Medienzar Leo Kirch erzielt posthum einen seiner größten Erfolge. Gestern wurde bekannt, dass die Deutsche Bank nun offenbar bereit ist den Jahrelangen Streit mit Leo Kirch bzw. dessen Erben zu beenden. Eine Vergleichssumme von knapp 800 Millionen Euro will die Deutsche Bank an die Erben des kürzlich verstorbenen Leo Kirch nun zahlen, um den lästigen Kläger los zu werden. Josef Ackermann hatte kürzlich verkündet die Bank einigermaßen „lastenfrei“ an seine Nachfolger übergeben zu wollen. Zu den Altlasten gehören offenbar auch diverse Rechtsstreitigkeiten des Deutschen Geldhauses. In diesem speziellen Fall geht es um den unsäglich unbedachten Ausspruch des damaligen Deutsche Bank Chefs Rolf Breuers, der nach meiner Meinung letztlich dazu geführt hatte dass das Medienimperium Leo Kirchs zerbrach.
Am 4. Februar 2002, vor genau zehn Jahren, gab Rolf Breuer das auch für mich (dazu später mehr) verhängnisvolles Fernsehinterview. Auf die Frage an Breuer ob man der Mediengruppe Kirch weiterhin Geld leihen könne, antwortete Breuer damals sehr ungeschickt, und offenbar ohne die daraus resultierenden Folgen bedacht zu haben: „Das halte ich für relativ fraglich. Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ Gemeint war das Die Kirch Gruppe nicht mehr vertrauens- oder kreditwürdig sei, zumindest interpretierte der Markt dies so.
In der direkten Folge aus dieser Äußerung wurde bei der Kirchgruppe und auch allen verbundenen Unternehmen massiv der Rotstift angesetzt. Stellen wurden abgebaut, Ausgaben drastisch gekürzt, Unternehmensberater engagiert, die dann immer weitere Einsparungen vorgenommen haben, und auch gute und langjährige Partnerschaften mit Subunternehmern und Lieferanten einfach gekappt. Zu der letzte Kategorie gehörte dann auch tragischer Weise ich, bzw. meine damalige Firma. In den vorangegangenen Boom Jahren der deutschen TV Branche belieferte mein Unternehmen insbesondere die ProSieben Sendergruppe mit nahezu allen Druckerzeugnissen die benötigt wurden, und das waren eine ganze Menge, glauben Sie mir! Bis zu dem besagten Tag, der alles ändern sollte…
Ohne hier zu sehr auf Einzelheiten einzugehen wurde eine zehnjährige Partnerschaft, als indirekte Folge der Aussagen Breuers, zwischen ProSiebenSAT1 und meinem Unternehmen, ohne Angabe wirklich glaubhafter Gründe, wenig später beendet. Letztlich hatte dies zur Folge dass ich den Geschäftsbetrieb knappe zwei Jahre später einstellen musste, meine Mitarbeiter suchten sich einen neuen Job, und ich begann den neuen Lebensabschnitt als hauptberuflicher Trader. Nun weiß ich nicht ob ich immer noch sauer darüber sein soll dass meine Mitarbeiter und ich so undankbar behandelt wurden, obwohl wir immer einen tadellosen Job gemacht hatten, oder ob ich letztlich froh darüber sein sollte dass mir einen persönliche Entscheidung, die sowieso irgendwann getroffen werden musste, letztlich durch höhere Gewalt abgenommen wurde.
Vielleicht sollte ich auch mal bei der Deutschen Bank anrufen und auch höflich anfragen ob ich ein paar Millionen entgangener Gewinne als kleine Entschädigung haben könnte? Letztlich freue ich mich für Leo Kirch und seine Erben, denn genau wie in meinem Fall wurde hier eine Lebenswerk vernichtet. Das von Leo war sicherlich wesentlich bedeutender für die Gesellschaft, meines hatte aber zum damaligen Zeitpunkt , zumindest für mich persönlich, einen ähnlich hohen Stellenwert – vielen Dank Herr Breuer!