mitsamt dort verlaufenden 200-Tage-Durchschnitt bei derzeit 13,94 Euro bietet sich aus Sicht eines interessierten Anlegers durchaus die Möglichkeit erste Positionen aufzubauen. Denn bei dauerhaften Kursen oberhalb von 13,55 Euro sollte sich die EADS Aktie bis spätestens zum Juni in die Kursregion von rund 15 Euro vorgearbeitet haben. Gelingt hierbei noch der Ausbruch (per Wochenschlusskurs) über das Niveau von 15,05 Euro werden umgehend die Kursziele von 16,50 und dem folgend gar rund 19 Euro aktiviert. Hingegen Tageschlusskurse unterhalb von den bereits erwähnten Kursniveaus von 13,55 Euro zur Vorsicht mahnen (erstes Stopp-Loss-Level-Niveau), rasche Abverkäufe bis ca. 12,30 Euro würden dadurch initiiert. Gelingt zudem auf diesem Niveau keine Stabilisierung muss man spätestens bei 11,40 Euro (zwingendes Stopp-Loss-Level) die Reißleine ziehen, da weitere Kursabschläge bis unterhalb der 10-Euro-Marke-drohen.
Soweit die Charttechnik von Christian Kämmerer, Technischer Analyst (www.TA4YOU.com).
FAZIT
Wer eine langfristig aussichtsreiche Aktie sucht, die am Anfang eines mehrjährigen Nachfrageschubs steht, der kann in EADS investieren. Es sind dafür jedoch Durchhaltevermögen und stählerne Nerven notwendig, denn Skandale wird es immer wieder geben. Dabei ist auch jederzeit möglich, dass der Kurs nochmals deutlich einbricht, bevor die Früchte geerntet werden können.
Kurzfristig ist der Kurs in den vergangenen Tagen von 15 Euro auf deutlich unter 14 Euro gefallen. Ich würde das als ein gutes erstes Einstiegsniveau betrachten. Als Kursziel auf Sicht von 12-18 Monaten würde ich 20 Euro sehen.
Ãœber den Autor
Stephan Heibel ist Autor und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, der wöchentlich kostenfrei per E-Mail verschickt wird. Darin werden die Hintergründe zu Kursbewegungen an den Finanzmärkten aufgezeigt und erklärt. Interessante Tradingideen werden daraus abgeleitet.