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Die DAX Schwäche geht weiter und das Jahr neigt sich – Zeit für etwas Muße

Man muss sich das einmal in Erinnerung rufen. Am 08.07.2011 – dem Höhepunkt des Marktes im Sommer – notierte der S&P500 bei 1360 und der DAX bei 7500. Heute der S&P500 bei 1240 und der DAX bei 5750.

Das ist beim S&P ein Minus von 8,8% und beim DAX von – halten Sie sich fest – 23,3 % ! Und dabei ist die Rechnung noch in Heimatwährung. Hätte man im Sommer von einem Eurokonto den S&P 500 gekauft, wäre die Differenz noch eklatanter, weil das Minus des S&P500 noch kleiner wäre.

Innerhalb von 5 Monaten hat der DAX also gegenüber dem S&P in Euro relativ ca. 20% oder absolut grob 1000 Punkte verloren ! Ehrlich gesagt, eine derartige Divergenz zwischen dem DAX und den US Indizes in so kurzer Zeit habe ich noch nicht erlebt. Und wer im DAX war, kann sich ja noch glücklich schätzen, im CAC und anderen europäischen Indizes sieht es ja noch schlimmer aus.

Und auch heute geht es gnadenlos so weiter, DAX im Minus, S&P500 im Plus. Alle Aktien in Deutschland, auch die Nebenwerte, fühlen sich wie ein nasser Sack an, ein Sack der zwar auch nicht mehr stark fallen kann weil er schon labbrig am Boden liegt, aber eben auch keinerlei Leben mehr in sich trägt.

Was wir gesehen haben und heute wieder sehen, sind die unmittelbaren Auswirkungen des Vertrauensverlustes von Europa an den Märkten. Was letzte Woche beschlossen wurde ist zwar langfristig richtig, löst aber kurzfristig wenig und bedeutet kurzfristig sogar weitere wirtschaftliche Bremsspuren bedingt durch die Sparmassnahmen.

Wir können uns also darauf einrichten, dass uns dieser nervige Markt ohne klare Richtung noch bis in 2012 begleitet. Und auch Anfang 2012 werden wir wohl wieder diese Spreizung haben – zwischen einem Amerika dessen Wirtschaftsdaten langsam wieder nach oben zeigen und einem Europa, dass in den Seilen hängt.

Heute Abend gegen 20.15 Uhr wird mit der FED der letzte für mich absehbare, grössere Katalysator vor dem Jahresende kommen. In meinen Augen hat der Markt damit die letzte Chance noch einen richtigen Sprung zu machen. Danach wird das Handelsvolumen langsam austrocknen. In der Woche vor Weihnachten wird es schon ruhig werden und über den Jahreswechsel passiert dann sowieso nichts mehr. Diese Ruhe, in der auch die Ratingagenturen mal Weihnachten feiern und keine Schlagzeilen mehr produzieren, birgt bei selektiven ausgebomten Titeln im DAX (ala Rheinmetall) durchaus die Chance, dass diese an den ruhigen Tagen ein paar Prozent hoch laufen, weil sie von privaten Schnäppchenjägern über den Jahreswechsel gekauft werden. Aber mehr sollte man in meinen Augen nicht mehr erwarten.

Denn wenn der Markt es diese Woche nicht mehr schafft zu einem Sprung anzusetzen, kann man das Jahr wohl abhaken. Mit einem Auge muss man trotzdem wachsam bleiben, denn das Thema Iran schwebt weiter über unseren Köpfen und Feiertage sind da aus militärtaktischen Gründen eher Risikotage, als Tage der Ruhe.

Auch für mich hatte 2011 eine sehr schwierige zweite Jahreshälfte. Gegenüber dem oben genannten 08.07.11 habe ich aktuell – über alle Depots hinweg – gerade einmal 1% verloren. Damit muss ich mich nicht verstecken, zumal wenn der Heimatmarkt um mehr als 20% abstürzt. Aber ein Verlust ist es trotzdem und letztlich hatte man im zweiten Halbjahr viel Arbeit, viel Energieaufwand und am Ende trotzdem kein Ergebnis. Es gab definitiv bessere Jahre. Hoffen wir, dass 2012 uns positiv überrascht. In Anbetracht des extrem negativen Konsens mit Blick auf 2012, ist das durchaus möglich.

