Tag Archives: Rettungsfond

Kein QE3…Spanien, Einkaufsmanager, Jobdaten und Euro Spitzentreffen im Fokus

Ben Bernanke hat geliefert. Wieder einmal hat es der Notenbankchef offensichtlich geschafft genau den richtigen Ton zu treffen, bzw. dem Markt genau soviel zu geben wie nötig, aber eben auch nicht mehr. Die Ankündigung die Operation Twist bis zum Jahresende zu verlängern wird wurde zunächst gegen 18:30 Uhr positiv vom Markt aufgenommen. In Erwartung der anschließenden Rede des FED Chefs gegen 20:15 Uhr fingen die Kurse dann aber bereits an leicht zu bröckeln. Diese Entwicklung sollte aber nicht über bewertet werden, denn dafür dass offensichtlich so viel spekulatives Geld im Markt war das auf QE3 gehofft hatte fiel die Reaktion doch sehr verhalten aus. Gegen Ende der gestrigen Handelssitzung erholten sich die Kurse dann wieder, getrieben durch große Kaufprogramme im Markt.

Ben Bernanke hatte sich in seiner abschließenden Rede klar dazu bekannt weitere Anleihekäufe a la QE3 zu tätigen, falls dies notwendig werde. Vor allem die sich zuletzt weiter verschlechternde Lage in Europa belaste die Konjunkturaussichten in den USA weiterhin, hieß es. Dem müsse entschlossen entgegen getreten werden, sagte Bernanke. Neue geldpolitische Maßnahmen der US-Notenbank seien somit insbesondere von der Entwicklung in Europa abhängig… Das war es was der Markt hören wollte. Eine grundsätzliche Bereitschaft der FED die Geldschleusen noch einmal zu öffnen bevor es richtig eng werden könnte für die Weltkonjunktur.

Auch wenn die europäischen Märkte heute morgen nach der FED Entscheidung zu leichter Schwäche neigen besteht somit nun die durchaus berechtigte Hoffnung auf weiter steigende US Aktienkurse in den kommenden Tagen. Eine ernsthafte Sell-The-News Reaktion ist ausgeblieben, die Chance auf  das Erreichen der 1.400 Punkte Marke im S&P 500 ist somit weiterhin gegeben. Heute geht der Markt nun erst einmal wieder zum Tagesgeschäft über, und natürlich werden wir nach dem Anstieg der letzten Tage heute auch im frühen Handel wieder leichte Gewinnmitnahmen sehen. Zudem stehen einige interessante Termin auf dem Kalender.

Spanien wird sich heute erneut refinanzieren. Mit Spannung erwartet der Markt die aktuellen Konditionen die das Land bei seinen 2, 3 und 5 Jahres Auktionen erzielen wird. Ebenso wird Frankreich heute seine 3, 4, und 5-Jahres BTAN Auktionen durchführen. am Vormittag erwartet der Markt die wichtigen Einkaufsmanager Indizes aus Deutschland sowie die Europäische Leistungsbilanz. Aus den USA kommen heute wieder die neuesten Daten vom US Arbeitsmarkt um 14:30 Uhr sowie das Bloomberg Verbrauchervertrauen gegen 15:50 Uhr und die aktuellen Zahlen zum US Häusermarkt gegen 16:00 Uhr. Gegen 18:00 Uhr wird dann noch einmal EZB Präsident Mario Draghi zur aktuellen Situation in Europa Stellung nehmen. Hier hoffte der Markt immer noch auf eine neue Zinssenkung der Europäischen Zentralbank.

Der Termin des Tages bleibt aber wohl das Zusammentreffen der Finanzminister der Euroländer in Luxemburg, die insbesondere über die aktuelle Situation in Spanien und Griechenland diskutieren wollen. Von Spanien wird erwartet dass heute der offizielle Antrag auf Milliardenhilfen für die spanischen Banken aus dem Rettungsfonds EFSF gestellt wird. Aus Griechenland kommen immer noch fordernde Töne, die an dem Hauptzahlern hoffentlich weiter abprallen werden. Es verspricht also mal wieder ein sehr spannender Tag an den Börsen zu werden, mit vorerst ungewissem Ausgang. Auch wenn die Grundtendenz weiterhin positiv bleiben sollte…!

