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Gastkommentar: Volatile Öl-Preisentwicklung im Spannungsfeld der Nahost Embargo-Politik 2012

Pünktlich zum Jahresbeginn 2012 sind die Preise für unsere kostbare Energie wieder angezogen, weshalb wir in Europa sorgenvoll in Richtung Nahen Osten, Saudi-Arabien, Irak und insbesondere den Iran schauen, um die Entwicklungen zu analysieren. Fest steht bisher, dass wir in Europa nicht damit rechnen dürfen, weniger Geld für Energie und Benzin bezahlen zu müssen. Im Gegenteil – die Kraftstoffpreise, die sich aktuell ohnehin schon auf einem hohen Niveau befinden, könnten schnell weiter anziehen, sollten die Spannungen mit dem Iran weiter eskalieren. Im Zentrum der Betrachtung steht daher der Iran in seiner Rolle als Erdölexportierender Staat:

  • Der Iran rangierte im Jahr 2010 mit rund 203,2 Mio. Tonnen gefördertem Erdöl auf Platz 4 des internationalen Ranking der Erdölexportierenden Staaten, ist daher eine feste Größe im Handel mit fossilen Brennstoffen und ein Schwergewicht mit Bedeutung für die globale Weltwirtschaft. Der Iran verfügt über bekannte Erdölreserven von etwa 18 Mrd. Tonnen (136 Mrd. Barrel) und demnach weltweit über die drittgrößten Erdölreserven.
  • Zudem steht der Iran mit geschätzten 27 Billionen m³ Erdgasvorräten auf Platz 2 der weltweiten Erdgasreserven und belegte im Jahr 2005 Platz 7 der weltweiten Erdgasförderung mit etwa 80 Mrd. m³. Für den Eigenbedarf ist der Iran ferner auf den überwiegenden Anteil der Erdgasförderung angewiesen.
  • Um mit dem Export von fossilen Energien dringend benötigte Devisen einnehmen zu können, setzt der Iran bereits seit einigen Jahren auf Atomenergie, um den nationalen Energiebedarf an Strom abzudecken. Im Jahr 2005 besaß der Iran eine Kraftwerksleistung von 41.000Megawatt. Um das geförderte Erdöl für den Export verfügbar zu haben, ist der Bau von ca. 20 AKWs geplant. Bekanntlich ist außerdem der Bau von Anlagen für die Produktion von Kernbrennstoffen vorgesehen, was internationale Proteste, Aktionen und Sanktionen auslöst. Und genau hier liegt das Hauptproblem im Schnittstellenbereich von Energie-, Wirtschafts-, Finanz- und Machtpolitik.

Ein Teil der internationalen Staatengemeinschaft, insbesondere die USA und die EU wollen die Regierung in Teheran mittels eines Öl-Embargos zu einem Kurswechsel in der Atompolitik zwingen. Geostrategisch gehört der Iran zu den Ländern, die in der sogenannten „strategischen Ellipse“ liegen. Die Regierung im Iran ist bestrebt, sich als Hegemonialmacht im Nahen und Mittleren Osten zu positionieren und Experten gehen davon aus, dass neben der friedlichen Atomenergie im Iran auch an der optionalen Nuklearwaffenentwicklung gearbeitet wird, was die Anrainerstaaten in dieser Region in dauerhafte Aufregung versetzt und die Aufrüstung in der Region weiter anheizt. Das Problem ist daher durchaus real und greifbar.

Nun sollen die Sanktionen der EU gegen den die Regierung des Iran früher als bisher geplant verschärft werden. Die EU-Außenminister werden bereits am 23. Februar in Brüssel über einen Stopp der Öleinfuhren aus dem Iran und über zusätzliche Verbote gegenüber iranischen Banken entscheiden, was ursprünglich erst für den 30. Februar geplant war und sich mit dem Brüsseler EU-Sondergipfel terminlich überschnitten hätte. Zusätzlich könnte US-Präsident Obama ab März einen großen Teil des internationalen Zahlungsverkehrs des Landes blockieren – so glaubt man jedenfalls – und damit die Abwicklung der Ölgeschäfte durch die iranische Zentralbank zumindest erschweren.

Fraglich ist und bleibt nach wie vor, ob das EU-Embargo den avisierten Zweck erfüllen kann und zugleich außen- und sicherheitspolitische Probleme zu lösen vermag. Experten bezweifeln dies stark.

