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Ist Gold in 2012 ein gutes Investment? – Ein paar harte Fakten…

Der Goldpreis pendelt seit Wochen in einer engen Trading-Range  und kann sich offensichtlich nicht so recht entscheiden in welche er diese nun verlassen will. Auch die Goldminenaktien bleiben weiterhin sehr schwach, bzw. geraten zusehends unter Druck. Die Rede von Ben Bernanke gestern hat der Preis des Edelmetalls erneut kurzzeitig unter Druck gebracht. Zwar hält sich die FED weiterhin auf Abruf bereit um gegebenenfalls in die Märkte einzugreifen, konkrete Maßnahmen seien aber momentan nicht geplant hieß es in dem Protokoll der halbjährlichen Sitzung. Das Ausbleiben eines weiteren QE3 Programms bleibt somit der größte „Belastungsfaktor“ für den Goldpreis. Fachleute sind sich inzwischen aber einig dass es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte wann Bernanke erneut seinen großen Geldbeutel öffnet. Bis dahin sollte man sich aber als Anleger mit den harten Fakten beschäftigen und keine vorschnellen Anlageentscheidungen treffen…Ein Gastkommentar von Sandro Valecchi

Zeit für eine Zwischenbilanz:  Goldpreis 2012: Spekulation oder Asset-Wert?

Nach dem ersten Halbjahr 2012  kann eine erste Zwischenbilanz gezogen werden, was das Goldpreisfixing und die weitere Wertentwicklung angeht. Im Handelsverlauf vom 11.07.2012 konnte für die Unze ein Tageshoch von 1.583,30 USD festgestellt werden, damit deutlich über dem 52 Wochentiefpreis von 1.479,50 USD einerseits, anderseits aber auch sehr weit entfernt vom 52 Wochen-Hoch in Höhe von 1.920,25 USD.
Die Analysen in Europa und den USA reagieren uneinheitlich. Die Verbreitung von alternativen Investmentprodukten wie Gold-ETF, die starke weltweite Nachfrage nach Goldbarren und die negativen Auswirkungen der steigenden Kosten sollen mit ursächlich für die Abwärtsbewegung im Edelmetallsektor sein. Einige Analysten setzten auf saisonale Trends, die oft zu einer Rallye bei Gold und Goldaktien von Mitte des Sommers bis in den Herbst führten, aber auch dies ist eher eine auf vergangenen Werten beruhende Spekulation – mehr nicht!

Laut einer Prognose anhand von Daten der Bank of America – Merrill Lynch (BofAML) ist der Goldpreis in den letzten 11 Jahren im Spätsommer im Schnitt um 14,5% gestiegen, während der S&P/TSX Gold Index sich mit einem durchschnittlichen Plus von 24,5% sogar noch besser entwickelte. Zur Begründung wiesen die Banker darauf hin, dass der wichtigste Faktor bei diesen alljährlichen Rallyes das Wiedererstarken der Schmucknachfrage in Indien und Asien sei, die aufgrund der Hochzeits- und Feiertagssaison entsteht.

Dagegen spricht in diesem Jahr allerdings dass in Indien ein Streit der schmuckverarbeitenden Industrie mit dem Staat wegen zu hoher Abgaben auf Golderwerb herrscht. In China setzt sich inzwischen ein anderer Anlagetrend durch. Chinesische Investoren fokussieren sich momentan eher auf Investments in US-Dollar. Der Goldkauf ist bei chinesischen Anlegern nicht mehr erste Wahl – Tendenz eher abwartend. Bei dieser Einschätzung ist jedoch auch zu beachten, dass das zweite Quartal in China traditionell eher schwach ausfällt. Die Ermittlung zugunsten eines langfristigen Trends, die chinesische Investoren wieder dazu bewegen sollte, ihr Geld in Gold anzulegen, ist somit rein spekulativ.

