Ich komme heute noch einmal auf die VW Aktie zu sprechen, weil das Thema so überaus interessant ist und ausgerechnet dieses deutsche Vorzeigeunternehmen sich nun zu dem „Schwarzen Schwan“ entwickeln könnte. Der Auslöser einer länger anhaltenden Korrekturphase im Dax mit Kursen im 8.000er Bereich…
Der Dax ist inzwischen ungefähr dort gelandet wo ich ihn vor einigen Tagen auch vermutet habe. Insbesondere verschiedene saisonalen Faktoren und die Charttechnik sprachen für diese Abwärtsbewegung, sowie einen zweiten Test der letzten Tiefstände aus dem August diesen Jahres. Der Auslöser für diese Kursbewegung ist jedoch unzweifelhaft der Skandal um Volkswagen und die damit einhergehende Schwäche aller Automobilhersteller und – Zulieferer. Nebst der äusserst bedenklichen Performance der beiden Energieversorger E.ON und RWE, bleibt der Abgas-Skandal somit auch heute das beherrschende Thema für Dax-Investoren. Neue Erkenntnisse dazu könnte das für heute anberaumte Krisentreffen der VW-Verantwortlichen… Man darf gespannt sein!
Ansonsten ist es auffällig ruhig geworden in der deutschen Automobilindustrie… noch vor dem Wochenende feierte sich die Branche auf der IAA, der Himmel war blau, die Sonne schien… Dann der Schock, VW hat bei den Abgaswerten einiger Modelle geschummelt… und ist aufgeflogen! Nicht die Tatsche ansicht sondern Zweiteres könnte den eigentlichen Ruck in der Branche verursacht haben. Die Verunsicherung bei anderen Automobilherstellern ist deutlich zu spüren. „Wie verhält es sich mit unseren Abgaswerten?“ ist die offene Frage in den Köpfen einiger Branchenvertreter, die man förmlich spüren kann…
In jedem Fall kann es der Branche nicht recht sein, dass sie nun derart in Misskredit gebracht wurde, vor allem aber dass man künftig nun etwas genauer hinsehen wird – bei allen Autobauern! Davon betroffen sind wahrscheinlich im ersten Zuge vorrangig die Hersteller, die einen gewissen Anteil von Dieselfahrzeugen im Portfolio haben, wie gestern auch am Aktienkurs von Daimler, Peugeot sowie Renault beispielsweise abzulesen war. Aber auch andere Vertreter der Branche, mit einem nicht so bedeutenden Diesel-Anteil, dürften in den nächsten Tagen wohl Post bekommen. Entsprechende Prüfungen werden folgen – da bin ich mir inzwischen sicher.
Der Skandal um VW ist aus meiner Sicht also nicht nur ein internes Volkswagen-Problem, sondern eines dass die gesamte Branche betrifft und somit auch der „Schwarze Schwan“ für den Deutschen Leitindex sein könnte, vor dem sich so mancher Marktteilnehmer schon so lange gefürchtet hat. (Zur Erklärung: Ein schwarzer Schwan ist in der Börsenwelt ein unerwartetes und eigentlich auch unwahrscheinliches Ereignis, dass letztlich aber in der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, einer Branche oder einem Index eine entscheidende Wende verursacht.) Noch ist es sicherlich zu früh um seriös zu beurteilen welche Kreise dieser ganze Schlamassel noch ziehen wird, eines ist aber relativ sicher… Das Thema wird wohl nicht in einer Woche aus dem Medien verschwunden sein!
Ein möglicher und teilweise so vehement geforderter Rücktritt von Firmenchef Winterkorn ändert da wahrscheinlich wenig. Zwar wäre es eine Geste, die an dieser Stelle wichtig sein könnte um neues Vertrauen zu gewinnen, nachhaltig an der Situation ändern würde es aber wohl nichts. Denn der Stein der einmal ins Rollen gebracht wurde…
Hierzu eine kurze Einschätzung zum Dax Chart:
Für den Dax hat nun der Kampf um das Doppeltief begonnen. Einen Rücklauf bis auf 9.500 Punkte halte ich für ausgemachte Sache, einen erneuten Test des letzten Tiefs bei 9.300 Punkten für sehr wahrscheinlich. Achten muss man nun darauf, ob an diesem Punkt eine Stabilisierung erfolgen kann oder nicht. Unterhalb von 9.180 Punkten wird die Luft für die Bullen dann extrem dünn. Ein Eintauchen in den 8.000er Bereich ist dann für den DAX nahezu unausweichlich. Sogar ein Test der runden Marke von 8.000 Punkten möglich, sollte die nun gestartete Korrekturwelle im Dax ungefähr die gleiche Länge haben wie die im August. Aus technischer Sicht ist dies in Korrekturphasen häufig der Fall.
Ich möchte keinesfalls zusätzliche Unsicherheiten in diesen ohnehin schon nervenaufreibenden Zeiten schüren, aber – wie immer – rechtzeitig darauf hinweisen was passieren könnte, damit unsere Leser nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden. Sollte es also demnächst zu weitern Enthüllungen in der deutschen Automobilbranche kommen, muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Wie so oft ist es ein „Wenn-Dann-Szenario“ mit mehreren Unbekannten! Vielleicht bringt auch die heutige Versammlung bei VW sowohl Klärung als auch Beruhigung? Ich persönlich erwarte mir hier jedoch vorerst keine Wunder und nehme bei Unsicherheiten gerne die eher vorsichtige Position ein… Vielleicht sollten Sie das auch tun!?