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Sorglosigkeit und Gier frisst Hirn… und Rendite

Die Rally der letzten Tage war schon beeindruckend! Aber mal ganz ehrlich….ich traue dem Braten nicht! Nicht nur das wir es in dieser Berichtssaison mit durchaus gemischten Daten aus den einzelnen Unternehmen zu tun haben, sondern auch Konjunkturdaten ebenso wie die politische Lage in Korea und Syrien geben Anlass zur ernsthaften Sorge. Dazu kommt noch die offensichtliche Schönfärberei der Wachstumsziele für unser Land und die weiterhin deutlich angespannte Situation in Europa, wonach Spanien rasant weiter abrutscht, Italien politisch gesehen erst einmal handlungsunfähig bleibt und auch Frankreich durch die „geballte Kompetenz“ der Regierung Hollands nun langsam an der Schwelle zur „Rettung“ steht. Die Börsen aber kümmert all dies offensichtlich im Moment wenig. Unbeirrt von den genannten Faktoren – die durchaus Anlass zur Sorge bieten sollten (!) – legt der DAX jeden Tag noch ein Schippchen drauf und gaukelt uns die heile Wirtschaftswelt vor.

Das Argument der Bullen bei der Betrachtung dieser Entwicklung ist immer dasselbe: „Never fight the FED“ Sprich die Geldschwemme der Notenbanken wird weiterhin schon dafür sorgen dass die Aktienkurse stiegen. Das hohe Maß an überschüssiger Liquidität muss irgendwo hin. Nachdem der Anleihenmarkt mit seinen mickrigen Renditen und steigendem Risiko immer uninteressanter wird, der Immobilienmarkt schon deutliche Ãœberhitzungserscheinungen zeigt und Rohstoffe, insbesondere auch Gold und Silber fallen, bleibt ja nicht mehr so viel wo man sein Geld investieren könnte. Diese Argumentation ist also durchaus richtig, aber aus meiner Sicht keinesfalls ein Freifahrtschein, wie so mancher Börsenguru uns glauben machen will. Denn der Erfolg es hängt nicht nur von der richtigen Auswahl der Aktien ab, sondern auch ganz wesentlich vom richtigen Timing.

Ich persönlich halte die aktuelle Situation für brandgefährlich. Sorglosigkeit und Gier scheinen nun vorübergehend die treibenden Kräfte zu sein, die die Kurse erneut in die Höhe treiben… Und das endet erfahrungsgemäß selten gut. Selbstverständlich kann dieser Zustand noch länger anhalten als man denkt und niemand weiß wo das Top sein wird. Man kann teilweise sogar sehr gut nachvollziehen welche psychologischen Kräfte hier gerade am Werke sind, wenn man an die vielen Anleger denkt , die die gesamte Rally seit dem Spätsommer letzten Jahres verpasst haben. Diese konnten nun endlich doch noch auf dem ermäßigten Niveau der letzte Woche einsteigen, und freuen sich nun über die ersten Kursgewinne seit Monaten… Hinzu kam auch dass es eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit dafür gab dass der DAX bereits bei 7.450 Punkten – zumindest zu einer technischen Gegenreaktion – ansetzten würde. Eine Konstellation die auch mich zumindest zu einigen kurzfristigen Trades motiviert hat.

Aber, bei aller Freude über die nochmal gestiegenen Aktienkurse, sollte man nicht übersehen dass diese Bewegung nach wie vor unter eher dünnen Umsätzen stattfindet. Die Rohstoffmärkte sind in den letzten Wochen geradezu geschlachtet worden und konnten von der nun wieder starken Börsenphase nur in einem geringen Umfang profitieren. Der Ölpreis ist weiterhin unter Druck, was ebenfalls auf eine deutliche Abkühlung der Weltkonjunktur schließen lässt, etc. Es gibt vielfältige Zeichen dafür dass die Börsenwelt eben nicht so heil ist wie man uns im Moment vorgaukeln möchte. Werden Sie also nicht übermütig, denn auch dieser Traum könnte schneller platzen als man denkt. Mit kontrolliertem Risiko und reduziertem Einsatz kann man sicherlich noch den ein- oder anderen erfolgreichen Trade in diesen Tagen machen, mehr sollte es aber aus meiner Sicht nun nicht mehr sein!

Meine Beobachtungen in dieser Börsenphase gehen eher in die Richtung dass wir es hier nun höchstwahrscheinlich mit einer klassischen Distributionsphase zu tun haben, in der der Markt in schöner Regelmäßigkeit nach oben gezogen wird, um dann weitere Aktienpakete an den Mann/die Frau zu bringen. Das Verhalten der US Indizes in den letzten beiden Tagen, mit konstanten Zuwächsen über den  Tag und einem Abverkauf in der letzten Handelsstunde ist typisch für eine solche Phase, die nicht selten unmittelbar vor einer deutliche Korrektur der Märkte stattfindet. Sollte der Markt beispielsweise heute an diese letzte Kursbewegung der WallStreet anschließen und tiefer tendieren muss man für die kommende Woche sehr vorsichtig werden!

