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Nordex – Kein Grund zur Euphorie…

Der Windanlagenbauer Nordex hat wie erwartet die Ertragswende geschafft. Nach drei Jahren mit Verlusten konnte gestern erstmals wieder Gewinne ausweisen. Zwar fiel dieser Gewinn mit 10,3 Millionen Euro nicht gerade üppig aus, Anleger jedoch hoffen auf eine Fortsetzung der Trendwende. Auch das Unternehmen selber geht angesichts prall gefüllter Orderbücher für die kommenden Monate davon aus, dass das Ergebnis weiter gesteigert werden kann. Im laufenden Geschäftsjahr will man 1,5 Milliarden Euro umsetzen und dabei eine Ebit-Marge zwischen 3,5 und 4,5 Prozent erwirtschaften. Unterm Strich werden dann am Ende des Jahres also ca. 67 Millionen Euro als operativer Gewinn ausgewiesen werden.

Sicherlich sind die jüngsten Zahlen bei Nordex ein Hoffnungsschimmer auf bessere Zeiten. Allerdings muss man sich schon die Frage stellen, ob eine möglicher operativer Gewinn in Höhe von 67 Millionen Euro ohne Kenntnis des tatsächlichen Reingewinns bei einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro und einer Marktkapitalisierung von 920 Millionen Euro ein grundsätzlich guter Wert sind. Die Sparbemühungen haben gefruchtet und auch die Refinanzierung wird Ihren dauerhaften Beitrag zu diesem Ergebnis leisten. Rein operativ betrachtet hat sich aber offensichtlich gar nicht mal so viel zum Positiven gewendet, wie es die Zahlen vielleicht vermuten lassen.

Nordex Chart Analyse

Positiv ist sicherlich zu bemerken, dass die in Aussicht gestellten Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 bereits durch den aktuellen Auftragsbestand weitestgehend abgesichert sind. Zudem ist es Nordex gelungen wieder Marktanteile zurück zu gewinnen. Vorstandschef Jürgen Zeschky zeigte ebenfalls optimistisch für die Zukunft, hält aber eine Dividendenzahlung erst frühestens im Jahr 2016 für möglich. Alles in allem ist die Gemengelage hier durchaus gemischt und gibt aus meiner persönlichen Warte nicht unbedingt Anlass zu übertriebener Euphorie. Ganz im Gegenteil, wurde die Nachricht gestern im Markt verkauft und die Aktie befindet sich kurzfristig in einem Verkaufssignal.

Angesichts der in Aussicht gestellten Zahlen besteht also kein aktueller Handlungsbedarf, solange die Aktie die Hürde beim 23,60er Fibonacci Retracement. Zunächst müsste der hier eingezeichnete kurzfristige Abwärtstrend (grün) geknackt werden, was in dem momentanen Börsenumfeld schwer werden könnte. Hier also bereits jetzt auf ein Gap Close der offenen Kurslücke zu spekulieren, ist aus meiner Sicht zu früh. Einen erneuten Test des unteren Bereiches (rote Linie oder 50er Retracement) würde ich für wahrscheinlicher halten. Kurse zwischen 9,35 und 10,20 kann man aus meiner Sicht wieder zum Einstig nutzen.

Commerzbank – ja was denn nun?

Es dürfte eine sehr entscheidende Woche für Commerzbank Aktionäre werden. Am Freitag den 20. Januar 2012 will das Bankhaus nun den endgültigen Plan für die Beschaffung des bis zum Sommer benötigten Eigenkapitals vorlegen. Somit entscheidet sich diese Woche wohl auch welche Richtung der Aktienkurs nun endgültig einschlagen wird, und ob der Staat der Bank noch einmal unter die Arme greifen muss oder nicht. Zuletzt konnte man der Presse entnehmen dass die Pläne der Commerzbank inzwischen sehr weit voran geschritten sind. Hauptaktionär Allianz könnte nun ebenfalls seinen Beitrag dazu leisten, somit wären fast vier Fünftel des Kapitalbedarfs gedeckt. Neue Presseberichte besagen nun dass der DAX-Konzern nun offenbar auch darüber nachdenkt seine Mitarbeiter an der Rettungsaktion zu beteiligen.

