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Baltic Dry Index stürzt ab – Arch Coal, Peabody Energy, Alpha Natural Ressources und Consol Energy taumeln

Der Grund für die schwache Performance der Kohleaktien, Arch Coal, Peabody Energy, Alpha Natural Ressources und Consol Energy in den letzte Tagen ist hauptsächlich wohl in zwei Faktoren zu suchen, die für die Branche auch alles andere als günstig sind. Ich hatte ja bereits in den letzten Tagen angedeutet, dass es hier ein paar Belastungsfaktoren gibt, auf die ich nun heute etwas näher eingehen möchte. Als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung eignet sich der so genannte „Baltic Dry Index“, der das Frachtaufkommen für sogenannte „Schüttgüter“ auf den wichtigsten Schifffahrtslinien misst. Hierunter fallen vorrangig Güter wie Kohle, Erze (Eisenerz) und Öl. Seit November sendet dieses Barometer bereits deutliche Signale. Der Baltic Dry Index ist in den letzten drei Monaten regelrecht abgestürzt.

Nun, ich war ja in den letzten Monaten immer der Ansicht, dass wir in Deutschland nicht in eine Rezession abgleiten werden. Insbesondere bei den deutschen Automobilherstellern ist die Nachfrage weiterhin sehr hoch, und auch die jüngsten Daten aus China belegen dass der Absatzmarkt dort wohl noch eine ganze Weile für gute Exportwerte sorgen sollte, wenn auch etwas gedämpfter als gewohnt. Dennoch muss man gerade diesen Index wohl in den kommenden Wochen verstärkt im Auge behalten. Hinzu kommt dass der HARPEX, das Pendant zum BDI der die Frachtraten in der Containerschifffahrt misst, ebenfalls seit Monaten schon deutlich sinkende Frachtraten signalisiert. Genauer gesagt misst der Harper Petersen Charterraten Index die Container-Transportkosten von Fertig- oder Halbfertigwaren, die aus den Rohstoffen, die der Baltic Dry Index misst, hergestellt werden.

Eine mögliche Erklärung der Fachleute für diese Entwicklung ist: In den letzten Wochen sind eine ganze Reihe von Transportschiffen von den Reedereien fertiggestellt worden. Dieses Überangebot drückt jetzt zusätzlich auf den Markt und beeinflusst die Frachtraten weiter negativ. Es ist also nicht zwingend die Nachfrage nach Rohstoffen wie Kohle oder Fertigwaren in den letzten Monaten zurückgegangen. Insbesondere für die Kohlebranche rechnen Marktbeobachter in der nächsten Zeit aber mit weiter fallenden Preisen. Bemerkenswert ist an dieser Stelle wohl auch, dass dieser Effekt noch nicht bei den Stahlproduzenten und Rohstoffkonzernen (Eisenerz) angekommen ist. Es kann sich also somit um ein rein brachenspezifisches Problem handeln. Denn alle oben genannten Aktien der großen amerikanischen Kohleproduzenten notieren nahezu an den Jahrestiefständen, während die Eisenerz-Produzenten sich schon wieder von diesen lösen konnten, ebenso wie die weiterverarbeitende Stahlindustrie.

Dennoch ist die Frage ist nun ob die beiden genannten Indizes bald wieder nach oben drehen werden, und somit die Kohleaktien wahrscheinlich deutlich zu günstig sind, oder ob die Korrektur bei den Kohlewerten sich demnächst auch bei Stahl- und Rohstoffwerten zeigen wird, und somit auch die viel beschriebene Rezession wahrscheinlicher wird? Erst die Quartalszahlen einzelner Branchen zum ersten Quartal des Jahres 2012 werden uns hierzu wohl die notwendigen Daten liefern! Achten Sie also verstärkt auf die Unternehmensdaten aus den genannten Branchen, und beobachten Sie die Entwicklung bei den beiden Indizes, dem Baltic Dry Index und dem HARPEX etwas genauer.