Noch im Mai 2012 hatte World Gold Council prognostiziert, dass China im laufenden Jahr beim Verbrauch die Schwelle von 1.000 Tonnen Gold überschreiten werde. Im Vorjahr 2011 lag der Verbrauch noch bei rund 770 Tonnen. Inzwischen hat sich der Optimismus gelegt. Die magische, erhoffte Schwelle von 1.000 Tonnen ist in weite Ferne gerückt, der Verbrauch von Gold in diesem Geschäftsjahr wird auf bestenfalls 870 Tonnen für das Reich der Mitte eingeschätzt. Tatsächlich halten sich die Wachstumsraten sowohl in der chinesischen Schmuckindustrie als auch bei Investoren von Goldbarren und Münzen in Grenzen. Erwartet wird, dass die Schmuckbranche 2012 in China etwa 550 Tonnen Gold nachfragen wird, immerhin ein Plus von 7,7 %. 2011 lag das Wachstum noch bei 13 %. Noch deutlicher fällt die Verlangsamung des Wachstums bei den Barren und Münzen ins aus. Hier betrug das Plus im Vorjahr 38 %. Für 2012 wird nun mit einem Anstieg um 24 % gerechnet (320 Tonnen).

Im Zentrum der Spekulation um die weitere Goldpreisentwicklung steht die Prognose von BofAML. Gold sei noch immer ein gutes Investment und BofAML halte deshalb an der (eigenen) Preisprognose auf Sicht von 12 Monaten von 2.000 USD pro Unze fest. Bislang lag der Durchschnittsgoldpreis 2012 bei 1.650 USD, wobei die Preisschwankung von 1,540 bis 1,784 USD je Unze reichte. Die Prognose für den durchschnittlichen Goldpreis im Jahr 2012 senkte die BofAML allerdings um 2% auf 1.710 USD pro Unze, während man den durchschnittlich für 2014 erwarteten Goldpreis um 5% auf 1.650 USD je Unze herauf setzte.

Die Realitäten sehen allerdings ganz anders aus, warnen viele Analysen in Europa und sehen einen Seitwärtstrend beim Gold. Hierfür gibt es mehrere gewichtige Gründe wie Kostendruck, Konkurrenz und Wettbewerb, das Marktniveau und der Verkaufsdruck der Banken:

Risikofaktor Kostendruck
Die industrielle Förderung von Gold ist teuer und muss refinanziert werden. Viele Minenbetreibergesellschaften und Bergbaufirmen haben in der letzten Zeit unter steigenden Kosten (Cash-Kosten) zu leiden, um ihre Minen zu errichten und die Förderung wirtschaftlich zu betreiben. Auch das hat dazu geführt, dass die Aktien dieses Sektors zuletzt stark unter Druck standen. Viele Investmentgesellschaften und Banken sind im Wege der Vorfinanzierung eingestiegen, der Kostendruck und die Renditeerwartungen sind demnach hoch. Goldcorp, der zweitgrößte Goldproduzent in Kanada, hat seine Produktionsprognose für das laufende Jahr senken müssen. Operative Probleme gibt es in den Minen Red Lake (Ontario) und Penasquito (Mexiko). Der Konzern geht nun nur noch von einem Goldausstoß von 2,35 bis 2,45 Mio. Unzen in diesem Jahr aus. Bislang hatte man bei Goldcorp mit einer Produktion von rund 2.6 Mio. Unzen des gelben Metalls gerechnet. Im zweiten Quartal ging der Ausstoß bereits leicht von 597.100 Unzen Gold im gleichen Zeitraum 2011 auf nun noch 578.600 Unzen zurück.

Risikofaktor Konkurrenz und Wettbewerb
Beide Faktoren drücken den Preis für Gold, denn nur Bergbaufirmen, die über eine relativ fixe Kostenstruktur und entsprechend Liquidität verfügen, müssen nicht unter Wert verkaufen, um in diesem Geschäft zu überleben. Einige Unternehmen bieten einen direkten Hebel auf den Goldpreis an;  Investoren und Anleger könnten den operativen und Investitionsrisiken eines Minenbetreibers ausgesetzt sein. Viele Anleger bevorzugen andere Assets, es gibt derzeit wieder einen starken Trend zu Immobilien und hochwertigen Kunstobjekten, Gold ist schon längst nicht mehr erste Wahl. Andere Geschäftsfelder, beispielsweise der neue Erdgas-Boom durch Fracking (Schiefergasförderung), sind für viele institutionelle Anleger und Großinvestoren im Moment wesentlich interessanter.

