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Häppy Börsday lieber DAX !!!

Lieber DAX,

heute wirst Du 25 Jahre alt, was für einen Börsenindex zwar schon ein respektables Alter ist, aber im Vergleich zu so manch anderem international beachtetem Index eher eine kurze Geschichte. Dennoch durftest Du  in deinen jungen Jahren bereits so einiges erleben. Diverse Krisen und Turbulenzen haben uns Anlegern die letzten zweieinhalb Jahrzehnte mit Dir eher kurzweilig erscheinen lassen. Und dafür möchte ich Dir heute danken, lieber Dax, und Dir ganz herzlich zu Deinem 25-stem Geburtstag gratulieren!

Du hast es uns nicht immer einfach gemacht. Deine Mitglieder haben häufig gewechselt und nicht immer waren auch alle in Dir vertretenen Aktien ein Segen für uns Anleger. Ich erinnere da nur einmal kurz an das Telekom-Desaster, dass sich auch heute noch negativ auf die Aktienkultur in Deutschland auswirkt, weil damals viele Anleger in gutem Glauben zu exorbitant hohen Preisen die sogenannte „Volksaktie“ gekauft haben. Und auch heute noch gibt es immer mal wieder Aktien bei denen man Deine aktuelle Zusammensetzung zumindest mal mit einem Fragezeichen versehen muss. Zumindest wenn man den Deutschen Leitindex mit solidem Investment in Einklang bringen will…aber Schwann drüber, heute wird gefeiert!

Du wurdest gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen, der Frankfurter Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung am 1. Juli 1988 eingeführt. Damals wurde Dein Anfangskurs mit 1.000 Punkten definiert und hat sich bis heute kräftig entwickelt, was nicht zuletzt den immer wieder eingepreisten Dividenden zu verdanken war. Denn du bist ja ein sogenannter Performance- Index. Der rein rechnerische Anstieg von 1.000 Punkte auf bis zu 8,500 Punkte entspricht also einer theoretischen jährlichen Rendite von mehr als 8,5 Prozent. Diese Statistik ist aber ,wie wir beide wissen, nicht allzu viel wert, da zwischendurch auch immer lange Phasen der Ernüchterung eingetreten sind, die Dich im Jahr 2003 bis auf 2.200 Punkte und im Jahr 2009 bis auf 3.600 Punkte zurückfallen ließen.

In Deinen ganz jungen Jahren wurden überwiegend Aktien gekauft und von Ihren Besitzern teilweise sehr lange gehalten. Damals dachte man noch vorrangig daran sich an einem Unternehmen mit überzeugenden Produkten langfristig zu beteiligen. Mit der Einführung des elektronischen Handelssystems Xetra (Exchange Elec­tronic Trading) am 28. November 1997 hat sich dieses Verhalten aber leider grundlegend verändert.  Der klassische Parketthandel verlor immer mehr an Bedeutung und die Computerprogramme vieler institutioneller Anleger begannen allmählich die Macht zu übernehmen. Alles wurde schneller und größer und die Großanleger wurden immer gieriger. Leider scheint sich diese Entwicklung bis heute immer weiter zu beschleunigen.

Wohin uns das letztlich geführt hat wissen wir ja und irgendwie ist es schon sehr schade um die guten alten Zeiten! Dennoch freue ich mich gemeinsam mit Dir über Deinen 25ten Geburtstag und wünsche Dir für die kommenden 25 Lebensjahre alles Gute. Denn Du hast uns auch sehr viele gute Dinge gebracht. Immer und immer wieder hast Du dich aufgerappelt wenn keiner mehr an Dich geglaubt hat. Du hast uns ein Lächeln auf die Lippen gezaubert wenn die Trostlosigkeit und Verzweiflung am größten schien. Mit Dir an unserer Seite haben wir letztlich jede Krise gemeistert, und dafür danke ich Dir heute ganz besonders. Denn, wie wir wissen, gibt es da auch ganz andere Vertreter Deiner Zunft die es nie wieder ganz nach oben geschafft haben, und wohl auch nicht mehr schaffen werden.