Meine Beiträge werden hier nach dieser Woche nun auch spärlicher werden, denn wenn der Markt diese Woche nicht zum Sprung ansetzt, stelle ich die meisten meiner Positionen glatt und habe dann endlich mal wieder Zeit, mit meinem kleinen Sohn auch in der Woche am Nachmittag einen Ausflug zu machen. Er möchte gerne schwimmen und tauchen lernen, da hat Papa doch mal eine schöne Aufgabe.

Darauf freue ich mich ! Wenn der Markt einem keine Freude macht, sollte man sich diese woanders suchen. (HS)

Zusammenbruch der Kapitalmärkte abgesagt?

Wer hätte das noch am Donnerstag gedacht…Unsere Kanzlerin hat sich mit dem in meinen Augen richtigen Weg für eine langfristige Lösung durchgesetzt, und man muss ihr großen Respekt zollen, für die Durchsetzungskraft und das Engagement der letzten Wochen, unabhängig davon ob man ein Freund Ihrer sonstigen Politik ist oder nicht. Während sich die Konkurrenz auf dem SPD Parteitag darin erging ein phantasieloses Parteiprogramm zu entwerfen, dass sich in erster Linie mit brandgefährlichen Eurobonds und höheren Steuern beschäftigt hat, ist nun endlich durch entschlossenes Handeln der Kanzlerin doch noch etwas entscheidendes in Europa passiert. Es ging um die Wurst! Frau Merkel hat das verstanden und notwendige Maßnahmen konsequent eingeleitet. Die Vorgehensweise zunächst die Franzosen mit ins Boot zu holen um den nötigen Druck zu erzeugen war dabei außerordentlich clever.

So wie es im Moment aussieht konnten sich also alle EU Staaten, bis auf England auf einen Konsens zur Bekämpfung der Schuldenkrise einigen. Die Briten stellen sich quer, und das ist auch aus deren Sicht einigermaßen verständlich. Wirtschaftlich ist das Land bereits seit längerem auf dem Abstellgleis gelandet. Lediglich die City, wie das Bankzentrum im Herzen von London genannt wird, sorgt noch für eine gewisse Phantasie im internationalen Wettbewerb. Und genau um diesen verbliebenen Teil englischer Wirtschaftsmacht kämpft Cameron im Auftrag seiner Gefolgsleute geradezu mit dem Mut der Verzweiflung. Sein Land wäre höchstwahrscheinlich in einer ähnlichen schlechten Situation wie Italien, wenn es heute den Euro hätte. Die Bank of England konnte in den letzten Monaten nur durch heftiges Drucken des Britischen Pfundes zunächst das Schlimmste verhindern. Kein zweites Land in Europa ist so abhängig von der Finanzbranche, und so wird bis zuletzt dafür gekämpft dass dem britischen Finanzsektor keine Ketten angelegt werden können. Aber ist das wirklich der klügste Weg für die Briten?

Ich habe seit gestern das Bild eines Tieres im Kopf das sich von der Herde entfernt hat, und jeder der schon mal einen Film über die Serengeti oder ähnliches gesehen hat weiß was nun kommt. Das Tier läuft nun Gefahr von den umher streifenden Löwen in der Savanne ausgemacht zu werden, und stellt sich außerhalb der Herde als leichte Beute dar. Wer die Löwen sind oder wo diese lauern um die Beute zu reißen weiß man nicht, aber Sie sind da! Und sie werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nun genau dieses Tier aus gucken um es zu erlegen. Momentan wartet das Löwenrudel noch auf eine geeignete Chance zum Angriff. Das einzelne Tier hat also durchaus noch die Chance zur Herde zurück zu kehren und in der Masse unter zu tauchen…Die Herde hingegen formiert sich und bereitet sich auf den zu erwartenden Angriff von außen vor, da es die Gefahr wittert. Andere hingegen versuchen noch schnell in Zentrum der Herde zu kommen um nicht gefressen zu werden. Steht die Formation erst einmal ist es für den Ausreißer zu spät, dann wird die Herde bereit sein dieses eine Tier zum Wohle der Gemeinschaft zu opfern.

Ich würde also in der nächsten Zeit bei Anlagen in Großbritannien etwas vorsichtig agieren 😉 Für den Euro hingegen, ebenso wie Staatsanleihen von Mitgliedsstaaten der Eurozone, dürften nun wieder bessere, oder zumindest etwas ruhigere Zeiten anbrechen. Die Finanzmärkte werden wohl die Spekulationen gegen Europa zurückfahren. Die Spekulationen um einen Austritt Englands aus der EU und dessen Folgen hingegen werden uns wohl in den kommenden Wochen begleiten. Erste Reaktionen der Kapitalmärkte könnten wir bald schon sehen. Deshalb ist zu erwarten dass auch dem Finanzkomplex in London bald dämmern wird, dass ein Austritt der Briten aus dem Euroraum mit hoher Wahrscheinlichkeit katastrophale Folgen für das Land haben wird.

