Man muss sich das einmal in Erinnerung rufen. Am 08.07.2011 – dem Höhepunkt des Marktes im Sommer – notierte der S&P500 bei 1360 und der DAX bei 7500. Heute der S&P500 bei 1240 und der DAX bei 5750.
Das ist beim S&P ein Minus von 8,8% und beim DAX von – halten Sie sich fest – 23,3 % ! Und dabei ist die Rechnung noch in Heimatwährung. Hätte man im Sommer von einem Eurokonto den S&P 500 gekauft, wäre die Differenz noch eklatanter, weil das Minus des S&P500 noch kleiner wäre.
Innerhalb von 5 Monaten hat der DAX also gegenüber dem S&P in Euro relativ ca. 20% oder absolut grob 1000 Punkte verloren ! Ehrlich gesagt, eine derartige Divergenz zwischen dem DAX und den US Indizes in so kurzer Zeit habe ich noch nicht erlebt. Und wer im DAX war, kann sich ja noch glücklich schätzen, im CAC und anderen europäischen Indizes sieht es ja noch schlimmer aus.
Und auch heute geht es gnadenlos so weiter, DAX im Minus, S&P500 im Plus. Alle Aktien in Deutschland, auch die Nebenwerte, fühlen sich wie ein nasser Sack an, ein Sack der zwar auch nicht mehr stark fallen kann weil er schon labbrig am Boden liegt, aber eben auch keinerlei Leben mehr in sich trägt.
Was wir gesehen haben und heute wieder sehen, sind die unmittelbaren Auswirkungen des Vertrauensverlustes von Europa an den Märkten. Was letzte Woche beschlossen wurde ist zwar langfristig richtig, löst aber kurzfristig wenig und bedeutet kurzfristig sogar weitere wirtschaftliche Bremsspuren bedingt durch die Sparmassnahmen.
Wir können uns also darauf einrichten, dass uns dieser nervige Markt ohne klare Richtung noch bis in 2012 begleitet. Und auch Anfang 2012 werden wir wohl wieder diese Spreizung haben – zwischen einem Amerika dessen Wirtschaftsdaten langsam wieder nach oben zeigen und einem Europa, dass in den Seilen hängt.
Heute Abend gegen 20.15 Uhr wird mit der FED der letzte für mich absehbare, grössere Katalysator vor dem Jahresende kommen. In meinen Augen hat der Markt damit die letzte Chance noch einen richtigen Sprung zu machen. Danach wird das Handelsvolumen langsam austrocknen. In der Woche vor Weihnachten wird es schon ruhig werden und über den Jahreswechsel passiert dann sowieso nichts mehr. Diese Ruhe, in der auch die Ratingagenturen mal Weihnachten feiern und keine Schlagzeilen mehr produzieren, birgt bei selektiven ausgebomten Titeln im DAX (ala Rheinmetall) durchaus die Chance, dass diese an den ruhigen Tagen ein paar Prozent hoch laufen, weil sie von privaten Schnäppchenjägern über den Jahreswechsel gekauft werden. Aber mehr sollte man in meinen Augen nicht mehr erwarten.
Denn wenn der Markt es diese Woche nicht mehr schafft zu einem Sprung anzusetzen, kann man das Jahr wohl abhaken. Mit einem Auge muss man trotzdem wachsam bleiben, denn das Thema Iran schwebt weiter über unseren Köpfen und Feiertage sind da aus militärtaktischen Gründen eher Risikotage, als Tage der Ruhe.
Auch für mich hatte 2011 eine sehr schwierige zweite Jahreshälfte. Gegenüber dem oben genannten 08.07.11 habe ich aktuell – über alle Depots hinweg – gerade einmal 1% verloren. Damit muss ich mich nicht verstecken, zumal wenn der Heimatmarkt um mehr als 20% abstürzt. Aber ein Verlust ist es trotzdem und letztlich hatte man im zweiten Halbjahr viel Arbeit, viel Energieaufwand und am Ende trotzdem kein Ergebnis. Es gab definitiv bessere Jahre. Hoffen wir, dass 2012 uns positiv überrascht. In Anbetracht des extrem negativen Konsens mit Blick auf 2012, ist das durchaus möglich.
Meine Beiträge werden hier nach dieser Woche nun auch spärlicher werden, denn wenn der Markt diese Woche nicht zum Sprung ansetzt, stelle ich die meisten meiner Positionen glatt und habe dann endlich mal wieder Zeit, mit meinem kleinen Sohn auch in der Woche am Nachmittag einen Ausflug zu machen. Er möchte gerne schwimmen und tauchen lernen, da hat Papa doch mal eine schöne Aufgabe.
Darauf freue ich mich ! Wenn der Markt einem keine Freude macht, sollte man sich diese woanders suchen. (HS)