Zwar importierte die EU im Jahr 2010 nur rund 5,7 % des im Iran geförderten Erdöls zur Weiterverarbeitung in den Raffinerien der Europäischen Union. Die EU-Staaten Griechenland, Italien und Spanien mit einem Anteil iranischen Öls zwischen 12 bis 14 % wären allerdings von einem Embargo ganz besonders stark betroffen, wenn es der EU nicht zeitnah gelingt, vor allem für diese Länder Ersatzlieferungen aus den Golfstaaten zu akquirieren, was zunächst einmal einen Beschluss der OPEC-Staaten erfordert, in einem abgestimmten Umfang die Fördermengen zu erhöhen.

Aber auch in Deutschland wird Autofahren wieder teurer werden. Der Ölpreis stieg aufgrund der Spannungen bereits in den vergangenen Tagen auf 113 Dollar pro Fass (159 Liter) Weltweit wird sich der Ölpreis um 10 bis 20 Dollar verteuern, weil die logistischen Versorgungsketten bei einem Embargo mit großem Aufwand umgebaut werden müssen und die amerikanischen Interessen an der Aufrechterhaltung des hohen Bedarfs durch Ölexport-Staaten wie Saudi-Arabien vorrangig berücksichtigt werden. In der internationalen Politik bestehen neben Embargo-Entscheidungen auch bestimmte Allianzen und sogenannte stille Bündnisse.

Profitieren von einem Embargo dürften vor allen Dingen liquide Großkunden wie insbesondere China und Indien, denen sowohl Embargo wie die Entscheidungslage in der EU oder den USA keine Kopfschmerzen bereitet und die durchaus Profiteure der neuen, im Umbruch befindlichen globalen Weltwirtschaftsordnung sind. Die USA könnten allenfalls  auf Japan und Südkorea, die ebenfalls große Abnehmer des iranischen Erdöls sind, Einfluss nehmen, wären aber zugleich in der Zwickmühle, den Bündnispartnern in Asien keine Ersatzlieferungen anzubieten zu können.

Die andauernde, globale Abhängigkeit vom Erdöl bleibt auch aktuell ein Segen und Fluch zugleich. Sandro Valecchi

Iran und das Öl – Statoil, Suncor und die Strasse von Hormus

Während die Börsenwelt auf den Euro, auf Griechenland und Italien starrt, hat sich um den Iran eine Entwicklung in Gang gesetzt, die das Potential hat erhebliche Verwerfungen hervor zu rufen.

Eine alte Weisheit sagt aber, dass uns die Dinge vor denen wir uns am meisten fürchten in der Regel nicht umbringen. Vor den Dingen die wir nicht ausreichend auf dem Radar haben, davor sollten wir Angst haben !

In diesem Sinne möchte ich den Lesern mit diesem Beitrag helfen, sich für den Fall „Iran“ in ihren Depots frühzeitig vorzubereiten.

Die politischen Hintergründe muss ich hier nicht wiederholen, die Presse hat das ausreichend beschrieben und ich kann dazu nichts Neues beitragen. Der Iran bastelt offensichtlich an einer Atombombe und Israel kann und will das nicht zulassen. Viele andere arabische Länder wie Saudi-Arabien fühlen sich von der iranischen Bombe ebenso bedroht, trauen sich aber nicht das öffentlich zu artikulieren. Wer mehr über die Hintergründe verstehen will, möge sich in der Presse informieren.

Ich persönlich betrachte es als wahrscheinlich, dass das Thema innerhalb der nächsten 12 Monate eskaliert. Und dabei heisst „eskaliert“ keineswegs, das nun wirklich ein militärischer Angriff erfolgt. Es bedeutet aber, dass es ein heisses Thema wird, das die Welt und damit die Börsen bewegt. Wie wir alle wissen reagiert Mr. Market schon lange bevor etwas real passiert, er muss nur davon überzeugt sein das es möglich oder wahrscheinlich ist.

Und keiner kann sagen wann das genau losgeht, denn gerade wenn es still wird, wird es besonders gefährlich. Denn militärische Angriffe oder Kommandoaktionen kündigt man nicht mit Glockengeläut an. Man sollte sich also nicht einbilden, dass man das konkrete Datum der Eskalation vorhersehen kann und sich dann noch in Ruhe im Depot vorbereiten könnte. Wenn es im Radio kommt und die Börsen darauf regieren ist es schon zu spät ! Man wäre als Anleger also ausgesprochen dumm, wenn man sich nicht heute schon mit den Konsequenzen auseinander setzt.

