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Yingli, Suntech, LDK, Trina, Jinko und First Solar – Der große Boom in China?

Gestern  war mal wieder ein Tag für Solaranleger – zumindest für diejenigen die sich in den letzten Wochen in die chinesischen Solartitel getraut haben. Die chinesische Regierung hat angekündigt dass man die Investitionen im Solarsektor in den kommenden Jahren noch einmal deutlich steigern wird. Bis zum Jahr 2015 sollen dabei bis zu 35 Gigawatt Leistung neu installiert werden, nachdem zunächst „nur“ 21 Gigawatt veranschlagt waren. Selbstverständlich werden in erster Linie die chinesischen Solarunternehmen von dieser deutlich gesteigerten Ausbauleistung profitieren, und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass gerade diese Aktien gestern deutlich zulegen konnten. Kräftige Zuwächse von teilweise über 20 Prozent bei einzelnen Aktien waren die Folge.

Doch ist diese neue Euphorie wirklich gerechtfertigt? Die Bewertung der einzelnen Unternehmen an der Börse ist teilweise relativ gering, das aber auch nicht ohne Grund! Nahezu alle genannten Unternehmen sind stark defizitär und wurden in den letzten Jahren massiv vom chinesischen Staat gestützt. Diese Hilfen wurden nun successive zurück gefahren. Zudem leiden die Unternehmen nach wie vor unter deutlichen Ãœberkapazitäten und einem extremen Preisverfall für die hergestellten Module und sonstigen Produkte….Ebenso wenig förderlich sind die  Auswirkungen der Strafzölle in den USA und Europa, denen man nun offenbar auf diesem Wege entgegen treten will. Der neue Plan der chinesischen Regierung ist also höchstwahrscheinlich nicht nur energie-, sondern auch industriepolitisch motiviert.

Grundsätzlich wäre es natürlich sehr zu begrüßen dass die Chinesen ihre massiven Umweltprobleme langfristig in den Griff bekommen. Hierzu ist die nun eingeschlagene Richtung sicherlich auch ein wesentlicher Baustein. Zum jetzigen Zeitpunkt ist aber weder klar ob die Chinesen diese ehrgeizigen Ziele überhaupt erreichen können, da die Installation von 35 Gigawatt nicht mal so eben aus dem Handgelenk geschüttelt wird. Noch kann man zwingend davon ausgehen, dass sich der Ausbau der Solarindustirie in China wirklich nachhaltig positiv auf die Solarfirmen auswirken wird.

Deutschland hat für die Installation von 35 Gigawatt ein paar Jährchen gebraucht…Nun traue ich den Chinesen grundsätzlich ein höheres Tempo zu, da man ja gesehen hat wie dort in kurzer Zeit ganze Städte entstehen können. Aber realistisch betrachtet dürfte der erreichbare Wert bis 2015 wohl etwas niedriger liegen als anvisiert. Fachleute gehen hier eher davon aus dass ca. 25 Gigawatt machbar sind…

Mein Fazit: Auch die aktuelle Solar-Rally wird sich- wie die letzten zehn Male auch – nach einer kurzen Euphorie wieder in Luft auflösen, denn die wirtschaftlichen Probleme der Modulhersteller bleiben unverändert hoch. Ausnahmen sehe ich hier bei einigen Zulieferern der Industrie und einer US amerikanischen First Solar. Bei allen anderen Werten wäre ich weiterhin sehr vorsichtig! Kurzfristig kann man eine solche Nachricht natürlich als Trader spielen…Aber nur mit enger Risiko-Kontrolle, da die Kursausschläge in dem Sektor erfahrungsgemäß in beide Richtungen sehr hoch sind.