Anstelle der geplanten Boni sollen Vergütungen nun in eigenen Aktien ausgezahlt werden. Dadurch könnte der Bankenriese auch einen höheren Gewinn für das abgelaufene Jahr ausweisen, und das Eigenkapital entsprechend erhöhen. Geschätzt könnte es hierbei um eine Summe von weiteren ca. 500 Millionen Euro gehen. Somit wären aber grob über den Daumen gepeilt immer noch weitere 500 bis 700 Millionen Euro ungedeckt. So genau kann das wohl im Moment keiner sagen…aber es wäre für eine Bank dieser Größenordnung ein überschaubarer Betrag, den man sicherlich an der ein oder anderen Stelle noch „zusammenkratzen“ könnte. Am Freitag wissen wir dazu sicherlich mehr.

Ich persönlich gehe immer noch von einem positiven Ausgang des Commerzbank Krimis aus. Die Chancen der CoBa, die von der europäischen Bankenaufsicht EBA ermittelte Kapitallücke von ursprünglich 5,3 Milliarden Euro zu schließen, stehen inzwischen sehr gut. Zudem dürfte den europäischen Banken nach den jüngsten Berichten noch etwas mehr Zeit von der EBA eingeräumt werden, um den Kapitalbedarf zu decken. Die Turbulenzen um die Kapitalerhöhung der UniCredit scheinen inzwischen vollständig vom Markt verarbeitet worden zu sein. Andere Berichte hingegen haben die Risiken für die Bank wieder etwas erhöht, und sollten in die Investmententscheidung mit einbezogen werden.

Schliddert Griechenland nun letztlich doch noch in die Pleite, oder wird  ein höherer Haircut auf griechische Staatsanleihen fällig, würde dies das Ergebnis der Commerzbank natürlich noch einmal erheblich belasten. Weitere Risiken schlummern in den Renditen der Anleihekurse anderer hoch verschuldeter Eurostaaten wie etwa Portugal, Irland, Spanien oder Italien. Letztlich bleibt einem als Anleger nicht viel übrig als sich für oder gegen einen positiven Ausgang dieser harten Prüfung für Deutschlands zweitgrößtes Bankhaus zu entscheiden. In beiden Fällen ist davon auszugehen dass sich der Aktienkurs entsprechend schnell und stark in eine Richtung bewegen wird.

Ich habe mich hier bereits klar positioniert…und verspreche Ihnen dann auch erst einmal deutlich weniger über die Commerzbank zu schreiben, wenn die Aktie in etwas ruhigeres Fahrwasser gekommen ist. Auch wenn unsere Berichte zu der Aktie sich in letzter Zeit gehäuft haben, bleibt die CoBa eine der interessantesten Storys des Jahres 2012, und verdient entsprechende Aufmerksamkeit!

Warten auf das Christkind…

Eine weitere spannende Börsenwoche liegt hinter uns, und dieses Mal konnten die Finanzmärkte im positiven Sinne überraschen. Der DAX verzeichnete den stärksten Wochenanstieg seit langem, womit sich natürlich auch die kurzfristige Perspektive für Anleger wiedermal deutlich geändert hat. Es war eine Reihe von Ereignissen die zu diesem spontanen Stimmungswechsel geführt hat. Bereits am Montag früh konnten die Börsen von den hervorragenden Einzelhandelsumsätzen am sogenannten Black Friday in den USA profitieren. Wie erhofft waren die Einzelhandels-Umsätze nicht nur sehr gut ausgefallen, sondern deutlich besser als erwartet. Die Amerikaner konsumieren was das Zeug hält. Der Umsatz an dem entscheidenden Tag nach Thanksgiving, der als Gradmesser für das Weihnachts- bzw. Jahresendgeschäft des Einzelhandels gilt, konnte um über acht Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, und damit so stark wie seit 2007 nicht mehr. Auch hierzulande konnte der Einzelhandel einen sehr erfreulichen Start in das Weihnachtsgeschäft am ersten Adventswochenende vermelden.