Natürlich fehlen auch noch wichtige Einzelheiten zur Umsetzung der Beschlüsse des EU Gipfels. Klar dürfte jedem sein dass diese Aufgabe noch mit vielen Stolperfallen gespickt ist, die allesamt noch bis zum März 2012 gelöst werden müssen. Der Teufel steckt weiterhin im Detail, und auch die Störfeuer seitens der Ratingagenturen werden nicht schlagartig abreißen. Momentan stehen schon wieder die europäischen Versicherer auf dem Prüfstand. Als Aktienanleger darf man dennoch kurzfristig wieder verhalten optimistisch sein, auch wenn ich für das Gesamtjahr 2012 durchaus skeptisch bleibe. Ob wir noch eine sehenswerte Jahresendrallye sehen werden, oder nicht wage ich an dieser Stelle nicht mehr zu beurteilen. Die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Zusammenbruchs der Kapitalmärkte ist aber nun deutlich geringer geworden, und das ist ja auch schon mal was!

Die chinesische Wasserfolter der Ratingagenturen – der Test der Rally ist da !

Nachdem die Märkte sich gestern sehr konstruktiv verhalten haben und den starken Anstieg von Montag halten konnten, ist heute morgen – wie hier dargestellt, der Test der Rally von Montag da.

S&P hat gestern Abend 37 US Banken herab gestuft und die Futures deuten als Folge auf einen schwachen Tagesbeginn. Zu den Ratingagenturen äussere ich mich lieber nicht mehr. Die Welt wäre besser dran, wenn man diese nur noch ignorieren würde. Denn Warnungen und Herabstufungen sind ja kein Problem, wohl aber die Art und Weise in der das tröpfchenweise geschieht – diese chinesische Wasserfolter die rein prozyklisch wirkt und eine selbsterfüllende Prophezeihung schafft.

Die Notenbanken haben ja gelernt, wie man die Märkte auf wichtige Aussagen und Bewertungen vorbereitet. Das schliesst ausdrücklich eine Ankündigung ein, wann man überhaupt neue Aussagen macht, damit die Märkte sich vorbereiten können. Bei diesen in meinen Augen nutzlosen und aufgeblähten Organisationen mit Namen „Ratingagenturen“ aber, scheint es dagegen zum guten Ton zu gehören einfach fröhlich drauflos zu plappern. Es ist ein echter Treppenwitz, dass sich die Märkte und die Politik freiwillig von dem Urteil dieser privaten Organisationen abhängig gemacht haben und damit das Wohl von ganzen Gesellschaften an das Urteil von namenlosen „Experten“ in Hinterzimmern binden.

Für den Markt ist das aber heute nun der entscheidende Test. Ich denke heute wird sich zeigen, ob der Anstieg vom Montag der Beginn einer richtigen Rally oder nur ein kurzes „One-Day-Wonder“ war. Der DAX sollte heute idealerweise die 5700 halten können, zumindest aber zum Handelsschluss die 5650 halten. Und idealerweise sollte der Markt nach anfänglicher Schwäche im Laufe des Tages wieder Kaufinteresse zeigen.

Sollte der DAX signifikant unter 5650 schliessen, wäre das für mich das Signal diese Rally schon wieder abzuschreiben und erneut auf Defensive zu schalten. Sollte der Markt dagegen diese Herabstufungen einfach wegstecken und weiter hoch schieben, wäre das für mich das Signal dieser Rally länger zu trauen und mit Sicht auf das Jahresende auf höhere Kurse zu setzen.

Ich wünsche allen heute gute Entscheidungen ! (HS)

USA – das Rom des 21. Jahrhunderts ?

Vorweg, ich bin bestimmt kein Verschwörungstheoretiker und betrachte das Treiben solcher Leute die wirklich alles sofort in Richtung Verschwörung umdeuten mit amüsiertem Schmunzeln. Und ja, wir WAREN auf dem Mond 😉

Aber im Moment kann ich nicht umhin zu vermuten, dass es in den USA Kräfte gibt, die ein Interesse daran haben die Krise in Europa am Köcheln zu halten. Und deshalb möchte ich mit Ihnen mal meine persönliche weltpolitische Sicht zum Thema teilen.

