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ThyssenKrupp – Wer versteht das noch?

Einer der stärksten Werte ist zum heutigen Handelsbeginn die ThyssenKrupp Aktie, was einen zumindest angesichts der äusserst angespannten Nachrichtenlage doch verwundern darf. Noch immer konnte kein Käufer für die beiden defizitären Stahlwerke in Amerika gefunden werden. Die Konzernführung hatte einmal einen Abschluss der Verhandlungen für Ende Mai angepeilt, jedoch ist auch dieser Termin nun ergebnislos verstrichen. Und so steht zu befürchten dass dieser Klotz am Bein weiterhin bestehen bleibt und den Konzern auch zweiten Halbjahr 2012/2013 mit ca. 683 Millionen Euro belasten wird.

Nur um es mal festzuhalten…selbst wenn die beiden Werke verkauft werden, heißt das noch lange nicht dass ThyssenKrupp damit wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Lediglich die Neuverschuldung des Konzerns könnte damit dann deutlich zurückgefahren werden. Auch operativ betrachtet hat der Stahlriese zuletzt einen Umsatzrückgang von 14 Prozent in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres auf ca. 20 Milliarden Euro verkraften müssen. Das Ergebnis ist dabei deutlich von 733 auf 470 Millionen Euro zurück gegangen…! Der weltweite Stahlmarkt insgesamt bleibt weiterhin angeschlagen, sodass auch von dieser Seite in nächster Zeit nicht allzu viel Gutes zu erwarten ist.

Mit der heutigen Meldungen, dass die Bundesregierung auf eine schnelle und umfassende Schadensbegleichung beim sogenannten Schienenkartell-Skandal pocht, kommen weitere Belastungsfaktoren auf den Konzern zu. Insgesamt sollen sich die Strafzahlungen auf ca. 850. Millionen Euro für alle Beteiligten Unternehmen belaufen. Welcher Anteil hier auf ThyssenKrupp zukommen wird kann noch nicht abschließend gesagt werden, aber er dürfte wohl eher einen größeren Anteil an der Gesamtsumme einnehmen.

Am Ende muss ThyssenKrupp all die Sünden der älteren und jüngeren Vergangenheit irgendwann wohl von den Aktionären begleichen lassen, indem eine Kapitalerhöhung durchgeführt wird. Zumindest ist das der einhellige, und auch sehr naheliegende, Tenor der Fachpresse. Eine deutliche Verwässerung der aktuellen Anteile wäre damit wohl in naher Zukunft höchstwahrscheinlich. Wie hoch diese dann tatsächlich ausfallen würde, kann zum jetzigen Zeitpunkt aber ebenfalls niemand beziffern. Alleine die realistische Möglichkeit einer solchen Kapitalmaßnahme ungewissen Ausmaßes, sollte einem verantwortungsbewusstem Anleger aber schon leichte Schweißperlen auf die Sirn treiben.

Die Frage, die ich mir an diesem Punk wirklich ernsthaft stelle, ist….warum kaufen Menschen unter diesen Voraussetzungen die Aktie dieses Konzerns? Und warum gehört ausgerechnet ThyssenKrupp seit April mit zu den stärksten Werten im DAX, und liegt auch heute wieder weit vorne?

Und wiedermal stelle ich fest ….Ich verstehe Börse manchmal auch nicht mehr, wie so oft in letzter Zeit! Es kann doch nicht nur an den vollmundigen Analystenkommentaren in den letzten Tagen liegen, oder..?

US Schuldenstreit – es bewegt sich was!

An diesem Wochenende erscheint der Marktbericht etwas später als gewohnt weil ich bewusst noch darauf gewartet habe das es Neuigkeiten aus den USA gibt. Nach ersten Berichten scheint sich nun eine Einigung in der letzten Minute ergeben zu haben, und somit scheint das Szenario auf das ich gesetzt habe aufzugehen. Laut US Medienberichten einigten sich die Verhandlungsführer nun auf eine Rahmenvereinbarung die einen Umfang von 3 Billionen Dollar haben soll. Die Schuldenobergrenze soll angehoben werden und weitere Maßnahmen bis nach der Wahl im Jahr 2012 verschoben werden.

