Ich lese gerade dass laut einer neuen Studie des Zentrums für Automotive Research (CAR) an der Uni Duisburg-Essen der europäischen Automobilbranche die größte Krise seit 18 Jahren drohen soll, und bin doch einigermaßen verwirrt. In der Studie wird auf die schleppenden Neuwagenverkäufe in den ersten beiden Monaten diesen Jahres verwiesen über die wir ja hier auch berichtet hatten. Zudem haben die Autobauer Probleme ihre Produktionskapazitäten auf die schwankende Nachfrage nach Autos kurzfristig umzustellen, hieß es weiter. In den kommenden Monaten rechnet CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer weiterhin mit schleppenden Absatzzahlen und geht davon aus das 2012 das schlechteste Jahr in Europa seit langem werden könnte.
Zur Erinnerung: Beim letzten mal, als sich Herr Dudenhöffer mit einer pessimistischen Prognose hervortat und er für das Jahr 2010 eine totale Absatzkatastrophe voraussagte, kam alles dann doch irgendwie ganz anders wie wir heute wissen! Zitat damals, „Ich rechne wegen dem Auslaufen der Abwrackprämie in Deutschland mit einem Krisenjahr 2010 für die Automobilhersteller und die Händler.“ «Das Jahr 2010 wird grausam»…Der Branche drohten deshalb massive Absatzeinbrüche….“ Zuletzt konnte man im August 2011 erneut die skeptischen Worte Dudenhöffers im Handelsblatt lesen.
Sollte man Herrn Dudenhöffer nun als Kontraindikation nehmen? Nicht zwangsläufig, denn grundsätzlich hat er ja im Bezug auf den europäischen Absatzmarkt auch Recht was den aktuellen Rückgang der Neuwagenzulassungen anbelangt. Aber man sollte nach meiner Meinung genau beobachten bei welchen Autobauern die Umsätze eingebrochen sind, und welche von dieser Entwicklung gar profitieren könnten. Letztlich bezieht sich die Studie auch nur auf Europa, und nicht auf die Wachstumsmärkte der nächsten Jahre wie USA und China. Das kommt bei der heutigen Berichterstattung auch nur etwas unklar zu Tage.
Ich halte solche Aussagen wie, „größte Krise seit…“ in diesem Zusammenhang aber für sehr bedenklich, und auch nicht unbedingt zielführend, sofern dieser Wortlaut denn tatsächlich gefallen ist. Auch die Argumentation, dass sich die teilweise langen Wartezeiten der Kunden auf Ihren Neuwagen negativ auswirken könnten, weil Kunden dann alleine deswegen bereit sind die Marke zu wechseln, deutet nach meiner Auffassung eher darauf hin das die Erstellter dieser Studie doch sehr weit vom Kunden weg sein müssen. Der Autokunde ist im allgemeinen markentreu das ist ein wesentlicher Punkt bei den Erfolgsgeschichten der letzten Jahre von BMW, Porsche, VW und Daimler.
„Erst nach 2012 werde der Weltautomobilmarkt wieder auf einen neuen, niedrigeren Wachstumspfad einschwenken.“ heißt das Fazit dieser Studie laut den Presseberichten. Wir werden sehen ob Dudenhöffer dieses Mal Recht behält…Natürlich kann das Wachstum der Branche nicht ewig so weiter gehen, aber für eine echte Trendwende scheint es noch ein wenig zu früh zu sein. Erst wenn in den Schwellenländern eine gewisse Marktsättigung eingetreten ist. Aber davon dürften wir noch weit entfernt sein! Selbst bei einem zwischenzeitlichen Rückgang der weltweiten Absatzzahlen um 20 Prozent wären VW, BMW, Daimler und Porsche immer noch sehr günstig bewertet.