Aufgrund der Isolierung des Irans in der arabischen Welt könnte man meinen, dass ein derartiger Konflikt ein recht isoliertes Ereignis sein würde. Aber dem ist nicht so ! Denn zwischen Iran und Irak liegt die Strasse von Hormus. Durch diese Meerenge laufen jeden Tag per Tanker 25% der weltweiten Ölproduktion ! Golfanrainer wie Bahrain, Katar oder Dubai sind vollständig von dieser Meeresenge abhängig. Und Iran hat schon angekündigt, dass es diese Strasse im Falle eines Konfliktes schliessen würde. Das ist auch militärisch kein Problem und nicht zu verhindern, ein brennender Tanker reicht und die Meeresenge ist dauerhaft dicht.

Was wären also die Konsequenzen einer derartigen Eskalation für die Börse :

(1) Der Ölpreis würde explodieren. Ein Verdoppelung des Ölpreises auf 200 USD innerhalb eines Tages wäre gut möglich !

(2) Wegen dieses Ölpreises würden konjunkturabhängige Aktien weltweit brutal abstürzen. Egal ob Chemie oder Autoindustrie, eine geschlossenen Strasse von Hormus würde wohl einen weltweiten Crash auslösen. Auch für Unternehmen wie Bauer, mit Exposure im Irak, würde es wohl ein Kursmassaker geben.

(3) In Anbetracht der wackeligen Situation der Weltkonjunktur, würde das den Börsen weltweit den Gnadenschuss geben.

(4) Da Mr. Market das Szenario kennt, wird er mit der Reaktion nicht warten, bis die Strasse von Hormus wirklich geschlossen ist. Sondern schon eine Eskalation der politischen Sprache würde diese Reaktionen des Marktes auslösen. Das Öl im Moment so steigt, liegt schon heute wahrscheinlich an dieser Wahrnehmung.

(5) Gewinner würde es nur wenige geben. Da sind Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin, Gold, AAA Staatsanleihen und natürlich Ölfirmen, aber nur solche, die nicht im Nahen Osten tätig sind. Also Finger weg von Haliburton und Co. !

Um es also noch einmal klar zu sagen: ich rechne damit, dass das Thema innerhalb der nächsten 12 Monate hochkocht und seine Spuren in unseren Depots hinterlässt ! Wie kann man sich also im Depot darauf vorbereiten ?

Gut geeignet sind dafür in meinen Augen Ölunternehmen, die ihre Geschäftsaktivität in politisch stabilen Regionen haben, weit weg vom Nahen Osten. Zwei davon, Statoil und Suncor, will ich Ihnen hier kurz vorstellen um Sie auf Ideen zu bringen.

Das Schöne an diesen Aktien ist, dass der Kauf auch ohne das Iran Szenario im Moment Sinn machen könnte, weil es einfach gute, liquide Unternehmen sind. Und wenn das Szenario von oben eintritt, dann hat man eine automatische Versicherung im Depot.

Statoil – ISIN NO0010096985 – der norwegische Ölkonzern hat seine Hauptaktivitäten in der Nordsee und hat erst vor kurzem mit einem gewaltigen Ölfund in der Nordsee auf sich aufmerksam gemacht. Die Aktie ist zwar schon gut gelaufen, ist aber mit einem KGV von 9 und einer Dividendenrendite von 4,5% immer noch fair bewertet. Eine signifikante Beteiligung des norwegischen Staates gibt weitere Sicherheit. Statoil dürfte von einem drastisch höheren Ölpreis profitieren.

Suncor – ISIN CA8672241079 – der kanadische Konzern ist einer der grössten Spieler im kanadischen Ölsandgeschaft. Auch wenn Ölsande schwer zu fördern und daher teuer sind, sind es die grössten nordamerikanischen Ölvorkommen, denen eine hohe strategische Bedeutung beikommt. Ein hoher Ölpreis wird den Aktienkurs von Suncor daher besonders stark nach oben hebeln. Charttechnisch hat die Aktie Anfang Oktober die Wende eingeleitet und ist mit einem Forward P/E von 9 ebenso fair bewertet wie Statoil.

Es gibt noch viele weitere Ideen die ein Depot auch gegen einen Irankonflikt schützen könnten. Ich fände es schön, wenn die Leser in Kommentaren ihre Ideen einbringen und so uns allen zu einer Auswahl von Aktien verhelfen, mit denen wir diesen absehbaren Crash in unseren Depots gut durchstehen könnten. Ich bin gespannt auf Ihre Vorschläge ! (HS)

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