Um das Bild abzurunden habe ich Ihnen hier noch den Chart des Weekly Intermodal Rail Traffic aus den USA eingestellt. Dieser misst, wie man schon vermuten könnte, die Transporttätigkeit aller Eisenbahnstrecken Nordamerikas. Auch hier sehen wir einen herben Einbruch im Januar. Natürlich kann es sich um einen Einmal-Effekt handeln, das sollte nicht vergessen werden. Aber die Summe der Dinge erzeugt schon ein gewisses Bild, und gerade die gesunkenen Eisenbahntransporte widerlegen die Theorie dass es sich hierbei lediglich um Überkapazitäten in der Schifffahrt handelt. Als Anleger sollte man also in den kommenden Wochen etwas vorsichtiger sein. Die Transport Indikatoren notieren inzwischen nahe dem Tief aus dem Jahre 2009, oder sind auf dem besten Wege dahin.

Grundsätzlich muss man also erst einmal davon ausgehen dass sich sowohl der Import als auch der Export deutlich verlangsamt haben könnten. Alle Indizes wären somit auch ein Hinweis darauf sein dass die Wirtschaftstätigkeit Chinas im Moment rückläufig ist. Es werden weniger Rohstoffe und weniger Energie zur Herstellung der Produkte benötigt, und dementsprechend auch weniger Waren exportiert. Das ist nicht unbedingt ein Faktor der für Ihre Aktivitäten in den nächsten zwei Handelswochen relevant ist, aber durchaus einer den Sie bei Ihrer Jahresplanung berücksichtigen sollten. Diese Beobachtung zusammen mit der charttechnischen Situation nahezu aller wichtiger Indizes mahnen zu Vorsicht.

Marktupdate – das Superkomitee und der Supergau

Ein kurzes Marktupdate am Montag Morgen kurz nach Handelseröffnung. Eigentlich war ich für diese Woche ja noch ganz optimistisch, bis dann am Sonntag die Nachrichten über den Ticker kamen, dass sich das Superkomitee des Kongresses in keinster Weise einigen kann. Da war mir schon klar, was die Märkte am Montag machen würden. Die beiden politischen Lager in Amerika blockieren sich gegenseitig und damit auch die Regierung Obama.

Wenn nicht bis Mittwoch noch ein Wunder passiert, werden automatische Kürzungen mit dem Rasenmäher in Kraft treten, die ab 2013 wirken. Die Kürzungen selber sind für die Märkte gar nicht so problematisch. Richtig schlimm ist der nachhaltige Eindruck, dass die komplette westliche Welt nicht mehr in der Lage ist ihre finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen. Dieser Wahrnehmung der Märkte haben wir wohl auch den Absturz heute Morgen zu verdanken. Es macht sich weltweit Ratlosigkeit breit und das ist Gift für die Märkte.

Wir haben nun im DAX nachhaltig die 5700 nach unten durchschlagen und ein GAP im Bereich 5650 von Anfang Oktober geschlossen. Nur ein überraschender Turnaround heute Intraday kann uns da nach meiner Ansicht noch retten. Dieser ist durchaus möglich, sollte er aber nicht kommen, richten sich die Augen wieder auf die Tiefststände. Ich habe meine Long Positionen im Investmentdepot mittlerweile bis auf 40% abgebaut. Im Tradingdepot bin ich kurzfristig Short.

Das Marktsentiment ist aber nun sehr negativ und in einem normalen Markt wäre das als Kontraindikator positiv zu werten. In Anbetracht der unberechenbaren politischen Risiken, hat aber das Sentiment auch nur begrenzte Aussagekraft. Ich habe den Markt aber noch immer nicht komplett abgeschrieben und weiss, dass er durchaus noch das Zeug hat uns diese Woche massiv nach oben zu überraschen. Aber die Luft ist nun verflucht dünn geworden und Vorsicht ist deshalb die erste Bürgerpflicht. Der einzige Bereich für den ich immer noch latent positiv bin ist Gold und Öl.