Denn es ist gerade aus Richtung der Ratingagenturen aber auch der US-Politik zuletzt einfach zu viel passiert an merkwürdigen Aktionen, die punktgenau immer dann kommen, wenn gerade Ruhe in Europa und am Markt einzukehren scheint. Und genau diese Ratingagenturen sind keineswegs völlig unabhängig, sondern eng mit Regierung und Wallstreet verflochten.

Wir müssen uns in meinen Augen auch darüber im Klaren sein, dass das aktuelle Fingerpointing der USA Richtung Europa, dass auch Obama ja nun betreibt, wahrscheinlich den Zweck verfolgt von den eigenen Problemen abzulenken. Denn die USA stehen fiskalisch keineswegs besser da als Italien, eher schlechter. Sie haben halt nur den Vorteil immer noch die Weltreservewährung zu sein und einfach Geld drucken zu können, dessen Folgen in Form von Inflation dann in andere Länder exportiert wird.

Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Europa zu Unrecht im Fokus der Märkte steht. Nein, dieses Gewürge haben wir uns mit unverantwortlicher Schuldenpolitik und einem strukturell fehlkonstruierten Euro selber eingebrockt. Diese eigenen Fehler und der Mangel einer starken Zentralregierung machen Europa zu einem leichten Ziel und daran sind wir selber schuld.

Trotzdem sieht es für mich so aus, als gäbe es auf der anderen Seite des grossen Teiches bedeutende Spieler, die ein Interesse daran haben immer wieder Öl ins europäische Feuer zu giessen.

Zieht man sich einmal mit etwas Abstand einen weltstrategischen Hut auf, ist das auch klar und nachvollziehbar. Denn der Euro war und ist immer noch der erste Kandidat um dem Dollar den Status der Weltreservewährung streitig zu machen. Und ein einiges und solventes Europa würde die Augen der Welt auf die Quelle des Schulden-Kapitalismus richten – die USA – mit allen Konsequenzen. Ganz abgesehen davon, dass ein einiges Europa den USA den Rang der westlichen Führungsmacht ablaufen würde.

Schon die Politik Grossbritaniens war es über Jahrhunderte (und ist es mglw immer noch) zu verhindern, dass sich auf dem Kontinent ein dominierender Spieler heraus bildet. Grossbritanien hat daher immer still und leise den Widerstand gegen die vorherrschende Kontinentalmacht organisiert, egal ob das Spanien, Frankreich oder Deutschland war. Nur deshalb ist in meinen Augen GB 1973 der EU beigetreten, nicht um sie zu gestalten, sondern um einen Fuss in der Tür und damit auf der Bremse zu haben. Die selbe stillschweigende Strategie verfolgte GB seit hunderten Jahren. Das Fehlen einer dominierenden Kontinentalmacht hat GBs Status als erste Weltmacht erst möglich gemacht.

Ich wäre nicht überrascht und es wäre logisch, wenn die USA eine ähnliche Strategie gegenüber Europa verfolgen. Denn auch wenn offiziell nie darüber geredet wird – offiziell haben wir uns ja alle lieb – wir sind Wettbewerber um den Status der westlichen Führungsmacht und um die Weltreservewährung. Und die Notenpresse für die Weltreservewährung unter Kontrolle zu haben, ist mit hunderten Milliarden nicht aufzuwiegen, das muss man mit Klauen und Zähnen verteidigen.

Letztlich geht es doch darum das eigene Defizit und damit die eigene Weltpolitik finanzieren zu können. Und wir sehen doch gerade wie der Plan in den USA aufgeht. Dort wird auf Teufel komm raus durch die FED Geld gedruckt und trotzdem haben die USA extrem niedrige Finanzierungssätze für ihre Staatsschuld. Warum ? Eben weil durch das Problem in Europa es so scheint, als ob man in den USA mit seinem Geld besser aufgehoben wäre. Das ist der Vorteil des Einäugigen unter den Blinden. Wenn Sie es aus dem Blickwinkel betrachten, ist das Interesse der USA an einem wankenden Euro doch offensichtlich.

Ich sage Ihnen auch was in meinem weltpolitischen Bild für die USA die absolute Horrorvorstellung wäre: Ein „Bundesbank-Euro“ der genau so stark wie die D-Mark ist. Die Folge davon wäre, dass der „Bundesbank-Euro“ massiv aufwerten würde und das ganze Geld der Welt anziehen würde, dass dann eben nicht für die amerikanische Staatsschuld zur Verfügung steht. Und die USA hätten dann mit massiv steigenden Renditen zu kämpfen und wären ganz schnell nicht mehr in der Lage ihre Schulden zu bedienen.