Risikofaktor Marktniveau und wichtige Marktindikatoren (Marktbewegungen) 
Diese sollten unbedingt beachtet werden. Dazu gehören auch die offiziellen Bestände der großen Edelmetall-ETFs (Exchange Traded Funds). Die Bestands-Veränderungen zu den Vorwochen legen beispielsweise den Schluss nahe, dass der Kursrückgang bei Gold und Silber in den letzten Tagen nicht von einer sinkenden physischen Goldnachfrage begleitet wurde, andern Entscheidungen Trusts und Vermögensverwaltungen war. Indikatoren können die Mittelzuflüsse in die Edelmetall-ETFs innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sein.

Auch die Beobachtung des Markumfeldes ist wichtig. Viele Analysten warnen vor anhaltendem Gegenwind für weiteres Wachstum, da das Umfeld für zyklische Assets, darunter auch Industriemetalle, weiterhin schwierig bleibe. Das führt dazu, dass die BofAML davon ausgeht, dass die Buntmetallpreise im dritten Quartal fallen werden. Die Analysten gehen beispielsweise beim Kupferpreis von einem Rückgang auf 6.500 USD pro Tonne bzw. 2,94 USD pro Pfund aus.

Vorsicht ist geboten, wenn wichtige Indikatoren wie (mutmaßliche) Nachfrage und Marktsättigung gegeneinander ausgespielt werden.  Die anhaltende Krise der Eurozone könne angeblich dazu führen, dass die Nachfrage nach Gold bei Investoren und Zentralbanken weiter ansteigen würde. Von einer Marktsättigung ist hingegen fast nie der Rede. Viele Banken haben jedoch zwischenzeitlich ihre Goldbestände aufgestockt und eine Sättigung ist objektiv eingetreten. Zwar habe die Zentralbank Kasachstans jetzt ihre Absicht bekanntgegeben, in diesem Jahr 24,5 Tonnen Gold kaufen zu wollen, um den Anteil an den Währungsreserven von 15 auf 20% anzuheben. Dies hat allerdings keine Auswirkungen auf das Goldpreisfixing, weil die Regierung in Kasachstan bereits erklärt hat, nur Gold aus eigener, heimischer Förderung aufzukaufen. Interessenten für Gold sollten daher solche Nachrichten ganz genau überprüfen.

Auch das Marktniveau in China als den bedeutendsten Wettbewerber im Goldmarkt lässt sich nur schwer einschätzen. Im ersten Quartal hat sich der Verbrauch dort zwar von 232 Tonnen auf 255 Tonnen Gold erhöht. Wenn man die Schätzungen der Analysten zugrunde legt, wird sich dies jedoch nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen lassen.

Trotz der Finanzkrise ist die weltweite Nachfrage nach Gold im ersten Quartal 2012 gesunken. Die Goldverkäufe seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5 % auf 1.097,6 Tonnen zurückgegangen, teilte der Branchenverband World Gold Council (WGC) mit. Demnach gab es den Rückgang trotz Nachfrage in China und Indien. Generell überwog die rückläufige Nachfrage bei Zentralbanken, Schmuckherstellern und Industrie einen Anstieg bei Investitionen in Gold, das in Krisenzeiten als „Fluchtwährung“ dient. Der durchschnittliche Goldpreis zog laut WGC im ersten Quartal um 22 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an. Weltweit wurde in den ersten drei Monaten des Jahres Gold in einem geschätzten Wert von 59,7 Milliarden Dollar (46,8 Milliarden Euro) verkauft.