Was sich da politisch zusammen braut, hat auf jeden Fall alle Ingredienzien für einen perfekten Sturm. Eigentlich habe ich mit dieser Eskalation erst 2012 gerechnet und hatte bis Jahresende noch eine temporäre Beruhigung auf dem Radar. Aber möglicherweise muss ich dieses Drehbuch umschreiben. Ich denke Ende der Woche werden wir es wissen. Bis dahin macht eine Diskussion um Einzel-Aktien herzlich wenig Sinn. Wundern Sie sich also nicht, wenn es hier etwas ruhiger wird, im Moment interessiert nur der Markt als Ganzes. Und der verhält sich heute Morgen wie am Beginn eines Wasserfall-Absturzes. (HS)

PS: Lars geht es gesundheitlich nicht gut, daher ist von ihm im Moment nicht viel zu hören. Und das Marktverhalten trägt nicht gerade zur Genesung bei.

Iran und das Öl – Statoil, Suncor und die Strasse von Hormus

Während die Börsenwelt auf den Euro, auf Griechenland und Italien starrt, hat sich um den Iran eine Entwicklung in Gang gesetzt, die das Potential hat erhebliche Verwerfungen hervor zu rufen.

Eine alte Weisheit sagt aber, dass uns die Dinge vor denen wir uns am meisten fürchten in der Regel nicht umbringen. Vor den Dingen die wir nicht ausreichend auf dem Radar haben, davor sollten wir Angst haben !

In diesem Sinne möchte ich den Lesern mit diesem Beitrag helfen, sich für den Fall „Iran“ in ihren Depots frühzeitig vorzubereiten.

Die politischen Hintergründe muss ich hier nicht wiederholen, die Presse hat das ausreichend beschrieben und ich kann dazu nichts Neues beitragen. Der Iran bastelt offensichtlich an einer Atombombe und Israel kann und will das nicht zulassen. Viele andere arabische Länder wie Saudi-Arabien fühlen sich von der iranischen Bombe ebenso bedroht, trauen sich aber nicht das öffentlich zu artikulieren. Wer mehr über die Hintergründe verstehen will, möge sich in der Presse informieren.

Ich persönlich betrachte es als wahrscheinlich, dass das Thema innerhalb der nächsten 12 Monate eskaliert. Und dabei heisst „eskaliert“ keineswegs, das nun wirklich ein militärischer Angriff erfolgt. Es bedeutet aber, dass es ein heisses Thema wird, das die Welt und damit die Börsen bewegt. Wie wir alle wissen reagiert Mr. Market schon lange bevor etwas real passiert, er muss nur davon überzeugt sein das es möglich oder wahrscheinlich ist.

Und keiner kann sagen wann das genau losgeht, denn gerade wenn es still wird, wird es besonders gefährlich. Denn militärische Angriffe oder Kommandoaktionen kündigt man nicht mit Glockengeläut an. Man sollte sich also nicht einbilden, dass man das konkrete Datum der Eskalation vorhersehen kann und sich dann noch in Ruhe im Depot vorbereiten könnte. Wenn es im Radio kommt und die Börsen darauf regieren ist es schon zu spät ! Man wäre als Anleger also ausgesprochen dumm, wenn man sich nicht heute schon mit den Konsequenzen auseinander setzt.

Aufgrund der Isolierung des Irans in der arabischen Welt könnte man meinen, dass ein derartiger Konflikt ein recht isoliertes Ereignis sein würde. Aber dem ist nicht so ! Denn zwischen Iran und Irak liegt die Strasse von Hormus. Durch diese Meerenge laufen jeden Tag per Tanker 25% der weltweiten Ölproduktion ! Golfanrainer wie Bahrain, Katar oder Dubai sind vollständig von dieser Meeresenge abhängig. Und Iran hat schon angekündigt, dass es diese Strasse im Falle eines Konfliktes schliessen würde. Das ist auch militärisch kein Problem und nicht zu verhindern, ein brennender Tanker reicht und die Meeresenge ist dauerhaft dicht.

