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Gastkommentar: Google Inc. zwischen „Don’t be evil“ und „going green“

Don’t be evil“ – Dieser millionenfach zitierte Slogan der Google Inc. und deren Anhänger war über fast ein ganzes Jahrzehnt eine Art Garantie für die kritische Informatikszene, dass die ehemalige Garagenfirma „nichts Böses“ tut. Gilt das heute auch noch für den Weltmarktführer Google Inc. und welche Unternehmensstrategie verfolgt das Management? Das erste Quartal 2012 konnte das Unternehmen Google Inc. mit einem vorzeigbaren Gewinn von knapp 3 Mrd. USD überaus erfolgreich abgeschlossen.

Das kalifornische Unternehmen steigerte seinen Gewinn auf 2,9 Milliarden Dollar, im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,8 Milliarden Dollar gewesen. Der Umsatz stieg um rund ein Viertel auf 10,6 Milliarden Dollar. Kerngeschäft ist und bleibt nach allen übereinstimmenden Statistiken die Internet-Suchmaschine Google für weltweite Suchanfragen. Google Inc. ist mit Abstand der Marktführer unter den Internet-Suchmaschinen. Der Vorläufer BackRub startete 1996, seit September 1998 ist die Suchmaschine unter dem Namen Google online. Seinen Erfolg generiert Google aus der Kombination von Suchmaschine mit Kostenextensiver Werbung aus dem AdSense-Programm.

Zwar musste Google Inc. einen erneuten Rückgang der Werbeeinnahmen, bedingt durch die volatile Marktlage und die Unsicherheiten an den Märkten,  hinnehmen, was sich auf das Kerngeschäft mit einem verkraftbaren Minus von knapp 12 % auswirkte. Google arbeitet jedoch stetig an der Optimierung und bleibt damit unangefochten, mit Abstand, Marktführer. Die exakte Funktionsweise der Ergebnissortierung ist Googles Betriebsgeheimnis. Marktbeobachter und Analysten verwundert deshalb nicht, dass die Google-Aktie ungeachtet aller Überraschungen, die von den Märkten in die Börsen eingepreist werden, nachbörslich auf 653 USD nach 651 US-Dollar zum Handelsschluss an der NYSE kletterte.

Solidität schöpft Google Inc. aus seinen Business, welches längerfristig ausgerichtet ist: beispielsweise der Zukauf der Videoplattform YouTube und die Entwicklung der Android-Software für mobile Geräte. Diese Investitionen hatten sich erst nach einigen Jahren ausgezahlt. Aber Google kann noch mehr. So ermöglicht Google Inc. beispielsweise mit dem Google Person Finder die Suche nach vermissten Verwandten und Bekannten. Das Tool wurde für die Opfer des Erdbebens in Japan angeboten, wurde aber auch schon beim Erdbeben von Neuseeland und dem besonders schweren Erdbeben in Haiti angeboten und benutzt. Der Person Finder ist eine moderne Version des Karteikarten-Suchverfahrens, das im Zweiten Weltkrieg benutzt wurde, in dem direkt an Hausruinen geschrieben wurde, wo man als Flüchtling Zuflucht gesucht hatte.

Google Inc. ist stets für Überraschungen gut, so beispielsweise das Projekt Street View: Das Projekt war im Frühjahr 2008 noch streng geheim. Niemand wusste, seit wann die dunklen Pkws mit ihren Kameras auf Deutschlands Straßen unterwegs waren. Google verdient sein Geld mit Werbung. Um Werbung geht es daher in erster Linie auch bei Street View. Mit dem lebensechten Abbilden von Straßenzügen oder Plätzen verspricht der Internetkonzern lokalen Unternehmen eine gezielte Werbung. Eine Pizzeria in Berlin oder Hamburg etwa kann mit diesem Tool eine Verknüpfung zu ihrem Menü erstellen. Auch vor der Buchung eines Hotels auf Mallorca könne man sich damit einen guten Eindruck von der Lage verschaffen. Immobilienmaklern verspricht Google mit Street View eine gezieltere Ansprache von Interessenten. Künftig sollen die Stadtbilder zudem in die Navigation auf mobilen Geräten eingebunden werden. Gerade den lokalen Werbemarkt sehen Branchenkenner als enorm ausbaufähig. Jetzt überraschten die beiden Firmengründer, Larry Page und Sergey Brin, sowohl Analysten wie Anleger mit der Ausgabe zusätzlicher Aktien. Jedoch beinhalten diese Aktien kein Stimmrecht, ein Vorzug für das Management, dessen Einfluss bleibt somit unangetastet.

Aber auch das besonders sensible Thema Energieeffizienz hat bei Google Inc. die gebotene Aufmerksamkeit gefunden. Suchmaschinenriese Google konnte die Energieeffizienz seiner Rechenzentren nach eigenen Angaben weiter steigern. Bei den 12-Monatsmessungen des Power-Usage-Efficiency-Wert (PUE) für 2011 bilanziert Google Inc. mit einem besseren Durchschnittswert von 1,14 – im Vergleich zu 1,16 des Vorjahres.

Google Inc. hat sich dem Thema Energieeffizienz und nachhaltiges, umweltbewusstes Wirtschaften verschrieben. „Google is creating a better web that’s better for the environment. We’re greening our company by using resources as efficiently as possible and supporting renewable power. That means when you use Google products, you’re being better to the environment.“ Google „is going green“ ist jetzt das Motto – die Unterstützung erneuerbarer Energien beziffert der Konzern auf 915.000.000 USD und wirbt zugleich für die Nutzung von Google-Mail.

„Unsere Herzen hängen an Google“, erklärten Larry Page und Sergey Brin, die neue Aktienstruktur ihres Erfolgsunternehmens. Mit dieser neuen Struktur soll sichergestellt werden, dass sie ihre Visionen auch umsetzen können, „im Interesse der Bewahrung des Gründer-basierten Ansatzes und im besten Interesse von Google Inc.“

Don’t be evil? „- Tatsache ist und bleibt: Google polarisiert. Sandro Valecchi

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