Ebenfalls bereits am Montag machten die verschiedensten Gerüchte zu Rettung der Eurozone die Runde, die sich wiederum positiv auf die Börsen ausgewirkt haben. Offenbar scheint der Markt nun wieder mehr Vertrauen in die politische Handlungsfähigkeit Europas zu haben, da diese Gerüchte zumindest Wege in die richtige Richtung aufzeigen, und nicht mehr von offensichtlich hilflosem Taktieren geprägt sind. Wir hatten in unserem Blog darüber berichtet, und unsere Leser bereits am Montag frühzeitig darauf hingewiesen dass hier nun ein möglicher Wendepunkt für die Märkte sein könnte, und sich die Wahrscheinlichkeit auf eine Jahresendrally somit wieder deutlich erhöht hat. Ebenso haben wir unseren Lesern ein paar nützliche Tipps, für das richtige Verhalten im Falle einer Fortführung der Trendwende, mit an die Hand zu geben, die nach wie vor ihre Gültigkeit haben.

Trotz der immer wieder aufkommenden Störfeuer durch die US Ratingagenturen ist dann letztlich am Mittwoch der Knoten geplatzt. Bereits am Montagmorgen wurde bekannt dass der
Mindestreservesatz in China um ein halbes Prozent gesenkt (auf 21%) gesenkt wird. Am frühen Nachmittag dann kam die Meldung die letztlich zu dem Befreiungsschlag der Börsen geführt hat, und den Dax am Ende des Tages mit einem satten Kursplus von knapp fünf Prozent den Handel beenden ließ. In einer konzertierten Aktion haben die Notenbanken von Japan, der Schweiz, Kanada, Großbritannien und natürlich die europäische Notenbank EZB sowie die US-Notenbank Federal Reserve vereinbart, Geschäftsbanken zu einem Kreditzins, der um ein halbes Prozent besser ist als am Markt, in unbegrenztem Volumen Geld zu leihen. Damit erhalten Banken in unbegrenzter Höhe, zu geringen Zinsen, und in jeder beliebigen Währung frisches Kapital und können sich refinanzieren. Die Gefahr einer Bankenpleite in Europa dürfte somit gebannt sein.

Nun mag man darüber spekulieren können was diese Aktien letztlich ausgelöst haben könnte. Wie nah könnte irgendeine europäische Bank wohl am Abgrund gestanden haben,
damit die Notenbanken weltweit in einer konzertierten Aktion die Märkte mit Geld fluten? Welche Bank könnte das gewesen sein? Und und und…. Letztlich ist dies aus heutiger Sicht nicht mehr so essentiell, denn durch das Eingreifen der Notenbanken und das weltweite Zusammenwirken hat man bewiesen dass man zusammen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Krise ankämpfen will. Und genau das war das Signal auf das der Markt in den vielen, unerfreulichen Wochen gewartet hat. Es wird nun gehandelt und nicht mehr nur geredet. Die kurzfristigen und auch mittelfristigen Auswirkungen dieser Aktion haben wir ebenfalls für Sie auf Investors Inside analysiert. Insbesondere die Effekte die eine dauerhafte Flutung des Marktes mit Liquidität auf Rohstoffaktien haben sollte. Ich kann Ihnen also an dieser Stelle nur noch einmal raten neben dem Newsletter auch unseren Blog regelmäßig zu verfolgen.