Ich bin mir ganz sicher Du wirst auch die kommenden Jahre einige Ãœberraschungen für uns parat halten, sodass es uns Anlegern nicht langweilig werden wird. Insbesondere die nächsten fünf Jahre bis zu Deinem 30sten Geburtstag dürften wohl die bewegtesten Deines Lebens werden, wie bei den meisten Menschen auch. Vielleicht kannst Du uns demnächst mit dem Ãœberschreiten der 10.000 Punkte überraschen, oder aber wir finden Dich gar irgendwann beim Ausgabekurs wieder. Man weiß es nicht und das ist ja eigentlich auch das Schöne – Du machst es immer spannend und es wird nie langweilig mit Dir. Mach weiter so!

Ich werde heute einen auf Dich trinken und wünsche Dir nur das beste für die Zukunft!

viele Grüße,

Dein Lars

E.ON und RWE – wenig Phantasie aber viel Euphorie

Wie erwartet schlecht könnte man auf den ersten Blick bei den heute veröffentlichten E.ON Zahlen sagen, ich würde sogar meinen dass die Zahlen grottenschlecht waren. Aber offensichtlich hat sich der Markt hier noch Schlimmeres erwartet, anders ist der heutige Kursanstieg für mich nicht zu erklären. Für das Geschäftsjahr 2011 musste E.ON unterm Strich einen Konzernfehlbetrag von knapp 1,9 Milliarden Euro ausweisen. Noch im Vorjahr hatte der Konzern einen Gewinn von 6,2 Milliarden Euro erzielt. Erstmals in der langen Firmengeschichte schriebt der Energiekonzern also tief rote Zahlen. Natürlich wurde dieser Einbruch durch die plötzliche Energiewende unserer Bundesregierung, und der damit verbundenen sofortigen Stilllegung einiger Atomkraftwerke initiiert, der Ergebnisrückgang im Gashandel um 630 Millionen Euro trifft den Konzern aber nicht unbedingt schuldlos.

Die Tatsache dass nun alle Fakten auf dem Tisch liegen kann ja bekanntlich manchmal schon wahre Wunder an der Börse bewirken…Wie auch immer, ich bin noch gespannt ob die heutige Erleichterungs-Rally wirklich nachhaltig sein wird, oder ob sich der Anstieg auf über 18,- Euro eher mit dem allgemeinen Börsenumfeld erklären lässt. Konzernchef Johannes Teyssen geht davon aus dass E.ON die Talsohle durchschritten hat. Hohe Ergebniszuwächse bei den erneuerbaren Energien, im russischen Kraftwerksgeschäft und in der Gasproduktion zeigten, dass der Konzern die richtigen Wachstumsfelder definiert habe, so Teyssen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Firmenchef wieder eine Verbesserung des Ergebnisses die sich in den Folgejahren fortsetzen soll. Ob E.ON das Versprechen eines besseren operativen Ergebnisses halten kann bleibt dabei abzuwarten, denn der Konzernüberschuss soll mit 2,3 bis 2,7 Milliarden Euro nur auf dem Niveau des Vorjahres liegen.

Auch wenn die Aktie heute aus charttechnischer Sicht ausgebrochen ist besteht meiner Meinung nach keine Eile sich nun in diesen Titel hinein zu stürzen. Für spekulative Naturen kann ein kurzfristige Trade sehr interessant sein, für Langfristanleger ist die Aktie in meinen Augen weiterhin ein heißes Eisen. Denn es ist keinesfalls in Stein gemeißelt dass die großen Energiekonzerne der Vergangenheit auch die führenden Anbieter in der Zukunft sein werden. Kleinere und flexiblere Unternehmen werden höchstwahrscheinlich mittelfristig Teilbereiche effizienter und flexibler abdecken können. Ich denke es ist wichtig sich gedanklich von dem „alten Modell“ zu verabschieden und die Urgesteine der deutschen Stromversorgung nicht über zu bewerten. Wie immer gibt es im Laufe der Geschichte eine Zeit vor und nach einem bedeutendem Ereignis. Und wer darauf setzt dass E.ON oder RWE ihre alten Höchststände wiedersehen, könnte bitter enttäuscht werden. Denken Sie bspw. an die „Volksaktie“ der Telekom…!

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