Risikofaktor Verkaufsdruck der Banken und das Verhalten der Fonds
Es geht um sogenannte Leerverkäufe. Leerverkauf (Blankoverkauf, engl. short sale) ist ein Begriff aus dem Bank- und Finanzwesen, der den Verkauf von Waren oder Finanzinstrumenten (insbesondere Devisen, Wertpapiere) beschreibt, über die der Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt NICHT verfügt. Um seine künftige Lieferverpflichtung erfüllen zu können, muss er sich bis zum Erfüllungszeitpunkt durch den Kauf der Waren oder Finanzinstrumente eindecken. Ein Trader sagte verärgert, die Federal Reserve (Fed) treibt ein böses Spiel mit ihren Leerverkäufen. Die Fed treibe damit den Goldpreis rauf oder runter, in dem sie das Knöpfchen im richtigen Moment drückt.

Eine Legaldefinition des Begriffs Leerverkauf gibt es nicht. Zivilrechtlich unterliegen Leerverkäufe dem Kaufvertragsrecht, das die Möglichkeit eines Leerverkaufs auch nach deutschem Recht zulässt. Selbst am Kassamarkt ausgeführte Leerverkäufe sind laut der Gesetzesbegründung zur Börsengesetznovelle 1989 grundsätzlich den Börsentermingeschäften zuzuordnen. Grund ist, dass einem Bankkunden bei einem Leerverkauf ein Marktpreisrisiko entsteht, das für ein Börsentermingeschäft typisch ist. Kein Börsentermingeschäft liegt vor, wenn der Leerverkäufer aus einem anderen Termingeschäft einen zukünftigen Lieferanspruch auf die leer verkaufte Wertpapiergattung hat und sich die Papiere bis dahin leiht, da dann das für ein Termingeschäft übliche Risiko nicht entsteht. Der Anleger muss sich beim Goldkauf darüber im Klaren sein, das sich das Preisfixing kurzfristig und erheblich ändern kann, ohne das der Anleger irgendetwas gegen – ihm unsichtbare – Leerverkäufe unternehmen kann.

Skeptischer sind aktuell auch die Hedge-Fonds – sie haben ihre Wetten auf einen höheren Goldpreis reduziert. Das Edelmetall hat den Großteil der diesjährigen Kursgewinne wieder abgegeben, nachdem sich abzeichnete, dass die Weltwirtschaft wohl das erneute Abrutschen in die Rezession vermeiden kann.Damit entsteht ein Verkaufs- und Vertriebsdruck bei den Banken. „Angesichts der Tatsache, dass die nordamerikanischen Edelmetallproduzenten am unteren Ende des Sechsjahreswerts des Verhältnisses von Kurs zu Netto-Asset-Wert gehandelt werden, erscheinen die Aktien des Sektors unterbewertet“, vermelden einige Banken, um das Goldgeschäft weiter anzuheizen. „Neue Käufer sollen auf den Goldmarkt kommen“, meint BofAML, mit dem Wunsch zu einer „multiplen Neubewertung des Sektors.“

Nach Meinung der Analysten in den USA sollte Gold auch beim derzeit hohen Preisniveau gekauft werden, nach Ansicht der Experten und Marktbeobachter in Europa sollten die Korrekturen beim Goldpreis genutzt werden, meint Robert Hartmann (Pro-Aurum). Das ist kein Wertungswiderspruch. Gold -Korrekturen gehören zum Bullenmarkt. In dem nun schon seit 11 Jahren andauernden Bullenmarkt hat es in jedem Jahr Korrekturen gegeben. Diese haben sich teils sogar im zweistelligen Bereich bewegt, bis auch schon 30 % in US-Dollar.

Fazit: Sollte man einen Einstieg in Gold nutzen wollen, dürfen weitere, eigene liquide Mittel nicht fehlen, um das Verlustrisiko eines übereilten Verkaufs zu vermeiden. Niemand kann mit Gewissheit sagen, wo das untere Limit beim Goldpreis liegen dürfte. Gold verleitet sehr leicht zur übertriebenen Euphorie, weshalb eine objektive Rekapitulation der Preisentwicklung des Goldes in den letzten 12 Monaten erforderlich und geboten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelbe Edelmetall weiterhin in seinem Seitwärtstrend gefangen bleibt, ist allerdings aus Sicht vieler unabhängiger Analysten in Europa sehr hoch.

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