Insbesondere dieser Punkt ist wichtig weil sich Präsident Obama damit zumindest teilweise durchgesetzt hat und nun nicht befürchtet werden muss das die Republikaner diesen Umstand für den nächsten Wahlkampf missbrauchen können – zumindest wohl nicht in dem Umfang wie es wohl offensichtlich geplant war. Letztlich würde ein solches Abkommen die Position Obamas wieder stärken, und vor allem Schlimmeres verhindert werden. Die Anhebung der Schuldenobergrenze von derzeit 14,3 Billionen US Dollar soll dennoch in zwei Schritten passieren, wobei der US Präsident bei der zweiten Erhöhung dann nicht mehr auf den Kongress angewiesen sein soll.

Steuererhöhungen enthält das geplante Maßnahmenpaket laut Medienangaben nicht, im Gegenzug war von sofortigen Einsparungen in Höhe von ca. einer Billion Dollar jährlich die Rede. Weitere Einsparungen beim US Haushalt in ähnlicher Höhe würden in Kürze beschlossen, hieß es weiter. Bislang sind diese Aussagen alle noch nicht offiziell bestätigt worden. Der Kongress tagt weiter. Heute gegen 19 bis 20 Uhr werden erste konkrete Ergebnisse erwartet. Man darf also durchaus gespannt sein.

Letztlich sind die Einzelheiten dieses Kompromisses – zumindest für die akute Situation in der er es eine internationale Katastrophe zu verhindern gilt – gar nicht so entscheidend. Wie ich ihnen in der vergangenen Woche bereits geschrieben hatte geht es, ähnlich wie in Europa, darum überhaupt eine Lösung zu finden und sich somit aus einer politischen Krise zu befreien. Dies scheint nun offenbar gelungen zu sein und die Börsen sollten das in der kommenden Woche entsprechend honorieren. Auch wenn ich nicht dazu neige mich zu früh zu freuen sondern auf die harten Fakten warte bin ich nun etwas entspannter 🙂

Natürlich würde ich mir wünschen das nun auch seitens der Ratingagenturen etwas Schützenhilfe kommt, und man in den kommenden Tagen oder Wochen auf weitere Herbstufungen verzichtet um den Finanzmärkten die Gelegenheit zu geben sich wieder zu stabilisieren. Die Berichtssaison läuft weiter auf Hochtouren, und auch in der komemnden Woche sind wieder einige spanndende Ergebnisse von amerikanischen und deutschen Unternehmen auf der Agenda. Bleibt also zu hoffen das man sich in den USA heute wirklich noch einigen kann, damit wir uns alle wieder auf das Wesentliche konzentrieren können.

Die Bankenewerte, die sich bereits am Freitag stark präsentiert haben dürften von dieser Entwicklung profitieren, denn nichts ist an der Börse so schädlich wie die Ungewissheit! Dieser „Risikofaktor“ scheint nun vorerst gebannt zu sein. Weiterhin gut laufen sollten auch die Automobilaktien die zusätzlich in dieser Woche Unterstützung von den BMW Zahlen bekommen. Technologiewerte sehe ich ebenfalls deutlich erholt. Bei Pharmawerten und anderen eher konservativen Investments wäre ich hingegen eher vorsichtig. Für die deutsche Pharmaindustrie gab es schlechte Nachrichten aus Griechenland. Medienberichten zufolge ist zu befürchten das deutsche Pharmawerte im Zuge der Sparbemühungen Griechenlands wohl auf Forderungen im Gesamtwert von 1,2 Milliarden Euro verzichten müssen…

In diesem Sinne wünsche ich ihnen allen eine erholsame und erfolgreiche Börsenwoche! Alles weitere sowie Trading Updates und berichte zu den einzelnen Aktien können Sie dann wie gewohnt auf Investors Inside lesen.

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