Ein weiterer Faktor, der eher nachdenklich stimmen sollte, ist  die offensichtliche Manipulation einiger Märkte, wie wir sie zuletzt beim Gold gesehen haben. Das Ganze funktioniert aber eben auch in die Gegenrichtung, und so erklimmen die Indizes, die zuvor eigentlich schon zum Abschuss freigegeben waren, nun plötzlich neue Höhen… Ich halte es also durchaus noch für möglich das beispielsweise der S&P 500 noch neue Hochstände ausbilden könnte, bevor der Markt dann schlagartig in die Gegenrichtung abtaucht. Eventuell haben wir aber auch gestern schon den vorerst letzten gescheiterten Versuch gesehen…wer weiß das schon? Wer sich in dieser Phase unsicher darüber ist wie es nun weiter geht sollte das weitere Vorgehen vielleicht besser auch beim Vermögensberater erkunden bevor vorschnelle Entscheidungen getroffen werden…

Mein Fazit bleibt das gleiche wie schon seit Wochen: Ãœberlegen Sie sich ob es sinnvoll ist auch noch den letzten Euro aus diesem heiklen Markt herauspressen zu müssen und ob das erhöhte Risiko noch in einer gesunden Relation zu dem zu erwartenden Gewinn steht… Ich für meinen Teil schaue mir das Treiben nun erst einmal von der Seitenlinie an, bzw. habe gestern zu 7.844 Punkten meinen ersten ernsthaften Short auf den DAX aufgebaut…!

DAX Kursziele und Unterstützungen im Blick !

Unsere letzte Newsletter Ausgabe klang wohl etwas zu optimistisch, wie ich so mancher Email entnehmen konnte. Deswegen möchte ich hier noch einmal ganz kurz darauf eingehen, damit nicht der Eindruck entsteht ich würde die Welt nun durch die rosarote Brille betrachten. Ich bin positiv für das Gesamtjahr, diese Aussage kann ich ohne Bedenken treffen, und ich würde mal behaupten das wir im Börsenjahr 2012 noch höhere Kurse oder Indexstände sehen als heute. Mittelfristig sieht mein persönliches Bild schon etwas weniger rosig aus. Ich rechne noch einmal mit einem deutlichen Rücksetzer, bevor es dann zum Jahresende stabil nach oben gehen kann. Ab dem Frühjahr und bis in den Sommer hinein sollte es wieder deutlich schwieriger werden an der Börse Geld zu verdienen. Ich hatte ja mehrfach darüber berichtet, warum ich dieser Ansicht bin…

Kurzfristig hingegen bleibe ich verhalten optimistisch. Der Trend ist intakt, und der Markt hat immer Recht. Es ist einfach nicht sinnvoll sich dagegen zu stellen, auch wenn man den plötzlichen Sinneswandel der Anleger nicht unbedingt nachvollziehen kann. „Never fight the FED“ bleibt das Motto der kommenden Wochen. Solange massiv Liquidität in den Markt gespült wird stehen die Chancen für weiter steigende Aktienkurse einfach besser als für dramatisch fallende Kurse. Der DAX hat jetzt aus charttechnischer Betrachtung durchaus das Potenzial bis auf 7.000 Punkte anzusteigen. Dies war das Ausgangsniveau des vorangegangenem Absturzes im Sommer 2011. Bei dem Projektionziel von 6.830 Punkten und der Oberkante des aktuellen Trendkanals bei 6.898 Punkte liegen auf diesem Weg noch weiter Hürden, die es zu überwinden gilt.

Auch eine Korrektur, die natürlich jederzeit losgehen kann, sollte eher vernünftig und kontrolliert ablaufen, und nicht erneut Wasserfall-ähnlich. Aber ich möchte Ihnen natürlich noch die möglichen Kursziele im Falle einer nachgebenden Börse nennen, denn man soll ja immer beide Varianten im Auge behalten. Die nächsten Unterstützungen beim DAX liegen bei 6.735 Punkte und 6.682 Punkte, eine weitere Unterstützungszone findet man im Chart zwischen 6.610 und 6.570 Punkte. Bei 6.546 Punkte verläuft der Aufwärtstrend-Kanal, diese Marke sollte tunlichst nicht unterschritten werden. Ab 6.350 Punkten, muss man sich dann wieder ernsthafte Gedanken machen, unter 6.322 Punkten droht eine stärkere Korrektur, denn hier verläuft die 200-Tage-Linie. Eine weiter Unterstützungzone findet man dann erst wieder im Bereich 6.170 bis 6.200 Punkten.

Ich gehe aus heutige Sicht davon aus das wir alle genannten Kursmarken in diesem Jahr noch einmal sehen werden. Die Frage ist eben nur wann, und in welcher Reihenfolge…In diesem Sinne, Happy Trading!

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