„Unsere“ Rettung wird immer teurer!

„Unsere“ Rettung wird immer teurer..Neuesten Berechnungen zufolge würden deutsche Steuerzahler mit bis zu 465 Milliarden Euro für Rettungsmaßnahmen der Eurozone haften. Sowohl die Deutsche Bank als auch der ifo Chef Hans Werner Sinn haben noch einmal Ihren Taschenrechner bemüht, und kommen zu diesem katastrophalen Ergebnis. Bis vor kurzem war noch von 400 Millarden Euro die Rede und man kann wohl davon ausgehen das die Summe bald weiter über die 5-hunderter Marke korrigiert wird. Wie immer bei solchen Planspielen zeigt die Erfahrung das die tatsächliche Summe dann noch einmal deutlich höher ist. Ich muss ganz ehrlich gestehen dass ich allmählich müde werde immer wieder über die ausufernden Prognosen der europäischen Misere zu berichten.

Im Klartext heißt dies, die Summe ist mir letztlich wurscht, weil ich immer noch daran glauben möchte das es dazu gar nicht kommen wird. Weil alles andere mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem katastrophalen Ende führen wird, und weil schon heute die meisten Wirtschaftsgelehrten wissen, dass ein geordneter Rückzug, ohne Dominoffekt, Flächenbrand oder ähnliches, für nicht mal 20 Prozent dieser Summe erreicht werden kann. Ende September werden die Weichen für die Zukunft unseres Landes neu gestellt.. Heute möchte ich Ihnen einen Textauszug aus Halvers Kapitalmarkt-Moitor schicken, der die Sache einmal mehr treffend beleuchtet..

„Der Politik muss klar sein, dass das sogenannte „alternativlose“ Festhalten an der Euro-Mitgliedschaft Griechenlands überhaupt keine Gewähr dafür ist, dass der Dominoeffekt auf andere Länder verhindert wird. Denn mittlerweile ist die politische Skepsis gegenüber weiteren Hilfszusagen in den Staaten der Europäischen Union so groß, dass die Gefahr einer Ablehnung durch die Parlamente der Geberländer durchaus gegeben ist. Dann wäre ein politisches Ende der Eurozone kaum mehr aufzuhalten. Die Folgen an den Staatsanleihemärkten wären im Vergleich zum Austritt von lediglich zwei Ländern sicherlich weit schlimmer.

Wenn man an der fundamental klaren Erkenntnis nicht vorbei kommt, dass eine Staatsinsolvenz Griechenlands nicht zu vermeiden ist, dann sollte sich die Politik schnellstmöglich um einen sinnvollen Plan B kümmern, der verhindert, dass es in der Folge zu unkontrollierbaren Verwerfungen kommt. Anstatt kostspielige Garantieerklärungen für Staatsschulden nach dem Gießkannenprinzip, die ohnehin nicht fruchten, abzugeben, ist der Königsweg die gezielte Rekapitalisierung von denjenigen Banken, die bei einem Austritt von Euro-Ländern in Schieflage geraten.

Der Ausfall auch nur einer systemrelevanten Bank kann heute gravierendere Konsequenzen an den Finanzmärkten auslösen, als dies nach der Lehman-Pleite der Fall war. Ein Übergreifen auf die Realwirtschaft lässt schließlich ganze Volkswirtschaften in Schieflage geraten. Der negative Dominoeffekt auf weitere Euro-Länder wäre in Gang gesetzt. Genau diese Abfolge konnte z.B. in Deutschland beobachtet werden. Noch im Sommer 2008 strotzte die deutsche Volkswirtschaft vor lauter Kraft. Und ein Jahr später befand sich Deutschland in der schlimmsten Nachkriegsrezession..

..Die Euro-Politik steht jetzt vor der alles entscheidenden Frage, ob sie die Kraft für die Bankenrekapitalisierung aufbringt oder die bisherigen, wenig fruchtenden Rettungsaktionen fortsetzt. Allerdings sollte man sich schnell zügig um deren Umsetzung kümmern. Die Finanzmärkte werden das Zeitfenster nicht mehr allzu lange aufhalten.“

Oh Herr, lass es Hirn regnen!

Top