Die Aktien der VW-Familie sind heute kräftig unter Druck. VW und Porsche Vorzugsaktien verlieren im frühen Handel knapp sieben Prozent. Die Gründe für diesen deutlich negativen Kursverlauf sind vielschichtig und sollten in der allgemeinen Börsen-Euphorie keinesfalls unbeachtet bleiben…
Steuereffekte, verhaltener Ausblick
Der VW Konzern hatte 2013 ein hervorragendes Jahr, in dem das bisher beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erwirtschaftet wurde. Möglich wurde dieser neue Rekord nicht zuletzt auch die Porsche Zahlen, die inzwischen in die Bilanz des Mutterkonzerns einfließen. Leider sind mit der Übernahme aber auch immer noch negative Steuereffekte verbunden die das Ergebnis belasten. Ausschlaggebend für den massenhaften Verkauf der Aktien dürfte aber letztlich wohl der eher schwache Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gewesen sein. Der Konzern erwartet für 2014 nur noch einen Umsatz von 191 bis 203 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 10,5 bis 13,2 Milliarden Euro, was deutlich unter den Konsensschätzungen liegt.
Scania Übernahme, Kapitalerhöhung
Volkswagen ist bereits seit dem Jahr 2000 an Scania beteiligt und hält inzwischen insgesamt 89,2 Prozent (direkt und indirekt) der Stimmrechte und 62,6 Prozent des Kapitals an dem Nutzfahrzeugunternehmen. Die Scania Komplettübernahme soll nun massiv vorangetrieben werden. VW will den schwedischen LKW-Hersteller nun ganz übernehmen und ist bereit den Altaktionären einen kräftigen Bonus von 50 Prozent zu bezahlen, um zunächst auf 90 Prozent der Anteile zu kommen. Die ganze Übernahme kosten dann knapp 7 Milliarden Euro. Die VW Aktionäre bezahlen diesen Schritt mit einer Kapitalerhöhung in Höhe von 2 Milliarden Euro.
Dividende wird erhöht
Um die heute vielleicht etwas in Wallung gekommenen Gemüter zu beruhigen (und natürlich um die Aktionäre an dem tollen Erfolg des Unternehmens zu beteiligen!) will man bei VW nun die Dividende anheben. Angesichts einer gleichzeitig geplanten Kapitalerhöhung, obwohl der Konzern finanziell gut dasteht, dürfte dies aber nur ein kleines Trostpflaster für die Anteilseigner sein. Ausserdem steht aus meiner persönlichen Sicht nun wohl zu befürchten, dass auch nach diesem Rekordjahr der Mitarbeiter-Bonus wieder unverhältnismäßig hoch ausfallen wird…!
Analysten senken den Daumen
Fachleute sind sich größtenteils einig darüber, dass der Kaufpreis für die Scania Anteile viel zu hoch ist und der Ausblick zu schwach war. Von „enttäuschenden Zielen für 2014“ bis „schwacher Ausblick“ oder „kostspielige Ãœbernahme“ war heute alles zu lesen und das dürfte nicht ohne Wirkung auf den Aktienkurs in den nächsten Tagen oder Wochen bleiben. Viele Analysten haben ihre Kursziele und Erwartungen schlagartig nach unten revidiert. Insgesamt kann man sagen dass der Konsens der Beobachter nun eher bei „halten“ als „kaufen“ liegt. Die UBS prescht heute mit dem ersten „SELL“ Rating hervor und senkt das Kursziel für die VW Vorzugsaktie auf 180,- Euro. Es steht zu befürchten, dass andere Analystenhäuser diesem Beispiel demnächst folgen werden.
Während also einige Privatanleger nun wieder selbstverständlich davon ausgehen werden, dass sich der Aktienkurs erneut in Richtung der 200,- Euro Marke, oder darüber bewegen wird, dürften viele institutionelle Anleger langsam etwas vorsichtiger werden und ihre Rechenmodelle noch einmal überarbeiten. Auch ich hatte ja auch bereits vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass der Super-Zyklus für einige Autobauer allmählich sein Ende finden könnte. Währungseffekte spielen hier mittelfristig ebenso eine Rolle wie die abnehmenden Wachstumsraten in China oder aber auch die nach wie vor bestehenden Problemen auf dem amerikanischen Markt.
Insgesamt bleibt also erneut festzuhalten, dass VW/Porsche Anleger sich inzwischen auf etwas dünnerem Eis bewegen. Die Aktie dürfte, mit diesen Vorgaben, in den kommenden 12 Monaten nicht mehr zwingend zu den Dauerläufern im DAX gehören, ebenso wie die Porsche Aktie, die schon ordentlich gelaufen ist. Es ist also möglicherweise an der Zeit sich ein anderes Plätzchen für die kurzfristige Vermehrung des eingesetzten Kapitals zu suchen. Denn sowohl die Nachrichtenlage als auch die Charttechnik mahnen hier nun zu etwas mehr Vorsicht.