Letztlich helfen die Probleme in Europa den US also deutlich, auch wenn etwas ganz anderes behauptet wird. Der ohne Frage negative Konjunktureffekt der von Europa ausgeht ist für die USA aber lange, lange nicht so bedeutend, wie der positive Effekt der Staats- und Schuldenfinanzierung. Deswegen bekommen wir ja auch – ganz uneigennützig – die „Hilfe“ von Geithner und Co. um uns davon zu überzeugen in der EZB ala FED zu agieren. Denn wenn wir dann endlich auch mal kräftig drucken, kann der Dollar weiter fröhlich der Einäugige unter den Blinden sein.

Ein starker „Bundesbank-Euro“ wäre aber für den Führungsanspruch der USA eine existentielle Bedrohung. Auch Rom ist letztlich nicht untergegangen, weil seine Armeen nicht mehr siegen konnten, sondern weil Rom den überdehnten Machtanspruch nicht mehr finanzieren konnte. Die Völkerwanderung war dann nur der Auslöser, der das morsche Kartenhaus zum Einsturz brachte. Das Rom des Augustus hätte die Völkerwanderung dagegen problemlos überdauert. Wer sich mit der römischen Fiskalpolitik und der damaligen Goldunterlegung mal befasst, wird erstaunlich viele Parallelen zur Gegenwart finden.

Das oben ist meine Sicht auf die machtpolitischen Hintergründe, so weit es um den Euro und Europas Verhältnis zu den USA geht. Ich mag mich irren und habe bestimmt nicht die Wahrheit gepachtet. Aber es spricht in meinen Augen aktuell doch vieles für dieses Bild. Über Meinungen zum Thema freue ich mich sehr.

Die Ratschläge aus den USA zur Lösung der Euro-Krise sind also nach meiner Meinung vergiftet. Machtpolitik im Weltmassstab hat nie aufgehört, im Gegenteil. Sie wird nur nicht öffentlich thematisiert. Und gerade wir in Deutschland denken zu selten in diesen Kategorien, wenn wir uns im Klein-Klein verlieren. (HS)

Sommerrally trotz Moody´s & Co. ?

Der Markt befindet sich nach dem starken Anstieg in der vergangenen Woche in einer gesunden Konsolidierungsphase. Nach den vorangegangenen Verlusten seit Mai war diese Erholung dringend notwendig, da die Indizes vor dem Start der Rallye allesamt charttechnisch auf der Kippe standen. Inzwischen sieht das große Bild somit wieder deutlich freundlicher aus, und auch eine kräftige Sommerrallye ist erneut im Bereich des Möglichen. Die Griechenland-Krise scheint vorerst „verarbeitet“ zu sein was den US Ratingagenturen wohl offenbar nicht so recht schmecken will. Kaum ist ein Loch gestopft reißen die Amerikaner mit Portugal ein neues auf, ich behaupte mal das hat System. Nun, ich habe bereits vor Monaten etliche Artikel über das Thema Ratingagenturen und deren Macht verfasst. Dieselben Institute die uns alle vor den Risiken warnen sollten bevor die größte Finanzkrise aller Zeiten ausbrach, und dabei kläglich versagt haben. Die selben Agenturen ergehen sich heute, wohl teilweise auch aufgrund der gemachten Fehler, in Ãœbereifer und machen so manches Problem damit schlimmer als es eigentlich sein müsste.

Die EZB, Kanzlerin Merkel, Wolfgang Schäuble, die portugiesische Regierung und der Rest Europas zeigten sich gestern entrüstet und fordern eine Aufspaltung der Macht dieser Institute. Dies ist angesichts der Bedrohung für unsere Währungsunion durch solche Aktionen auch nicht weiter verwunderlich. Und so bleibt die Frage ob die Agenturen sich momentan, neben dem wirtschaftlichen Chaos das sie anrichten, nicht selber am meisten schaden. Der Markt hat die Nachricht über die Herabstufung Portugals heute bereits verdaut, für Moody`s Standard &Poors und Fitch könnte die Probleme nun aber erst anfangen. Bereits vor Monaten habe ich hier den Wunsch geäußert, dass es in Zukunft drei Ratingagenturen geben sollte. Eine amerikanische, eine europäische und natürlich eine asiatische Ratingagentur muss her.

