Gestern war mal wieder ein äusserst interessanter Börsentag. Nicht nur die Rally bei BMW war beindruckend, sondern die Reaktion des Marktes auf ein Ereignis das längst eingepreist sein sollte. Janet Yellen hat wie erwartet das Tapering-Program Ihres Vorgängers, mit einer Reduktion um weitere 10 Milliarden Dollar fortgeführt, womit die monatlichen Wertpapierkäufe der FED nun inzwischen auf 55 Milliarden Dollar geschrumpft sind. Das war so erwartet worden und dennoch gab es kräftige Kursbewegungen im Anschluss an Ihre Rede. Die US Indizes gaben nach und konnten diese Bewegung auch (ausnahmsweise) nicht bis zum Handelsende wieder ausbügeln, auch wenn hart daran „gearbeitet“ wurde! Gold erhielt einen kräftigen Dämpfer und fiel deutlich, was aus meiner persönlichen Sicht genauso viel Sinn macht wie ein immer noch unnatürlich starker Euro.
Apropos Euro… eigentlich weiß niemand so genau warum der Euro in der letzten Zeit eine so deutliche Stärke gegenüber dem Dollar zeigt. Viele Fachleute zermartern sich den Kopf darüber aber niemand scheint eine wirklich passende Antwort auf dieses Phänomen zu haben, und spätestens seit dem Ausbruch der Krim Krise fehlen den meisten Analysten jegliche Worte über die dennoch weiter steigende europäische Währung. Da ist der Erklärungsversuch von Wirtschafsweisen Peter Bofinger noch der plausibelste. Bofinger verglich Anleger schlicht mit einer Schafherde die in eine Richtung läuft bis die gesamte Herde dann irgendwann wieder die Richtung ändert. Nicht unbedingt die Weisheit schlechthin, aber es ist wohl so – im Ãœbrigen ein Phänomen dass man auch bei vielen Aktien beobachten kann. Fundamentale Bewertungen spielen eine eher untergeordnete Rolle…!
Letztlich hat sich der Euro nun endgültig als eine der drei oder vier wichtigsten Weltwährung etabliert, die aus meiner persönlichen Sicht momentan einfach so stark ist, weil fast alle anderen Währungen immer schwächer werden. Der Euro scheint also momentan noch die beste Option von allen möglichen zu sein, was sich seit gestern aber wieder etwas zu Gunsten des Dollar verlagert hat. Es ist langfristig betrachtet also eher die Wahl zwischen Pest und Cholera und man darf durchaus gespannt sein wann und ob die Schafherde die Richtung wieder wechseln wird. Nach der Notenbank Sitzung gestern gab es den ersten nennenswerten Rücksetzer beim Euro, der angesichts der charttechnischen Lage unbedingt intensiv beobachtet werden sollte.
Dieser Gedanke bringt mich letztlich wieder zurück zum Gold, der Weltwährung die im Gegensatz zu allen Papierwährungen dieser Welt langfristig immer einen gewissen Wert behält. Gold verlor gestern erneut deutlich, was ebenso irrational sein dürfte wie die Stärke des Euro. Anleger „befürchten“ ein Ende der bisherigen Zinspolitik, nachdem Janet Yellen angedeutet hat, dass man die Zinsen eventuell in der ersten Jahreshälfte 2015 anheben könnte, wenn der Arbeitsmarkt und die Inflationsraten mitspielen!
Für meinen Geschmack enthalten solche Sätze doch etwas viele Variable auf die man keinesfalls eine Anlagestrategie aufbauen sollte. Jedem aufmerksamen Beobachter dürfte auch klar sein, das Zinserhöhungen dann nur in sehr homöopathischen Dosen erfolgen können und somit auch die möglichen Auswirkungen auf  die Goldpreisentwicklung eher bescheiden ausfallen werden. Mal ganz abgesehen davon dass es keine dauerhaft belastbare Korrelation zwischen Zinsen und Gold gibt ebenso wie es keine solche Korrelation zwischen Gold und dem Aktienmarkt gibt. Historische Daten beweisen dies eindrucksvoll…!