Solarworld – Angst vor der „Gelben Gefahr“

Solarworld warnt vor der „Gelben Gefahr“…und damit ist nicht die FDP gemeint, um das gleich mal voraus zu schicken. Der Chef des größten deutschen Solarkonzerns Solarworld, Frank Asbeck, schlug in der abgelaufenen Woche Alarm. Nicht zuletzt der rekordverdächtig niedrige Aktienkurs der Solarworld Aktie dürfte Herrn Asbeck dazu veranlasst haben sich mal etwas Luft zu verschaffen und seinen Unmut über das politische Versagen kund zu tun. Asbeck sieht seine Branche wegen der chinesischen Konkurrenz ernsthaft bedroht und fordert die Politik zum Handeln auf. Der Solarworld-Chef rechnet damit, dass sich der Solarmarkt bis 2020 etwa verfünffachen wird. Die Frage dürfte nun sein wer von dieser Entwicklung in Zukunft profitieren wird…

Asbeck kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere die „unfairen Methoden“ der Konkurrenz. Gemeint sind natürlich die Chinesen. Chinas Konzerne werden, seiner Meinung nach, vom Staat mit günstigen Krediten gepäppelt und könnten auf diese Weise riesige Mengen zu extrem niedrigen Preisen anbieten, die teilweise bis zu 30 Prozent unter den Herstellungskosten liegen sollen. Unter den deutschen Herstellungskosten war hier wohl gemeint. Weiter befürchtet Asbeck, das nun Großkonzerne wie Foxxcon oder Samsung bald massiv in den Wettbewerb eingreifen werden, und das wohl nicht zu Unrecht. Die Konzerne stehe in den Startlöchern und werden in den Markt eingreifen, was für Solarworld dann konkret heißt das man in Zukunft nur noch einer der mittelgroßen Player am Markt sein könnte.

Selbst der Branchenprimus Solarworld sieht seine Existenz nun offenbar ernsthaft bedroht, und weiß sich offenbar keinen anderen Ausweg als nach der Politik zu rufen. Das hat aber so nach unserer Auffassung wenig Sinn, zumal die Chinesen gerade als potenzieller „Retter Europas“ um weitere Freiräume „gebeten“ habe. Unsere Politik dürfte an der ganzen Misere nicht ganz unschuldig sein. Der Sektor Solarwirtschaft wurde in den vergangenen Jahren regelrecht kaputt-subventioniert statt der freien Marktwirtschaft ihren Lauf zu lassen. Nicht wenige der deutschen Steuergelder sind genau dadurch in China gelandet und haben es erst möglich gemacht das diese Industrie dort so enorm wachsen konnte. Wir haben bereits vor Jahren vor genau diesem Szenario gewarnt…

Ich möchte hier heute mal den 10-Jahres Chart der Solarworld AG einstellen, der eindrucksvoll den steilen Aufstieg, und den tiefen Absturz einer Branche dokumentiert. Auch in diesem Falle gilt – ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Anleger müssen sich mental von den „guten alten Zeiten“ verabschieden, denn die werden aller Voraussicht nach nicht wieder kommen! Die Solarworld Aktie notiert aktuell bei 3,40 Euro, der Börsenwert der Firma ist von Zig-Milliarden auf nur noch 390 Millionen Euro geschrumpft. Eine Trendwende scheint vorerst auch nicht in Sicht zu sein, und es steht zu befürchten das der Kursverfall, auch bei einer Solarworld Aktie, weiter gehen wird.

Charttechnisch betrachtet liegen die nächsten Zielmarken nun bei 2,88 und 2,65 Euro. Der aktuelle Widerstand, den es zu überwinden gilt liegt bei 4,11 Euro. Solarworld dürfte aber aufgrund der Größe und der „Marke Solarworld“ zu den Unternehmen gehören die die zu erwartende Marktbereinigung überleben werden. Vielleicht wird das Unternehmen auch irgendwann ein interessanter Ãœbernahmekandidat für einen ausländischen Konzern… Kurzfristige Kurssprünge sind natürlich, bei positiver Nachrichtenlage, immer mal wieder drin, da die Aktie deutlich überverkauft erscheint. Langfristig bleiben die Aussichten aber wohl eher negativ. Solarworld ist für uns , auch auf diesem Niveau, immer noch kein Kauf, wäre aber zu gegebener Zeit, eine schöne Trading-Aktie mit relativ überschaubarem Risiko.

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