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Gastkommentar – Profitieren vom steigenden Öl-Preis: BP, ExxonMobil, ConocoPhillips, Shell

Rund 73 Milliarden Euro verdienten im Jahr 2011 die „großen 3“ (Big Three) der Energie- und Mineralölbranche: BP, Exxon Mobil und Shell.

Vom Hauptsitz in London vermeldet BP für das vergangene Geschäftsjahr einem überraschend hohen Profit  und überraschte damit einige Analysten und Marktbeobachter. Der in der Branche als Vergleichsgröße übliche Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten lag bei 23,9 Mrd. Dollar (18,18 Mrd. Euro). Selbst 2009, im Jahr vor dem Unglück im Golf von Mexiko, hatte BP nicht soviel Gewinn gemacht wie 2011. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Verlust von 4,9 Mrd. Dollar eingefahren.

Mit der auf Shareholder Value akzentuierten Unternehmensführung „Wert statt Volumen“ setzt der neuen Konzernchef, CEO Robert Dudley, der infolge der Ereignisse der Öl-Havarie im Golf von Mexiko seit 01.10.2010 Tony Hayward ablöste auf konsequente Konsolidierung des angeschlagenen Konzerns. Shareholder Value kann begrifflich als Marktwert des Eigenkapitals definiert werden und entspricht (vereinfacht) dem Unternehmenswert sowie dem davon abhängigen Wert der Anteile. Aus dem Kurswert der entsprechenden Aktie multipliziert mit der Anzahl der gehaltenen Wertpapiere besteht der Vermögenswert (Value), den ein Anteilseigner (Shareholder) einer Aktiengesellschaft besitzt. Eine auf Shareholder Value angelegte Unternehmenspolitik wird demnach versuchen, den Kurswert der Aktien und damit den Marktwert des Gesamtunternehmens zu erhöhen. Umfassend wird darunter nicht allein eine kurzfristige Steigerung des Börsenkurses, sondern eine langfristige Optimierung der Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität verstanden. Heute wird das Shareholder-Value-Prinzip weltweit von Unternehmen angewandt.

Weltweit erwirtschaftete BP im Jahr 2009 einen Konzernumsatz von 239 Milliarde n USD und beschäftigte 80.300 Menschen. Weltweit werden täglich 83 Millionen Barrel Öl-Äquivalent gefördert. Davon fördert BP täglich 4 Millionen Barrel (circa 57 % Erdöl und etwa 43 % Erdgas). Das Unternehmen integriert rund 22.400 Tankstellen im Konzern und bedient täglich 13 Millionen Kunden.

In Europa ist die BP Europa SE (vor dem 01.01.2010 in Deutschland: Deutsche BP AG) mit ihrem inländischen Tankstellennetz und im Schmierstoffmarkt führend, wobei sie unter den Marken Aral (Tankstellen, Schmierstoffe) sowie Castrol (Schmierstoffe) auftritt. Der Hauptsitz des Unternehmens ist Hamburg. Für das Geschäftsjahr 2010 verbuchte die BP Europa SE in Deutschland einen Jahresumsatz von mehr als 44 Milliarden Euro (knapp 32 Milliarden Euro ohne Energiesteuer). In Deutschland sind mehr als 5.100 Menschen für BP tätig.

CEO Dudley kündigte nunmehr an, erstmals seit der Umweltkatastrophe die Dividende wieder anzuheben. Sie steige im vierten Quartal 2011 um 14 % auf 0,8 US-Dollar. Nach dem Untergang der Förderplattform Deepwater Horizon hatte BP die Dividende zunächst ganz aussetzen müssen und war in große Turbulenzen geraten, musste sich der Forderung nach einer Konzern-Zerschlagung erwehren . Der Untergang der Deepwater Horizon führte zur schlimmsten Ölkatastrophe der Weltgeschichte. 11 Menschen sowie Tausende von Tieren starben, rund 5 Millionen Liter Rohöl flossen fast 90 Tage unkontrolliert ins Meer.