Insgesamt war es eine äusserst ungesunde Mischung von Nachrichten die zu diesem deutlichen Rücksetzer beim Goldpreis geführt hat. Zusammen mit dem kürzlich erfolgten Statement der Analysten von Morgan Stanley, die einen erneut tieferen Goldpreis prognostizieren, kam es aber zu einer entsprechend heftigen Reaktion, die das gelbe Edelmetall nun in den Bereich um die 1.330,- Dollar geführt hat. Eine weitere Meldung die bereits vor der FED Sitzung im Tagesverlauf veröffentlicht wurde sorgten ebenfalls für Verunsicherung unter Goldanlegern. So wird aktuell befürchtet, dass das seit 15 Jahren bestehende Goldabkommen der (damals noch) 15 europäischen Zentralbanken eventuell nicht mehr verlängert werden könnte. In diesem Abkommen wurde damals beschlossen, dass innerhalb von fünf Jahren von allen europäischen Notenbanken zusammen nicht mehr als die maximale Menge von 400 Tonnen Gold verkauft werden darf. Die Verhandlungen über eine Verlängerung dieses Abkommens laufen aktuell.
Wie man dem Goldchart entnehmen kann ist aus rein charttechnischer Sicht nicht allzu viel passiert. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt und selbst ein Rücksetzer bis in den Bereich um die 1.300 er Marke wäre noch nicht allzu dramatisch. Kurzfristig gehe ich davon aus dass der Goldpreis nicht nachhaltig unter 1.320,- Dollar fallen sollte. Eine Gegenreaktion nach den starken Verkäufen gestern scheint überfällig zu sein.
Es kann also durchaus sinnvoll sein sich auch bei den Goldminen-Betreibern nun wieder etwas umzusehen, wenn man den ersten Anstieg verpasst hat. Der heutige Handelstag, ebenso wie der Hexensabbat morgen, werden nun Aufschluss darüber geben ob es sich hierbei um eine nachhaltige Trendwende handelt oder eben nur eine kurze Konsolidierung der starken Gewinne seit Dezember. Ich persönlich gehe weiterhin davon aus dass Gold  und Goldaktien die besten Tage in diesem Jahr noch vor sich haben. Wer es also schafft, trotz des medialen Drucks einfach seiner Strategie zu folgen sollte am Ende dafür belohnt werden..!
Abend,
ist schon ein wenig seltsam, aber wundern tut mich diesbezüglich nichts mehr.
@Lars: Habe jetzt am We mit dem Buch zur Charttechnik begonnen. Liest sich wirklich sehr gut und wird denke ich viel bringen. THX
Hallo Lars,
seit 2 Tagen beobachte ich ein Auseinanderlaufen von Goldpreis und Minenbetreibern (Z.B. GDX, GDXJ). Goldpreis fällt, Minenbetreiber steigen. Hast Du dafür eine Erklärung?
Hallo Sascha,
das beobachte ich natürlich auch gerade sehr intensiv…. Der Goldpreis hat heute sein 50ger Fibo Retracement erreicht und gedreht (bis jetzt zumindest) Die Minenaktien sind sogar deutlich darüber hinweg gelaufen und haben zu einer technisch bedingten Korrektur angesetzt. Barrick notiert aktuell auch gerade an dieser Marke und testet von unten. Bei den Junior-Minern sieht es noch übler aus. Wie stark diese Gegenbewegung wird, bleibt also noch abzuwarten. Die 1.300er Marke beim Gold dürfte hier kriegsentscheidend sein. Solange die nicht wieder überschritten wird bleibt die Lage kritisch.
Ich kann mich mal wieder des Eindrucks nicht erwehren, dass die ganze Aktion doch sehr „gemacht“ ist…
Gruß,Lars
Pingback: Lesenswerte Artikel über Finanzen, Anlagen und Devisen | Pipsologie
Pingback: Kleine Presseschau vom 20. März 2014 | Die Börsenblogger
Ich bin auch der Ãœberzeugung, dass der starke Euro Kurs seine Ursachen lediglich beim Mangel an Alternativen hat. Wenn man die anderen Währungen am Finanzmarkt betrachtet, dann bieten diese eben noch weniger eine Option. Warten wir ab was die Zukunft bringt und wie im Artikel schon steht, „die Herde ihre Richtung ändert“ 🙂