Das Vertrauen in die drei großen Ratingagenturen wurde durch die 2008er Immobilien- und Finanzkrise stark erschüttert. In den vergangenen Monaten gerade im Zusammenhang mit der Krise hier in Europa ist dieses noch verblieben Vertrauen nun noch weiter gesunken. Es ist wohl abzusehen, dass sie in den kommenden Jahren einen weiteren, erheblichen Machtverlust erleiden werden. Zumindest dann, wenn es tatsächlich zu einer europäischen Ratingagentur kommt und auch chinesische Ratingagenturen, wie zum Beispiel die Dagong Global Credit Rating Co. LTD,  mehr und mehr Gewicht auf den Finanzmärkten erhalten. Diese hatte sowieso vor einigen Wochen bereits die US-Konkurrenten scharf kritisiert und dabei gleichzeitig bekannt gegeben, dass es ihr Ziel sei, die Monopolstellung der drei großen zu brechen. Es kommen schwere Zeiten auf die US-Ratingagenturen zu. Und die vorschnelle Entscheidung zur Herabstufung Portugals beschleunigt diesen Prozess nur noch.

Nach der Kritik an den Ratingagenturen hat heute der Deutschlandchef von Standard & Poor’s, Torsten Hinrichs, bereits wieder sehr sanfte Töne angeschlagen und versucht zu beschwichtigen. „Ich glaube, dass die Sparmaßnahmen und die Fiskalmaßnahmen, die die Staaten inzwischen getroffen haben, durchaus irgendwann greifen werden“, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk. „Ich hoffe, dass wir in der Lage sind, in der nahen Zukunft auch durchaus positivere Kommentare geben zu können.“ Na wenn er hofft, dann hoffen wir das doch auch mal, denn mit einem bisschen Hoffnung wäre ja der gesamten Menschheit geholfen 😉

Aber kommen wir noch kurz zum Markt, der unter „normalen Umständen“ eventuell endgültig nach oben ausgebrochen wäre. Hierzu habe ich hier mal den Chart des S&P 500 eingestellt. Deutlich zusehen ist der ungewöhnlich starke Anstieg in den letzten Handelstagen, der nun erst einmal verarbeitet werden musste. Es ist nicht nur normal, dass die Widerstände bei 1341 und 1345 nicht im ersten Anlauf genommen wurden, sondern sehr gesund und begrüßenswert für die Bullen.

Gestern hat sich der Index nun nach zwei schwächeren Tagen wieder an die wichtige Marke von 1.340 Punkten heran getastet, der Schlusskurs lag bei 1.339,22 Punkten. Auch der Dow Jones und der Nasdaq tendieren wieder freundlicher. Alle Indizes hatten gestern nahezu exakt das gleiche Verlaufsmuster. Meiner Meinung nach wartet der Markt hier auf einen neuen Impuls der dann endgültig den Weg frei machen kann um neue Jahreshöchststände zu erreichen. Natürlich muss man auch das mögliche Szenario eines Fehlsignals im Auge behalten, der Kursverlauf spricht aber momentan eindeutig für das positive Szenario. Heute werden am Nachmittag mal wieder die neuen US Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die die kommende Richtung weisen könnten. Gelingt es in dieser Woche noch die oben rot Markierte Widerstandszone zu überwinden ist der Weg frei. Wir lassen alle Positionen weiter laufen! Ein Trading Update folgt in Kürze…

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Verzweifelte Dollar-Rettungsversuche der US Ratingagenturen?

Da die US Börsen und London heute aufgrund eines Feiertages geschlossen bleiben, ist eher mit einem sehr ruhigen Handelsverlauf heute zu rechnen. So richtig los geht es also erst am Dienstag. Bis dahin kann man sich auch mal wieder mit anderen Themen beschäftigen und es dürfte heute reichen nur ein Auge am Markt zu haben… Es ist schon erstaunlich wie intensiv sich Moodys, Fitch und Co. dann doch immer wieder im richtigen Moment für den schwächelnden Dollar auf Ihre Ratingtätigkeit besinnen, und die vermeintlich angeschlagenen Eurostaaten abstufen. Zu diesem Thema möchte ich heute gerne einen sehr gelungenen Beitrag von Halvers Kapitalmarkt hier heute veröffentlichen, den ich sehr passend finde.

„Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht erwehren, dass immer dann, wenn etwas Ruhe an den euroländischen Finanzmärkten eingekehrt ist bzw. man ihnen etwas Ruhe gönnen sollte, der mit besonders viel PS ausgestattete Rasenmäher der US-Rating-Agenturen angeworfen wird, um auch ja den kleinsten euroländischen Keimling zu köpfen. In den Genuss dieses Turbo-Epiliergeräts kamen zuletzt Italien und Belgien sowie eine französische Großbank.

Für mich ist es nicht mehr ausgeschlossen, dass bis Ende des Jahres selbst Deutschland mit Blick auf seine Kredite und Bürgschaften für die Euro-Familie angeschossen oder, diplomatisch ausgedrückt, mit negativem Ausblick versehen wird. In jedem Fall dürfte der Rasenmäher weiter wüten. Ja, natürlich haben Euroland und einige seiner Familienmitglieder große wirtschaftliche und Schuldenprobleme. Das ganze Gebilde durchlebt seinen ultimativen Stresstest. Aber im relativen Vergleich besteht überhaupt kein Grund für westatlantische Selbstgerechtigkeit. Haben etwa die Vereinigten Staaten von Amerika keine Probleme? Der Verschuldungsstand der Amerikaner hat Ausmaße erreicht, die vom Maastricht-Kriterium so weit entfernt sind wie die Erde vom Neptun.

Ein anderes Anekdötchen ist, dass sich Demokraten und Republikaner nicht auf eine Erhöhung des Schuldenlimits einigen können. So greift man zur Bezahlung von Rechnungen der Regierung einfach mal in die staatlichen Rentenkassen. Überhaupt inflationiert man sich aus der Schuldenkrise heraus. Nennt man so etwas Stabilität? Mit welcher Argumentation behalten die USA ihr dreifaches A-Rating? Ein Freund von mir in den USA wundert sich schon seit geraumer Zeit, warum wir uns diese Ungleichbehandlung gefallen lassen. Die Probleme in den USA sind nicht minder groß. Er meint sogar, dass mindestens 15 US-Bundesstaaten mühelos in Peloponnes South, Attica North oder New Greece umbenannt werden könnten.

Aber zumindest kann man den Amerikanern nicht mangelnden Zusammenhalt bei Problemen vorwerfen. Und genau darauf kommt es in schwierigen Zeiten an. Den haben wir Euroländer kaum. Das merkt man spätestens an den mittlerweile üblichen Umgangsformen der Euro-Politiker untereinander. Statt diplomatisch feiner Note nähern wir uns zunehmend den Schlachtgesängen der Süd- und Nordkurve.

So haben die US-Rating-Agenturen leichtes Spiel, von den eigenen Schwächen der USA abzulenken und den Finger auf uns zu richten. Da ist es wenig überzeugend, wenn der EU-Ratspräsident von Rompuy sagt „Wir lassen den Euro nicht sterben“. Dies wirkt dann eher als hilfsloser Versuch, sich bei der Schlacht um das euroländische Büffet schützend über die griechischen Oliven zu werfen. Es fehlt an einem glaubwürdigen europäischen Gesamtkonzept, an Führung, die Perspektiven bietet und der Gegenseite die Munition nimmt.“ Von einer echten Gemeinschaft ist die Europäische Union noch sehr weit entfernt, aber Sie ist ja auch noch so jung…

Noch kurz zum Markt: Obwohl also auch in der kommenden Woche keine großen neuen Nachrichten den DAX beflügeln dürften, sollte es zu einer leichten Erholung kommen. Die Märkte sind derzeit stark überverkauft und zahlreiche negative Meldungen sollten auf dem aktuellen Kursniveau bereits eingepreist sein. Aus psychologischer Sicht ist deshalb mit einer leichten Kurskorrektur nach oben in den nächsten Handelstagen zu rechnen. Bereits am Freitag konnte man diese Entwicklung bei einzelnen Werte wieder beobachten, und es sind genau die von denen ich Ihnen letzte Woche berichtet hatte…

Wie es allerdings mittelfristig dann weitergeht, und ob es dem Dax gelingen wird sich wieder oberhalb der wichtigen Marke von 7.251 Punkten zu etablieren, oder gar die 7.400 in Angriff zu nehmen hängt sehr stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise, den neuen Nachrichten zur wirtschaftlichen- und konjunkturellen Entwicklung, insbesondere in Europa, und natürlich somit auch von der  Entwicklung des Eurokurses ab. Bis der Markt seine Richtung gefunden hat sollte man sich weiterhin in erster Linie an der Charttechnik orientieren, die in diesen Tagen noch der einzig verlässliche Partner zu sein scheint.