Fazit: Die Unternehmensprognosen für das Geschäftsjahr 2012 hätten sich im Großen und Ganzen mit den Erwartungen gedeckt. BP gehe davon aus, dass die Produktion aller Voraussicht nach in etwa auf Vorjahresniveau liegen dürfte. Von den für 2012 eingeplanten Investitionen von 22 Milliarden USD seien 16 bis 17 Milliarden USD für den Upstream-Bereich und rund 4,5 Mrd. USD für das Downstream-Geschäft vorgesehen. Insgesamt soll bis 2013 der Verkauf von Unternehmensteilen rund 38 Mrd. USD dem Konzern auf dem Weg der Konsolidierung einbringen. Bis 2014 will CEO Dudley so die liquiden Mittel um 50 % steigern. Die BP-Aktie werde wahrscheinlich bei einem 2012-KGV von 7,6 und einem 2013-KGV von 7,0 gehandelt. Das Kursziel der Aktie sehe man bei 5,00 GBP.

Für Analysten ist allerdings klar: BP verdankt seiner überraschend positive Bilanz den deutlich angezogenen Preise für Rohöl, Erdgas und andere Raffinerie-Produkte. Vom hohen Ölpreis-Niveau profitieren ebenfalls die Wettbewerber Exxon Mobil, Conoco Phillips und das britische Unternehmen Shell. Diese Energie-Giganten und globale Mineralölkonzerne hatten bereits in den vergangenen Tagen ihre Milliardengewinne vermeldet.

Exxon Mobil wird für das vierte Quartal des vergangenen Jahres eine Dividende von 0,47 USD je Aktie ausschütten. Außerdem hat der Ölkonzern im Schlussquartal eigene Aktien im Wert von 5 Milliarden USD zurückgekauft. Für 2012 erwarten Analysten eine erneute Steigerung der Dividende sowie eine Fortführung der Aktienrückkäufe. Die Exxon Mobil Corporation ist ein US-amerikanischer Mineralölkonzern, der 1999 durch den Zusammenschluss von Exxon (Standard Oil of New Jersey) und Mobil Oil (Standard Oil Company of New York) entstanden ist. Exxon Mobil gilt als ein direkter Nachfolger der legendären Standard Oil Company.

Die Strategie des Aktienrückkaufs (engl. share buyback) wird bei börsennotierten Gesellschaften wie folgt bewerkstelligt: Die Gesellschaft errichtet an der Börse eine sogenannte „zweite Linie“, wo die Aktionäre ihre Wertpapiere andienen können, anstatt sie auf dem normalen Börsenmarkt zu handeln. Die Gesellschaft ist die einzige Kaufberechtigte dieser zweiten Linie, sie ist aber nicht verpflichtet, auch tatsächlich zu kaufen; die Ausübung der Kaufoption wird davon abhängen, ob genügend Aktien angedient werden. Dieser Aktienrückkauf ist daher nicht mit dem Kauf eigener Aktien zu verwechseln, der im Gegensatz zum Aktienrückkauf keine Veränderung des Grundkapitals bewirkt. Tendenziell wird der Rückkauf von Aktien in Analystenkreisen in der jüngeren Vergangenheit meist positiv bewertet, da hier ein Rückfluss von Kapital an die Kapitalgeber angenommen wurde, der nach Ansicht vieler Kommentatoren steuerlich günstiger behandelt wurde als eine normale Dividendenzahlung. Für eine sachgerechte Bewertung ist aber auch maßgeblich, was mit den zurückgekauften Aktien geschieht.

Exxon Mobil hatte im vierten Quartal 2011 einen Nettogewinn von 9,40 Mrd. USD ausgewiesen und damit die optimistischsten Prognosen der Analysten von 9,85 Milliarden USD verfehlt. Im Vorjahreszeitraum sind noch 10,33 Mrd. USD realisiert worden. Die Exxon Mobil Aktie rangiert derzeit auf einem Kursziel von 81,00 bis 85,00 USD.

Die Frostwelle in Europa hat die Ölpreise und insbesondere die Heizölpreise kräftig nach oben getrieben, hinzu kommt die Sorge um den schwelenden Konflikt mit dem Iran, der Situation in Syrien, die Fragen der Währungsstabilität im Euro-Raum, die das hohe Niveau der Rohöl-Leitsorte Brent weiter befeuern. Analysten sind besorgt, dass eine militärische Eskalation (Iran) die Ölweltmarktpreise um weitere 20 bis 30 % hochtreiben könnten. Sandro Valecchi

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