Tag Archives: Outokumpu

ThyssenKrupp – Das Rentenpapier

Es ist schon unglaublich – seit Monaten schaue ich mir an, wie eine schlechte Nachricht nach der anderen den Markt erreicht  – und Nichts passiert. ThyssenKrupp ist offenbar zum Rentenpapier mutiert, das man bedenkenlos im Depot halten kann, egal was kommt. Inzwischen notiert das Papier, trotz des Milliardengrabs in Nord- und Südamerika, trotz Kapitalerhöhung(en?), trotz dem gestern gemeldeten Rückkauf von zuvor hastig verkauften Unternehmensteilen und trotz wirklich schlechter Quartalszahlen am laufenden Band, bei 20,- Euro. Besser könnte aus meiner Sicht nicht zum Ausdruck gebracht werden welch seltsame Blüten der momentane Aktienmarkt hervorbringt.

Auch das heute veröffentlichte Zahlenwerk zum ersten Quartal lässt wenig Spielraum für echten Optimismus. Ich fasse kurz zusammen… Unterm Strich verblieb ein Minus in Höhe von 69 Millionen Euro, trotz einer leichten Verbesserung beim EBITDA (468 Mio.) nach zuvor 371 Millionen Euro. Der Umsatz lag mit 9.109 Milliarden ebenfalls leicht unter dem Vorjahreswert von 9.189 Milliarden Euro.

Die kürzlich erfolgte Kapitalerhöhung sorgte bei dem hochverschuldeten Stahlkonzern aber wieder für etwas Entspannung in der Bilanz. Das Eigenkapital konnte nun auf 3,3 Milliarden Euro angehoben werden, was das Gearing des Konzerns von 200 auf 136 verbesserte. Damit liegt ThyssenKrupp zumindest wieder unter der kritischen Marke von 150 und dürfte somit wenige Refinanzierungs-Probleme haben. Auch die Nettoschulden konnten von 5 auf 4,5 Milliarden Euro zurückgefahren werden, weil Großkunden für einige Großaufträge bereits Anzahlungen leisteten.

Der Hauptgrund für das erneut negative Ergebnis lag – neben den weiterhin schwachen Stahlpreisen – nicht zuletzt im Rückkauf der zuvor an die finnischen Outokumpu veräusserten Werk in Terni und  dem Spezialwerkstoffhersteller VDM. Auch dieses Geschäft darf man wohl mit einem großen Fragezeichen versehen. In den Medien wird der Schritt als große Rettungsaktion für die Finnen dargestellt… Ich persönlich würde hier eher vermuten, dass nun nach und nach massive Fehlentscheidungen des vorigen Managements wieder korrigiert werden…!

Wie auch immer… sicherlich gibt es auch ein paar positive Veränderungen zu berichten. Letztlich hat aber für alle Fehlentscheidungen unter Cromme der Aktionär gerade stehen müssen, und niemand kann heute mit Gewissheit sagen das dieser Prozess nun abgeschlossen ist. Cromme ist nun weg und das ist sicherlich die beste Nachricht seit Langem. Eine Aktie die den überwiegenden Teil ihres Daseins schlechter performt hat als der DAX, und bei der noch so viele Fragezeichen im Raum stehen, gehört meiner Meinung nach dennoch nicht zwingend in das Depot.

Allerdings wurden hier zuletzt auch alte verkrustete Strukturen aufgebrochen, die grundsätzlich hoffen lassen, dass man das Unternehmen künftig etwas solider aufstellt. Anerkennenswert ist sicherlich auch die relative Stärke der Aktie, die mich in den letzten Monaten immer wieder beeindruckt hat. Die ThyssenKrupp Aktie bleibt somit für mich eher ein „Rentenpapier“, für Anleger die einen gaaaaanz langen Atem haben und darauf hoffen, dass sich der Stahlmarkt irgendwann nachhaltig erholen wird. Dennoch, es gibt so viele interessante Aktien am Markt, die weniger problembehaftet sind…!

Salzgitter und Aurubis solide, ThyssenKrupp bedenklich…

Die Salzgitter AG meldete heute die Zahlen zum abgelaufenen Quartal. Etwas schwächer als von Analysten erwartet entwickelte sich dabei das operative Ergebnis des Konzerns mit einem Minus von 15,5 Millionen Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 44 Millionen Euro in den Büchern stand. Darin enthalten sind 28 Millionen Euro Ergebnisbeitrag von Europas grösstem Kupferkonzern Aurubis, an dem Salzgitter beteiligt ist. Der Umsatz konnte hingegen weiter kräftig zulegen. Im ersten Quartal des Jahres setzte Deutschlands zweitgrößter Stahlkocher mit  2,6  Milliarden Euro um, was einer Steigerung um 13 Prozent entspricht. Das Ergebnis wurde insbesondere durch einen Röhrenauftrag aus dem Iran, der nicht umgesetzt werden konnte, sowie die schwächeres Stahlpreise im Jahr 2011 belastet, hieß es in der heutigen Pressemeldung.

Die Konzernführung zeigte sich aber sehr optimistisch für das Gesamtjahr, und rechnet mit einer weiteren Belebung des Geschäftes sowie wieder steigenden Stahlpreisen. Bereits zum Jahresanfang 2012 haben die Notierungen für Stahl wieder angezogen. Zudem konnte Salzgitter den Fehlenden Auftrag im Röhrengeschäft bereits jetzt durch eine entsprechende Order aus Australien kompensieren. Die Eigenkapitalquote von 43 Prozent sowie 642 Millionen Euro Nettofinanzposition bilden eine nach wie vor äußerst solide Basis für die Zukunft des Konzerns, hieß es.

Alles in allem dürfte damit die Durststrecke der deutschen Stahlkonzerne allmählich zu Ende gehen. Insbesondere auch die gestern veröffentlichten Zahlen der Beteiligung an Europas größter Kupferhütte Aurubis entwickelt sich weiterhin sehr erfreulich, und zeigt das der Trend in dem Sektor nun wieder allmählich nach oben dreht. Hervorzuheben ist wohl auch dass die Handelssparte von Salzgitter einen wesentlichen Beitrag zu dem Geschäftsergebnis beigetragen hat, was für mich persönlich die Theo unterstreicht dass Stahlhändler wie Klöckner &Co, vorübergehende Marktschwächen am besten abfedern können. Das heute gelieferte Zahlenwerk von Salzgitter, insbesondere der um 300 Millionen Euro deutlich gesteigerte Umsatz, würde ich als solide bezeichnen. Wenn die Stahlpreise nun weiter steigen, dürfte sich dies auch überproportional positiv auf die künftigen Bilanzen des Konzerns auswirken.

Die momentan sehr niedrige Börsenbewertung der Salzgitter AG dürfte nach den Zahlen, und vor allem dem positiven Ausblick bald der Vergangenheit angehören. Hier sollte nun so langsam alles schlechte eingepresst sein und genügend Raum für positive Ãœberraschungen bestehen…Etwas mehr Sorgen muss man sich da wohl als ThyssenKrupp Aktionär machen. Noch immer schreibt der Konzern hohe Verluste, die aus den Stahlwerken in Brasilien und den USA herrühren. Die Verschuldung des Konzerns ist inzwischen auf 6,5 Milliarden Euro angewachsen. Der Verkauf der defizitären Edelstahlsparte an den finnischen Mitbewerber Outokumpu dürfte da kurzfristig wohl nur wenig Entlastung bringen.

Top