Ich habe noch Hoffnung für Standard & Poor’s, Fitch, Moody’s & Co.

Die öffentlichen Berichterstattungen, über die Funktion und Sinnhaftigkeit von Ratingagenturen nehmen immer weiter zu. Erst kürzlich war wieder ein Bericht in auf boerse.ARD.de zu lesen, nach dem immer mehr Unternehmen in Deutschland in Zukunft ganz auf ein Rating der bekannten Ratingagenturen verzichten wollen. Namhafte deutsche Unternehmen emittieren zur Zeit Anleihen ohne Rating, im ersten Halbjahr entschieden sich bereits 18 Unternehmen für diesen Schritt und sammelten so laut Angaben der Unicredit knapp sieben Milliarden Euro ein. Offenbar sprechen Namen wie Stada, Thomas Cook und Solarworld für sich, und benötigen keinen zusätzlichen Ritterschlag von Standard & Poor’s, Fitch oder Moody’s.

Immer vorausgesetzt, dass das betreffende Unternehmen über einen entsprechenden Ruf, und vor allem eine hohe Transparenz verfügt, scheint es also so zu sein, dass Anleger auch ohne ein entsprechendes Rating reihenweise bereit sind Ihr Geld in ein Unternehmen zu investieren. Dies gilt natürlich in erster Linie für Privatinvestoren, da es den Institutionellen meistens untersagt ist ohne entsprechendes Rating zu investieren. So gesehen haben also Ratingagenturen auch weiterhin Ihre Daseinsberechtigung. Für die Unternehmen die Ihre Anleihen ohne Rating emittieren hat das Ganze aber einen entscheidenden Vorteil. Sie sparen sich die hohen Gebühren einer solchen Zertifizierung, was eventuell auch zusätzliches Vertrauen bei den Privatanlegern erzeugt.

Nicht zuletzt durch die Erfahrungen der letzten Jahre, in denen auch gerade den Ratingagenturen die Mitschuld an der Finanzkrise gegeben wurde zeigen, dass sich die Branche im Umbruch befindet, bzw. umdenken muss. Auch wir hatten bereits mehrfach über die geänderte Situation im Zusammenhang mit den großen drei Ratingagenturen berichtet, und hegen die Hoffnung, dass man aus den jüngsten Ereignissen gelernt hat. Ratingagenturen sind weiterhin wichtig und wir brauchen sie, allerdings nur dann wenn sie etwas genauer hinschauen als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Es muss neues Vertrauen geschaffen werden, auch untereinander, und vor allem dem eigenen Urteil gegenüber.

Es sollten aber auch Alternativen geschaffen werden, die es möglich machen dass auch die Ratingagenturen sich untereinander besser kontrollieren. Die Monopolstellung der drei Agenturen Standard & Poor’s, Fitch und Moody’s sollte langfristig aufgelöst werden. Den Ansatz für eine europäische und asiatische Alternative sehe ich durchaus sehr positiv bin aber gespannt wie weit diese Pläne verfolgt werden. Auch die Ãœberlegungen landeseigene Ratingaktivitäten lokaler Anbieter unter eine stärkere Kontrolle zu stellen ist im Sinne der Anleger und der damit verbundenen Transparenz sicherlich zu begrüßen.

Die Politik hat erkannt, dass sie an der Gestaltung dieser Themen im Sinne des Anlegerschutzes aktiv teilhaben muss, und das nicht zuletzt in ihrem eigenen Interesse. Diskussionen über die Rente mit 67 oder ähnliches müssten heute wohl nicht geführt werden, wenn man damals vor 20 Jahren angefangen hätte den Bürger nicht nur zu mehr Eigenverantwortung bezüglich einer Altersvorsorge zu erziehen, sondern ihn in erster Linie davor geschützt hätte Fehler zu begehen die genau diese Selbstvorsorge gefährden. Das leidige Thema der Ost- oder Schrottimmobilien oder diverser pleite gegangener Investmentfonds und Abschreibungsmodelle sind da nur ein paar Beispiele…

Ansätze für eine Verbesserung der Situation gibt es genug, ob diese Krise nun zu diesbezüglich nennenswerten Ergebnissen für die Anleger führen wird, und ob die Politiker den Mut haben werden, dies dafür notwendigen und teilweise unpopulären Entscheidungen zu treffen muss abgewartet werden. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…

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