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Gastkommentar: Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit, Bank of Ireland im Spannungsfeld der Offenmarktpolitik der EZB

Wie erwartet halten sich die Freudensprünge des Marktes, wegen des neu aufgelegten Tenders der EZB, heute einigermaßen in Grenzen. Rund 800 Banken und Kreditinstitute, darunter die Deutsche Bank, Commerzbank, Unicredit, Bank of Ireland u.a., haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihre Liquiditätsfähigkeit mit Hilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter aufzustocken. Das Gesamtvolumen soll nach Angaben der EZB bei 529,5 Milliarden Euro gelegen haben, und ist mit einer Laufzeit von 3 Jahren auf einen absoluten Niedrigzinssatz von 1 % fixiert. Für Marktbeobachter und Analysten außergewöhnlich lange 3 Jahre. Die Offenmarktpolitik ist das wichtigste Instrument der Geldpolitik und aktuell sogar ein Standardinstrument, mit dem die Zentralbank die Geldschöpfung unmittelbar beeinflusst.

Bereits Ende 2011 statte die EZB die Finanzmärkte mit einer Liquiditätsspritze von 489 Milliarden Euro aus, ebenfalls zu den vorgenannten Konditionen von einem eher symbolischen Zinssatz von 1 %  und mit einer Laufzeit von 3 Jahren. Ein sehr gutes Geschäft für die Banken und Kreditinstitute der EU, die das Kapital zu einem Teil in Staatsanleihen Italiens oder Spaniens, die mit hohen Zinsversprechen, umschichteten. Demzufolge hatten diese Länder weniger Probleme, sich frisches Kapital zu beschaffen. Auch andere Mitgliedstaaten im Euro-Währungsverbund, beispielsweise Irland und Belgien, mussten in der Folge weniger hohe Zinsen für ihre Staatstitel bieten.

Selbstverständlich kommen diese Mittel auch der Realwirtschaft zu gute, keine Frage, anders wäre die Dax-Rallye im Januar und Februar 2012 undenkbar gewesen. Anleger finden wieder zurück in die Aktienwerte der großen Unternehmen, Vertrauen wird sukzessive und mühsam wieder aufgebaut. Diese positive Stimmung an den Kapitalmärkten findet auch in den USA ihre Fortsetzung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss aktuell 0,2 % höher auf 13.005 Punkte und beendete erstmals seit Mai 2008 den Handel wieder über die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Zählern.

Aber wie sieht es mit einzelnen Titeln aus? Kontrovers diskutiert wird beispielsweise die Performance der Commerzbank AG. Seit Ankündigung der Kapitalerhöhung hat die Commerzbank-Aktie in der Spitze bis zu 13 % verloren, beklagen einige Trader, die auf kurzfristige Effekte setzen. Die Unterstützungszone bei 1,80 Euro hat allerdings vorerst gehalten, bewerten einige Analysten die augenblickliche Lage. Die Kursentwicklung der nächsten Tage wird entscheidend für den Platzierungspreis der neuen Aktien sein. Der Stichtag fällt auf den kommenden Freitag.

In der Kontroverse steht die beabsichtigte Kapitalerhöhung um 10 % der Commerzbank, mit der Folge, das sie ihre Aktienanzahl um 10 % erhöhen wird. Der Platzierungspreis der neuen Aktien ergibt sich aus dem Durchschnitt des täglichen volumengewichteten XETRA Durchschnittskurses der Commerzbank-Aktie im Zeitraum vom 24. Februar bis zum 2. März 2012. Der volumengewichtete Durchschnittskurs wird berechnet, indem man die gehandelten Stücke durch das gehandelte Volumen dividiert. Jetzt kommt es also darauf an, welche Bewertung der Markt für fair erachtet.
Sandro Valecchi

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