Ein weiterer sehr positiver Punkt den es nach dieser Woche unbedingt noch zu erwähnen gilt ist die konjunkturelle Erholung der USA. Da man nach wie vor davon ausgehen muss dass eine finale Lösung der aktuellen Probleme letztlich nur durch eine deutliche Belebung der Wirtschaft in den USA ausgehen kann, ist es wichtig diese Indikatoren regelmäßig zu betrachten und zu analysieren. In Amerika verläuft die Konjunkturerholung zwar langsam, dafür aber erstaunlich robust. Ein befürchteter Einbruch der harten Wirtschaftsdaten blieb bislang aus, und ist auch kurzfristig nicht mehr zu erwarten. Die Frühindikatoren erholen sich weiterhin, und das trotz einer offensichtlich handlungsunfähigen politischen Führung! So konnte beispielsweise der ISM Index als Indikator für das Verarbeitende Gewerbe stärker als erwartet auf einen Wert von 52,7 Punkten zulegen, und bestätigt somit den seit August anhaltenden Aufwärtstrend.

Die US Arbeitsmarktdaten vom Freitag trafen die Erwartungen, waren damit aber eigentlich noch nicht der große Wurf. Wirkliche Entspannung am US Arbeitsmarkt wird es erst ab ca. 400.000 neu geschaffenen Stellen geben. Jedoch ist die US Arbeitslosenrate erstaunlich deutlich von 9 auf 8,60 Prozent gesunken. Auch die jüngsten Absatzzahlen europäischer Automobilhersteller in den USA sprechen weiterhin eine deutliche Sprache. Die Amerikaner konsumieren was das Zeug hält, sowohl bei langfristigen Anschaffungen als auch bei kurzfristigen. Das sollte die wirtschaftliche Erholung in Amerika weiterhin stützen Unser Fazit bleibt somit unverändert: Die bestehenden Ängste vor einem weltkonjunkturellen Einbruch bestätigen sich wie erwartet bisher nicht. Die Entwicklung der Weltkonjunktur zeigt sich robust, eine weitere Lösung der Schuldenkrise könnte sogar noch einmal für einen deutlichen Schub sorgen.

In der kommenden Woche wird es nun spannend sein zu beobachten, ob es unseren Politikern, insbesondere Frau Merkel und Herrn Sarkozy, gelingen wird die erneute, und wahrscheinlich letzte Chance, die den Politikern von den Zentralbanken nun eingeräumt wurde zu ergreifen. Wie bereits in unserer letzten Ausgabe des Investors Inside Newsletters erwähnt, spielt Zeit eine ganz wesentliche Rolle bei der Lösung unserer Probleme. Zeit die wir eigentlich schon lange nicht mehr haben, die aber nun noch einmal teuer erkauft wurde. Spätestens am nächsten Wochenende, nach dem EU Gipfel, werden wir wissen ob diese Chance genutzt wurde. Ich bin immer noch zuversichtlich das es gelingen kann unter einer starken Führung in Europa, und mit einer schnellen Änderung der EU Verträge, vor allem aber ohne Eurobonds bitte, eine Lösung zu erarbeiten die eine kurzfristige Katastrophe verhindern kann. Langfristig bin ich mir da nicht so sicher…

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, und den nachfolgenden Generationen, eine positive Handelswoche eine schöne Vorweihnachtszeit, und den Politikern weise Entscheidungen. Vielleicht hält das Christkind ja doch noch ein paar schöne Geschenke für uns bereit…

Viele Grüße, Ihr

Lars Röhrig

 

P.S. Wir haben uns in der letzten Woche natürlich auch mit Einzelaktien beschäftigt von denen es Interessantes zu berichten gab. Allem voran natürlich die Commerzbank Aktie, die Bank versucht sich durch gezielte Aktionen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, und die Chancen dafür stehen sehr gut. Am Freitag morgen sprach vieles für einen Ausbruch der Aktie nach oben was wir unseren Lesern auch rechtzeitig mitgeteilt haben. Bis zum Handelsschluss konnte der Aktienkurs dann um 10 Prozent zulegen. Bei Kali und Salz sowie Wacker Chemie hingegen sollte man vorsichtig bleiben, obwohl ich grundsätzlich beide Titel interessant finde.

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