Was wären also die Konsequenzen einer derartigen Eskalation für die Börse :

(1) Der Ölpreis würde explodieren. Ein Verdoppelung des Ölpreises auf 200 USD innerhalb eines Tages wäre gut möglich !

(2) Wegen dieses Ölpreises würden konjunkturabhängige Aktien weltweit brutal abstürzen. Egal ob Chemie oder Autoindustrie, eine geschlossenen Strasse von Hormus würde wohl einen weltweiten Crash auslösen. Auch für Unternehmen wie Bauer, mit Exposure im Irak, würde es wohl ein Kursmassaker geben.

(3) In Anbetracht der wackeligen Situation der Weltkonjunktur, würde das den Börsen weltweit den Gnadenschuss geben.

(4) Da Mr. Market das Szenario kennt, wird er mit der Reaktion nicht warten, bis die Strasse von Hormus wirklich geschlossen ist. Sondern schon eine Eskalation der politischen Sprache würde diese Reaktionen des Marktes auslösen. Das Öl im Moment so steigt, liegt schon heute wahrscheinlich an dieser Wahrnehmung.

(5) Gewinner würde es nur wenige geben. Da sind Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin, Gold, AAA Staatsanleihen und natürlich Ölfirmen, aber nur solche, die nicht im Nahen Osten tätig sind. Also Finger weg von Haliburton und Co. !

Um es also noch einmal klar zu sagen: ich rechne damit, dass das Thema innerhalb der nächsten 12 Monate hochkocht und seine Spuren in unseren Depots hinterlässt ! Wie kann man sich also im Depot darauf vorbereiten ?

Gut geeignet sind dafür in meinen Augen Ölunternehmen, die ihre Geschäftsaktivität in politisch stabilen Regionen haben, weit weg vom Nahen Osten. Zwei davon, Statoil und Suncor, will ich Ihnen hier kurz vorstellen um Sie auf Ideen zu bringen.

Das Schöne an diesen Aktien ist, dass der Kauf auch ohne das Iran Szenario im Moment Sinn machen könnte, weil es einfach gute, liquide Unternehmen sind. Und wenn das Szenario von oben eintritt, dann hat man eine automatische Versicherung im Depot.

Statoil – ISIN NO0010096985 – der norwegische Ölkonzern hat seine Hauptaktivitäten in der Nordsee und hat erst vor kurzem mit einem gewaltigen Ölfund in der Nordsee auf sich aufmerksam gemacht. Die Aktie ist zwar schon gut gelaufen, ist aber mit einem KGV von 9 und einer Dividendenrendite von 4,5% immer noch fair bewertet. Eine signifikante Beteiligung des norwegischen Staates gibt weitere Sicherheit. Statoil dürfte von einem drastisch höheren Ölpreis profitieren.

Suncor – ISIN CA8672241079 – der kanadische Konzern ist einer der grössten Spieler im kanadischen Ölsandgeschaft. Auch wenn Ölsande schwer zu fördern und daher teuer sind, sind es die grössten nordamerikanischen Ölvorkommen, denen eine hohe strategische Bedeutung beikommt. Ein hoher Ölpreis wird den Aktienkurs von Suncor daher besonders stark nach oben hebeln. Charttechnisch hat die Aktie Anfang Oktober die Wende eingeleitet und ist mit einem Forward P/E von 9 ebenso fair bewertet wie Statoil.

Es gibt noch viele weitere Ideen die ein Depot auch gegen einen Irankonflikt schützen könnten. Ich fände es schön, wenn die Leser in Kommentaren ihre Ideen einbringen und so uns allen zu einer Auswahl von Aktien verhelfen, mit denen wir diesen absehbaren Crash in unseren Depots gut durchstehen könnten. Ich bin gespannt auf Ihre Vorschläge ! (HS)

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